Die Lehrer-Lawine
Also nicht im Sinne von „ganz viele Lehrer“, sondern im Sinne von „Lawineneffekt, mit dem die Lehrer wegrutschen“.
Die WELT beschreibt, wie prekär die Situation bei Lehrern gerade ist, welche Knappheit an Lehrkräften besteht: Das ganze Ausmaß des Unterrichtsausfalls und die düstere Prognose
Eigentlich nichts Neues von der Frontkriegsberichterstattung.
Doch ein Detail fällt mir da auf:
In Berlin haben gerade Tausende Lehrer drei Tage lang die Arbeit niedergelegt – zum Streik Nummer 15 binnen zwei Jahren.
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Die Streiks werden sogar vom Landeselternausschuss begrüßt: „Lärm, Stress, Konflikte, all das wird mehr, je größer die Klasse wird“,schrieben die Elternvertreter in einer Mailaktion an den Senat. Sie sorgen sich vor allem um die Unterrichtsqualität – zu Recht: Beim bundesweiten Vergleichstest „Vera 8“ scheiterten in diesem Jahr sechs von zehn Berliner Achtklässlern an simpelsten Deutschaufgaben, in Mathematik erfüllten beim Thema Messen 77 Prozent nicht mal die Mindeststandards.
Trotzdem sagt die Verwaltung konsequent „nein“ zu kleineren Klassen. Schon jetzt fehlten 700 Lehrer, daher würden die Lücken nur weiter aufgerissen und noch mehr Unterricht ausfallen, wehrt Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) ab.
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Nicht nur in der Hauptstadt verhärten sich die Fronten in der Bildungspolitik zusehends. In Baden-Württemberg müssen Referendare ab dem kommenden Schuljahr eine Stunde mehr unterrichten, und nur wenige Wochen nach Ferienende hat aktuell bereits jede zweite Grundschule sogenannte MAU-Stunden angeordnet; dabei dürfen diese Zusatzstunden Lehrern eigentlich nur im Notfall abverlangt werden, wenn alle anderen Möglichkeiten wie die Krankheitsreserve oder die Aufstockung von Teilzeitkräften ausgeschöpft sind.
Lehrerverbände sind entsetzt: „Wenn bereits zum Schulstart jede zweite Grundschulleitung nicht auf die Anordnung von Mehrarbeit verzichten kann, wird klar, wie prekär die Lage ist“, sagt Gerhard Brand, Bundeschef sowie baden-württembergischer Landesvorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung (VBE). Laut einer gerade veröffentlichten VBE-Umfrage an 1000 baden-württembergischen Schulen ist vielerorts derzeit kein Regelbetrieb möglich.
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Und die Lage droht sogar noch schlimmer zu werden. Kürzlich legte die Kultusministerkonferenz (KMK) eine Prognose vor, wonach die Schülerzahlen schon kurzfristig deutlich stärker steigen werden, als bisher angenommen. Für 2035 rechnet die KMK nun mit zwölf (aktuell: knapp elf) Millionen Schülern in Deutschland, das sind 300.000 mehr als 2022 prognostiziert.
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Dieser ohnehin bedrückenden Perspektive stellen der Verband Bildung und Erziehung und der Bildungsforscher Klaus Klemm eine noch sehr viel pessimistischere Aussicht gegenüber. Denn die Kultusminister gehen davon aus, dass 2035 etwa 24.000 Lehrkräfte fehlen.
Das sieht aber nicht nur düster aus. Das führt zu einem Lawineneffekt. Denn je überlasteter die Lehrer sind, desto weniger neue ergreifen den Beruf und desto mehr schmeißen in, indem sie kündigen oder sich dauerhaft krank schreiben lassen oder irgendsowas. Psychische Erkrankungen wird man ihnen kaum abstreiten können, und die müssen ja nur irgendwas von Messern und Stress, wenn sie der Klasse den Rücken zudrehen, erzählen, und so weiter.
Und je mehr Lehrer dann fehlen, umso höher wird die Belastung für die anderen und der Druck, auch zu gehen. Lawineneffekt.
Da wird in Kürze das Schulsystem zusammenbrechen, und es wird nur noch ein paar wenige überteuerte Privatschulen geben. Und für die, die sich die Privatschule nicht leisten können, gibt es dann noch die Koranschule.
Das dauert dann noch ein paar Jahre und dann wird „Fachkräfte“ Leute meinen, die lesen können und mindestens zwei der vier Grundrechenarten voneinander unterscheiden können.