Voll verhonkt: Der Provinzflughafen BER
Ist das alles so lächerlich.
Da wollte die Politik in Großmannssucht einen internationalen Flughafen in Berlin bauen, hat jahrelange Verzögerungen verursacht, weil man wollte, dass auch A380 in Berlin landen können und sollen. Und selbst heute noch ist der BER ein effektiv bedeutungsloser Regionalflughafen – und damit eigentlich ein Provinzflughafen.
Ich ärgere mich ja auch jedesmal, wenn ich da abfliege oder ankomme.
Beim Abfliegen stört mich, dass man Lebensmittel im Sicherheitsbereich in Terminal 2 nur vor der Passkontrolle kaufen kann. Ist man erst einmal durch die Passkontrolle durch, gibt es kein Zurück und keinen Zugang zu Lebensmitteln mehr. Sie haben nicht einmal genug Sitzplätze für alle Passagiere, weil irgendwer beim Planen zu doof war, mal zu googeln, wieviele Leute eigentlich in so einem Flugzeug sitzen. Toiletten zu klein. Strom gibt es auch nicht oder nur oben im langen Gang.
Die Ankunft ist auch ein ziemliches Chaos. Dauert manchmal ewig, und dann muss man erst die Treppe hoch, um danach wieder die Treppe runter und die Passkontrollen dauer ewig, weil die Kontrollmaschinen – naja, Made in Germany eben. Als ich das letzte Mal ankam, sah ich allerdings, dass auf dem Gang – noch nicht in Betrieb – modernere, einfacherere Passkontrollsysteme wie in anderen Ländern stehen, die man dann entlang des Ganges aufstellt und deutlich mehr von den Dingern hat, als die bisherigen vier. Anscheinend gibt man wegen evidenten Scheiterns auch dort das Rumgedeutsche auf.
Die BZ beschreibt, dass der BER so gerne ein wichtiger Flughafen wäre, es aber einfach nicht wird, weil es vorne und hinten nicht klappt. Die Fluglinien bauen nicht nur keine Fern- und kaum Mittelstrecken auf, sondern bauen sie im Gegenteil auch eher ab, weil man hier die Flugzeuge nicht voll bekommt, und das nicht rentabel ist. Dazu kommen die viel zu hohen Flughafengebühren und die miserablen Zustände.
Berlin bleibt weitgehend abgekoppelt von der Welt. Die Langstrecken fehlen. Nur fünf (!) Verbindungen führen vom BER über die europäischen Grenzen hinaus. In London sind es 138, in Paris 103. Wer aus Asien, Afrika oder Amerika nach Berlin kommen will, der muss umsteigen.
Jetzt wurde bekannt, dass United Airlines sogar die Verbindung nach Washington nicht wieder aufnimmt, die seit diesem Frühjahr im Sommerflugplan steht.
In einer aktuellen IHK-Umfrage bemängelten zwei von drei Unternehmen in der Region, dass es zu wenige internationale Flüge gibt. Das schade dem Geschäft und bremse das Wirtschaftswachstum in Berlin und Brandenburg
Der Berliner Senat und die Landesregierung Brandenburg beschlossen deshalb am 3. November bei einer Krisensitzung in Potsdam, „sich gemeinsam für eine bessere internationale Anbindung (Konnektivität) der Hauptstadtregion und Ostdeutschlands über den Flughafen BER Willy Brandt einzusetzen“.
Sie stellten fest, dass „die Wirtschaftskraft der Hauptstadtregion“ wachse und behaupteten, dass deshalb die Nachfrage nach internationalen Flugverbindungen zunehme.
Dem widersprach Michael Engel, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Fluggesellschaften: „Die Nachfrage und damit das Potenzial, Langstreckenflüge wirtschaftlich sinnvoll auszulasten, ist in der Hauptstadtregion nicht groß genug.“
Zusätzlich zu den mickrigen Verbindungen schlägt am Berliner Flughafen auch noch das Nachtflugverbot ins Kontor: Flüge, die nach 23 Uhr landen, brauchen eine Ausnahmegenehmigung, nach 24 Uhr bekommen sie gar keine mehr und werden umgeleitet.
Das kann zu grotesken Umwegen führen: Am 13. September 2023 flog eine Easyjet-Maschine aus Teneriffa (EJU5114) mit dem Ziel Berlin weiter nach Poznan in Polen, weil sie es bis Mitternacht nicht nach Berlin geschafft hatte.
Von Poznan wurden die Passagiere mit Bussen über eine Strecke von knapp 300 Kilometern nach Berlin gefahren und kamen morgens am 14. September gegen sechs Uhr hier an. Unter ihnen befanden sich viele Familien mit kleinen Kindern.
Toll.
Und die schaffen es nicht einmal, Flugzeuge richtig aufzutranken.