Von wegen Digitale Rechnungen
Ja, ja, schon. Aber nicht so.
Einige schreiben mir gerade, dass es digitale Rechnungsformate doch schon gibt. Zugferd, Xrechnung und so weiter.
Ja, weiß ich, habe ich auch schon beschrieben, beispielsweise hier und hier und hier (im Leserkommentar, Artikel von 2014!).
Nutzt mir aber alles nichts, wenn ich es nicht bekomme. Digitale Rechnungsformate sind nämlich nur dann vorgeschrieben, wenn sie an den Staat gehen. Für sich selbst will der Staat das nämlich schön automatisiert haben. Dem Bürger überlässt er dagegen einen Haufen Arbeit, damit der nicht so viel von der Steuer absetzt.
Manchmal frage ich mich, ob Dorothee Bär als Digitalministerin, die ja nur von Flugtaxis faselte und im engen Latex-Dress auf irgendeine Spiele-Veranstaltung ging, unbemerkt so unfähig war, oder ob man die mit Absicht auf den Posten gesetzt hat, damit die ein bisschen schwafelt und was für die Kamera macht, bisschen Digital-Zeitungsschlagzeile, aber ganz sicher nichts macht, schon allein um das „Ressort-Prinzip“ zu wahren, diesen alles lähmenden Föderalismus schon in der Bundesregierung. Jeder Schritt in Richtung Digitalisierung wird so vereitelt, weil man, egal was man macht, immer in irgendeine Zuständigkeit eines anderen Ministers eingreift.
Nun wäre das ja grundsätzlich nicht so schlimm, wenn die zusammenarbeiten, wenn die kooperieren würden. Wie Kollegen in einer Firma.
Das geht aber nicht, weil man ja Koalitionen hat, in denen die Ministerposten auf verschiedene Parteien verteilt werden und jede eifersüchtig darüber wacht, dass nur keiner von der anderen Partei sich in die eigene Zuständigkeit einmischen könnte.
Und deshalb wird es nichts, auch wenn wir längst Formate für digitale Rechnungen haben.
Ein Leser gibt allerdings zu bedenken:
eRechnungen bald verpflichtend in der EU
Sehr geehrter Herr Danisch,
wie mehrmals täglich habe ich heute nach dem Aufstehen neue Beiträge in Ihrem Blog gelesen und danach online ein wenig in aktuellen Meldungen zum Untergang gestöbert. Dabei bin ich auf einen Artikel gestoßen, der mich sofort an Ihren neuesten Beitrag “Himmel Herrgott Sakkra!”erinnert hat.
Zitat:”Geregelt wird auch ein papierloses Rechnungssystem, in dem Unternehmen digital ihre Transaktionen dokumentieren müssen. Wohlgemerkt: MÜSSEN, die sogenannte „eRechnung“ soll verpflichtend sein. Auf EU-Ebene ist die Einführung eines elektronischen Meldesystems ab dem Jahr 2028 geplant – die deutsche „eRechnung“ soll schon ab 2025 gelten und ein Vorläufer des europaweiten Systems geben.”
Hier der Link:
Na das wird ja ein Spaß werden, vermutlich leider ein sehr teurer.
Da steht:
ABER: Ein kleines Detail in dem Gesetz aus dem Haus von Finanzminister Christian Lindner (FDP), das die Ampel als Beitrag zu „Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit für die Unternehmen“ verstanden wissen will, lässt aufhorchen. Geregelt wird auch ein papierloses Rechnungssystem, in dem Unternehmen digital ihre Transaktionen dokumentieren müssen. Wohlgemerkt: MÜSSEN, die sogenannte „eRechnung“ soll verpflichtend sein. Auf EU-Ebene ist die Einführung eines elektronischen Meldesystems ab dem Jahr 2028 geplant – die deutsche „eRechnung“ soll schon ab 2025 gelten und ein Vorläufer des europaweiten Systems geben.
400.000 Unternehmen könnten von der Klausel betroffen sein.
Da muss man auf die Feinheiten achten. Da steht Rechnungen dokumentieren, nicht stellen. Sie müssen sie also für das Finanzamt, für Steuerprüfungen digital haben. Von der Rechnungsstellung gegenüber dem Kunden steht da so direkt nichts.
Im Gegenteil:
Für Privatpersonen ändert sich nichts. Wenn Geschäftspartner aber untereinander Rechnungen ausstellen und einer der Partner einen Jahresumsatz von 800.000 Euro oder mehr macht, MUSS die Rechnung digital ausgestellt werden und perspektivisch in das System einlaufen. Dieses Kriterium traf 2021 in Deutschland auf mehr als 400.000 Firmen zu. Es geht also nicht um die Rechnungshöhe, sondern um das Finanzvolumen EINES Geschäftspartners.
Heißt im Klartext: Im Business-to-Business-Bereich landet im Zuge des Wachstumschancengesetz jede Rechnung größerer Firmen automatisch in staatlichen Sphären. Das ist eine Form der Wirtschafts-Überwachung inklusive perfekter Dokumentation, die aus einem FDP-Ministerium mehr als bemerkenswert ist.
Da geht es nur um staatliche Überwachung und Steuereintreibung.
Da steht nichts davon, dass dem Bürger die Steuererklärung vereinfacht werden soll.
Das heißt, dass man die digitale Rechnung nur da will, wo sie die Steuereinnahmen erhöht, weil man die Umsätze von Firmen besser überwachen kann. Man will sie nicht da, wo sie die Steuereinnahmen senkt, weil der Bürger leichter und umfangreicher Ausgaben von der Steuer absetzen könnte.