Ansichten eines Informatikers

Lieber von Hand oder doch besser am Rechner verunstalten?

Hadmut
3.1.2013 19:47

Zwischendurch mal wieder was zur Fotografie.

Was ist eigentlich die bessere Methode, um Portraits vom Normalzustand wegzukriegen?

Macht man es besser am Computer, so wie Cristian Girotto und Quentin Curtat, die Erwachsene so verbiegen, bis sie wie Kinder aussehen? (Und was genau macht man da eigentlich alles? Was genau macht das Kindchenschema aus? Große Augen allein sind’s ja nicht. Kindliche Körperproportionen, großer, runder Kopf, dicke Bonbon-Lippen, dicke Bäckchen, dünner Oberkörper, Brust weg, Muskeln weg, … ich würd’s nicht hinkriegen.)

Oder macht man es lieber in der Realität, so wie Wes Naman, der aus Gesichtern Real-Karrikaturen macht?

3 Kommentare (RSS-Feed)

TV
3.1.2013 22:23
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“Lieber von Hand oder doch besser am Rechner verunstalten?”

Es ist schon besser in dieser Reihenfolge 😉
Interessante Bildverfremdung bei http://www.cristiangirotto.com/39828/907549/portfolio/lenfant-exterieur

Bildbearbeitung mit der heutigen Technik ist eine Bereicherung der Fotowelt.


L’ Enfant Extérieur ist auf jeden Fall eine geniale Retusche-Arbeit. Wow. Aus guten/sehr guten Fotos lässt sich damit halt noch mehr zaubern. Vom Ergebnis her spricht mich die digitale Bearbeitung mehr an, als die Klebebandkunst. Kunst und künstlerisch sind wohl beide Wege.

Die Frage »besser« finde ich hier allerdings unmöglich zu beantworten. Das ist wie »Was ist besser? 1 kg Äpfel oder ein 1 kg Birnen?«


Ursula
4.1.2013 15:54
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Ich denke, es gibt keine “bessere Methode”. Beide Beispiele arbeiten eine bestimmte künstlerische Idee aus. Sowohl das Verfremden Erwachsener zum Kinderportrait als auch das Verformen mittels Tesafilm erschaffen ungewohnte Ansichten. Da gibt es sicher tausend weitere Ideen – man muss sie nur haben.

Das Klebebild finde ich übrigens nur mäßig originell. Als Teil einer Reihe könnte es aber durchaus interessant sein, weil man da über viele Einzelbilder hinweg Variationen herausarbeiten kann, was im Zusammenhang betrachtet eine Art ideeller Textur und damit eine zusätzliche künstlerische Ebene schafft.

Kindliche Körperproportionen, dünner Oberkörper, großer, runder Kopf … klar. Aber auch wichtig: dünner Hals. Was passiert, wenn der Hals zu breit gerät, kann man gut bei diesem Bärtigen sehen, er sieht eher wie ein Kleinwüchsiger aus als wie ein Kind.

Große Augen, dicke Bäckchen … ja, aber vor allem die Proportion des Kopfes: großer Ober- und Hinterkopf, kleine, stupsige Nase, relativ kleiner Mund und kurzes Kinn. Bei dieser Lady z.B. sind die kindlichen Proportionen nicht so gut gelungen, trotz ihrer Pippi-Langstrumpf-Attitüde wirkt ihr Gesicht ziemlich erwachsen.

Auch wichtig: eine absolut glatte, fast durchscheinende Haut und klare Augen.

Spannend finde ich, wie weit das Merkmal Bart in ein Kindergesicht integrierbar ist. Da es vergleichsweise viele Beispiele gibt, dürfte dieser Aspekt auch den Künstler sehr interessiert haben. Insgesamt finde ich die Wirkung desto kindlicher, je überzeugender die übrigen Anteile des Kindchenschemas “funktionieren”. Generell scheint es einfacher zu sein, wenn der Bart noch viel Haut sehen lässt.

Andererseits spielt auch der Gesichtsausdruck eine entscheidende Rolle. Die Trotzkopfhaltung dieses “Jungen” lässt den dichten Bart fast vergessen, der Eindruck ist insgesamt sehr kindlich.

Überhaupt scheint mir, dass die kindliche Wirkung desto überzeugender ist, je typischer ein Gesichtsausdruck und eine Kopfhaltung für ein Kind und je untypischer gleichzeitig für einen Erwachsenen sind.

Ein Vergleich Original vs. Verfremdung wäre sicher auch interessant …