Eine Mohn- und eine Nussschnecke

Oh, Leute, ich will nicht mehr.

Ich war heute mal wieder in der Stadt.

Mache ich in letzter Zeit selten, und wenn, dann zu Fuß, bleibe in den Bereichen, die ich zu Fuß erreichen kann (und das ist ja hier einiges). Früher bin ich in Berlin sehr viel U-Bahn gefahren, aber ich habe mir das ziemlich abgewöhnt. Weil ich ja auch kein Jahresabo mehr habe, aber eben auch, weil die U-Bahn in Berlin immer problematischer wird. Man will das nicht mehr so, U8 ist schon schwierig, grenzwertig, dubios, untergründig.

U2 ist noch halbwegs zivil, aber instabil, da waren ja die Gleise abgesackt.

Heute musste ich aber wohin, etwas weiter weg, und es war mir zu kalt, hinzulaufen, obwohl ich – allerdings mit warmer Unterbrechung – eben zurückgelaufen bin.

Als ich also vorhin auf dem Hinweg zur U-Bahn ging, kam ich an einer Bäckerei verbei, an der ich früher gern gekauft habe, wenn ich dort abfuhr. Und hatte einen Mordshunger, weil noch nichts gegessen. Also rein.

Aber, ach.

Es war früher Abend, und nichts von dem, was ich sonst da kaufe, war noch da, fast alles weg.

Also wählte ich aus dem kümmerlichen Rest, den sie noch in der Auslage hatten, eine Mohn- und eine Nussschnecke. Und habe nicht auf den Preis geachtet. Hat mich nicht interessiert. Habe nicht hingeguckt. Und hatte auch die Brille nicht auf, weil weggepackt, damit sie nicht beschlägt, wenn man ins Warme kommt.

„5 Euro.“

Ich dachte, ich hätte mich verhört, weil ich die Brille nicht auf hatte. Sie müsse wohl 3 gesagt haben.

Wieviel?

Sie: „5 Euro“, diesmal in einem Ton, der ohne jeden Zweifel belegte, dass es ihr nun peinlich war, aber nicht klar werden ließ, ob ihr der Preis, oder dass ich so vernehmlich laut vorwurfslastig gefragt hatte, ich als Kunde peinlich war.

Liebe Güte.

2,50 Euro kostet so eine lumpige Schnecke inzwischen. Und dabei sind Mohn und Nussfüllung sehr dünn und geizig aufgebracht.

Dieses Land fertig.

Früher ist man zum Tanken nach Polen gefahren. Heute fährt man zum Essen nach Polen.