Die Erklärung zum Zoetrop
Beachtliche Erklärungen zum Blogartikel über das Zoetrop.
Einige Leser schrieben, dass der Stroboskop-Effekt bereits durch moderne Lampen, die keine altmodischen Glühlampen sind, hervorgerufen werde und das Ding wohl ohne künstliches Licht auskomme.
Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Den Stroboskop-Effekt gab es tatsächlich bei Leuchtstoffröhren und frühen LED-Lampen. Könnt Ihr einfach ausprobieren, indem ihr irgendeine Leiste – Lineal oder sowas, eigentlich reicht die Hand mit den Fingern – schnell vor dem Auge hin- und herwackelt. Macht Ihr das vor einem Computerbildschirm, kann man einen deutlichen Stroboskop-Effekt sehen, weil die Finger trotz schnellen Wackelns stellenweise stehend erscheinen. Macht man das aber unter LED-Lampen, ist der Effekt viel schwächer, oder teilweise auch gar nicht sichtbar, weil – zumindest neuere – LED-Lampen kleine Schaltnetzteile haben, die inzwischen, habe ich mal irgendwo gelesen, nicht deutlich schneller als herkömmliche Schaltnetzteile schalten. Ich bin mir nicht sicher, aber früher lagen wie wohl bei um die 400 Hz, inzwischen zumindest die kleinen im kHz- und zig-kHz-Bereich. Damit reichen auch kleine Kondensatoren zum Glätten. Selbst wenn der Stroboskop-Effekt dann nicht ganz weg ist, sind die Frequenzen zu hoch, und vor allem zu unterschiedlich, als das man en Zoetrop dafür bauen könnte, weil man sich eben nicht mehr auf die 50Hz verlassen kann. Schon bei 50Hz war das schwierig, weil manche Lampen nur eine Halbwelle nutzten, also 50Hz blinkten, und manche beide, also 100 Hz.
Mir war etwas anderes aufgefallen. Nämlich dass der Filz unter den Figuren so seltsam sprunghaft ist und die Figuren so scharf aussehen. So einen Effekt erreicht man in Natura nur mit einer Stroboskopblitzlampe, wie eine Zündzeitpunktlampe für das Auto, oder mit sehr guten Kameras. Denn wenn man das Ding mit 50 oder 60 Bildern pro Sekunde aufnimmt, ist das Bild normalerweise von der Bewegungsunschärfe verwischt. Nur bei professionellen Digitalkameras kann man, wie früher bei den analogen Filmkameras, den Blendenwinkel der Umlaufblende einstellen. Also quasi die Belichtungszeit. Um beispielsweise zwar 60 Bilder pro Sekunde aufzunehmen, die aber mit einer 1/1000 Sekunde. Man könnte quasi sagen, die Schlitzbreite beim Zoetrop, wenn dieses Zoetrop einen hätte.
Zoetrope auf Film aufzunehmen ist nämlich gar nicht so einfach, dazu braucht man Equipment:
Wie aber schaffen die es, dieses Zoetrop so stabil aufzunehmen, dass das nicht wackelt? Und diesen Stroboskopeffekt zu erreichen? Haben die eine sehr professionelle Kamera mit viel Licht eingesetzt? Oder hatten die eine Stroboskopblitzlampe, die genau mit der Kamera synchronisiert war?
Und wie haben die es dann auch noch geschafft, die Figuren innen zu beleuchten? Von unten?
Die Antwort ist: Gar nicht.
Das ist kein echtes Video. Das ist CGI-erzeugt. Und da kann man natürlich machen, was man will. Es ist übrigens der Katzenbus aus dem Film https://de.wikipedia.org/wiki/Mein_Nachbar_Totoro.
- A Computer Generated Zoetrope Featuring a Running Catbus From Hayao Miyazaki’s ‘My Neighbor Totoro’
- Anscheinend sind die Hand und die äußere Box echt, die Hand hebt nur den Deckel hoch, und innen haben sie dann mehrere Versionen mit Figuren aus dem Film reingerechnet:
Dem Text nach aber nicht von den Machern des Films, sondern von einem Fan des Films, der die Figuren nachgeahmt hat.
Es gibt übrigens zoetrope Figuren für 3D-Drucker und Fahrrad-Räder.