Vom Sterben der Aufzüge
Wenn Häuser von innen her, organisch absterben.
Eine Leserin aus Österreich schreibt mir zum Thema der Lebensdauer von Häusern:
Sehr geehrter Herr Danisch,
servus Hadmut,zur Lebensdauer der technischen Gebäudeausrüstung möchte ich auch gerne noch etwas beisteuern:
Aufzugsanlagen
Die Aufzüge, die vor 50 Jahren oder mehr gebaut wurden, haben – rein von der Lebensdauer betrachtet – mit der steuerlichen Lebensdauer des Gebäudes locker mithalten können. Sogar hier in Österreich, wo wir für die Nutzung für Wohnzwecke inzwischen bei 66,6 Jahren angekommen sind.
Die alten Steuerungen mit ihren Schützen und Relais kann man immer noch jederzeit durch einen günstigen Austausch von Teilen reparieren. Wir betreuen Aufzüge, die sind in den 50iger Jahren gebaut worden und fahren immer noch. Dass sie natürlich nicht mehr dem Stand der Technik und auch nicht den aktuellen Normen entsprechen, ist klar. Aber funktionieren tut die Technik noch. Ob das eben die Steuerungen, die Getriebe und Motoren (teilweise buchstäblich für die Ewigkeit gebaut), Geschwindigkeitsbegrenzer oder auch die Türen sind.
Natürlich gibt es Verschleiß und oft häufen sich Fehler, aber richtig kaputt sind die Komponenten nicht.Und jetzt? Elektronische Steuerungen, Frequenzregelungen, Touch Screens bei den Tableaus, irgendwelche billigen Türen, denen man schon von weiten ansieht, dass man sie mit einem Schlag einbeulen könnte.
Der größte Teil der elektronischen Bauteile kommt aus China und anderen asiatischen Ländern (Platinen usw.), ich glaube, bestimmte Bauteile werden in Europa gar nicht mehr hergestellt bzw. nur in geringer Zahl. Die Lebensdauer der Frequenzumrichter war/liegt teilweise bei unter 10 Jahren. Oft nicht mehr zu reparieren. Kostenpunkt für den Einbau eines neuen: zwischen 5.000,00 und 8.000,00 Euro. Wenn irgendwelche Teile defekt sind, muss man immer gleich umfassend neue einbauen.
Es gibt zehntausende Aufzüge in Österreich und Deutschland, da sind Steuerungsteile (hauptsächlich eben Platinen) verbaut, die werden seit Jahren nicht mehr hergestellt und sind irgendwann auch nicht mehr aufzutreiben. Da hilft dann bei knapp 25 Jahren alten Aufzügen oder sogar noch jüngeren, nur mehr eine Kompletterneuerung der Steuerung.Und wenn irgendwann in baldiger Zukunft dafür kein Geld mehr vorhanden ist, dann fahren die halt nicht mehr, die Aufzüge.
Schon auch deshalb nicht mehr, weil gar nicht mehr die Fachleute da sind, die solche Bauteile reparieren könnten, wenn das Geld für was Neues fehlt.Einen abgebrochenen Relaisfinger hat man ja gleich mal bei geringsten Kosten austauschen können, oder auch das gesamte Relais oder einen defekten Schütz, aber eine Steuerplatine, die man dann vielleicht auch noch neu programmieren müsste – da wird sich der mittel begabte Handwerker schon schwer tun, und alle anderen sowieso.
Ich frage mich ja seit Jahren schon, wenn ich mir den Nachwuchs so anschaue, wer eigentlich die ganze Technik in Schuss halten soll? Wer repariert oder erneuert das alles, wenn die Ü50jährigen über 80 oder tot sind?Wir sind von unfähigen Politikern und den ideologisch komplett vernebelten Grün-Kommunisten in eine Situation manövriert worden, die hier in Europa zu einem massiven Niedergang des gesamten technisch-zivilisatorischen Standards führen wird.
Und vorsorglich werden ja schon millionenfach die neuen Bewohner importiert, die halt damit werden leben können, dass nicht regelmäßig Strom da ist, dass technische Geräte nicht funktionieren, dass ganze Häuserzeilen abfackeln, weil die Häuser brennen wie Zunder und die Feuerwehr nicht mehr kommt, dass man in den 10. Stock zu Fuß gehen muß, dass Häuser verfallen, Heizungen tage- oder wochenlang ausfallen, die Infrastruktur vergammelt usw.usw.usw.
Und eine kleine Schlussbemerkung noch: in 30-50 Jahren kümmert sich hier sowieso keiner mehr um irgendwelche Umwelt- oder Klimastandards. Da werden wir andere Sorgen haben. Das betrifft aber dann sowieso ganz Westeuropa.
Viele Grüße
Das ist ein interessanter Punkt: Unsere moderne Elektronik ist nicht auf Dauer zu reparieren. Schon allein, weil man nicht mehr an die Software kommt, weil die Firma die nicht aufbewahrt hat oder vielleicht einfach pleite gegangen ist.
So rein mechanisches Zeug war immer leicht zu reparieren, notfalls mit dem Hammer, und begabte Leute konnten mechanische Teile auch immer schon irgendwie nachbauen. Wenn da aber irgendein Mikrocontroller drin steckt, und irgendwelches proprietäres Zeug, dann ist es leicht Essig mit der Reparatur.
Es erinnert mich an meine Autos: Die ersten beiden waren ganz einfache Vergaserautos mit Zündspule, Verteilerfinger, Zündkerzen, an denen ich noch fast alles selbst reparieren konnte – ohne überhaupt eine Ausbildung dafür zu haben. Ab meinem dritten Auto, neu, elektronisch, konnte auch die Werkstatt das Ding nur noch auf den Prüfstand stellen und warten, bis der Computer irgendwas ausspuckt, was das Problem sein könnte. (Nach einiger Zeit spuckte er und es stimmte, ein Zündkabel war hochohmig geworden, da wären sie nicht drauf gekommen.) Da konnte man schon nicht mehr selbst suchen.
Gerade eben kam etwas in den 19:00-Nachrichten: Autohersteller stellen einige Fahrzeugmodelle ein, obwohl sie sich noch gut verkaufen, weil die EU jetzt verlangt, dass Neufahrzeuge gegen Hacker gesichert sein müssen. Es würde sich aber nicht lohnen, für diese Modelle nochmal eine neue Elektronik zu entwickeln. Also stellt man sie lieber ein, als ihnen eine neue Elektronik zu machen.
Ich hatte vorhin zum Thema Kreditschulden erwähnt, dass ich 1994 und dann ab 2002 in den USA auf Konferenzen war. Außerdem habe ich 1999 eine Bustour von NY nach LA gemacht. Es ist erstaunlich, wieviele uralte Aufzüge, die einen Eindruck machen, als seien sie fast oder um die 100 Jahre alt, in der Anfangszeit der Elektrifizierung entstanden (was ja naheliegend ist), und immer noch in Betrieb sind. Auch in Berlin bin ich noch mit Aufzügen gefahren, in denen man in einer Art Umgitterung statt einem Schacht im Treppenhaus fährt, und noch von Hand erst die äußere und dann die innere Tür schließen und verriegeln muss, also Technik ungefähr vor oder bis 1930. Paternoster gibt es ja auch noch einige, und nicht wenige Häuser mit Fahrstühlen der 50er, 60er, und frühen 70er Jahre.
Das ist ein durchaus interessanter Punkt, ob der ganze Elektronik-Kram und das ganze proprietäre Zeug, die man nicht einfach nachbauen oder woanders kaufen kann, irgendwann dazu führen, dass die Ausstattung schon nach 30 bis 40 Jahren defekt ist, und nicht mehr repariert werden kann, sondern ausgetauscht werden muss, und dafür das Geld nicht da ist oder sich das wirtschaftlich nicht mehr lohnt.
Kennt man von Waschmaschinen. Früher hielten Waschmaschinen locker 20 Jahre lang. Meine ist 25 Jahre alt, tendiert allerdings auch zur Altersschwäche. Die neuen mit Kunststoffzuber halten aber angeblich nur noch ein paar wenige Jahre und sind dann ein Totalschaden. Eine Waschmaschine auszutauschen ist nun kein Kunststück, die ist ja nicht eingebaut, sondern hat Normgröße und kann leicht ausgetauscht werden. Das ist bei Aufzügen dann aber anders. Und bei Heizungen. Und der Elektrik.
All die Häuser dann ohne Fahrstuhl?