Ansichten eines Informatikers

Die Frage nach meiner Motivation

Hadmut
28.4.2024 19:20

Leser fragen …

Ein Leser fragt an:

Lieber Herr Danisch,
Sie sind doch auf einem Kreuzzug der Gerechtigkeit. Ja?
Glauben Sie, den gewinnen zu können? Nein?
Oder warum hängen Sie sich so in Ihren Blogg?
Sagen Sie doch bitte etwas zu Ihrer Motivation! Bitte!

Nein. Ich bin ganz sicher nicht auf dem Kreuzzug der Gerechtigkeit. Das kann ich auch gar nicht, weil ich ja oft genug geschrieben habe, dass es „Gerechtigkeit“ in dem Sinne nicht gibt, und sie im weiteren Sinne nur eine genetisch bedingte und damit subjektive Bewertungsfunktion der unbewussten Teile des Gehirns sind.

Die Frage erinnert mich daran, wenn sich Journalisten bei mir melden, weil sie einen „Maskulisten“ für ein Interview suchen. Wenn ich dann rückfrage, wie sie darauf kämen, dass ich sowas sei, sagen sie, aber ich würde doch den Feminismus kritisieren. Und dann antworte ich denen in der Regel, dass sie sich auf direktem Wege zum Teufel scheren mögen, denn wenn sie mir unterstellten, dass ich den Feminismus als falsch kritisierte, um dann genau denselben Fehler mit Maskulismus zu machen, mir also unterstellen, etwas gleichzeitig zu kritisieren und dafür einzutreten, sie mir zu blöd seien, um mich mit ihnen zu befassen.

Vielleicht war das in der Anfangszeit mal so, als sich die Webseite mit „Adele und die Fledermaus“ noch zentral um die Vorgänge an der Uni Karlsruhe drehte und ich da noch klagte, dass ich da noch so einen gewissen „Gerechtigkeitstrieb“ hatte, aber jedenfalls nicht primär. Damals war ich noch getrieben von Wissenschaftlichkeit und dem naiven Glauben an die Verfassung, die Grundrechte und so weiter. Mir ging es nicht um Gerechtigkeit, sondern um Rechtmäßigkeit und Richtigkeit. Ich habe mit dem Begriff der Gerechtigkeit nicht nur nie viel anfangen können, sondern er ist mir längst zuwider, weil Gegenstand übelster politischer Rabulistik, so eine Giftmüll des Gedankenguts. Der Begriff ist völlig verdreckt und verbrannt.

Seit etwa 2008, spätestens seit Sommer 2012, ist meine Motivation völlig umgeschlagen. Das hat nichts mehr mit Gerechtigkeit oder Rechtmäßigkeit zu tun, seither bin ich sarkastisch und gelegentlich auch zynisch unterwegs. Tatsächlich nämlich hatte ich meinen Kampf in Sachen Promotion eigentlich 2008 beendet und bis 2012 ruhen lassen, weil ich annahm, dass ich da mit der Verfassungsbeschwerde den ganzen Mist aufklären und aufräumen kann. Bekanntlich fand ich beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe aber nur noch mehr Korruption und Verlogenheit, Ignoranz und Inkompetenz, Ideologie und kriminelle Energie als an der Universität und dem Verwaltungsgericht Karlsruhe. Die Uni Karlsruhe war wenigstens nur dumm, korrupt, kriminell und inkompetent, damit kann man unter gewissen Randbedingungen noch leben. Was ich seit 2012 aber finde, sind Ideologen, Kommunisten, Staatssaboteure von einer ungeheuren Bösartigkeit, und einer synthetischen Dummheit, die es in der Natur und aus reiner Abwesenheit jeglicher Befähigung heraus nicht gibt. Sie stellen in den Geisteswissenschaften eine besondere, konzentrierte Dummheit her, die es in der Natur nicht gibt, wie Physiker, die im Labor ein Isotop herstellen.

Ich bin schon lange – auch aus meinem Fachwissen über Algorithmen, Spieltheorie, Exponentialrechnung heraus – überzeugt, dass dieses Land nicht mehr zu retten ist und unweigerlich untergehen wird. Es gibt keine Migrationsgrenze, wie man uns weismachen wollte. Ich habe vor Jahren schon geschrieben, dass das Schicksal Deutschlands bereits durch die Exponentialrechnung besiegelt ist. Deutsche bekommen zu wenige Kinder, und das noch viel zu spät, haben also eine viel zu niedrige Reproduktionsrate, um sich überhaupt noch zu erhalten. Viele Migranten dagegen bekommen Kinder wie am Fließband und fangen mit 16 oder so damit an. Das Ergebnis ist so unausweichlich wie zwangsläufig. Pure Mathematik. Da gibt es kein Entrinnen mehr.

Deshalb habe ich nicht nur nicht den Glauben, da noch irgendwas gewinnen zu können, sondern versuche es auch gar nicht erst, weil ich das für Zeit- und Energieverschwendung halte.

Meine Motivation ist eine voyeuristische. Ich finde es unterhaltsam, Deutschland beim Scheitern zuzusehen, wie eines dieser vielen Versagervideos auf Youtube, wo sich Leute aus Dummheit selbst erlegen, nur eben viel größer, länger, hochauflösend und in 3D. Es macht mir Spaß, Deutschland beim Scheitern zuzuschauen, es läuft alles so herrlich dämlich ab. Sofern man Chips und Popcorn hat. Habe ich.

Meine Motivation ist die eines Unterhalters. Wie so oft gesagt: Wie die Kapelle auf der Titanic, die nach dem Zusammenstoß mit dem Eisberg einfach spielte, bis sie unweigerlich untergingen. Weil sie nichts besseres mehr zu tun hatten. Rumsitzen ist auch nicht besser.

Meine Motivation ist die des Chronisten. Ich weiß noch nicht, wie ich das anstelle, weil ich keine Pyramiden habe, in die ich was einmeißeln kann, aber irgendwie habe ich die irrationale Hoffnung, dass in Hunderten von Jahren mal irgendwelche Archäologen der Frage nachgehen, woran unsere ehemalige Hochkultur so schnell zugrundeging, und ich hoffe, sie würden dann auf mein Blog stoßen.

Meine Motivation ist die, mich an etwas zu halten, was ich so unüberlegt und spontan dahergesagt hatte. Als mein letzter Job endete, fragte mich mein damaliger Chef noch, ob ich schon wüsste, was ich jetzt mache. Ich sagte, ja, gar nichts mehr, ich suche mir jetzt eine Insel am Meer, setze mich dahin, und blogge nur noch. War so dahingesagt, unüberlegt, wollte einen Witz machen und vor allem sein Gesicht sehen. Genau das habe ich dann gemacht. Ich sitze auf einer Insel, am Meer (na gut, nicht direkt am Meer, ein paar Minuten mit dem Auto, aber so, dass ich vom Entschluss, im Meer baden zu wollen, samt Einpacken der Badesachen bis ins Wasser ungefähr 20 Minuten brauche. Mit etwas mehr Zeit eine Vielzahl von Stränden erreiche. Und habe Blick aufs Meer aus dem Wohnzimmer. Ich hätte ihn sogar jetzt beim Bloggen, wenn ich den Vorhang nicht zugezogen hätte, weil der Bildschirm gegen die Sonne nicht gut abzulesen ist.

Meine Motivation ist, dass das jetzt mein Job ist. Von irgendwas muss ich ja leben. Und die Arbeitswelt in Deutschland ist nicht mehr meine, den Scheiß, den die da mit Gender und Quoten und Frauenförderung und Wokeness und political correctness und Inkompetenzkult angerührt haben, halte ich nicht mehr aus. Ich halte es für absurd, dass die Deutsche Wirtschaft sich über Fachkräftemangel beklagt, aber die, die Fachkräfte sind, wie Dreck behandelt, während man Frauen auch dann, wenn sie einfach gar nichts können und ein Personalkatastrophe sind, die Karriereleitere hochpumpt. Wir haben keine Fachkräftemangel. Wir haben eine Fachkräfteverachtung. MESA. Macht Euren Scheiß alleine.

Meine Motivation ist, dass mein Hirn denkt, und ich das Denken nicht bleiben lassen kann, aber mein Gedächtnis nicht so supertoll ist, und ich wichtige Gedanken auch wieder verliere. Deshalb habe ich schon seit 30 Jahren die Angewohnheit, mir Dinge aufzuschreiben. So ist Adele entstanden. So ist mein Blog entstanden. Blog ist die Verkürzung von Web-Log. Ein im Weg geführtes Logbuch. Ich schreibe, weil ich meine Gedanken aufschreiben will, bevor irgendetwas anderes sie wieder überdeckt. Oder, wenn mir die Arroganz und Überheblichkeit erlaubt ist: Mein Hochleistungshirn braucht Auslauf. Man kann hier, vor allem in den Touristenzentren wie Ayia Napa, Leute beobachten, die es fertig bringen, eine Woche Urlaub zu buchen, oder auch zwei, und dann nichts anderes damit tun, als sich den ganzen Tag am Pool auf eine Sonnenliege zu legen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, und einfach gar nichts zu denken. Es gibt Leute, die einfach nichts denken. Die sich dabei wohlfühlen. Ich kann das aber nicht. Ich kann nicht aufhören zu denken. (Obwohl ich das vor über 30 Jahren tatsächlich mal dringend spontan erlernen musste, nichts zu denken, aber das habe ich wieder verlernt.) Und ich will es auch gar nicht. cogito ergo sum.

Meine Motivation ist, dass ich Fachwissen und auch Zeit habe, die andere nicht haben, die mir Einsichten ermöglichen, die andere nicht haben, die ich wahrnehmen und mitteilen möchte.

Meine Motivation ist die tiefe Verachtung, die ich Ideologen, Ignoranten, Linken, Berufsdummen, Korrupten und vielen Geisteswissenschaftlern, Journalisten und Politikern, der deutschen Politik, den deutschen Universitäten, der deutschen Informatik entgegenbringe, und der ich Ausdruck verleihen möchte.

Meine Motivation ist, dass wenn ich schon beruflich so kaputt gemacht wurde, dass ich da nichts mehr machen konnte, was mit mir persönlich in Verbindung gebracht wird, und auch keine Kinder habe, nicht in der Fachliteratur zitiert werde, ich wenigstens etwas machen will, was einen bleibenden Eindruck macht und mit mir in Verbindung gebracht wird. Ich möchte nicht sterben und mich dann fragen müssen, was ich eigentlich die ganze Zeit gemacht habe, was das Resultat meines Daseins sein solle.

Meine Motivation ist die meines Alters. Was soll ich noch anderes tun in einer Welt, in der sowieso alles kaputt und den Bach runter geht? Ich fühle mich wie Statler und Waldorf in der Muppet Show: Auf der Bühne läuft die Schmierenaufführung der Freak Show, in der nichts mehr funktioniert und alles schief geht. Und ich sitze in der Loge, schaue reiße meine Witze und lache mich krümelig darüber.

Meine Motivation ist wie die des Skorpions in der Fabel von Aesop. Ich bin halt so. Es ist meine Natur.

Meine Motivation sind die vielen Leser aus allen erdenklichen Berufen, die ich habe. Und die mich bitten, weiter zu machen.

Meine Motivation ist, dass mir unzählige Leser ganz oft schreiben, und das ganz oft mit einem Satz wie „ich bin fast immer Ihrer Meinung“ – genau so will ich das haben, das „fast“ ist mir ganz wichtig. Wären sie immer oder nie meiner Meinung, wäre das Blog überflüssig.

Meine Motivation ist, dass Linke und Feministinnen toben und schier durchdrehen über mein Blog. Sonst wäre es nutzlos.

Und, last not least: Meine Motivation ist die Selbstachtung.

Ich will mich nicht von einer Horde so unfassbar dummer Leute kaputt machen lassen und dazu noch zustimmen oder das Maul halten. Es ist eine Sache meiner Selbstachtung, dass ich niemals schweigen werde, bis ich dereinst tot auf die Tastatur sinken oder vielleicht in Demenz entschwinden werde.

Und es ist paradox. Ich bin nämlich eigentlich kein öffentlicher Mensch. Ich bin jemand, der eigentlich seine Ruhe und für sich irgendwas tüfteln oder basteln will. Hätte man mir damals nicht die Karriere zerstört, wäre ich sicherlich für einige Zeit in die USA gegangen. Ich bin ja damals ab 2002 auf den Konferenzen schon direkt angeworben worden, Google hätte mich genommen, Microsoft rief mich nachts um 3 an. Immer und immer wieder hat mir das Promotionsverfahren das Genick gebrochen. Ich hätte mit Sicherheit und meinem damaligen Spitzenwissen – in den 90ern wusste ich noch nahezu alles, was es zum Internet zu wissen gab, und gehörte zu den Spitzenleuten auf einem sehr kleinen Expertenmarkt, und konnte da in Deutschland locker jeden Informatikprofessor in die Tasche stecken – in den USA eine Firma gegründet. Vielleicht so etwas wie Paypal. Oder was wie Blackmagic Design (Kameras). Und selbst, wenn ich wirklich gar nichts mehr hinbekommen hätte: Damals gab es noch Aktienoptionen. Mit den Aktienoptionen aus der Frühzeit von Google oder Amazon wäre ich auch stinkreich geworden und wäre vielleicht mit 40 in Ruhestand gegangen, um dann nur noch nackte Frauen zu fotografieren, alle Strände der Welt zu bereisen oder irgendwas in der Art. Ideen hätte ich genug gehabt.

Und ich habe für mich persönlich die Entscheidung getroffen, dass ich dazu nicht schweigen werde.