Hoenig und die Presse
Ein Arzt schreibt mir zur Causa Heinz Hoenig:
Ich hatte ja auf den Zeitungsartikel zum Gesundheitszustand Hoenigs verwiesen.
Die Operation bei Heinz Hoenig würde man in jedem Fall durchführen, wie jeden anderen lebensrettenden Eingriff im Notfall in einem deutschen Krankenhaus auch, selbst wenn der Patient nicht versichert ist. Natürlich würde das Krankenhaus versuchen, hinterher den Betrag bei dem Patienten selber, oder den Erben usw. einzutreiben.
Die Presse suggeriert sicher bewusst hier etwas, dass erst einmal Geld da sein muss, um die OP machen zu können. Die Operation scheitert hier aber nach dem, was ich aus den Artikeln herauslese, derzeit am schlechten Gesundheitszustand von Hoenig.
Offensichtlich hat er eine schwere Entzündung des Mediastinums („Mittelfell“), die bereits Aorta und Speiseröhre befallen hat. Das ist mit einer extrem schlechten Prognose verbunden, so dass man hier, unabhängig vom Versicherungsstatus, eine Operation sehr kritisch bewerten muss!
Die Geldsammlung dient also dazu, Hoenig hinterher von seinem Schuldenberg zu befreien, wenn er denn eine OP überhaupt überleben sollte.
Nun bin ich kein Arzt, habe von Medizin gerade mal allgemeines Laienwissen, aber schon ein paar Operationen hinter mir, und weiß, dass die bei Operationen Entzündungen meiden, wie die Pest. Ich hatte mal eine – nur endoskopische – Operation am Knie, und hatte vor der Operation die Sache mit der Anästhesistin besprochen und die fragte noch zur Sicherheit, welches Knie, damit nicht das falsche operiert würde, und ich sagte so flapsig „das Rasierte!“. Die so entgeistert: Sie haben sich das Knie rasiert? Ich so: Ja, das macht man doch bei Operationen so, weil Haare stören. Sie antwortete, dass sie das aber erst im OP unmittelbar vor der Operation machen, und wollte sofort das Knie sehen, denn wenn ich mich dabei geschnitten hätte, hätte man die Operation absagen müssen, weil sie Entzündungen an der Haut schon nicht abkönnen. War kein Problem, weil ich es geschafft hatte, mir das Knie zu rasieren ohne mich zu schneiden, aber im Rahmen dessen sagte sie mir eben, dass Operationen bei Entzündungen nicht stattfinden können und abgesagt werden. Ich weiß aber nicht, was das Problem daran ist, ob man fürchtet, dass sich die Entzündung ausbreitet, ob Körperraktionen auf die Entzündung die Operation oder Heilung stören, oder ob es nur die Diagnostik durcheinanderbringt, weil man nicht mehr erkennen kann, ob die Operation eine Entzündung hervorruft. Insofern erscheint es mir aus Laiensicht zumindest plausibel, dass man da sagt, das kann man gerade nicht operieren. Außerdem ist so eine Operation, vor allem, wenn sie so lange dauert, die Rede war ja von mehreren Stunden, eine enorme Belastung für den Körper, und die muss der Körper auch erst einmal wegstecken können. Und in dem Zustand ist er wohl nicht mehr. Zumal man Speiseröhren ersetzt, ich habe gerade gegoogelt, indem man den Magen hochzieht und sie daraus formt. Das hört sich nicht danach an, als ob das im Zustand einer solchen Entzündung gut möglich wäre, denn normalerweise wird diese Operation nach Speiseröhrenkrebs oder einer Verletzung angewandt, wenn der Körper nicht im Ganzen geschwächt ist.
Geht es da eher darum, das Erbe zu retten, falls noch eines da ist? Denn das sieht ja danach aus, als würden da große Behandlungsschulden angehäuft, obwohl er es absehbar wohl kaum überleben wird. „Extrem schlechte Prognose“ ist ja mal eine Hausnummer. Und ein künstliches Koma macht man ja auch nicht zum Spaß.
Anscheinend hat das aber die Boulevard-Presse zum Anlass genommen, eine emotionale Spendennummer draus zu machen, Click-Bait. Die Augsburger schreibt nämlich, dass die Operation schon hätte stattfinden sollen, aber aus sachlichen Gründen nicht durchgeführt werden konnte.