Fleisch, fein zerkleinert
Muss denn das sein?
Ich hatte vergessen, für Pfingsten Essen einzukaufen. Ich hatte eigentlich sowieso nicht vor, zuhause zu bleiben, weil ja in Berlin einige Feste stattfänden. Weil aber Regen angesagt war, bin ich kurzfristig am Samstag Nachmittag doch noch einkaufen gegangen. Rappelvoll der Laden.
Eigentlich wollte ich Spargel und Kartoffeln. Aber die waren so unverschämt teuer, dass ich das schon aus Prinzip nicht mitmachen wollte, zumal sie beide, jedenfalls das, was noch da war, jetzt auch nicht so einladend war. Früher habe ich mit Spargel etwas gehadert, weil man im Single-Haushalt für gewöhnlich keine Töpfe hat, die groß dafür genug sind, und hatte tatsächlich mal die überaus peinliche Dummheit begangen, mir einen speziellen Spargel-Topf zu kaufen, der sehr schmal, aber sehr hoch ist, und in dem man sie stehend bereiten soll, aber irgendwie ist das auch eine Scheiß-Idee, weil Spargel ja im Rahmen des Kochens weich werden können, und das sehr viel Energie zieht. Das bringt’s auch nur, wenn man das Ding für mehrere Personen befüllt. Seit ich aber ein Dämpfgerät habe, das nicht nur lang genug ist, sondern auch erlaubt, die Temperaturen und die Garzeiten für zwei Etagen getrennt einzustellen, macht das Spargelkochen Spaß, weil sowohl die Kartoffeln, als auch der Spargel, darin prächtig werden – bis auf den Umstand, dass man die Zutaten, die man sonst ins Spargelwasser gibt, da nicht reintun kann, weil es ja kein Wasserbad gibt, und man die halt hinterher drübergeben muss. Macht sich gut, aber ich sehe dann nicht ein, absurde Preise zu zahlen, und bin durchaus in der Lage, Spargel auch erst nach Pfingsten zu essen, und komme schlimmstenfalls auch ohne aus.
Deshalb hatte ich mir andere Sachen gekauft, von dem, was Samstagnachmittag im vollstopften Laden – war froh, überhaupt noch einen Einkaufswagen zu ergattern – noch da war, unter anderem Putengrillspieße. Eigentlich hatte ich nicht so genau gelesen, weil ein großer orangeroter Aufkleber drauf war: „30% Rette mich“ – zu verbrauchen bis 22.05.24. Gut, dachte ich, das passt. Ich finde das ja gut, Lebensmittel zu verbrauchen statt wegzuwerfen.
Und habe mir die heute auch gegrillt, aber weil es zu regnen anfing, im kücheninternen Elektrogrill. (Küchentechnische Haarspalter würden einwenden, dass es dann braten und nicht grillen ist, aber das ist mir gerade egal.)
Die haben auch gut geschmeckt, zwar nicht sehr putig, irgendwie zu süß. Geschmacklich hätte ich wenig auszusetzen, obwohl jetzt auch nicht gerade Sterne-Küche, aber gut. Nur fiel mir beim Grillen und Essen eines, nein, zweierlei, ach, eigentlich dreierlei auf:
- Alle Fleischstückchen hatten exakt die gleiche Form.
- Mein Beißwerk meldete in Übereinstimmung mit der Zunge, dass fast keine Fleischstruktur zu erkennen war. Kein nennenswerter Kauwiderstand (naja, gut, es soll ja zart und nicht zäh sein), aber auch keine Struktur, kaum Faser zu erkennen.
- An jedem Spieß war das jeweils oberste, aber nur das oberste Fleischstückchen nicht richtig aufgespießt und zu einer Art Fleischstreifen zerfallen, wie Fleischstücke es eigentlich ja nicht können, als hätte man die Stückchen aus langen dünnen Streifen aufgewickelt. Was ja nicht grundsätzlich verwerflich wäre, Fleischstreifen zu rollen und auf Spieße zu stecken. Gibt ja auch gerollte Bratwürste auf Spießen, und Rouladen.
Gut, nun ist Putenfleisch kein Rindfleisch, und da ist die Faserstruktur nicht so ausgeprägt und deutlich, aber irgendwie komisch.
Auf der Packung:
Aus fein zerkleinertem Putenfleisch, geformt, mariniert. Am Spiess, frisch, zum Grillen und Braten.
Zutaten: 83% Putenfleisch* (fein zerkleinert), Trinkwasser, Rapsöl, Speisesalz, Gewürze ([lange Liste]), Kräuter ([kurze Liste]), Dextrose, Zucker, Stärke, Verdickungsmittel: Xanthan, Natriumalginat; Säureregulator: Calciumlactat. Gewürzextrakte.
Komische Dinge für in einen Putenspieß.
Und was zum Kuckuck bedeutet der * bei Putenfleisch? Ach, da, im Text versteckt:
*=QS-Ware
Was zum Teufel ist QS-Ware?
Ach, so, ich dachte, das wäre was Schlimmes, ist aber wohl ein Prüfzeichen.
Ich hätte mir das genauer ansehen sollen. Hat man da irgendwelche Fleischreste durch den Fleischwolf gejagt und dann in Förmchen zusammengeklebt? Oder meinten die damit nur, dass sie es in Streifen geschnitten und zu Grillstückchen gewickelt haben?
Oder schaue ich zu oft Sebastian Lege?
Ich würde gerne einfach essen, ohne hinterher darüber zu bloggen.
Kochen, essen, verdauen, fertig. Kein Blogthema als Nebenprodukt.