Reisepässe sind auch knapp
Verdammt noch eins, funktioniert denn in diesem Murks-Staat gar nichts mehr?
Dass es in Berlin nahezu unmöglich ist, auf normalem Wege an einen Behördentermin zu kommen, um einen Reisepass oder Personalausweis zu beantragen, hatte ich berichtet. Vor Jahren wurde dafür noch von Leserseite gespottet, wie schlimm Berlin sei, und wie schnell das bei ihnen ginge. (Bevor ich nach Berlin zog habe ich in Unterföhring bei München gewohnt, da brauchte man gar keinen Termin, sondern ging einfach hin und musste höchstens ein paar Minuten warten. Zack, erledigt.)
Nun kam im Radio,
Städtetag beklagt Verzögerungen bei Reisepässen https://t.co/XOZz4XMosl #Reisepass
— tagesschau (@tagesschau) July 7, 2024
Wer einen neuen Reisepass für den Urlaub beantragt, muss sich in Geduld üben: Laut Städtetag kann es bis zu acht Wochen dauern, bis er abholbereit ist: Verantwortlich dafür seien Lieferprobleme bei der Bundesdruckerei.
Andere Meldungen bestätigen die 8 Wochen, und ergänzen, dass es normalerweise 2 Wochen dauere:
Laut einem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) kritsiert der Städtetag massive Lieferprobleme. „In den Pass- und Ausweisstellen der Städte rumort es“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem RND.
[…]
Wenn der neue Reisepass nicht mehr pünktlich ankomme, entschieden sich viele Bürger für einen zweiten Antrag mit Expressbearbeitung. Diese Variante funktioniere zwar. Doch die Bürgerinnen und Bürger blieben auf den doppelten Kosten sitzen: „Denn der erste Antrag lässt sich bei der Bundesdruckerei nicht stornieren.“
Dedy rechnete vor, dass der neue Reisepass und die Expressbearbeitung zusammen mehr als 100 Euro kosteten – zusätzlich zu den Kosten für den im ersten Anlauf bestellten Reisepass. Zusammen koste das pro Person rund 170 Euro. „Das Lieferproblem liegt in der Bundesdruckerei, die berechtigte Kritik der Antragsteller bekommen aber die städtischen Mitarbeiter ab“, beklagte er.
Toll. Man kann eine Expressbearbeitung bestellen, dann aber die normale Bestellung nicht stornieren und hat dann zwei an der Backe – und dann klagen die über Überlastung.
Noch im Mai gab es eine Meldung, wonach die Lieferzeit auf 18 Werktage gestiegen sei. Die Möglichkeit, dass wenn es solche Probleme gibt, auch mal Nacht- oder Wochenendschichten einzulegen, ist da wohl nicht vorgesehen, weil die Bundesdruckerei dem Staat gehört, gelten da wohl strikte Arbeitszeiten. Ich war rund 25 Jahre in der Privatwirtschaft tätig, und da war es immer so, dass wir dann, wenn es nötig war, auch nachts (z. B. Systemupdates, Jahr 2000-Silvester) oder am Wochenende (Notfälle, akute Angriffe usw.) da waren, und das dann durch entsprechende Freizeit ausgeglichen haben, wenn mal weniger anlag.
Ich verstehe auch das Problem an sich nicht so, denn eigentlich sollte die Herstellung von Ausweisen und Reisepässen durchautomatisiert sein. Zumindest stelle ich mir das so vor. Da sollten ja eigentlich keine Leute sitzen, die die Reisepässe von Hand zusammennähen und -kleben. Oder doch? Eigentlich sollte es doch reichen, genug Maschinen (und ein paar als Reserve) vorzuhalten, um dann mit wenig Personalaufwand die Dinger auch mal die Nacht durchlaufen zu lassen.
Ich würde auch schon bei der Angabe „18 Werktage“ nicht verstehen, warum das so lange dauert, oder überhaupt, warum man die Produktionskapazität in der Herstellungsdauer misst. Denn mich würde eher interessieren, wieviele Pässe die pro Zeiteinheit, naheliegend pro Woche, produzieren können, und wie hoch gerade die Anfrage und der Rückstand ist.
Natürlich liegt es nicht an den Maschinen allein, es muss ja auch das Material her, Papier, Umschläge, Chips. Aber auch das sollte eigentlich zu machen sein.
Warum also sind wir nicht in der Lage, Reisepässe in vernünftiger Zeit herzustellen?
Ich sehe an so einem Reisepass auch kein technologisches Wunderwerk. Etwas fälschungssicher gedrucktes Papier. Das sollte in Massenproduktion herzustellen sein. Ein Umschlag aus Pappe, mit einem Chip drin. Sollte auch nicht schwer sein und auf Lager. Der laminierte Teil – sollte auch zügig herzustellen sein.
Was also ist das Problem?
Ich wüsste es gern.
Und warum steigt gerade die Zahl der beantragten Pässe so an?
Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Spätfolge der Corona-Pandemie ist. Damals sind die Leute nicht gereist und haben ihre Pässe nicht benutzt, also auch nicht auf das Datum geachtet. Dann vielleicht erst mal nur innerhalb der EU gereist. Jetzt sind wieder Fernreisen angesagt – oh, verdammt, der Pass ist abgelaufen. Das allerdings hätte man ahnen können, denn die Urlaubszeit kommt so unerwartet wie Weihnachten, und wenn man weiß, wieviele Pässe man vor mehr als 10 Jahren hergestellt hat, die also abgelaufen sind, und wieviele Pässe man in der Corona-Zeit zu wenig produziert hat, dann war das doch klar, dass die jetzt alle ankommen.
Vielleicht aber liegt es auch an der forcierten Einbürgerung – die Regierung hängt ja jedem die deutsche Staatsbürgerschaft um, der nicht bei drei auf dem Baum ist, und die werden natürlich als erstes einen Reisepass beantragen. Auch da könnte man das wissen.
Dieser Staat macht sich lächerlich.
Dieser Staat ist lächerlich.
Mir zum Beispiel geht enorm auf die Nerven, dass ich einen uralten KFZ-Schein mit mir rumschleppe, der in keinen Geldbeutel passt und fast nicht mehr lesbar ist, während die EU schon vor über 10 Jahren vorgesehen hat, auch die KFZ-Scheine im Scheckkartenformat als Plastikkarte zu drucken, und andere Staaten der EU so etwas längst haben. In Deutschland geht gar nichts, und keiner weiß, warum.
Es sind nicht mal mehr die Elementarfunktionen gewährleistet.
Eine ganz andere Frage wäre, warum wir die Reisepässe überhaupt noch fälschungssicher machen, wenn wir ihn doch sowieso jedem geben, der einen will, und jeden x-beliebigen Namen reindrucken, den der sagt. Da könnte man ihn auch zum Runterladen und Selbstausdrucken anbieten.