Mehr zum Geschwätz des Verfassungsschutzes Niedersachsen
Ich hatte doch geschrieben, und noch ergänzt, dass der Verfassungsschutz Niedersachsen einen ziemlichen Unsinn erzählt, den aber mit Mitteln des Verfassungsschutzes durchsetzen will. Ein Leser setzt noch einen drauf:
Unsinn vom Verfassungsschutz Niedersachsen
Hallo Herr Danisch!
Im von Ihnen verlinkten Beitrag vom Verfassungsschutz Niedersachsen wird nicht nur fehlendes Demokratieverständnis, sondern auch völlige Unkenntnis über die Ursprünge des sogenannten “Pride-Month” bewiesen:
“Traditionell zelebriert die LGBTQIA+-Community den Juni als Pride Month – und das schon seit 1969.”
Das ist nämlich völliger Unsinn. Eine solche durchgängige Historie hat es nie gegeben.
1969 fand der Tuntenaufstand in der NewYorker “Christopher Street” statt, und dieses Datum (28. Juni) wurde in den nächsten Jahrzehnten als “Christopher Street Day” bekannt. Von einem ganzen Monat politischer Aktivitäten war damals nie die Rede, denn das wäre personell für die politische Schwulenbewegung überhaupt nicht leistbar gewesen.
In Deutschland beschränkte man sich auf ca. eine Demonstration pro Bundesland, meist in der jeweiligen Landeshauptstadt, zu der dann politisch aktive Schwule aus dem ganzen Land anreisten. Das Ziel dieser Demonstrationen war in erster Linie, die Forderung nach Abschaffung des §175 StGB in die Öffentlichkeit zu tragen, aber natürlich war ein landesweites Schwulentreffen auch eine Veranstaltung mit erheblichem Unterhaltungswert für alle Teilnehmer und Passanten. Am Abend nach der Demo fand meist noch eine Fete im studentischen Millieu statt, und am nächsten Morgen machte man sich verkatert an die Heimreise.
Nachdem der §175 StGB im Jahre 1994 im Zuge der deutschen Vereinigung gestrichen wurde (die vorherigen Demonstrationen und die politische Lobbyarbeit in der BRD hatte daran nur sehr geringen Anteil), wurden aus den ursprünglich politischen Demonstrationen zunächst Veranstaltungen, bei denen dieser vermeintliche Erfolg gefeiert wurde. Diese Veranstaltungen bekamen immer mehr Freizeit- und Unterhaltungscharakter, die Veranstalter waren nicht mehr politische Gruppen wie früher, sondern immer mehr die örtliche Schwulengastronomie, die einmal im Jahr so richtig Umsatz machen wollte. Das war die Zeit, in der die ehemalige Schwulenbewegung immer mehr von Parteien, insbesondere von den Grünen, vereinnamt wurde, denn eigentlich hatten die Schwulen ja erreicht, was sie wollten, und hatten den Wunsch, sich ins Privatleben zurück zu ziehen. Nicht so jedoch diejenigen, deren Einkommen von den Schwulen abhing, also eben Gastronomie und Politik.
Diese Umorientierung auf die Gastronomie machte jedoch zur Umsatzmaximierung eine überregionale Koordination notwendig. Hätte man alle Veranstaltungen auf das Wochenende nach dem 28.Juni gelegt, hätten sich die Feiernden zwischen Köln, Berlin, Hamburg, Berlin usw. entscheiden müssen und wären jeweils nur auf EINE der Veranstaltungen gegangen. Also musste man die Veranstaltungen auf einen längeren Zeitraum verteilen und so einen bundesweiten CSD-Tourismus ermöglichen. Auf diese Weise kamen die Gastronomen in allen diesen Städten gleichermaßen zu ihrem jährlichen Spitzenumsatz.
Erst in diesem Zusammenhang entstand dann Anfang des neuen Jahrtausends erst der Begriff “Pride Month”, der den ursprünglichen “Christopher Street Day” ablöste. Eine durchgängige Geschichte dieses Begriffes “seit 1969” zu behaupten ist daher historisch schlichtweg falsch.
Der Begriff der “LGBTQIA+-Community”, die das alles getan haben soll, ist sogar noch viel später erst entstanden.
Viele Grüße
Ach, gar.
Das heißt, der Verfassungsschutz Niedersachen interpretiert nicht nur die Verfassung aus Unkenntnis falsch, um den Schutz von LGBTQIA+ als Verfassungsschutz auszugeben – es stimmt noch nicht einmal, was sie über LGBTQIA+ sagen und was sie da schützen wollen.
Oder anders gesagt: Wer solche Verfassungsschützer hat … der braucht keine Verfassung mehr.