Ansichten eines Informatikers

Büchervernichtung durch Wassereinbruch

Hadmut
11.7.2024 11:44

Die Berliner Stadtbibliothek kämpft doch gerade mit Wassereinbruch im Archiv.

Das ist eine interessante Frage, warum so ein Wasserrohr durch ein Bibliotheksarchiv laufen kann – oder warum in einem Sumpf mit hohem Grundwasserpegel ein Bücherarchiv überhaupt im Keller ist.

Dazu gibt es auf der Webseite der Zentral- und Landesbibliothek etwas. Ich habe mich zunächst gefragt, ob das überhaupt dieselben sind, aber das ist die Stiftung, zu der auch die Stadtbibliothek gehört. Das sind dieselben.

Und da gibt es schon eine Diskussion, ob die Stadtbibliothek in das Gebäude der Galeries Lafayette einziehen könne, eines Luxuskaufhauses mitten in Berlin, das aufgegeben hat. Berlin bekommt keinen Neubau für die Bibliothek hin, und sie meinen, dass das Gebäude schlicht perfekt für sie wäre, weil Kaufhäuser und Bibliotheken sich strukturell sehr ähnlich wären: Waren werden für ein Publikum angeboten und müssen zugänglich sein.

Und dazu schreiben sie:

Die beiden Standorte Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) und Berliner Stadtbibliothek sind übernutzt und unpraktisch. Die Amerika-Gedenkbibliothek wurde für 500 Besucher*innen am Tag gebaut. Heute sind es 3.500 Menschen, die die AGB täglich nutzen. Die Medien sind aus Platzgründen auf beide Standorte aufgeteilt.

Die Standorte sind anfällig für Havarien. In der Berliner Stadtbibliothek kämpfen wir immer wieder mit Wassereinbrüchen, die Sammlungen und Medien gefährden und den Service regelmäßig einschränken.

Warum aber verlaufen dann Regenwasserrohre durch das Bücherarchiv?

Ich kann mich erinnern, vor einigen Jahren mal beruflich mit einem Archiv für Papier zu tun gehabt zu haben. Es ging darum, Verträge aus rechtlichen Gründen aufzubewahren, obwohl sie alle gescannt waren und auch elektronisch vorlagen, aber es gab da eine Providerpflicht, die aufzubewahren und vorlegen zu können, weshalb da extra ein Archiv eingerichtet und zertifiziert wurde, woran ich beteiligt war. Da musste nicht nur Brandschutz berücksichtigt und nachgewiesen werden, sondern auch Schutzmaßnahmen ergriffen werden, weil ein Abflussrohr durch den Raum verlegt wurde – obwohl das nur ein internes Abwasserrohr war, bei dem man im Falle einer Havarie die Nutzung und damit den Nachfluss weiteren Wassers hätte stoppen können. Man konnte also mit einem Wasseralarm dafür sorgen, dass beim Austreten von Wasser sofort die Nutzung der Räume eingestellt wurde, aus denen das Abwasser kommt – und trotzdem musste noch eine Verlegung des Rohrs geplant werden. Für Vertragsarchive gibt es Vorschriften, die so etwas verbieten oder eindämmen.

Nun wäre es ja nicht so, dass wir in Deutschland nicht schon Bücher durch Havarien verloren hätten. Etwa die Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Oder das Kölner Stadtarchiv.

Und als ich 2013 in Berlin nach einer Wohnung suchte, habe ich reichlich feuchte, modrige Keller besichtigt (und berochen), weil das Grundwasser in Berlin so hoch steht, dass viele Keller einfach feucht sind, und man sich selbst bei modernen, trockenen Kellern nicht darauf verlassen kann, dass im Falle einer Überschwemmung Wasser abfließen kann. Das Problem ist bekannt.

Warum verläuft also in einer Bibliothek mit wertvollen alten Bänden das Regenwasserabflussrohr durch das Bücherarchiv im Keller?