Ansichten eines Informatikers

„Sexdiversity“ in der deutschen Forschung

Hadmut
12.7.2024 13:47

Über die Absurdität.

Den hatte ich eigentlich schon seit Tagen in der TODO-Liste, aber jetzt passt er prima: Ich hatte doch gerade eben beschrieben, dass Amerikaner gerade beweisen, dass es nach den Hirnstrukturen genau zwei Geschlechter gibt, und dass es, wichtiger, kein Kontinuum dazwischen gibt. (Da muss man aufpassen, wie man das schreibt. Ich wollte erst schreiben, „beweisen, dass es nicht nur zwei Geschlechter, sondern auch nichts dazwischen gibt“, aber das hätte man genau gegenteilig verstehen können, „nicht nur zwei Geschlechter“.)

Derweil gibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft der Universität Lübeck laut Welt 13 Millionen Euro dafür, endlich mal einen Gender-Beweis zu finden:

Was ist körperliches Geschlecht, wie entwickelt und differenziert es sich? Diese Fragen stellt sich der neuen Sonderforschungsbereich „Sexdiversity“ an der Universität Lübeck. Dort arbeiten erstmals Geistes- und Naturwissenschaftler zusammen am Thema sexuelle Vielfalt. 17 Einzelprojekte aus Biologie, Medizin, Neuro-, Sozial- und Geisteswissenschaften haben sich in dem Verbund zusammengeschlossen.

Das Ziel: Man will unter anderem die Entstehung und Kategorisierung von Geschlecht und die Beziehungen zwischen biologischem („Sex“) und sozialem Geschlecht („Gender“) verstehen sowie medizinische Behandlungen verbessern. Zugrunde liegt die Hypothese, dass sich das „biologische Geschlecht in kontextabhängigen Differenzen“ manifestiere, die „teilweise über das Zweigeschlechtermodell hinausgehen, sich auf mehreren Ebenen zeigen und zu vielfältigen Ausprägungen führen können“.

Während Mediziner und Biologen sich männliche und weibliche Zellen und Körper vornehmen, um diese These zu überprüfen, sollen die Geistes- und Kulturwissenschaften dazu beitragen, „zentrale rechtliche und ethische Grundlagen“ zu klären.

Aha. Typisches Durcheinander. Wehe dem, der der Politik widerspricht, fliegt garantiert raus, und die Geistes- und Kulturwissenschaften erarbeiten rechtliche und ethische Grundlagen von etwas, was es nicht gibt.

Ich hatte gerade geschrieben, dass ich das schon seit Tagen im TODO-Stapel hatte, der Artikel in der WELT ist aber ganz frisch, von heute mittag. Die TAZ hatte das schon letzte Woche gemeldet:

Dafür erarbeiten insgesamt 27 Forschende aus Medizin, Biologie, Neuro-, Geistes- und Sozialwissenschaften in 17 Teilprojekten die naturwissenschaftlichen und soziokulturellen Bedeutungen des Körpergeschlechts und dessen Auswirkungen. So untersucht das Projekt „Überwindung der Binarität des Geschlechts in genetischen Studien“ die wissenschaftliche Idee, das biologische Geschlecht als Spektrum und nicht als binäre Kategorie zu betrachten. Die Leitung des Sonderforschungsbereichs übernimmt die Universität Lübeck, beteiligt an der Forschung sind aber auch das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und die Christian-Albrecht-Universität zu Kiel.

„Sexdiversity“ ist damit vermutlich die weltweit erste Forschungsstelle, die das biologische Geschlecht so facettenreich erforscht. Und das wurde auch längst Zeit: „Viele trans*, inter* und nicht-binäre Menschen (TIN) haben ein sehr gebrochenes Verhältnis zur Medizin, weil sie über Jahrzehnte hinweg einem Geschlecht einfach zugeordnet, übergangen und nicht anerkannt wurden“, sagt Rehmann-Sutter. „Wir sehen in unserer Forschungsstelle die Chance, aus der Vergangenheit zu lernen und die Medizin künftig so zu gestalten, dass sie Betroffenen hilft und bessere gesellschaftliche Strukturen entstehen.“

Die weltweit erste? Oder die weltweit dümmste?

Man untersucht etwas, um Minderheiten den Bauch zu pinseln, was es nicht gibt. Akademischer Straßenstrich: Für Geld machen die an Universitäten alles, für Geld gibt es jede Studie.