Warum die Kleidung immer schlechter wird
Der Weg in die Schrott-Gesellschaft.
Dass Kleidung immer schlechter wird, ist ein bekanntes Phänomen. Ich habe es auch für geplante Obsoleszenz gehalten.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern (weil ich noch weiß, wo und aus welchem Anlass ich die gekauft habe), dass ich in den 2000er Jahren, so im Zeitraum zwischen 2007 und 2008, richtig gute, und vor allem spottbillige Jeans gekauft hatte: Die gab es damals bei Metro zu 20 Euro netto – Viererpack. Also 5 Euro netto. In schwarz und blau. Eigentlich hatte ich nicht erwartet, dass man die mehr als dreimal tragen kann, und hatte mir die auch nur gekauft, weil ich freiberuflich länger unterwegs war, nicht genug Klamotten dabei hatte und die Reinigung einer Hose in der Reinigung schon 8 Euro gekostet hätte (was nicht wirklich überzeugend ist, weil man neue Jeans auch nicht ungewaschen tragen sollte, weil noch Farbreste und Insektenschutzmittel drin sind, aber ich habe sie halt gekauft und dann noch welche nachgekauft).
Zu meinem großen Erstaunen waren das qualitativ die besten und dauerhaftesten Jeans, die ich je hatte (was manche als Widerspruch ansahen). Ich hatte auch teure Markenjeans, von denen eine sofort Löcher hatte, als ich mal ausgerutscht und so leicht hingefallen, mit dem Knie etwas über den Gehweg geschrabbert bin. Die billigen: Unkaputtbar. Und es dauerte – je nach Modell – viele Jahre, bis die überhaupt etwas ausgewaschen aussahen. Ich habe die schwarzen jahrelang im Büro statt Anzughose getragen, weil man die normal in die Waschmaschine stecken konnte.
Deren Ende lag dann auch nicht in deren Qualität, sondern an mir, ich habe irgendwann nicht mehr reingepasst (vermutlich sind sie doch irgendwie geschrumpft). Ich habe dann meine Vorräte auch irgendwann verschenkt, weil sie mich zu sehr daran erinnerten, nicht mehr in die Hosen von 2008 zu passen.
Auch bei Metro hatte ich ab 2003 kurze Jeans (Länge wie Bermudas) gekauft, 7 Euro das Stück, mit denen ich immer Skaten war, Elbe rauf und runter. Auch unkaputtbar.
Sicherlich war das nicht sehr freundlich, solche Jeans zu kaufen, denn wenn ich hier in Deutschland 5 Euro netto für eine gezahlt habe, wieviel hat dann die Näherin in Bangladesch oder woher auch immer die kamen, dafür bekommen?
Es war aber der Beweis, dass man für lächerliche Beträge richtig gute und ewig haltende Jeans produzieren konnte.
Heute bekommt man nur noch teuren Schrott. Ich hatte ja mal vor ein paar Jahren gebloggt, dass ich mir neue Jeans (jahaaa, größere Größe, ich weiß …) gekauft habe, und die schon mittelteuer waren, einzeln deutlich teurer als das damalige Viererpack, und die Qualität miserabel. Ich hatte mir in einem Laden einer bekannten Modekette welche rausgesucht und nur kurz anprobiert, sitzen bequem, und dann erst zuhause gemerkt, dass die deshalb so bequem sitzen, weil sie eigentlich gar keine ordentliche Passform haben, aber aus einem elastischen Jeansstoff gemacht sind, so ein komisches Baumwolle-Synthetik-Gummistrippengemisch, das sich jeder beliebigen Körperform anpasst, aber von vornherein klarstellt, dass sie nicht haltbarer als Socken und Unterhosen sind. Kennt ihr das unangenehme Gefühl, wenn man sich morgens frische Unterhosen anzieht und die schon beim Hochziehen so komisch knirschen und sich dann über dem Hintern nicht mehr zusammenziehen, weil die Gummifäden gealtert sind und nur noch brechen und reißen, statt sich wieder zusammenzuziehen? Wenn sich Unterhosen so richtig tot anfühlen? So wird es mit diesen Jeans auch gehen, und eine gab kürzlich schon widerstandslos nach.
Ich habe mir 2000 auf der Australienreise dort T-Shirts gekauft. Gut, die sehen jetzt nicht mehr neu und gut aus, aber gerade deshalb habe ich die noch in Dauerbetrieb, weil ich zuhause immer die alten auftrage. T-Shirts, die im Prinzip auch ewig halten und nicht aus der Form gehen.
Ich habe aber jede Menge neuere T-Shirts, die allesamt schief werden. Irgendwie werden die asymmetrisch getrickt, mit jedem Waschen verdrehen die sich. Merkt man, wenn man versucht, die gerde und glatt auf eine Tischplatte zu legen, um sie zusammenzulegen. Man legt das Shirt möglichst gerade, glatt, symmetrisch auf den Tisch, aber die beiden Nähte an den Seiten winden sich um das T-Shirt wie Korkenzieher, als wären sie ein Gewinde. Und zwar nicht systematisch gleich, also dass sie sich auf beiden Seiten etwa symmetrisch nach vorne verformen würden, sondern auf einer Seite nach vorne, auf der anderen nach hinten. Irgendwie muss sich der Stoff selbst in eine bestimmte Richtung verziehen.
Wen das Thema interessiert und wer Englisch versteht, kann man diese sehr interessante Dokumentation dazu ansehen: It’s Not Just Shein: Why Are ALL Your Clothes Worse Now?
Es drängt sich natürlich der Gedanke auf, dass das auch mit der Kundenseite zu tun hat, dass mit dem Umbau der Gesellschaft zur Migrantischen Gesellschaft keine Qualität mehr verlangt wird und alles nur noch billig sein muss. Ich war ein paar Mal bei Primark am Alexanderplatz, weil die was hatten, was es woanders nicht gab. Teils richtig billige Klamotten. Aber ich kam mir da vor, als wäre ich in dem gestopft vollen Laden der einzige Deutsche.
Aber es hat sicherlich auch damit zu tun, dass man versucht, die Branche und ihre Gewinne am Leben zu halten, indem man systematisch billigeren Kram mit kürzerer Lebensdauer verkauft.
Andererseits: Viele Klamotten werden unverkauft wieder vernichtet oder gekauft und ungetragen wieder weggeworfen. Wo käme es da noch auf die Qualität an?
Mir ist noch etwas aufgefallen. Vor Jahren stand hier alles voll mit Altkleidercontainern, viele davon angeblich unseriös. Mal hieß es, daraus würden Putzlumpen gemacht. Mal hieß es, die würden nach Afrika geschippert, dort billig verkloppt und dafür sorgen, dass deren eigene Klamottenhersteller pleite gehen.
Inzwischen: Alle weg. Die einzigen Altkleidercontainer, die ich noch gefunden habe, stehen beim Wertstoffhoff, und dorthin fahre ich eine Weile. Es scheint so, als wolle keiner mehr Altkleidung haben, aber ich habe auch schon gehört, dass die Städte rigoros gegen den Wildwuchs dieser Container vorgehen, weil kriminell und unseriös. Und es gab wohl immer mehr Todesfälle, weil immer mehr Migranten kopfüber in die Container rutschten, um Klamotten rauszuholen, dann im Klappenmechanismus stecken blieben, und darin kopfüber starben.
Es kommt auch niemand mehr und fragt nach Kleiderspenden für Flüchtlinge. Second-Hand-Läden habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen, obwohl sie angeblich immer beliebter werden.
Ach, ja, ich war neulich mal wieder bei Metro. In den 2000er Jahren hatten die noch richtig gute Herrenanzüge, vor allem mit dem Vorteil, dass man Sakko und Hose der gleichen Art getrennt, in verschiedenen Größen kaufen konnte, und nicht zwingend paarweise, womit meist selten beides passt. Irgendwann hatten sie keine Anzüge mehr, sondern nur noch Freizeit- und Berufskleidung. Neulich habe ich überrascht festgestellt, dass sie umgebaut und gar keine Kleidung mehr haben, außer einem Restbestand an Unterhosen.