Das beste Sportfoto der Olympischen Spiele?
Oder gleich aller Zeiten?
Is this the best photo of the 2024 Olympics? With 6 million likes it may be! https://t.co/7NChcScgh0
— N-Photo (@NPhotomag) July 31, 2024
Sieht nach KI oder Photoshop aus, ist aber völlig echt.
Im Fernsehen kam die Videoaufnahme von der anderen Seiten, wie das Bild zustandekam: Der Brasilianer Gabriel Medina hatte am Austragungsort der olympischen Spiele auf Tahiti (wenn ich das richtig verstanden habe, weil es dort die schönsten Wellen gibt und das ein Überseegebiet ist, das zu Frankreich gehört) eine Riesenwelle gesurft, das wohl sehr spektakulär, und dafür die höchste Wertung bekommen, die je ein Surfer bei olympischen Spielen erzielt hatte – oder jedenfalls so ähnlich. Hinterher freute er sich so, dass er über einen Wellenberg fuhr, dabei in die Luft geschleudert wurde, das Brett hinter ihm her, er aber „Haltung“ bewahrte, als würde er einfach ruhig und entspannt stehen. Und der Sportfotograf Jerome Brouillet hat entweder im richtigen Augenblick gedrückt, oder er hatte eine Kamera, bei der man nicht mehr im richtigen Augenblick drücken muss. (Anmerkung: Er hatte. Laut dem Bericht verwendet der eine Nikon Z9. Das ist ja genau das, was ich neulich schon als Effekt der neuen Kameratechnik beschrieben hatte, nämlich dass man nicht mehr ein Foto macht, sondern sehr viele, die modernen spiegellosen Profikameras schaffen bis zu 120 Fotos pro Sekunde. Damit hat man etwa von Politikern immer das beste Foto und eines, auf dem sie gerade monströs gucken, weil sie gerade zwinkern oder zucken, und dasselbe beim Sport: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit der richtigen Kamera. Die Schwätzerweisheit, dass es auf den Fotografen und nicht die Kamera ankäme, könnt Ihr abhaken, die sagt auch nur, dass derjenige sich nicht mit Kameras auskennt.)
Nachtrag: Hat er aber nicht. Im Artikel heißt es
His Z9 is capable of shooting 20fps, but the Tahiti-based AFP photographer uses the burst mode in moderation. “When I’m shooting at Teahupo’o I don’t shoot in such a high burst mode, because at the end of the day, if you push too hard on the button you come back with 5,000 shots in a day, and I don’t like that!,” he admits. This is one of four images he shot of the surfer’s celebration.
The shot is made more remarkable as Brouillet was effectively shooting blind – not sure where he would break through the wave. But the photographer was surprised with the shot’s popularity. “I was just checking my phone on the six-minute break after the shoot and I had lots of notifications on social media and I thought something is happening with this shot,” he told the BBC. “It’s very cool, it’s a nice shot and lots of people love it. It’s not really a surf photograph so it captures the attention of more people.”
Also kein Hochgeschwindigkeitsserienfotos, aber ein Glückstreffer. Trotzdem Kamera-abhängig, weil die Kamera in der Lage sein muss, sehr schnell das Objekt zu erfassen und scharf zu stellen.
Bei Eurosport kann man sich die Szene ansehen.
Nun überschlagen sie sich, ob dass das beste Surfer-Foto, das beste olympische Foto oder gleich das beste Sportfoto aller Zeiten sein solle.
Meines Erachtens höchstens Ersteres. Ich halte das Bild zwar für einen herausragenden lustigen Schnappschuss, aber ganz ehrlich: Für viel mehr auch nicht. Allerdings muss ich sagen, dass man bei früheren olympischen Spielen einige Wahnsinnsfotos sah, und ich bei diesen jetzt noch kein Brüllerfoto gesehen habe. Insofern kann das durchaus das Foto sein, das am meisten Aufmerksamkeit bekommt.
Ich habe eher den Verdacht, dass die Bedeutung der Fotografie dramatisch verloren hat und die Videoaufnahmen dominieren, und deshalb auch dort viel weniger fotografiert wird.
Vielleicht ist aber auch einfach zu wenig Außergewöhnliches passiert, was man vorher noch nicht gesehen hat.