Faxgerät
Eine Anmerkung.
Heise berichtet, dass man in Bayern jetzt Faxgeräte als Relikte aus der Steinzeit betrachtet, und in der Verwaltung die Hälfte der Faxgeräte schon abgeschafft habe.
Der Staatsminister für Digitales, Fabian Mehring, hatte kurz nach seinem Amtsantritt zum Jahresende erklärt, Faxgeräte aus der Verwaltung verbannen zu wollen. “Ziel ist es, alle Dokumente innerhalb und zwischen den bayerischen Behörden in digitaler Form zu übermitteln”, teilt das Staatsministerium für Digitalisierung mit.
Ich sag’s ja nur ungern, Ihr Digitalexperten, aber Faxgeräte sind digital. Die nach dem Standard G3, davor waren sie analog. Und der Standard G3 stammt von 1980.
G3 nutzte nur lediglich das analoge Telefonnetz per Modem als Transportmedium, aber das ist heute auch nicht viel anders, denn auch ein DSL-Anschluss beruht darauf, mit einem Modem digitale Signale über ein analoges Medium zu übertragen, ebenso bei Kabelnetz oder Ethernet. Auf der untersten Schicht sind sie im Prinzip alle analog, weil die schiere Physik eben oberhalb von Quanteneffekten auch analog ist.
G4 setzte dann auf ISDN auf, also einem digitalen Dienst, was aber auch nur bedeutete, dass es das Aufsetzen auf eine analoge Unterschied nicht selbst machte.
Das Problem an Fax ist nicht, dass es nicht digital wäre, denn das ist es.
Das Problem an Fax besteht aus anderen Problemen:
- Es beruht in Auflösung und Datenformat auf der Technik der 1980er Jahre.
- Es ist eine geschlossene Appliance, die keine Erweiterung ermöglicht.
- Es ist auf ein bestimmtes Datenformat festgelegt, nämlich Bilder von lausiger Qualität.
- Es belegt alle Schichten bis runter zur analogen proprietär und fügt sich nicht in andere Modelle ein wie eben das Internet.
- Es beruht auf dem analogen Telefonnetz und dessen Vermittlungsschicht, was es nicht mehr gibt, aufwendig emuliert werden muss und hoffnungslos veraltet ist.
- Es taugt nur für Texte und stellt sie nur optisch dar.
Natürlich ist Fax hoffnungslos veraltet und muss weg.
Das liegt aber nicht daran, dass es analog und nicht digital wäre, denn Fax ist seit 1980 digital. Eigentlich das Erste, womit die Digitalisierung in die meisten Büros einzog. Es ist eben einfach nur völlig veraltet und beruht auf der Nutzung eines Telefonnetzes, das es nicht mehr gibt.
Steinzeit, ja. Aber Digitalsteinzeit.
Ich finde das immer frappierend, wenn Leute „Staatsminister für Digitales“ oder etwas in der Art werden, und nicht wissen, was „Digitales“ ist.
Aber ich glaube, den Typen hatte ich schon öfter im Blog.
Studium der Politik-, Gesellschafts- und Rechtswissenschaften
Wer könnte besser als Staatsminister für Digitales geeignet sein? Quasi die Quotenfrau unter den Freien Wählern.
Übrigens haben wir es in Deutschland bisher nicht geschafft, das Fax funktional völlig zu ersetzen. Bei Gerichten sind Faxe noch immer fristwahrend, E-Mails nicht. Inzwischen gibt es zwar das Behördenpostfach auch für Privatleute, aber das ist bisher eine Katastrophe.
Und mir konnte bisher noch kein Jurist überzeugend darlegen, warum Juristen Fax für vertrauenswürdiger halten als E-Mail. Manche meinten, dass das Fax doch am oberen Ende eine Zeile anzeige, die die genauen Übertragungsdaten belege. Sie wissen aber nicht, dass auch diese Zeile vom Absender erzeugt wird (es gibt nur ganz wenige Faxgeräte, die auch noch ein eigene Übertragungsdaten angeben), und damit überhaupt nicht vertrauenswürdig ist.
Ich hatte in den Neunziger Jahren noch ein Modem am PC, und dabei auch Fax-Software laufen, mit der ich per Modem Faxe verschicken konne. Und wenn man das nicht jedesmal neu verschickte, sondern die Fax-Datei erneut in den Puffer legte, wurde diese Kopfzeile nicht neu erzeugt, sondern wiederverwendet.
Ich habe damals mal eine Behörde, die mich geärgert hatte, zurückgeärgert, indem ich einen Cron-Job aufgesetzt habe, der jeden Morgen um vier dasselbe Fax schickte. Immer mit derselben Kopfzeile, selbes Datum, selbe Uhrzeit. Die dachten dann, ihr Faxgerät sei kaputt und haben es ausgetauscht, weil sie sich nicht vorstellen konnten, dass man dasselbe Fax mit derselben Kopfzeile mehrfach verschicken konnte, weil sie dachten, die Zeile werde beim Empfänger erzeugt und ihr Fax müsse kaputt sein. Die haben dann eine Krise bekommen, als das neue Faxgerät dasselbe Fax ausspuckte, mit einem Datum, zu dem sie das neue Gerät noch gar nicht hatten.
Und trotzdem halten die Gerichte beinhart am Fax fest, weil Juristen irgendwie glauben, dass Fax sicherer wäre. Naja, in gewisser Weise ist es das sogar, weil man inzwischen bei der Telefongesellschaft anfragen kann, von wo der Anruf kam.