Ansichten eines Informatikers

Die Einkaufsdrohne

Hadmut
5.8.2024 13:22

Leute gibt’s …

War gerade im Supermarkt.

Dabei fiel mir ein Junge auf. Schwer zu schätzen, vielleicht 12, 13. Sah nicht migrantisch aus, stellte sich aber später als migrantisch heraus. Der fiel mir eigentlich nur auf, weil mir nicht klar war, ob der am Ende der Kassenschlange ansteht oder nicht, weil der da unmotiviert rumstand, in der einen Hand Waren, in der anderen einen Elektroroller, was in einem Supermarkt ein Hindernis darstellt. Weil mir nicht klar war, ob der da ansteht oder auf jemanden oder irgendwas wartet, hatte ich „Stehst Du da an?“ gefragt, und er hatte bejaht. Also stellte ich mich hinter ihn in die Kassenschlange, was dazu führte, dass ich ihn beobachten konnte (und musste).

Wie der also ans Kassenband kam, und sein Zeug darauflegte, fiel mir auf, dass der noch ein Handy in der Hand hatte und anscheinend mit jemandem videotelefonierte.

Urplötzlich rannte der wie jemand, der etwas vergessen hat, vom Band wieder in den Verkaufsraum und rief noch sinngemäß etwas wie „gleich wieder da“.

Nun ist das nicht ungewöhnlich, dass jemand, der vor einem schon am Band steht, nochmal losflitzt, um noch etwas zu holen, habe ich auch schon gemacht. Der nun aber hatte seinen Roller, der keinen Ständer hatte, gegen das Band gelehnt, und zwar so, dass der gummierte Griff das Band selbst berührte, und von diesem mitgezogen wurde. Fast wie in der Waschanlage, aber nicht geradeaus, das geriet so aus der Spur. Ich habe noch überlegt, ob ich da jetzt eingreifen und den Roller auffangen sollte, weil das Band gerade wieder anhielt, da kam er wieder, legte noch einiges aufs Band, in der anderen das Handy, und verschwand gleich wieder, ohne sich um den Roller zu kümmern. Dann bekam ich mit, dass der mit einem Mann, wohl seinem Vater, videotelefonierte, dessen Stimme (Sprache unbekannt) war laut zu hören. Und dem mit der Handy-Kamera irgendwelche Waren im Regal zeigte, während der Vater Anweisungen gab, was zu kaufen wäre und was nicht.

Währenddessen geriet der Roller immer weiter in die Schräge, war inzwischen aber auf Kassenhöhe, wo der Gang schmal war und der Roller nicht mehr umfallen, sondern sich da nur noch verkeilen konnte. Inzwischen kam der Junge noch mit einem Haufen Waren wieder, und suchte noch verzweifelt nach einer Papiertüte (die wiederverwendbaren wollte er nicht, wohl zu teuer), die es nicht mehr gab, weil der keinen Einkaufswagen, keinen Beutel, nichts außer Roller und Handy dabei hatte, und nun das Problem hatte, einen Haufen Waren zu transportieren. Es dauerte, bis der das Zeug alles auf das Ablagebrett an den Fenstern hinter der Kasse gebracht und endlich auch seinen Roller aus dem Kassenbereich geholt hatte. Offenbar hatte der überhaupt nicht damit gerechnet, mehr als zwei Sachen kaufen zu müssen, und dann jede Menge Anweisungen bekommen.

Das habe ich aber noch nie zuvor gesehen, dass jemand als Einkaufsagent in den Supermarkt geschickt wird und dann per Videotelefonat mit der Kamera die Regale zeigt und von außen, wohl zuhause, die Anweisungen bekommt, was zu kaufen wäre.

Was ich aber schon gesehen habe, sind Angebote von Supermärkten, in denen man online bestellt und bezahlt, und dann die fertig befüllte Tüte abholt.

Als ich gerade rausging, kamen mir drei Polizisten entgegen, die gerade in den Laden gingen. Unklar, ob zum Einkaufen oder wieder mal einen Ladendieb abzuholen.

Bei der zunehmenden Gewalt und dem grassierenden Ladendiebstahl ist es – vor allem in den USA – eine Frage der Zeit, bis manche Supermärkte generell auf das Geschäftsmodell umgestellt werden, dass man anklickt, was man kaufen will, und dort dann die fertig befüllten und online bezahlten Tüten abholt. Wenn die das noch mit KI, Kochrezepten und einem besseren Lager- und Warenmanagement mit Erfassung der Haltbarkeitsdaten aufpeppen, was ja möglich ist, wenn es keinen Ladendiebstahl mehr gibt, könnte das ein Geschäftsmodell werden, wenn man dann da einfach auf „Mittagessen für 3 Personen, ich habe eine Küche und 15 Minuten Zeit“ klickt und die einem dann ein Kochrezept aus den Zutaten anzeigen, was gerade da ist (und raus muss). Oder solche Dauerabos, wie „ich will jeden Dienstag eine Tafel Vollmilch-Nuss-Schokolade, und einen Becher Joghurt, aber den wechselnd!“ Und Obst für 2,50.

Also, ich wäre dafür zu haben. Statt herkömmlichem Supermarkt ein geschlossenes, und teilautomatisiertes Warenlager, das einem das Zeug zusammenpackt und zum Abholen bereit hält.