Ansichten eines Informatikers

Der Medaillenspiegel

Hadmut
12.8.2024 20:26

Ein Leser schreibt: [Update]

Moin von der sonnigen Nordseeküste!

Nach der Wiedervereinigung bei den Sommerspielen in Barcelona war Deutschland im Medaillenspiegel noch auf Platz 3!

Mach ne gute Story draus! Und bleib gesund

Schauen wir es uns genauer an: Barcelona 1992:

Mmmh, ja. Noch vor China, und nur knapp hinter den USA.

Gut, das lag jetzt wohl daran, dass China sich damals noch nicht so viel Mühe gegeben hat, und wir damals die Kraft der zwei Herzen, nämlich Sportler von BRD und DDR hatten.

1996 lagen wir immer noch auf Platz 3, aber schon nicht mehr so gut.

2000 waren wir schon auf Platz fünf abgerutscht und hatten nur noch 13 Goldmedaillen, überholt von China und Australien.

2004 auf Platz sechs, 13 Goldmedaillen, Japan hat uns auch überholt.

2008 wieder auf Platz fünf, 16 Goldmedaillen, Japan und Australien wieder überholt.

2012 wieder auf Platz sechs, 11 Goldmedaillen.

2016 wieder besser, Platz fünf, 17 Goldmedailen.

2020 (2021) dann abgestürzt, Platz neun mit 10 Goldmedaillen. Das würde ich aber nicht ohne weiteres werten, das war Corona-Krise. Man könnte allerdings einwenden, dass die anderen ja auch Corona-Krise hatten.

2024 dann weiter abgerutscht, Platz 10, mit immerhin doch 12 Goldmedaillen.

Ja, das ist einfach, als alter Soziologe und gemäß dem soziologischen Grundsatz, dass wer eine Korrelation entdeckt, sich eine Kausalität frei ausdenken kann, würde ich sagen: Das muss an der Klimaerwärmung liegen. Oder an der Ampelregierung.

Im Ernst: Es wäre zu diskutieren, wie sich das weitgehende Fehlen der Russen ausgewirkt hat. Die sind ja normalerweise auch sehr stark.

Die Frage wäre nun, ob Deutschland selbst davon profitiert oder verloren hat.

  • Haben wir Medaillen gewonnen, die sonst die Russen bekommen hätten, und wären wir mit Russen noch weiter abgestürzt?
  • Oder hat uns die Abwesenheit der Russen nichts genutzt, sehr wohl aber den USA und den Chinesen, die sich da mehr Medaillen geholt haben?

Im Zahlenverhältnis der Medaillen hat es sicherlich den USA und China genutzt, weil die mehr Medaillen bekommen haben und wir im Verhältnis schlechter dastehen.

In der Rangordnung hat es uns aber sicherlich genutzt, weil wir ja unweigerlich hinter USA, China und Russen geblieben wären, und da ein sicherer Kandidat, der vor uns geblieben wäre, die Russen, fehlten. Mit Russen wären wir sichlich noch einen Platz schlechter dagestanden, auf Platz 11, aber vielleicht im Zahlenverhältnis nicht so schlecht. Im Prinzip müsste man sich alle Sportarten einzeln anschauen, dazu habe ich nicht die Zeit. Es gibt Sportwissenschaftler, die das besser können.

Was ich bedenklicher finde, als den Platz und die Zahl an sich, ist, dass

  • Japan
  • Australien
  • Frankreich
  • Niederlande
  • Großbritannien
  • Südkorea
  • Italien

vor uns liegen. Frankreich könnte man noch ausblenden, weil die den Heimvorteil hatten.

Alle anderen dürfte aber eigentlich nicht vor uns liegen. Die einzigen, die größer sind, sind Japan, und die haben eigentlich zu kurze Beine, um uns zu schlagen.

Und deshalb halte ich nicht die Zahl der Medaillen an sich, oder den Platz an sich für problematisch, sondern wer uns überholt hat. Die Australier sind gerade mal ein Viertel von uns. Niederlande ein Fünftel. Italien Dreiviertel. Frankreich ist kleiner als wir. Großbritannien ist kleiner. Südkora Zweidrittel. Italien auch.

Ein wesentlicher Unterschied ist aber: Die haben alle noch ein Nationalgefühl. Wir nicht mehr.

Und vermutlich hängt vieles auch mit unserer Schulkatastrophe zusammen. Wenn ich höre und lese, dass der Schwimmunterricht immer öfter ausfällt, und immer mehr Rücksicht auf muslimische Eltern genommen wird, dann frage ich mich, wie das eigentlich noch funktionieren soll.

War es nicht so, dass viele Vereine ihre Turnhallen nicht mehr nutzen konnten? Neulich kam irgendwo etwas, dass Kinder in einem Schwimmverein aus irgendeinem bekloppten Grund nicht mehr in der Halle des eigenen Orts schwimmen können, sondern mit dem Bus in den Nachbarort fahren müssen – halbe Stunde hin, halbe Stunde zurück, falls man den Bus nicht verpasst.

Irgendwo wurde in den Sportsendungen gesagt, dass selbst von den erfolgreichen deutschen Sportlern viele längst im Ausland trainieren, weil das in Deutschland wohl nicht mehr geht.

Außerdem hat man den Kindern jeden Leistungsgedanken ausgedroschen. Wir sind Bürgergeldempfänger, fertig.

Und das ist ein ganzer Bund von Gründen.

Es ist Symptom des Niedergangs.

Aber ich bin der falsche Mann dafür, ich habe dahin ja überhaupt keine Verbindung, keinen Einblick. Man sollte da die Sportler fragen, nicht mich.

Und die Lehrer.

Update: Leserkommentar dazu:

Hallo Herr Danisch,

es ist ja noch viel schlimmer, was den deutschen Absturz im Medaillenergebnis bei Olympischen Spielen betrifft. Bezogen sich die 33 Goldmedaillen 1992 in Barcelona noch auf 257 Wettbewerbe, waren es dieses Jahr schon 329 Wettbewerbe, aus denen 12 Goldmedaillen kamen. D.h. 28% mehr Wettbewerbe und damit Chance zu gewinnen, was die Vergleichsgröße 1992 (zu den 12 jetzt) bei 42 Goldmedaillen sehen würde.

Mit freundlichen Grüßen,