Das Bustrophedon
Wusste ich auch nicht – sollte man aber wissen.
Einige Leser haben mich zu der Diskussion, ob man von links nach rechts oder von rechts nach links schreibt, um warum manche Buchstaben und Alphabeten gespiegelt erscheinen (ich hatte das auch die Schreibtechnik und -werkzeuge zurückgeführt), geschrieben, dass das am Bustrophedon liegt.
Oh, ja, stimmt. Ich muss gestehen, ich kannte das Bustrophedon nicht. Aber wenn man es ein mal kennt, fragt man sich, wie einem das entgehen konnte.
Da stellen wir uns mal ganz dumm und fragen: Wat is’n Bustrophedon?
Bustrophedon (auch Boustrophedon) (von altgriechisch βοῦς bous „Ochse“ und στρέφειν strephein „wenden, drehen“) bezeichnet die Schreibweise mit zeilenweise abwechselnder Schreibrichtung, meist auf eine horizontale Schreibrichtung bezogen.[1] Mit dem Wort wird diese Schreibweise verglichen mit dem Wenden eines Ochsengespanns beim Pflügen am Ende der Furche.[2] Das Substantiv Bustrophedon bezeichnet das Schriftmerkmal, manchmal auch einen so geschriebenen Text („das ist ein Bustrophedon“). Daneben gibt es das Adjektiv bustrophedon („ein bustrophedoner Text“), das meistens adverbial verwendet wird („ein bustrophedon geschriebener Text“) oder mit gleicher Bedeutung bustrophedisch.
Mit einem Bild eines Bustrophedons auf Kreta.
Computertechnisch gesprochen: Die hatten zwar den Zeilenvorschub (LF, Line feed), aber noch nicht den Wagenrücklauf (CR, Carriage return) erfunden.
Es herrschte wohl der Gedanke, dass man den Augen keinen Zeilensprung zumuten wollte und das alles ein langes gefaltes Band von Buchstaben sein muss, man also am Ende einer Zeile direkt darunter in die Gegenrichtung weiterlesen können musste.
Und damit man nicht gegen die Buchstaben lesen muss, hat man dann in der Rückrichtung auch die Buchstaben gespiegelt. Eigentlich logisch.
Man könnte also die Vermutung aufstellen, dass die damals zunächst in beide Richtungen geschrieben haben, immer abwechselnd, und dabei auch die Zeichen immer gespiegelt haben, und das dann beim Übergang vom Hammer zur Tinte immer mit der ziehenden Hand, also mal links und mal rechts, und sich dann, weil eben auch überwiegend Rechtshänder, irgendwann dafür entschieden haben, nur noch von links nach rechts zu schreiben – und dabei auch bei den gespiegelten Zeichen geblieben sind. Ist jetzt aber nur eine Interpretation und Vermutung von mir.
Bustrophedon – wie konnte mir das entgangen sein.
Apropos στρέφειν: Dazu weiß ich jetzt aber doch was, dazu fällt mir was ein. Wusstet Ihr eigentlich, dass die Liedstrophe davon kommt?
Strophe f. ‘größere, sich wiederholende, aus mehreren Versen bestehende rhythmische Einheit eines Gedichts’, gelehrte Entlehnung des 17. Jhs. von lat. stropha, strophē, griech. strophḗ (στροφή) ‘Wendung, Gewandtheit, Abwandlung, Veränderung’, besonders ‘die Wendung oder der Tanz des Chores im Theater’, auch ‘der während des Tanzes gesungene Gesang, Verbindung mehrerer Verse zu einem metrischen Ganzen’, zu griech. stréphein (στρέφειν) ‘drehen, wenden’ (s. auch Apostroph). Strophe wird vor allem von Opitz aufgenommen und verbreitet (vorher dafür Gesetz). In allgemeiner Sprache steht (seit dem 18. Jh.) vielfach Vers (s. d.) statt Strophe, zumal (besonders im Nordd. und Md.) beim Kirchenlied.
und auch die Katastrophe?
entlehnt über das lateinische catastropha → la „Vernichtung, Zerstörung“ vom griechischen καταστροφή (katastrophē☆) → grc, Substantiv zum Verb καταστρέφειν (katastrephein☆) → grc „umkehren, umwenden“, gebildet aus κατά (kata☆) → grc „herunter, völlig“ und στρέφειν (strephein☆) → grc „drehen, wenden“. Das Wort ist seit dem 17. Jahrhundert belegt.