Ansichten eines Informatikers

No-Go-Zone: Deutschland hängt sich ab

Hadmut
25.8.2024 13:48

aber sowas von. [Nachtrag]

Dreifach-Schlag von der WELT:

„Die Unternehmen machen einen großen Bogen um Deutschland“

„Der Games-Standort Deutschland ist international kaum noch wettbewerbsfähig“, kritisiert Felix Falk, der Geschäftsführer des Branchenverbandes Game, im WELT-Gespräch. In Ländern wie Kanada, Südkorea und Australien oder auch in Großbritannien, Frankreich und Polen sei das Entwickeln von Computer- und Videospielen etwa 25 bis 30 Prozent günstiger. „Aus diesem Grund gibt es hier kaum große Entwicklerstudios. Die Unternehmen machen einen großen Bogen um Deutschland.“

[…]

„95 Prozent der Ausgaben von Spielern aus Deutschland fließen also ins Ausland“, rechnet Falk vor. Dabei seien die Voraussetzungen eigentlich perfekt. „Der deutsche Games-Markt ist der größte in Europa und der fünftgrößte weltweit“, berichtet der Branchenvertreter.

Deutschland ist einfach zu teuer und als Standort zu schlecht.

„Airlines beginnen zu rechnen, ob es sinnvoll ist, nach Deutschland zu fliegen“

Es hieß ja, dass man aus Umweltschutzgründen Inlandsflüge verbieten will.

Jetzt heißt es, dass man aus Kostengründen die Auslandsflüge unterlassen will.

Klimaaktivisten dringen in Flughäfen ein und legen den Flugverkehr lahm. Der Gesetzgeber fordert Maßnahmen zur Dekarbonisierung.

Und die jüngsten Flugstatistiken zeigen, dass die deutsche Luftfahrt international den Anschluss verliert. Der neue Hauptgeschäftsführer des Luftfahrtverbands BDL dürfte im neuen Job also angekommen sein. In seinem ersten Interview im Amt wirft er der Bundesregierung Wortbruch vor und prognostiziert Klimaklebern ein ruiniertes Leben.

[…]

Lang: Wir kämpfen mit einer zunehmenden Wettbewerbsverzerrung auf internationaler Ebene. Einige Staaten begreifen Luftverkehr als Statussymbol. Sie unterstützen ihre Airlines auf vielfältige Weise und investieren hohe Milliardenbeträge in Flughäfen und Infrastruktur. In Deutschland ist das Gegenteil der Fall, hier zieht der Staat immer mehr Geld aus der Luftfahrt heraus.

[…]

WELT: Sie zielen auf die Luftverkehrssteuer, die gerade um 24 Prozent angehoben wurde. Ryanair-Chef Eddie Wilson hat die Bundesregierung aufgefordert, dies zurückzunehmen, sonst werde man 1,5 Millionen Sitzplätze streichen. Eine Erpressung.

Lang: Ich finde, er hat da einen validen Punkt. So etwas wie eine Luftverkehrssteuer gibt es nur in 13 von 27 EU-Staaten und nirgendwo ist sie so hoch wie bei uns. Wenn der Vorstandschef eines europäischen Low-Cost-Carriers das beklagt, sollte man ihm zuhören, denn er hat Alternativen und kann entscheiden, wo er seine Flugzeuge einsetzt. Das klingt für mich nicht nach Erpressung, sondern konsequent. Man sollte ihm dankbar sein, dass er Klartext redet.

WELT: Für die Fluggäste steigen auch andere Gebühren, für Sicherheitskontrollen, für die Flugsicherung. Wo ist die Schmerzgrenze?

Lang: Die Gebühren für Luftsicherheit und Flugsicherung haben sich jeweils verdoppelt. Beides ist in anderen Ländern nicht so.

[…]

Die Sicherheitskontrollen sind in Deutschland so teuer, weil wir teilweise über die Standards hinausgehen, die europaweit vorgeschrieben sind, und aufgrund hoher Tarifabschlüsse. Es ginge auch günstiger. Bei der Luftsicherung holt sich die Bundesregierung die Ausfälle der Pandemie vom Fluggast zurück. In anderen Ländern teilt sich der Staat die Verluste mit der Branche. Schon 2019 waren Flüge in Deutschland im Europa-Vergleich um durchschnittlich 2000 Euro teurer, nur wegen der Standortkosten. Heute sind es 4000 Euro. Das führt dazu, dass Airlines zu rechnen beginnen, ob es betriebswirtschaftlich noch sinnvoll ist, nach Deutschland zu fliegen.

Flugsteuer – Ryanair droht mit Abzug aus Deutschland

Der irische Billigflieger Ryanair droht wegen der von der Bundesregierung geplanten Luftverkehrsabgabe mit einem Abzug von Flugzeugen aus Deutschland. „Ohne Zweifel würde das den Verlust von einigen Flugzeugen für Hahn, Weeze und Bremen bedeuten“, sagte Ryanair-Chef Michael O’Leary in Mainz. An allen drei Flughäfen hat der Billigflieger Maschinen stationiert – am meisten an seiner Deutschlandbasis im rheinland-pfälzischen Hahn.

Zudem werde Ryanair Pläne überdenken, einen oder zwei weitere deutsche Standorte anzufliegen. „Es würde nicht nur kein Wachstum mehr geben, es gäbe einen tatsächlichen Rückgang von Ryanair-Verkehr in Deutschland“, sagte O’Leary. Stattdessen könnte Ryanair seine Maschinen an anderen Standorten – etwa in Spanien oder Holland stationieren – wo es keine Flugsteuer gebe.

Stellt Euch mal vor, die Fluglinien fliegen Deutschland – weil sie rechnen oder sich absprechen – einfach nicht mehr an.

Wie schnell dann der Flughafen BER pleite wäre. Also gut, pleite ist er ja ohnehin schon, aber noch viel pleiter als bisher. Stellt Euch vor, der müsste dicht machen.

Mal so eine Frage: Wie kommt Ihr eigentlich in den Urlaub, wenn es keine Flieger mehr gibt, Ihr kein Verbrennerauto mehr haben dürft und im Zug nicht nur die Halsabschneider sitzen, sondern die Bahninfrastruktur so marode ist, dass nur noch jeder zweite Zug fährt? Heißluftballon, gefüllt mit der heißen Luft aus Politikergeschwätz?

Deutschland wird zunehmend zur No-Go-Zone. Absurde Kosten, absurde Steuern, dazu Messerstechereien, Wohnungsnot, instabile Energieversorgung, marode Infrastruktur.

Aber: Gefühlt klimafreundlich. Offen. Tolerant. Divers.

Nachtrag: Ein Leser rügt, dass der Artikel von Ryanair, der mit dem Abzug aus Deutschland droht, schon von 2010 ist.

Das hatte ich zwar nicht gesehen, das ändert aber auch nichts daran, weil solche Dinge immer langsfristig passieren, die haben ja auch Flughafen- und Leasingverträge für ihre Maschinen, Dienstleistungs- und Arbeitsverträge, und der BER sollte ja 2011 eröffnen. Insofern spielen die 10 Jahre bis zur BER-Eröffnung da auch keine Rolle. Wenn die so etwas sagen, dann ist das immer auf einen Zeitraum von vielen Jahren ausgelegt und nicht von heute auf morgen.

Tatsächlich ist es aber so, dass Ryanair die Drohung teilweise auch wahr gemacht hat, die Verbindungen vom BER wurden drastisch reduziert.

Auch EasyJet hat in den letzten Jahren die Zahl der Verbindungen vom BER drastisch reduziert. Die machen das wirklich. Eigentlich hatte ich vor Corona vor, von Berlin aus per EasyJet in ganz Europa rumzufliegen, hatte auch schon so eine Jahreskarte zur Sitzplatzreservierung und Bordcase-Mitnahme, und bin auch mit denen schon nach Zypern geflogen. Aber deren Flugplan ab Berlin ist drastisch zusammengeschrumpft.

Insofern finde ich das eher interessant, dass das kein neuer Effekt ist, sondern das seit spätestens 2010 bekannt ist – und das es ein Abhängen mit Ansage und kein Überraschungsproblem ist.

Und die Personal- und Energiekosten sind ja vor allem in den letzten Jahren unter der Ampel gestiegen, auch die Flugsteuern und die Flughafengebühren.