Ansichten eines Informatikers

Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar

Hadmut
7.9.2024 15:50

Mit Karl May durch den Islam.

Ich habe in meiner Jugend gern Karl May gelesen – aber nicht alle. Ich kann mich erinnern, dass es damals in einem Kaufhaus in der Nähe mal ein Angebot gab, die Karl May-Bücher als Taschenbuch zum Billig-Schleuderpreis in Supermarktqualität, und hatte damals einige davon bekommen, aber sie hatten schon nicht mehr alle, und die waren auch ruck zuck ausverkauft. Schlauerweise hatten sie aber von den bekannteren deutlich mehr Exemplare gedruckt, und so hatte ich mal die wichtigsten, aber lange keine vollständige Sammlung. Ich weiß heute nicht mehr genau, welche das waren, so die bekannten Hauptwerke eben.

Nun schreibt mir eine Leser zu meinen eigenen Abenteuern im Morgenland:

Ihr Artikel zum Islam

Sehr geehrter Herr Danisch

diese Einsichten und Erklärungen zum Glaubensverständnis im Islam sind sehr treffend formuliert und aus meiner Sicht als Theologin völlig richtig gesehen. Bei den Paradiesbeschreibungen (und Beschreibung der Hölle für die Ungläubigen) fällt mir immer der von mir seit meiner Kindheit geliebte Karl May ein, der auf den ersten Seiten von „Durch die Wüste“ das bereits thematisiert hat.

Mmmmh. Daran kann ich mich nicht erinnern. Mir wäre das als Kind auch nicht aufgefallen, damals kannte ich die Begriffe Islam und Moslem noch nicht, das hieß damals noch „Mohammedaner“, sagte mir gar nichts, und wurde dann irgendwann zu „Muselman“, was mir genauso wenig sagte, mich aber zu der Frage brachte, warum das „Muselman“ und nicht „Muselmann“ heißt, mir aber auffiel, dass es ja auch „Roman“ und nicht „Rohmann“ heißt, und ich dann zu der Erkenntnis kam, dass -man etwas eigenes zu bedeuten habe und nichts mit -mann wie Milchmann zu tun hat.

Nun kann ich mich zwar erinnern, dass Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah ein Moslem ist, wie ja der Name schon sagt, weil zur Hadsch gewesen, und ich irgendwann auch mal verstanden habe, dass der Name eigentlich nur Halef Omar ist, und der ganze Kram herum die Abstammungslinie als Patronym, jeweils versehen mit Hadschi, weil bei der Hadsch gewesen, und weiß gerade nicht mehr, ob ich das bei Karl May selbst gelesen habe, aber mir fiele da jetzt nichts ein, was auf die Beschreibung der Leserin passen würde.

Also habe ich danach gesucht, und weil Karl May urheberrechtlich schon lange genug tot ist, fällt zumindest die Ur-Version seiner Texte wohl nicht mehr unter den Urheberschutz und besagte Stelle ist hier zu finden.

Es lohnt sich durchaus, die paar Zeilen zumindest bis zu der Sache mit dem schlanken Kamel und dem Pferd mit dem Gangfehler zu lesen.

Und darin findet sich die Stelle, die auf meine eigenen Abenteuer in Dubai passt:

“Wahrhaftig! Sihdi, du kennst den Kuran und alle heiligen Bücher und willst dich nicht zur wahren Lehre bekehren! Aber trage nur keine Sorge; ich werde einen gläubigen Moslem aus dir machen! Also vor dem Gerichte wird sich der Deddschel
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zeigen, den die Giaurs den Antichrist nennen, nicht wahr, Effendi?”
“Ja.”
“Dann wird über jeden das Buch Kitab aufgeschlagen, in welchem seine guten und bösen Taten verzeichnet stehen, und die Hisab gehalten, die Musterung seiner Handlungen, welche über fünfzigtausend Jahre währt, eine Zeit, welche den Guten wie ein Augenblick vergehen, den Bösen aber wie eine Ewigkeit erscheinen wird. Das ist das Hukm, das Abwiegen aller menschlichen Taten.”
“Und nachher?”
“Nachher folgt das Urteil. Diejenigen mit überwiegend guten Werken kommen in das Paradies, die ungläubigen Sünder aber in die Hölle, während die sündigen Moslemim nur auf kurze Zeit bestraft werden. Du siehst also, Sihdi, was deiner wartet, selbst wenn du mehr gute als böse Taten verrichtest. Aber du sollst gerettet werden, du sollst mit mir in das Dschennet, in das Paradies, kommen, denn ich werde dich bekehren, du magst wollen oder nicht!”
Und wieder strampelte er bei dieser Versicherung so energisch mit den Beinen, daß die alte Hassi-Ferdschahn-Stute ganz verwundert die Ohren spitzte und mit den großen Augen nach ihm zu schielen versuchte.
“Und was harrt meiner in eurer Hölle?” fragte ich ihn.
“In der Dschehenna brennt das Nar, das ewige Feuer; dort fließen Bäche, welche so sehr stinken, daß der Verdammte trotz seines glühenden Durstes nichts aus ihnen trinken mag, und dort stehen fürchterliche Bäume, unter ihnen der schreckliche Baum Zakum, auf dessen Zweigen Teufelsköpfe wachsen.”
“Brrrrrrr!”
“Ja, Sihdi, es ist schauderhaft! Der Beherrscher der Dschehenna ist der Strafengel Thabek. Sie hat sieben Abteilungen, zu denen sieben Tore führen. Im Dschehennem, der ersten Abteilung, müssen die sündhaften Moslemim büßen so lange, bis sie gereinigt sind; Ladha, die zweite Abteilung, ist für die Christen, Hothama, die dritte Abteilung, für die Juden, Sair, die vierte, für die Sabier, Sakar, die fünfte, für die Magier und Feueranbeter, und Gehim, die sechste, für alle,
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welche Götzen oder Fetische anbeten. Zaoviat aber, die siebente Abteilung, welche auch Derk Asfal genannt wird, ist die allertiefste und fürchterlichste; sie wird alle Heuchler aufnehmen. In allen diesen Abteilungen werden die Verdammten von bösen Geistern durch Feuerströme geschleppt, und dabei müssen sie vom Baume Zakum die Teufelsköpfe essen, welche dann ihre Eingeweide zerbeißen und zerfleischen. O, Effendi, bekehre dich zum Propheten, damit du nur kurze Zeit in der Dschehenna zu stecken brauchst!”
Ich schüttelte den Kopf und sagte:
“Dann komme ich in unsere Hölle, welche ebenso entsetzlich ist wie die eurige.”
“Glaube dies nicht, Sihdi! Ich verspreche dir beim Propheten und allen Kalifen, daß du in das Paradies kommen wirst. Soll ich es dir beschreiben?”
“Tue es!”
“Das Dschennet liegt über den sieben Himmeln und hat acht Tore. Zuerst kommst du an den großen Brunnen Hawus Kewser, aus welchem hunderttausende Selige zugleich trinken können. Sein Wasser ist weißer als Milch, sein Geruch köstlicher als Moschus und Myrrha, und an seinem Rande stehen Millionen goldener Trinkschalen, welche mit Diamanten und Steinen besetzt sind. Dann kommst du an Orte, wo die Seligen auf golddurchwirkten Kissen ruhen. Sie erhalten von unsterblichen Jünglingen und ewig jungen Houris köstliche Speisen und Getränke. Ihr Ohr wird ohne Aufhören von den Gesängen des Engels Israfil entzückt und von den Harmonien der Bäume, in denen Glocken hängen, welche ein vom Throne Gottes gesendeter Wind bewegt. Jeder Selige ist sechzig Ellen lang und immerfort grad dreißig Jahre alt. Unter allen Bäumen aber ragt hervor der Tubah, der Baum der Glückseligkeit, dessen Stamm im Palaste des großen Propheten steht und dessen Äste in die Wohnungen der Seligen reichen, wo an ihnen alles hängt, was zur Seligkeit erforderlich ist. Aus den Wurzeln des Baumes Tubah entspringen alle Flüsse des Paradieses, in denen Milch, Wein, Kaffee und Honig strömt.”
Trotz der Sinnlichkeit dieser Vorstellung muß ich bemerken, daß Muhammed aus der christlichen Anschauung geschöpft und
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dieselbe für seine Nomadenhorden umgemodelt hat. Halef blickte mich jetzt mit einem Gesichte an, in welchem sehr deutlich die Erwartung zu lesen war, daß mich seine Beschreibung des Paradieses überwältigt haben werde.
“Nun, was meinst du jetzt?” fragte er, als ich schwieg.
“Ich will dir aufrichtig sagen, daß ich nicht sechzig Ellen lang werden mag; auch mag ich von den Houris nichts wissen, denn ich bin ein Feind aller Frauen und Mädchen.”
“Warum?” fragte er ganz erstaunt.
“Weil der Prophet sagt: »Des Weibes Stimme ist wie der Gesang des Bülbül (* Nachtigall.), aber ihre Zunge ist voll Gift wie die Zunge der Natter.« Hast du das noch nicht gelesen?”
“Ich habe es gelesen.”
Er senkte den Kopf; ich hatte ihn mit den Worten seines eigenen Propheten geschlagen. Dann fragte er mit etwas weniger Zuversichtlichkeit:
“Ist nicht trotzdem unsere Seligkeit schön? Du brauchst ja keine Houri anzusehen!”
“Ich bleibe ein Christ!”