Ansichten eines Informatikers

Ein Bauernopfer im Politik-Schach: War die Brandenburg-Wahl ein SPD-CDU-Deal?

Hadmut
23.9.2024 12:58

Leser fragen – Danisch gruselt sich. [Update]

Ein Leser fragt an, was ich von diesem Video halte:

Was ich davon halte? Dieser „Vermietertagebuch – Alexander Raue“ geht mir mit seiner Art, Videos zu machen, ganz entsetzlich auf die Nerven. Ich kann das nicht ab, wenn einer nicht normal redet, sondern permanent in das Mikrofon brüllt, so überaffektiert redet und dabei noch so Mistworte wie „krass“ verwendet. Sowas tut mir auf der ganzen Strecke zwischen Ohr und Hirn weh. Und ich komme mir dabei vor, als würde etwas seinem Hund oder einem, der kein Deutsch kann, erklären wollen. Und ich kann Leute, die ihre Rede mit überaffektierter Mimik und Gestik verstärken, auch nicht ab, ich fühle mich da auch optisch angebrüllt. Der ganze Tonfall, diese Sprechweise, dieses Geplärre geht mir enorm gegen den Strich. Wie Kasperletheater. Warum kann der nicht normal reden?

Auch inhaltlich bleibt da wenig Substanz übrig, wenn man die ganze Brüllrhetorik durch den Filter laufen lässt. Das ist bei Youtubern oft so, dass die künstlich aufblähen, um auf Sendezeit und über die 10 Minuten zu kommen.

Mir fehlt auch ein bisschen das Verständnis für Youtube-Videos, die aus nichts anderem bestehen, als dass da einer irgendwas runterplärrt, was eigentlich nur ein Text ist, auch wenn da mal eine Tabelle eingeblendet wird. Versteht mich nicht falsch, nichts gegen Youtube-Videos, da gibt es tolle Sachen. Aber ich halte Youtube-Videos nicht für einen Ersatz für Texte.

Schmeißt man das alles weg, bleibt wenig übrig, unter anderem die Aussage, dass sich die CDU in Brandenburg aus taktischen Gründen selbst geopfert und ihren eigenen Wählern empfohlen habe, SPD zu wählen, was das überraschend gute Ergebnis der SPD und das überraschend schlechte Ergebnis der CDU erkläre.

Eine interessante Frage ist das durchaus und allemal, warum die AfD in Brandenburg so führend und die SPD so abgeschlagen war, und die SPD es kurz vor knapp geschafft hat, die AfD zu überholen. Irgendwo in den Wahlsendungen wurde gestern gesagt, dass Dreiviertel der SPD-Wähler keineswegs von der SPD überzeugt sind und die nicht für gut halten, und sie nur gewählt haben, um die AfD zu verhindern. Das würde exakt dazu passen, dass die SPD von Leuten gewählt wurde, die eigentlich keine SPD-Wähler sind. Was ja auch in den Wahlsendungen angesprochen wurde. Es wurden ja auch viele Nicht-Wähler motiviert, zur Wahl zu gehen und SPD zu wählen.

Ist das SPD-Wahlergebnis also ein inszenierter Fake?

Hat sich die CDU aus taktischen Gründen selbst geopfert?

Denken wir das mal weiter. Was hat die CDU aufgegeben und was hat sie gewonnen?

Aufgegeben hat sie womöglich nicht viel außer einigen Landtagssitzen und damit Geld und Versorgungsposten. Für eine Regierung hätte es womöglich sowieso nicht gereicht, denn es reicht ja jetzt auch nicht, und wenn die Leute CDU statt SPD gewählt hätten, wäre die Summe ja auch nicht besser gewesen. So hat sie vielleicht auf dem kleinen Dienstweg „was gut“.

Interessant wird die Sache auf Bundesebene. In einem Jahr ist Bundestagswahl, und nicht wenige meinen, dass die Ampel vorher schon zusammenbricht. Dass die SPD nicht mehr mit den Grünen kann, ist ja mehr oder weniger offensichtlich, weil ja eigentlich niemand mit den Grünen kann.

Was also, wenn der Hintergrund ein Deal auf Bundesebene ist? Scholz ist als Kanzler nicht tragbar. Und es hieß ja vor der Landtagswahl in Brandenburg, dass die SPD weg vom Fenster ist, falls sie die versemmelt. Woidke hatte ja seinen Abgang angekündigt, wenn die AfD stärkste Partei würde, und es hieß, wenn Woidke gehe, sei die SPD erledigt.

Die CDU wiederum steht zwar gerade gut da und hätte auch gerade ihren Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, aber zur Mehrheit reicht’s nicht alleine, und die Frage wäre, wer Koalitionspartner sein könnten. Mit der AfD wollen sie nicht. BSW dürfte für die CDU dem Vampirismus nahekommen und mit Kreuz, Holzpflock und silbernen Kugeln oder einem Exorzisten zu behandeln sein. Die Grünen sind nicht auszuhalten.

Es bleibt für die CDU eigentlich nur die Koalition mit der SPD, auch wenn die vor 3 Jahren laut kotzend auseinandergegangen sind. Und das aber auch nur, wenn CDU/CSU plus SPD zusammen die Mehrheit haben. Es kann deshalb nicht im Interesse der CDU sein, wenn Wähler von der SPD zur AfD oder BSW abwandern.

Es wäre also durchaus möglich, dass sich die Parteistrategen der CDU überlegt haben, was auf Bundesebene los wäre, wenn die SPD an Brandenburg zugrundegeht. Dass dann nämlich auf Bundesebene keine Regierung mehr zu bilden wäre und der Laden ganz zum Stillstand kommt.

Es wäre also durchaus denkbar, dass die CDU zu dem seltsamen Schluss kam, dass man die SPD retten müsse (wie einst Microsoft Apple rettete), um auf Bundesebene noch einen Koalitionspartner zu finden, und man sich deshalb in Brandenburg selbst geopfert hat, um die SPD zu stützen, und deshalb CDU-Wählern die SPD-Wahl empfohlen hat, damit die AfD nicht stärkste Partei wird und die SPD auseinanderfällt.

Die Frage ist nun:

Lassen sich Belege dafür finden?

Hat sich die CDU in Brandenburg aus taktischen und bundesstrategischen Gründen selbst geopfert?

Update: Ach, guck …

In Sachsen half die SPD der CDU, dafür half die CDU der SPD in Brandenburg.

Was hat das noch mit „Demokratie“ zu tun?