Als ich Batman war: Zur Urteilsfähigkeit Sechsjähriger
Es wird immer absurder. [Nachtrag]
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Anke Hennig möchte, dass sechsjährige Kinder ihr Geschlecht frei wählen können. Mir fehlen die Worte. (Aus der Debatte zum #Selbstbestimmungsgesetz am 12.4.2024) pic.twitter.com/MDhh7gcymG
— Alexander Kissler (@DrKissler) November 1, 2024
Abgesehen von der Vermutung, dass sich SPD-Politikerinnen mit Sechsjährigen geistig auf Augenhöhe fühlen, was um alles in der Welt bringt diese Leute auf den Gedanken, dass ein Sechsjähriger das beurteilen könnten?
Gelegentlich halten mir Leute vor, dass ich nicht wüsste, wie Kinder in dem Alter denken. Abgesehen davon, dass ich auch schon mit Kindern zu tun und sogar gelegentlich welche erzogen habe, war ich, auch wenn es mir die wenigsten glauben, auch mal 6.
Wisst Ihr, was ich gemacht habe, als ich 6 war?
Nicht viel. Aber als ich so 7 oder 8 war, also schon ein Stück älter und reifer, hatte ich so eine schwarze Jacke aus einem seidenähnlichen Nylonmaterial, die nicht nur vorne eine Reißverschluss, sondern oben am Kragen noch ein einen Verschluss hatte, den man wie ein Band um den Hals mit einem Druckknopf schließen konnte. Statt sie normal anzuziehen, habe ich mir die Jacke wie ein Cape umgehängt, nur oben diesen Verschluss zugemacht, um sie hinten runterhängen zu lassen, und bin dann völlig bekloppt im Zickzack auf der Straße rumgerannt, weil ich mir dabei vorkam wie Batman. Ich habe es geliebt, mich für Batman zu halten. Und versucht, abends mit der Taschenlampe in den Himmel zu leuchten. Es war wunderbar, sich für Batman zu halten und zu sehen, wie der Nachbarshund vor Schreck davonsprang. Allerdings gab es – ganz wie bei Batman – eine Bande von bösen Jungs aus der nächsten Querstraße, die sich davon nicht haben beeindrucken lassen und von denen ich aufs Maul bekam. Die waren in der Mehrzahl und größer, aber Batman muss es gegen Joker so ähnlich gegangen sein. Trotzdem: Es war eine herrliche Zeit, und ich war eben Batman. Höchstpersönlich.
Ich versichere, dass sich das bald gelegt hat und ich mich seither nie wieder für Batman gehalten habe, es besteht kein Grund zur Sorge oder Behandlung. (Auch wenn ich zugeben muss, mir neulich eine Batman-Jacke gekauft zu haben, mit der allerdings nicht aussieht, wie Batman, sondern wie ein Batman-Comic, weil sie bunt bedruckt ist, man eher wie Joker aussieht, und auch, dass ich im Besitz einer Batman-Unterhose bin.) Und dass ich mit Batman auch wirklich nichts gemein habe, außer dass man sich in Berlin längst wie in Gotham City vorkommt. (Ich war tatsächlich im Erwachsenenalter mal an einem Ort, der als Gotham City bekannt ist, aber das ist eine andere Geschichte für Kenner eines bestimmten Landes.)
So absurd es sein mag: Ich kann mich sehr gut an die Zeit erinnern, als ich Batman war. Als ich mir das Cape anzog, um den Kampf gegen das Verbrechen aufzunehmen, der einsame Ritter der Straße. Die Straßen sind nicht mehr dieselben, seit ich das Cape endgültig ablegte. Die Polizei verzweifelt.
Natürlich war das eine Kinderphantasie. Phantasie ist wichtig. Gedanklich Rollen ausprobieren. Das Hirn arbeitet. Ist wichtig. Kommt, und gibt sich – meistens – auch wieder. Früher nannte man das „Spielen“. Und natürlich war ich immer froh, dass niemand davon weiß und auch niemand glaubt, ich würde mich für Batman halten.
Und ich halte es für völlig richtig und wichtig, dass Kinder solche Rollen spielen. Deshalb sollte man ihnen auch diesen Freiraum lassen. Und ich bin da ganz ehrlich: Ich will diese Zeit nicht missen, in der ich Batman war. In der man einfach irgendwas spielen konnte. Als man noch Cowboy oder Indianer sein konnte und durfte. Als man sich noch einen Schnurbart angemalt, eine Cowboyweste an-, einen Hut aufgezogen und eine Knallplättchenpistole umgebunden oder einen Federschmuck aufgesetzt und Pfeil und Bogen aus Plastik und ein Gummimesser am Gürtel hatte?
Wie kann man so wahnsinnig sein, und einem Sechsjährigen, der nicht mal weiß, was Mann und Frau und Geschlechter sind, eine solche Entscheidung zuzutrauen und ihn dann auch noch auf lange Zeit, leicht auch lebenslänglich darauf festzunageln?
Stellt Euch vor, irgendwelche Ärzte hätten mich damals beim Wort genommen und in Batman umoperiert, und ich hätte für den Rest meines Lebens als der Depp rumlaufen müssen, der sich für Batman hält, weil ich als Kind mal eine Spielphase mit schäumender Phantasie hatte?
Und wenn eine Politikerin behauptet, eine Sechsjährige hätte zu ihr gesagt „Hallo Anke, mein Name ist Lara, aber eigentlich bin ich ein Junge!“, dann glaube ich der, mit Verlaub, kein Wort. Denn so reden Sechsjährige nicht.
Anders gefragt: Wie kann man so wahnsinnig sein, solche Leute zu wählen? Wer wählt sowas? Ist es nicht die höchste Aufgabe und vornehmste Pflicht einer Gesellschaft, ihre Kinder vor solchen Leuten zu schützen?
Nachtrag: Fällt mir gerade noch so auf. Kennt Ihr die Calvin & Hobbes-Comics? Da geht es ja auch immer um diese Kinderphantasien.
#CalvinandHobbes pic.twitter.com/nvCdD7dnZ4
— Calvin and Hobbes Fan Account (@Calvinn_Hobbes) October 6, 2024
Happy Wednesday #CalvinandHobbes pic.twitter.com/Qn8yww74F8
— Calvin and Hobbes Fan Account (@Calvinn_Hobbes) September 25, 2024
#CalvinandHobbes pic.twitter.com/AhDS8Y5PaH
— Calvin and Hobbes Fan Account (@Calvinn_Hobbes) September 19, 2024
#CalvinandHobbes pic.twitter.com/AfnCLehfUH
— Calvin and Hobbes Fan Account (@Calvinn_Hobbes) September 18, 2024
#CalvinandHobbes pic.twitter.com/y84RxNDupZ
— Calvin and Hobbes Fan Account (@Calvinn_Hobbes) September 13, 2024