Ansichten eines Informatikers

Confirmation bias

Hadmut
5.11.2024 23:00

Über das Gehirn.

Das Gehirn und die verschiedenen Denk- und Logikfehler gehören ja zu meinen Blog-Steckenpferden. Einer der verbreitetsten und schlimmsten Denkfehler ist der „confirmation bias“, dass wir also das, was unseren eigenen Ansichten entspricht, mehr Glauben, mehr Gewicht zubilligen, als denen, die uns nicht passen. Ich hatte ja neulich auf einen Cartoon/Karikator von Thomas Plaßmann verwiesen, der genau das zum Gegenstand hat.

Man merkt das vor allem im Feminismus und bei den Linken, dass die auf Denkfehler nicht nur hereinfallen, sondern sie ganz bewusst und absichtlich verwenden, um ihr – eigentlich nicht bestandsfähiges und absurdes – Weltbild zu stabilisieren und „Fakten“ zu fingieren und fälschen, wie beispielsweise den Simpson-Fehler bei Statistiken oder die willkürliche Behauptung einer Kausalität zu einer Korrelation.

Und ganz schlimm ist da der „confirmation bias“, den man sogar ausbaut, indem man Meinungen, die einem nicht in den Kram passen, als „mansplaining“, „Alter weißer Mann“, „Nazi“, „Sexist“ usw. brandmarkt, „Hass ist keine Meinung“, „Keine Plattform bieten“ und den ganzen Mist, um selektiv nur das auszufiltern, was in diese marxistische Weltsicht passt – und andere dann zu beschimpfen, dass sie in „Filterblasen“ und „Echokammern“ lebten.

Was aber geht da im Hirn vor sich?

Das Hirn muss sich beim Lernen neu strukturieren und neuronal verdrahten, mag das aber nicht. Versucht das zu vermeiden.

Mir geht dazu eine ähnliche Frage durch den Kopf: Es gibt eine Menge Dinge, die man in einer wissenschaftlichen Ausbildung lernt, die anders sind, als man glaubt. Genau das ist ja typisch für den mathematischen Beweis oder das Laborexperiment, um zu sehen, ob es so ist, wie man glaubt, oder doch ganz anders. Man lernt systematisch, auch umzudenken, als würde man das Gehirn trainieren, sich neu zu verdrahten, während die Geisteswissenschaften das Gegenteil tun, sie versuchen das Gehirn auf eine bestimmte Art festzumauern.

Das Problem könnte nun sein, dass die Geisteswissenschaftler und Linken dazu tendieren, bestimmte Auffassungen zur Identität, zur Rudeleigenschaft zu machen. Sie spricht das mit der identitätsstiftenden Wirkung von Überzeugungen an, die zur Folge haben, dass wir mit dem Einsehen in einen Fehler und Umdenken unsere Identität ändern müssten, jemand anderes würden. Das halte ich für sehr plausibel, denn wer sich über 20, 30 Jahre als linker Journalist oder Politiker positioniert hat, kann ja nicht einfach sagen „Ach, alles Quatsch“, ohne seine Identität völlig aufzugeben.

Denke ich aber weiter, dann läuft das auf die Rudelzugehörigkeit hinaus, wieder auf die Rudelmechanik. Denn wer als Einzelgänger unterwegs ist, kann seine Meinung beliebig ändern, das hat keine Auswirkungen. Wer aber seine Ansichten wechselt, läuft dann, wenn es rudelspezifische Ansichten sind, Gefahr, die Rudelmitgliedschaft zu verlieren. Überspitzt gesagt: Ein Linker kann nicht einsehen, dass seine Meinungen falsch sind, weil er dann ja die Partei wechseln und seine Freunde aufgeben müsste, Status, Identität, Rudelposition, Rederecht verlöre.