Ansichten eines Informatikers

Eine 0, kein O

Hadmut
19.11.2024 14:05

Na, wenigstens ist das geklärt. [Update]

Seit Jahren plage ich mich damit herum, dass die Nummer meines Personalausweises, den zu erhalten schon schwer genug war und Stoff für mehrere Blog-Artikel lieferte, entwas enthielt, von dem ich nicht klar erkennen konnte, ob es eine 0 oder ein O sein sollte. Null oder Oh. Die Nummer besteht ja aus Ziffern und Buchstaben. Links daneben steht ein Buchstabe, rechts daneben eine Ziffer. Könnte also beides sein. Erschwerend kommt hinzu, das die 0 nicht schön rund und nullig-oval ist, sondern so einen Trend ins das abgerundete, ausgebeulte Rechteckige hat.

Nun, würde der einfach gestrickte Zeitgenosse sagen, „was kümmert’s mich?“ – Man müsse den Ausweis ja nur vorzeigen und hinhalten, lesen müssten ihn andere.

Aber nein, man muss die Nummer des Personalausweises bei allen möglichen Dingen angeben. Bei Flügen. Und recht häufig auf Zypern. Weil die sich dort ganz fürchterlich mit Namen aus aller Welt herumschlagen müssen und man sich dort deshalb mit Namen und Schreibweisen erst gar nicht mehr auseinandersetzt. Man hat dort eine Nummer, und identifiziert sich damit. Wenn es wichtig und amtlich ist, dann die Nummer des Personalausweises. Wenn es nicht so wichtig und eher privatrechtlich ist, wie Kundennummer im Laden, dann mit der Mobilfunknummer.

Und ich habe da eben die Befürchtung, dass man auf irgendeiner Reise mal nicht reinkommt, oder festgenommen wird oder so etwas, weil man eine falsche Nummer angegeben habe – 0 und O verwechselt. Deshalb verwendet man ja in der Informatik eigentlich auch die gestrichene Null (nein, kein rückgetretener Grünen-Politiker, der vom Wahlzettel gestrichen wurde), je nach Zeichensatz quer durchgetrichen, einem kleinen Strich am Rande oder einem Punkt in der Mitte.

Also habe ich, seit ich den Ausweis habe, also auch schon einige Zeit, herumgefragt, wer mir erklären könnte, wie man da die 0 vom O unterscheiden könne. Oder einfach erfahren, wie die Nummer richtig lautet. Denn auch aus dem maschinenlesbaren Teil auf der Rückseite wird man nicht zuverlässig schlauer. Ein Problem der Vorderseite ist nämlich, dass für die Personendatenangaben ein anderer Zeichensatz verwendet wird.

Unter dem Vergrößerungsglas hatte ich das mit der Zugangsnummer (CAN) auf der Vorderseite verglichen, die nur aus Ziffern besteht, und zufällig eine – damit auch eindeutige – 0 enthält. Und im Maschinenlesbaren Streifen auf der Rückseite habe ich im Geburtsdatum auch eine Null, und es ließ sich jeweils kein Unterschied erkennen. Damit also ließ sich nicht ausschließen, dass es eine Null sein könnte, sondern im Gegenteil sogar vermuten, dass es sich um eine Null handele. Leider aber habe ich da nirgends ein Oh zum Vergleich, weshalb nicht auszuschließen wäre, dass bei diesem vereinfachten Zeichensatz das Oh vielleicht so aussieht wie die Null. Nicht mal Erika Mustermann, geborene Gabler hat auf ihrem überall sichtbaren Personalausweis ein O, mit dem man vergleichen könnte.

Also habe ich rumgefragt und rumgefragt und rumgefragt. Ministerium, Bundesdruckerei (wenn es jemand wissen könnte, dann ja am allerehesten die, die haben das ja designt und die Schriftart gewählt und drucken die Dinger, die müssten ja einfach mal nachschauen und das auf ihre Webseite schreiben können), aber die halten sich für nicht zuständig, ihre eigenen Ausweise lesen zu können, so wird man dann von Hinz zu Kunz im Kreis herum verwiesen.

Als ich neulich nun meinen neuen Reisepass abholte (und zunächst staunte, dass man das Design geändert hat und die nun besser in Taschen passen, ein für deutsche Verhältnisse unerhörter Vorgang, aber anscheinend – obwohl in der Gebühr teurer – auch in der Herstellung anders, wohl billiger, weil der laminierte Teil nicht mehr eingenäht, sondern wie der Personalausweis als Karte produziert und in den vorproduzierten neutralen Pass eingeklebt wird, und der Chip jetzt nicht mehr im Umschlag, sondern in diesem Ausweisteil steckt, das Ding also im Prinzip ein größerer Personalausweis mit angeklebtem Heft ist), kam ich auf die Idee, ich könnte ja mal fragen. Die auf dem Amt, die täglich mit den Dinger zu tun haben und davon Ahnung haben, wissen vielleicht, wie man da die 0 vom O unterscheidet, oder können auf ihrem Monitor abfragen und dort besser sehen, was ich nun eigentlich habe.

Lapidare Auskunft aus dem Stehgreif, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt: Auf Dokumenten immer Null. Es gäbe in den Nummern kein Oh.

Das ist schön. Wenn man etwas wissen will, fragt man die Praktiker.

Seither bin ich schlauer und schreite jetzt wissend einher.

Warum aber wissen das so viele Stellen, bei denen ich vorher fragte, nicht?

Und warum, zum Geier, verwendet man überhaupt einen Zeichensatz, bei dem die Null nicht eindeutig als solche erkennbar ist?

Was man noch wissen sollte

Ich finde es ja angenehm, dass man inzwischen fast überall durch die biometrische automatische Passkontrolle kann, was meistens viel schneller geht. (Ich habe es aber auch schon erlebt, dass die beim Beamten schneller war, weil sie jetzt alle an den Automaten stehen.)

Bei der Planung einer zukünftigen Reise ins außereuropäische Ausland bin ich aber darauf gestoßen, dass man dann, wenn man da duty free einkaufen will, und nicht etwa nur Tabak oder Parfüm, was es am Flughafen gibt, sondern Elektronik, die man in der Stadt bei normalen, aber besonders ausgewiesenen Händlern kauft und dann dort so versiegelt bekommt, dass man sie nicht inländisch benutzen kann, um sich am Flughafen die Mehrwehrsteuer erstatten zu lassen, nur dann nutzen kann, wenn man im Laden seinen Reisepass mit dem Einreisestempel vorlegt, um zu beweisen, dass man Kurzzeit-Tourist ist und nicht etwa da lebt, arbeitet oder ähnliches. Den dafür nötigen Einreisestempel in den Pass bekommt man aber nur beim Beamten, nicht am Einreiseautomaten, weil dort die Einreise nur elektronisch vermerkt wird. Man kann die schöne neue Digitalwelt also nicht gleichzeitig mit Duty-Free-Einkäufen nutzen. Für eins von beidem muss man sich entscheiden. Was insofern verblüfft, weil sie in besagtem Land beim Einkauf keine Bestätigung auf Papier mehr ausstellen, sondern das gleich digital an den Zoll hochladen – und dabei könnte man ja auch gleich über die Reisepassnummer abfragen, ob derjenige befugt ist, duty free einzukaufen. Das wäre dann aber schon wieder zu einfach und unkompliziert.

Update: Ein Leser, er ein O in seinem (großgeschriebenen) Nachnamen führt, hat mir ein Foto einer Ecke des maschinenlesbaren Streifens seines Personalausweises geschickt, auf der man sowohl 0 und O sieht.

Die Null tendiert mehr in Richtung eines abgerundeten Rechtecks (wie von mir schon angesprochen), während das große o, das Oh, runder, eine augenscheinlich exakte Ellipse ist. (Foto leider etwas unscharf) Was ich normalerweise genau andersherum erwartet hätte.

Aber: Man muss schon genau hinschauen, um sie überhaupt unterscheiden zu können.