Ansichten eines Informatikers

„Scrutinizing Feminist Epistemology“ – wenn ein Buch mehr sagt als drin steht

Hadmut
24.11.2024 15:54

Ein aufschlussreicher Bücherfund beim Aufräumen.

In dem Haufen von feministischem Büchermist ist mir beim Erfassen ein Buch aufgefallen, das ich mal gekauft, aber nur das Inhaltsverzeichnis gelesen hatte.

„Scrutinizing Feminist Epistemology“ – Die Überprüfung feministischer Epistemologie. Rutgers University Press. Ein Sammelband von einzelnen Beiträgen.

Ich hatte das Buch gekauft, weil es irgendwo empfohlen wurde, aber nicht mehr lieferbar war, das Buch ist von 2003. Ich hatte auf dem Gebrauchtbüchermarkt ein gebrauchtes Exemplar gefunden.

Es geht darin darum, dass sich verschiedene Wissenschaftler, darunter sogar mindestens eine Erz-Feministin, die – damaligen – Forderungen, Behauptungen und Ansprüche der Feministinnen und Gender Studies ansahen, und das durchaus wohlwollend und erwartungsvoll, weil sie sagten, ein frischer, anderer, kritischer Blick auf Wissenschaft könne derselben nicht schaden, und mal frisch durchzulüften sei sicher kein Fehler. Und der postmoderne Wissenschaftsskeptizitismus ja an sich auch kein Fehler, durchaus sinnvoll. Schon nach dem Klappentext, aber auch, soweit ich mal – ich habe das Buch noch nicht gelesen – die letzten Absätze mit dem Fazit der Artikel anschaue, dann kommen die durchweg zu dem Ergebnis, dass das alles einfach nur Blödsinn ist, nur Hysterie, Geschrei und Massenpsychologie, und die gar kein Versprechen halten, es eigentlich nur unverständlich ist, wieso Wissenschaft auf sowas reinfällt.

Man hat also, und das ganz sicher nicht feindlich oder ablehnend, sondern in durchaus freudiger, positiver Erwartung den Feminismuskram untersucht und kam zu dem Schluss, dass das alles ein fürchterlicher unwissenschaftlicher Schrott ist. Es war also 2003 schon bekannt, und man hätte es wissen und nachlesen können, wenn man denn gewollt hätte. Und 2003 konnte man so etwas an Universitäten offensichtlich auch noch sagen.

Sie gehen auch auf den Begriff der „Epistemology“ ein, Epistemologie als die Wissenschaft von der Struktur und dem Erlangen von Wissen. Feministinnen posaunen ja oft und gerne, dass man von ihnen nicht erwarten könne, sich an männlichen Wissenschaftsmustern messen zu lassen, weil sie eine neue „Epistemologie“ verfolgten, also das willkürliche dumme Geschwätz als neue Wissenschaftsform ausgeben wollen. Im Deutschen habe ich dazu mitunter die hexenmäßige Formulierung „Wir wissen um …“ gefunden, aber auch in den US-Gender-Studies finden sich solche Geheimwissentänze, wie wenn sie ihre Bücher nur in braunen Tüten über den Campus tragen dürfen oder in den Vorlesungspausen den Bücherschatz bewachen müssen, damit kein Mann die Bücher sehen darf. Oder die feministischen Bibliotheken, die kein Mann betreten darf.

Dabei haben sie schon den Begriff der „Epistemologie“ nicht verstanden, weil das ein Gattungsbegriff ist und man keine „andere“ eröffnen kann. Wird auch im Buch betrachtet. Feministinnen behaupten, dass sie andere Wissenschaftsformen entwickeln, die für Frauen einfacher zugänglich seien, aber letztlich geht es nur darum, willkürliches Geschwätz als neue Form von Wissenschaft auszugeben und an die Hochschulgeldquellen anzuflanschen.

Verschiedene Leute aus verschiedenen Fächern mit verschiedenen Hintergründen und verschiedenen Kriterien haben sich den Feminismuskram angesehen, und kommen zu dem Ergebnis, dass da nichts dran ist, dass das alles enttäuschend ist, dass das keiner Nachprüfung standhält, dass es da nur um Propaganda, Hysterie, Massenpsychologie geht, die die skeptische Stimmung der Postmoderne ausgenutzt hat.

Es war also nachweislich bestehendes Wissen im Jahr 2003, dass Gender Studies unwissenschaftlicher Quatsch und Massenhysterie sind, da nichts einer Nachprüfung standhält (vorbehaltlich, das Buch noch genau zu lesen), und die in der Universität nichts verloren haben.

Warum konnte sich der Mist dann trotzdem so etablieren?

Der Grund, warum ich einen Artikel über das Buch schreibe, ist aber ein anderer.

Ich hatte oben geschrieben, dass ich as Buch gebraucht gekauft habe.

Es war aber kein Privatexemplar, sondern ein Bibliotheksexemplar der Vanderbilt University (Privatuniversität in Nashville, Tennessee). Nein, nicht geklaut, es sind auch vorne und hinten die Deinventarisierungsstempel der Universität drin, das Buch ist offiziell ausgemustert und dann offiziell weiterverhökert worden.

Zwar kann man auf den ersten Blick nicht mehr saqen, wo in der Universität dieses Buch stand, weil die Zeile, die die Abteilung angibt, mit dickem Edding schwarz durchgestrichen wurde. Hält man das aber ins Licht, wo man die verschiedenen Glanzeigenschaften von Edding und Stempelfarbe ausnutzen kann, kann man lesen, dass das Buch im „Margaret Cuninggim Women’s Center“ stand. Ein Feministenbunker:

Feministischer geht’s kaum, voll in diesem Feminismus- und Genderding.

Und aus diesem Feministeninkubator stammt mein Buch.

Der Brüller ist nämlich: Das Buch ist völlig unbenutzt. Es hat natürlich ein paar Gebrauchtspuren,

  • auf dem Buchrücken unten Klebstoffreste vom Bibliotheksstandaufkleber
  • so etwa 20, 30 Seiten haben unten einen kleinen Knick in der Seitenecke, weil das Buch mal einen Treffer abbekommen hat, vielleicht sogar erst bei mir
  • es ist auf der ersten und der letzten Seite als Eigentum eben jeder Uni und dieses Frauenzentrums ge- und entstempelt, die Bezeichnung des Frauenzentrums mit Filzstift geschwärzt.
  • im hinteren Buchdeckel ist der früher übliche Ausleihzettel zum Eintragen der Fristen eingeklebt
  • die Außenseiten des Umschlag haben so ganz leichte, kaum sichtbare schmirgelhafte Abnutzungserscheinungen, die entstehen, wenn Bücher nebeneinander im Regal stehen, bewegt werden und dabei aneinander reiben

Davon abgesehen ist das Buch aber neuwertig, jungfräulich, unbenutzt.. Ein heißgebundenes Exemplar mit ganz weichem, instabilem dünnem Papierumschlag, und es wirkt fabrikfrisch, als habe es nie jemand gelesen. Und auch der hinten eingeklebte Ausleihzettel ist noch völlig leer, sieht nagelneu aus.

Ein ganzes Buch mit ernsthafter, wohlbegründeter Kritik an und Analysen von Gender Studies, in denen Wissenschaftler erklären, was an Gender Studies fehlerhaft und unwissenschaftlich ist, warum die nichts wert sind und an einer Uni nichts verloren haben, das jahrelang in einem feministischen Zentrum einer Universität stand – und nicht ein einziges Mal gelesen, ausgeliehen, angesehen wurde.

Es ist nicht allein der Inhalt dieses Buches.

Die Geschichte und der Zustand dieses Exemplars sagen noch mehr über Gender Studies als der Inhalt des Buches.