Stutenbissigkeit in der Forschung
Ein Leser erzählt mir über seine Frau.
Zum Artikel über die Feminisierung der Universitäten:
Hallo Hadmut,
zu Deinem Artikel “Wie – und warum – die Feminisierung die Universitäten zerstörte” ein kleiner, Deine These unterstützender, Einzelfall:
Meine Frau arbeitet für […] (bitte das im Falle einer Veröffentlichung streichen, da sie dadurch leicht zuordenbar wäre) in einem zu 100% von Frauen besetzen und geführten Labor.
Und auch die Laborführung untersteht selber einer reinen Frauenhierarchie bis hinauf in’s oberste Leitungsgremium des Instituts. Dazu natürlich auch eine rein weibliche Personalverwaltungsebene.
Und das alles versinkt in blankem Chaos. Von der eigentlichen Laborarbeit bis hin zu Verwaltungsangelegenheiten herrscht dort das schiere Chaos. Einander widersprechende Aufgabenzuteilungen, Gesprächsniveau auf unterster Stufe, Lösungsorientierung nahe Null, Stutenbissigkeit, wissenschaftlicher Output katastrophal, soziale Kompetenz mangelhaft.
Eigentlich dürfte das doch alles gar nicht möglich sein. Herrscht dort doch das Frauenideal!
Kein männliches Ego stört dort die Idylle, kein maskulines Qualitätsstreben unterdrückt die weibliche Selbstentfaltung.
Und dennoch komplett an die Wand gefahren. Woran das bloß liegen könnte, möchte man da fragen…Meine Frau ist die einzige, die dort sehr positiv reüssiert, und warum? Weil sie klassische männlich konnotierte Eigenschaften hat. Zielstrebigkeit, Lösungsorientierung, Sachverstand, Hausverstand (ein Loblied auf meine Frau!).
Übrigens sind genau solche Teams mit weiblichen Mitarbeitern und Führungskräften der Grund, warum ich selber als [akademisches Fach, anonymisiert] diesen naturwissenschaftlichen Sumpf vor Jahren verlassen habe und mir jetzt ein bequemes Leben in der Verwaltung gesucht habe. Mit den berühmten danisch’en Worten: MESA.
Beste Grüße aus
Das ist eigentlich dasselbe, was wir auch aus weiblichen Firmen/Startups berichtet wurde. Und was mir auch schon Frauen als Grund erzählten, warum sie nicht in reinen oder überwiegenden Frauenabteilungen arbeiten wollen.
Das ist aber deshalb interessant, weil ich auch das Gegenteil schon erlebt habe, nämlich in der Post- und Paketbranche, wo es sich irgendwie findet und einrenkt, das da Verteilzentren ausschließlich von Frauen betrieben und geleitet werden, und das sehr gut funktioniert (bis auf das Problem, dass sie keine Fahrer mehr finden, weil Deutsche nicht mehr arbeiten wollen und Migranten den Job zwar an sich machen würden, aber keine Frauen als Vorgesetzte haben wollen).
Aber: Das sind keine innovativen, konkurrierenden Tätigkeiten, sondern im Gegenteil sehr monotone, gleichartige, Tätigkeiten, in der das Sozialgefüge dominiert und nicht gegen Konkurrenzen anläuft, und die Organisation von außen fest vorgegeben ist, es also nur um den Betrieb geht. Die Feminisierung kam da über typische Frauentätigkeiten wie Briefe- und Pakete zu sortieren oder unleserliche Anschriften erkennen und die Postleitzzahlen auf Spezialtastaturen einzutippen. In solchen manuellen und monotonen Tätigkeiten sind Frauen viel besser, und haben sich zuerst diese niederen und dann über den Karriereweg auch die Leitungsfunktionen erobert, und machen da gute Arbeit – aber es sind gleichförmige, unveränderliche, monotone Arbeiten und das Befolgen einer vorgegebenen organisatorischen Ordnung, also eine reine Betriebstätigkeit. Und die fühlen sich damit – so wie ich von ihnen gehört habe – auch wohl. Und man betreibt da, damit man nicht bescheuert wird und immer nur dasselbe macht, auch eine Rotation der Aufgaben. Man macht also mal zwei Stunden das, und dann zwei Stunden was anders, und dann zwei Stunden das Nächste, hat also über diese Rotation eine gewisse „Gleichheit“, und quasi ein vorgegebenes Sozialgefüge, das nur noch zu befolgen und umzusetzen ist.
Damit könnte zusammenhängen, dass auch viele Behördenjobs frauendominiert sind und so „funktionieren“, während in Konkurrentensituationen und ständigen Neuorganisationen und Hierarchien wie Forschung und Labor die Männer besser sind.