Ansichten eines Informatikers

Der prophetische Film: „Datenpanne – das kann uns nie passieren“

Hadmut
18.12.2024 23:56

Ein Volltreffer von Prognose: Warum wir heute in exakt dieser Dystopie leben.

Sehr langjährige Leser wissen, dass der Film „Datenpanne – das kann uns nie passieren“ zu meinen Lieblingsfilmen gehört. Es war ein relativ einfacher Fernsehfilm, eine erkennbar preisgünstige Produktion, trotzdem, oder gerade deshalb genial gut, weil auf die Geschichte fokussiert. Der Film kam am 7.11.1983 und am 9.6.1988 im ZDF (als die noch gutes Programm machten), und zweifellos auch irgendwann im ORF, weil es eine Koproduktion mit dem ORF war. Ich hatte den Film beidesmal gesehen.

Man kann (und will) ihn aber nicht mehr senden, nicht nur, weil die Videoqualität heutigen Anforderungen nicht mehr genügt, und der Film wohl nur noch als schlechte, gealterte Magnetbandaufzeichung existierte, sondern auch, weil nach meinen Recherchen die Filmproduktionsfirma, die die Rechte daran hat, ohne Rechtsnachfolger untergegangen ist und deshalb niemand mehr die Verwertungsrechte daran hat – der öffentlich rechtliche Rundfunk aber das nicht senden kann, ohne Senderechte erneut zu erwerben. Ich hatte mir damals, 2011, mal vom ZDF eine Kopie der Sendung machen lassen, die als DVD mit MPEG2-Video kam, und dem dringenden Hinweis, dass ich das keinesfalls veröffentlichen darf – was ich auch nicht gemacht habe. Irgendwer anderes hat den Film mal auf Youtube hochgeladen – das war ich aber wirklich nicht. Vermutlich aber eine Folge meiner Artikel. Vermutlich kann einem keiner Ärger machen, wenn es keinen Rechteinhaber mehr gibt. Von der Firma ist nichts mehr übrig, und die Leute hinter der Produktion lebten überwiegend angeblich nicht mehr. Aber das ZDF würde mich dann wohl angreifen wollen und wer auch immer.

Ein Science Fiction, der im Jahr 1991 spielen soll.

Ein Mann, ein Deutscher, war für Jahre im Ausland, ich glaube, Südamerika, und muss noch ein letztes Mal nach Deutschland, was erledigen, und landet auf dem Frankfurter Flughafen. Und erlebt ab da eine Odysee von absurden Abenteuern, weil man in Deutschland inzwischen die Digitalisierung eingeführt hat und alles computergesteuert ist (Stand 1983: Blockterminals und Overheadprojektoren, die Handscanner darstellen sollen – ich vertrete aber schon seit Jahrzehnten die Auffassung, dass ein Webbrowser auch nichts anderes als eine moderne, farbig-graphische Form des Blockterminals ist, im Film eben 80×25 grün, Stand 1983).

Das Problem: Er ist in den Datenbanken irrtümlich als verstorben eingetragen, weil er nicht erfasst werden konnte. Er existiert nicht (mehr). Und daran kann man auch nichts ändern, weil man das System so gebaut hat, dass das System weder irren noch korrigiert werden kann. Es gibt zwei Datenbanken – Datotal und Date Control – die sich gegenseitig kontrollieren, und die Doktrin ist, dass diese Konstruktion nicht irren und der Mensch nicht mehr eingreifen kann. Er kann nicht mehr in Deutschland leben, es aber auch nicht mehr verlassen, er kommt auch nicht mehr raus. Um zu beweisen, dass er existiert, begeht er sogar einen Banküberfall und bleibt dann stehen, bis die Polizei kommt und ihn festnimmt. Nach einer Datenbankabfrage, was es mit ihm auf sich hat, setzt ihn die Polizei aber einfach im Wald aus – sie können einen Toten ja nicht verhaften und wollen den ganzen Ärger nicht haben.

Und da gibt es nun eine Szene – die ich hier nach dem Zitatrecht zitiere – in der er versucht, einen Journalisten dazu zu bringen, über seinen Fall zu schreiben. Und der führt ihm vor, dass das nicht geht, weil der Computer seine Artikel automatisch auf Richtigkeit überprüft und sperrt, wenn er sie für nicht korrekt hält:

und dann kommt in der nächsten Szene besagter Banküberfall.

Der Film ist über 40 Jahre alt, und das zugrundeliegende (Dreh-)Buch wohl noch älter. Laut Abspann ist „Buch und Regie Daniel Christoff“ – das wohl direkt als Drehbuch geschrieben. Er ist 1996 verstorben und hatte das wohl als Kritik an der Volkszählung geschrieben.

Und heute, über 40 Jahre später und über 30 Jahre nach der Zeit, in der der Science Fiction spielen soll, sind wir genau an dem Punkt:

  • Es gibt Gesetze dagegen, Unwahres zu publizieren.
  • Computer sollen automatisch (KI) überprüfen, ob etwas der Wahrheit entspricht oder dagegen verstößt.
  • Die Wahrheit wird von der Regierung vorgegeben, Opposition und Kritik sind damit nicht mehr möglich.

Und das passiert auf mindestens drei Ebenen:

Wir sind bald in genau der Situation des Filmes angelangt, in der man Kritik nicht mehr äußern und Fehler nicht mehr aufzeigen kann, weil der Staat sämtliche Nachrichten- und Publikationskanäle und die Presse kontrolliert.