Irgendwas mit IP-Adressen und QR-Codes
Die SPD scheint sich schwer zu tun.
Ich hatte vor einem Jahr schon gerügt, dass die Fraktionen im Bundestag die Sache mit den Portnummern nicht verstanden haben, aber darüber Gesetze machen wollen. Es wird angeblich schlimmer: Bundestagswahlen: SPD will irgendwas mit IP-Adressen und Portnummern Sie wissen zwar nicht, was sie wollen, aber das mit aller Entschlossenheit und Durchsetzungsfähigkeit.
Was prima dazu passt, dass die SPD – knallhart – den „digitalsten Wahlkampf aller Zeiten“ betreiben will: Wahlprogramm verzweifelt gesucht
Einen Tag nach der gescheiterten Vertrauensfrage im Bundestag haben die Parteien aufs Tempo gedrückt. Union, SPD und Grüne präsentierten der Öffentlichkeit ihre Wahlprogramme beziehungsweise deren Entwürfe. Wer sich nicht nur auf die Lobpreisungen der Parteispitzen oder die knappen Auszüge der Medien verlassen wollte, konnte sich bei Union und Grünen das komplette Programm als PDF herunterladen. Doch zahlreiche Nutzer versuchten vergebens, den Programmentwurf der SPD zu finden.
Raphael Brinkert, dessen Werbeagentur den SPD-Wahlkampf betreut, kündigte auf X vollmundig an: “SPD startet digitalsten Programm-Wahlkampf aller Zeiten: mit Programm-Cube und QR-Codes auf allen Kandidierenden- und Themenplakaten.” Doch das ist nicht unbedingt das, wonach interessierte Bürger suchen.
“Wo kann ich das Wahlprogramm der SPD für die Bundestagswahl 2025 als PDF-Datei finden?”, fragte ein Nutzerauf X. Ein weiterer schrieb: “Schließe mich der Frage an – ich kann Plakate runterladen, Tiktok-Videos sehen und spenden – aber das Programm für die BTW25 gibt es auf der Website der SPD nicht?”
Ja.
Das liegt dann wohl ein kleines Missverständnis vor.
QR-Codes sind zwar durchaus in der Lage, eigenständig Information zu enthalten, wie Adressdaten, Telefonnummern, GPS-Koordinaten, Termine. Aber nur ganz wenig. Deshalb verwendet man QR meistens, um einfach nur den URL zu speichern, wo man die Informationen findet.
Das haben vielleicht noch nicht alle mitbekommen in der SPD: Das mit den QR-Codes, das sind nicht einfach nur irgendwelche hübschen Muster wie Tattoos, die heute einfach dazugehören – die bedeuten auch was, da steckt was drin. Das ist nicht einfach nur moderne Kunst.
Was insofern erstaunt, denn die SPD betreibt ihren eigenen QR – Code – Generator für vCards – selbstverständlich in rot.
Schon jetzt ist der Eindruck entstanden, dass der kommende Wahlkampf mehr von persönlichen Verunglimpfungen als von politischen Inhalten geprägt sein wird. Umso wichtiger ist es, dass die Inhalte nicht hinter digitalem Schnickschnack versteckt werden und möglichst schnell zugänglich sind. Dass die SPD daran scheitert, ist peinlich und unprofessionell.
Es ist auch unsicher. Man hatte das ja neulich schon bei Fahrscheinautomaten, dass Betrüger die QR-Codes mit eigenen URLs überklebt haben. Und so sieht das dann aus: Wie eine überfahrene Christbaumkugel. (Böse Zungen würden sagen, Original Magedeburg.)
(Olaf hat wieder keinen bekommen.) Und einen Würfel zum Drehen haben sie auch.
@spdde
Liebe SPD, ich habe eben versucht, auf Eurer Internet-Seite das Wahlprogramm als PDF oder epub zu finden. Beides war nicht möglich. Kommt das noch, frage ich als Autor eines Buches über die Kanzlerkandidaten 2025? Bitte Link geben!— Richard Bercanay ☕️☕️ (@RichardBercanay) December 17, 2024
Naja, das Thema hatte ich ja neulich schon, im Zusammenhang mit den Betriebssystemen, die vor unerwünschten Meinungen schützen sollen. Der SPD laufen vor allem die jungen Wähler davon.
Wobei ich ja der Meinung bin, dass es umgekehrt ist, dass die SPD mit ihrem Feminismus- und Genderschwachsinn ihrer Wählerschaft davongelaufen ist, aber bitte, jedenfalls auf Distanz.
Und man hat herausgefunden, dass die Jugend kein Fernsehen mehr guckt, sondern sich in Social Media, mit Handys informiert.
Also meint man jetzt, dass man die Jugend erreiche, indem man auf jedes Wahlplakat einen QR-Code pappt, denn wenn die Jugend so digital ist und alles mit dem Handy haben will, müssten die doch total auf QR-Codes stehen. Dass QR-Codes, so sie URLs enthalten, aber irgendwohin zeigen müssen, wo es was zu finden gibt, das verstehen die dann schon nicht mehr.
Sagen wir es so: Die SPD ist zum digitalen Wahlkampf nur teilweise gerüstet. Digital ist mit Nullen und Einsen, und Nullen haben sie schon. Wenn sie jetzt noch ein paar Einsen hätten …
Gottogott, ich Dummkopf. Ich wieder mit meinem 20.-Jahrhundert-Sprech. Ich meine natürlich Nullende und Einsende. Dann wird das was mit dem SPD-Ende.