Ansichten eines Informatikers

Mein persönliches Frühlingserwachen

Hadmut
1.1.2025 15:29

Leute, der Frühling ist da! 🙂

Es ist etwas seltsam, einem deutschen Publikum jetzt noch einen von Weihnachtsmärkten zu erzählen – obwohl die ja mancherorts noch offen haben.

Ich war vor zwei Jahren schon mal über Weihnachten auf Zypern. Was eigentlich keinen Spaß macht. Denn während man in 10 von 12 Monaten auf Zypern zuverlässig super Wetter hat, fällt das in die kalte, die Regenzeit (die sich, wie ich das schon erlebt habe, auch im Bereich Larnaca noch im März kalt zeigen kann), ist das die kalte, dunkle, regnerische Jahreszeit. Und die ist nicht angenehm, weil die Häuser überhaupt nicht isoliert und meist auch eigentlich nicht beheizt sind, sondern über die Klimaanlage beheizt und das Warmwasser mit einem elektrischen Boiler bereitet wird – meist nämlich braucht man das nicht. Bis Mitte Dezember hat mir zum Duschen noch die Solarwärme gereicht, mit der das Wasser über einen Sonnenkollektor in einem Tank auf dem Dach aufgewärmt wird. So ab Mitte Dezember bis so ungefähr Ende Januar ist es dann aber doch ziemlich kalt, besonders in den Häusern, die nachts auskühlen.

Eigentlich wollte ich auf Weihnachtsmärkte. Ich hatte mich nämlich gewundert, warum die hier so große Stücke auf ihre Weihnachtsmärkte halten, obwohl zumindest in Paphos da nicht viel los ist. In Larnaca ist wohl einiges los, aber dahin fährt man über eine Stunde. In Paphos steht an der Fußgänerzone ein riesiger Christbaum und ein paar Figuren wie Weihnachtsmann, Rentier, aber viel los ist da nicht.

Bis ich mal dahintergekommen bin, dass diese berühmten Weihnachtsmärkte nicht in den Innenstädten, sondern die meisten oben in den Bergen sind. Und es da dann auch ein richtiges Programm gibt, Auftritte mit Tanz und Musik und so weiter.

Also dachte ich im Dezember, da fahre ich mal hin. Habe aber gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass die in der Vorweihnachtszeit nur an den Wochenenden geöffnet haben. Auf Zypern gibt es zwei Weihnachten, das christliche und das orthodoxe (bin nicht ganz sicher, ich glaube 6.1.), und die feiern beide, weshalb der Weihnachtsschwerpunkt hier eher zwischen den beiden Weihnachten als in der Vorweihnachtszeit liegt. In den Läden wird auch noch der Weihnachtskitsch weiter verkauft.

Also dachte ich mir, fährste am Wochenende.

Am Wochenende regnete es wie aus Eimern.

Also dachte ich mir, fährste nächstes Wochenende.

Dann kam der Freitag mit herrlichem Wetter, aber mit dem Angriff auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg. Da war das Wetter gut, aber ich dachte mir, das kommt jetzt nicht gut an, von Weihnachtsmärkten zu berichten.

Also dachte ich mir, fährste über Weihnachten.

Über Weihnachten hat das hier geregnet, wie bekloppt. Was ja grundsätzlich gut ist, und worüber man sich freut, weil die Insel viel zu trocken ist, und ja irgendwoher das Wasser kommen muss. Der (noch trockenere) türkische Nordteil hat eine Wasserpipeline, über die er aus der Türkei versorgt wird, aber im griechischen Teil muss man mit dem auskommen, was vom Himmel fällt, und zur allgemeinen Freude fiel viel. Aber bei solchem Sturzregen kann man nicht in die Berge fahren, und da wären sicher auch keine Tanzveranstaltungen (obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es da auch geregnet hat). Deutsche würden da sagen „Klimawandel!“, aber auf Zypern sagen sie „Wie gut, dass es mehr regnet!“

Als dachte ich mir, fährste am Wochenende zwischen Weihnachten und Neujahr.

Dann machten mir Wetter und Polizei einen Strich durch die Rechnung. Die Polizei meinte nämlich, ja, doch, in den Bergen hätte es auch geregnet, aber eben in Form von Schnee. Ski und Rodel gut, aber Autofahren schlecht. Deshalb sei zwar noch keine Straße gesperrt, alle Straßen noch offen, aber für manche Straßen eine Beschränkung verhängt. Sie dürfen nur mit Schneeketten oder Allradantrieb befahren werden (Winterreifen sind auf Zypern nicht üblich und den meisten unbekannt – wozu auch? Im Flachland gibt es keinen Frost.)

Und die Straßen, für die es Warnungen gibt oder gab, sind genau in dem Bereich, in dem die vier von mir aus nächstgelegenen Märkte sind.

Ach, schön, dachte ich, da fährste mal hin. Aber ich habe gerade weder Allradantrieb, noch Schneeketten, um es jetzt zu tun. Und die hitzegegerbten Reifen haben zwar noch Profil, aber auf Schnee würde ich mich mit meinen Reifen nicht trauen. Als ich das Auto gekauft habe, hatte der gerade noch einen gebrauchten, etwas angegammelten, etwas ranzigen, aber angeblich technisch einwandfreien kleinen Suzuki-Geländewagen im Angebot, wo ich dann schwer an mich halten musste, aber ich habe keinen Platz für sowas. Der wäre dafür richtig gewesen. Und sowas habe ich bei der Bundeswehr ja mal mit einem Iltis gelernt. Aber: Ich habe den Geländewagen damals nicht gekauft, und deshalb gerade keine Möglichkeit, in verschneiten Bergen auf Zypern rumzufahren. Ich bin hier mehr so auf Hitze und Badehose eingestellt.

Jetzt muss ich mal in Erfahrung bringen, ob die in ihren letzten Tagen vielleicht wieder befahrbar sein könnten. Eigentlich müsste der Schnee liegen geblieben sein, aber seit gestern scheint die Regenzeit erst einmal vorbei zu sein, heute ist strahlender Sonnenschein, und draußen fönt die Sonne herrlich warm, ich habe die Balkontür offen, damit es in die Wohnung reinstrahlt und wärmt. Es fühlt sich zumindest so an, als sei nach einer ungewöhnlich heftigen Regenphase gerade der Frühling ausgebrochen, pünktlich zum 1.1.

Jetzt spekuliere ich drauf, ob ich es nicht doch noch schaffe, auf die Weihnachtsmärkte zu fahren. Vielleicht aber könnte das Thema wegen des Wetters auch erfolglos beendet sein und staatdessen nach der langen Regenphase ein Spaziergang am Meer fällig sein.

Denn faktisch saß ich die letzten zwei Wochen – obwohl mir viele schrieben, dass sie mich beneideten – bibbernd in der eiskalten Bude, ein Zimmer per Klimaanlage mit warmer Luft beblasen (nicht „geheizt“ im deutschen Sinne), und nachts unter der ganz dicken kuschelwarmen Decke. Was den Vorteil hatte, dass ich viele Sachen erledigt bekommen habe, die erledigt werden mussten. Unter anderem auch lästiges Softwareaktualisieren und so etwas. Die Zeit war also gut genutzt, um jetzt etwas mehr Luft zu haben um das frühlingshafte Wetter zu nutzen.

Dazu kommt, dass die letzten Tage sehr finster waren. Auf Zypern wird es ziemlich früh dunkel, weil Zypern geographisch eher zwei Stunden vor Deutschland liegen müsste, aber aus EU- und politischen, sowieso handelstechnischen Gründen die Osteuropäische Zeit führt, also nur eine Stunde vor Deutschland, womit es hier morgens zu früh hell und abends zu früh dunkel wird. Und das wegen des Breitengrades auch noch ziemlich flott. Zack, ist das Licht aus.

Meine persönliche Dunkelflaute habe ich also – auch unter Verbrauch einiger Kannen heißen Tees – hinter mich gebracht und die Zeit budenhockenderweise anderweitig gut genutzt.

Denn mein Vorsatz für das Jahr 2025 ist, wieder mehr aus der Bude rauszukommen. Irgendwie hatte sich die Budenhockerei seit Corona festgesetzt, und kam dem Haufen Arbeit zu pass, der auf mich herabprasselte.

Deshalb erscheint mir das Wetter, mit dem ich die letzten 2 Wochen bei Kälte, Regen und Dunkelheit im Loch saß und unter widrigen Umständen Pflichtarbeiten abgehakt habe, die ich nun nicht ganz, aber weitgehend durch habe, und das mir heute zum neuen Jahr gleich Wärme und strahlenden Sonnenschein spendet, wie eine Metapher auf meine Situation und Lage.

Bleibt die noch zu lösende Aufgabe: Weihnachtsmarkt in den Bergen oder Spaziergang am Meer?