Das Puppenhaus
Anmerkungen zur dicken Belgierin.
Ich hatte doch – wieder einmal, nein zweimal, unter anderem hier und hier – von der dicken jungen Belgierin erzielt, die mir mal eine Australienreise versaut hat, weil sie einen krankhaft übersteigerten Sozialtrieb hatte und die Reisegruppe wie ihr Puppenhaus behandelte und allen vorschrieb, was sie zu tun und zu lassen hatten, mir dafür dann aber als empirische Beobachtung und Gedankenobjekt diente, weil mir an deren krankhafter Übersteigerung dieses Sozialverhalten auffiel, das typisch für kleine Mädchen mit ihrem Puppenhaus ist.
Dazu schreibt mir ein Arzt:
Dicke Belgierin, Puppenhaus
Hallo Hadmut,
dieser Vergleich mit dem Puppenhaus rief mir eine Studie ins Gedächtnis (habe leider keine genaueren Erinnerungen), von der ich vor Jahren las. Die Forscher hatten untersucht, ob zwischen Jungen und Mädchen grundsätzliche Unterschiede beim Spiel mit Spielfiguren existieren und diese Annahme bestätigt. Wenn Mädchen mit Puppen, Saurierfiguren, Buzz Lightyear, you name it spielen, so sind sie dabei stets die Regisseurinnen, die Puppenspieler, die die Fäden ziehen, die Figuren also (im wertfreien Sinne) manipulieren.
Ganz anders die Jungen. Sie versetzen sich in die Figur hinein, sie werden, für die Dauer des Spiels, selbst zum Saurier, Buzz Lightyear, zum Flugzeugpiloten, was auch immer.
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern ist demnach fundamental und dieses Resultat deckt sich sowohl mit meinen eigenen, allerdings sehr lange zurückliegenden Erinnerungen, als auch mit aktuellen Beobachtungen (habe einen fünfjährigen Enkel).Ich vermute, dass die vorerwähnte Studie zu „unwoke“ ist, als dass noch irgendwer dieser Fragestellung weiter nachgehen würde.
Genau wie auf dieser Reise: Die Männer waren in Westaustralien und kamen sich vor wie Crocodile Dundee, der Tour Guide war auch so einer.
Die Frauen waren Sozialdirigenten der Gruppe. Zwei englische Feministinnen schon übel, aber die Belgierin eben in krankhafter Ausprägung. Wie Mutti mit kleinen Kindern. Männer machen. Frauen erziehen und steuern.
Passt genau.
Ich habe mal zu Studienzeiten eine alte Freundin gefragt, weil die Parties organisierte und immer hübsch Singles zusammenorganisierte, die gut passen könnten: „Sag mal, bist Du vielleicht ein alte Kupplerin?“ Sie, breit grinsend: „Oh ja, und wie!“ Das war die, mit der wir oft Filme auf Videokassetten guckten, aber die eigentlich keinen Film schauen konnte, weil sie sich nicht in die Handlung hineinversetzen und keine 10 Minuten auf ihrem Hintern sitzen bleiben konnte, sondern ständig rein und raus wetzte um Tee zu machen, Tee zu holen, Tee nachzufüllen, Erdnüsse nachzufüllen, Erdnüsse auszutauschen, Chips nachzuholen, die Tassen wieder auszuspülen … Verdammt, setz’ Dich endlich auf deinen Arsch und guck den Film!
Was mich wiederum an zweierlei erinnert:
Zum einen an die Comic Strips „Calvin and Hobbes“, die früher in den Zeitungen abgedruckt wurden und seit Jahren auf Twitter reproduziert werden (anscheinend vom Zeichner selbst), die sich um einen kleinen Jungen und dessen Phantasie-Tiger (der in Wirklichkeit nur ein Stofftier ist, nur er selbst und irgendein Mädchen können den philosophierenden Tiger als lebend wahrnehmen, weshalb der Tiger immer als großer, lebender, sprechender Tiger gezeichnet wird, wenn niemand dabei ist und der Calvin als Sidekick dient, und als kleines doofes Stofftier, sobald Erwachsene im Bild auftauchen). Und da gibt es immer wieder Episoden von Dinosaurieren, Helden, Rittern, tollkühnen Astronauten in fliegenden Untertassen, die die Welt retten, bei denen stets immer erst im letzten Bild herauskommt, dass Calvin sich das eingebildet hat und in Wirklichkeit gerade nur von Mutti in die Badewanne gesteckt wird, oder das träumte und hart von der Lehrerin geweckt wird. Sein harter Gegenpart ist die trockene, überlegene, aber völlig phantasie- und humorlose Nachbarstochter (Suzi oder so ähnlich), die alles kontrollieren und in geordnete Bahnen lenken will. Ich fand das immer faszinierend, wie gut der Zeichner sich in die Welt eines kleinen Jungen (der er ja selbst einmal war) hineinversetzen konnte, und der das so herrlich darstellte, dass Calvin in seiner Phantasie mit Dinosauriern kämpfte und im All umherflog, um die Welt zu retten, während Suzi immer Ordnung diktieren will. Das trifft es genau.
Und ich kann mich an einen Vortrag erinnern, ich weiß nur nicht mehr, wo ich den gehört habe, ich glaube, es war diese feministische Berliner Pornoveranstaltung in einem Berliner Kulturkino mit der Pornoproduzentin Erika Lust und Feministinnen, auf der in Vorträgen über die Wichtigkeit und Bedeutung feministischer Pornos doziert wurde (die sich anhand der gezeigten Beispiele meines Erachtens aber im wesentlichen dadurch unterscheiden, dass irgendwelche völlig bekloppten und an den Haaren herbeigezogenen Rechtsfertigungsstories außenrum gebaut werden, wie, warum und wieso es überhaupt zum Beischlaf kommt, und die Frauen entweder nicht geschminkt und nicht schön, sondern dick und so weiter sind, oder dann, wenn sie gut aussehen, sehr dominant sind, etwa eine Bordell-ähnliche Szene stattfindet und am Schluss als Auflösung kommt, dass die Frau den Mann bezahlt und er der Gigolo war, während Männer sich für den Firlefanz außenrum nicht interessieren und sich auf die Kopulationsdynamik konzentrieren).
Quintessenz: Pornos sind frauendiskriminierend, deshalb ist es ganz wichtig, feministische Pornos zu drehen, in denen die Frau entweder nicht schön ist, oder schön und Auftraggeber, sich also einen Callboy leisten kann, das ganze auf sozialer Ebene eingeleitet wird, und von der genagelten Frau nicht nur der Südpol, sondern mehr vom stöhnenden (lustbestätigenden) Nordpol gezeigt wird, damit das Publikum beruhigt ist, dass es der auch gut geht.
Die Erkenntnis daraus (ich bin mir jetzt nicht aber nicht mehr sicher, zu welchem Anteil das Gegenstand der Vorträge oder Schlussfolgerungen meinerseits waren): Männer gucken sich einfach alles an. Bei dem, was ihnen gefällt, schalten sie die Phantasie ein, das genauso mit irgendeiner Frau ihrer Phantasie zu machen. Und wenn ihnen was nicht gefällt, dann spulen sie einfach vor, bis was kommt, was ihnen gefällt. Deshalb seien Männer weitgehend unempfindlich gegen schlechte Pornos. Die picken sich heraus, was ihnen gefällt, und der Rest interessiert sie nicht. Der Typ und die Tussi im Porno sind denen egal, die Anwendung der Technik interessiert.
Frauen dagegen identifizieren sich mit der Frau im Porno und kommen da emotional nicht raus, fühlen sich dafür verantwortlich. Deshalb schlägt ein schlechter Porno bei denen übel ein.
Ein Porno für Männer sei deshalb etwas, in dem so ziemlich alles gezeigt wird, Prinzip „für jeden was dabei“. Also im Prinzip eine Positivliste, eine Anregung für Ideen und Phantasien. Ein Porno für Frauen dagegen sei einer, in dem nichts Schlechtes gezeigt wird, nichts, was irgendwen verschrecken könne, weil die da nicht rauskommen und sich dafür verantwortlich fühlen, da überhaupt zuzuschauen, den Porno eingelegt zu haben. Deshalb müsse man Frauenpornos anders drehen, selbst wenn der Sex an sich dann derselbe sei.
Männer kommen gleich zur Sache. Berühmtes Social-Media-Beispiel: Kommt der Elektriker rein. „Warum liegt hier so viel Stroh rum?“ – „Weiß ich nicht“ – „Ja … dann blas’ mir halt einen!“ – „OK…“ Völlig egal. Hauptsache, es geht los und das Bier ist kalt. Frauen muss man erst umständlich zeigen, wie es dazu kam, und dass die Frau das wollte, damit einverstanden oder – als Auflösung – Auftraggeberin war, das also gesteuert hat, sie das sozial so dirigiert und bestellt hat, wie sich der Bums in die Situation einbettet.
Und: Was daraus geworden ist. Dass die hinterher und frohgelaunt auch wieder geht.
Insofern erinnert mich die Vorgehensweise der Frauenpornos in gewisser Weise an die reine Jungens-Serie „A-Team“ der 80er Jahre. Da wurde viel geballert, zerdeppert, in die Luft gesprengt, Autos gegen die Wand gefahren und das alles. Jungskram. Aber: Mit einer zuverlässigen Penetranz von 100% wurde nach jeder Szene, in der die Bösen beschossen oder in die Luft gesprengt wurden, manchmal auch mit ein paar Sekunden oder ein, zwei Szenen Verzögerung, kurz gezeigt, dass es den Bösen gut geht und die alle gesund, unverletzt und putzmunter aus der auf dem Dach liegenden Schrottkarre klettern und davonlaufen. Das A-Team hatte seine notorischen silbernen Schnellfeuergewehre und hat aus denen ohne zu zielen aus der Hüfte ganze Magazine auf die Bösen verballert – und nie einen getroffen. Steht da ein Auto mit vier Erzbösen drin, und das A-Team ballert aus der Hüfte mit vier Gewehren alle Magazine auf das Auto, ist die Karre Schrott, von oben bis unten durchlöchert, der Motor qualmt, die Reifen platt – aber die Bösen steigen mit erhobenen Händen und ohne den kleinsten Kratzer aus. Nicht mal ein Loch im Anzug. Warum? Damit die Serie im Fernsehen für das allgemeine Publikum laufen durfte. Und das musste sich stets davon überzeugen können, dass es auch den Bösen hinterher gut ging und die nur ertappt guckten. Sachschäden gern unbegrenzt, Personenschäden aber ausgeschlossen.