Ansichten eines Informatikers

Verstörende Fotografie

Hadmut
22.1.2025 16:53

Ich bin ja ein harter Knochen, und schon ziemlich viel gewohnt.

Aber es gibt Vorgänge, sogar in der Fotografie, die selbst mich noch aus der Bahn werfen.

Ich war heute auf einer Veranstaltung.

Sowas mit ganz vielen Menschen.

Und weil ich auch nicht mehr der Jüngste bin und mal verschnaufen und die Beine vom vielen Gehen ausruhen wollte, habe ich mich auf eine der vielen Sitzbänke vor einer Bühne gesetzt, auf der welche Musik machten, um der Musik zuzuhören (gut!), und mich ein bisschen aus dem Sitzen umzuschauen.

Da sah ich eine junge Frau. Geschätzt um die oder Anfang 20.

Gut, das ist jetzt noch nicht kritisch, daran bin ich gewöhnt.

Die Frau fotografierte. Ziemlich viel sogar. Eigentlich alles, was ihr vor die Flinte kam. Auch die Musiker auf der Bühne. Mit der Kamera ihres Tablet-Computers, den sie mit ausgestreckten Armen vor sich hielt, um den großen Bildschirm als Sucher für das Bild zu verwenden.

Selbst das wäre noch noch nicht problematisch, man hat schon Frauen mit Handys in der Öffentlichkeit gesehen. In extremen Fällen auch mit Tablet-Computern. Auch das könnte ich aushalten.

Nein, ich meine etwas anderes.

Jedes Mal, nämlich, wirklich ausnahmslos jedesmal, wenn sie da mit ausgestreckten Armen für ein Foto zielte, bohrte sie, als Begleitmerkmal ihrer Konzentration – und das nicht etwa statisch oder nur oberflächlich, sondern höchst dynamisch, ausgiebig, langanhaltend-genießend, zweifellos lauwarm und ersichtlich wirklich tief – lustvoll bohrend und glitschig pulsierend mit der Zunge in ihrem rechten Nasenloch. So richtig drinnen. Wie Großputz. Popel naschen, noch warm und frisch.

Hhhhrrrrmppffz.

Also, vor der Kamera hätte ich ja noch Verständnis, um davon ein Bild zu machen.

Aber hinter der Kamera, selbst wenn man sie auf Armlänge von sich weghält …

Sowas will ich nicht nochmal sehen. Es ist wie mit dem Kamelreiten: Einmal im Leben muss man da durch, aber einmal im Leben reicht dann auch völlig.

Diskriminierung

Ich fühle mich diskriminiert.

Bei ihr nämlich schien – außer mir – wirklich niemand Notiz davon zu nehmen, obwohl sie es sehr exhibitionistisch und offen sichtbar trieb.

Als ich das aber mal ganz kurz und unwillkürlich versuchte, um herauszufinden, ob das, was ich da gerade sah, überhaupt geht – ich komme selbst mit größter Mühe nicht mal in die Nähe meiner Nase, selbst mit Verrenkungen noch mindestens ein Zentimeter Abstand – wurde ich sofort von anderen blöd und pikiert angeguckt.

Ich finde das erschütternd.

Aber wenn sie am Tablet einfach bei gleicher Haltung von der Rückseitenkamera auf die Selfiekamera umschalten würde, käme sie auf Tiktok damit groß raus.