Ansichten eines Informatikers

3D-Drucker und -Scanner: Ende der mechanischen Schlösser

Hadmut
8.5.2013 22:48

Ich warte ja nur darauf, dass da mal irgendwelche Schlüssel als Vorlage für 3D-Drucker im Internet auftauchen.

Wenn sie es beispielsweise mal schaffen, von irgendeinem Promi einen Abdruck des Wohnungsschlüssels zu nehmen und dann die Daten rumpusten, um ihn sich auszudrucken.

Oder einen Knast-Schlüssel. Wäre doch echt mal interessant, wenn irgendein unterbezahler Gefängniswärter (und die bessern ihr Einkommen ja oft freiwillig oder unfreiwillig auf, indem sie Drogen, Handys usw. reinschmuggeln, oder werden dazu gezwungen) einfach mal Abdrücke der Schlüssel nimmt oder sie mal eben kurz in den 3D-Scanner hält. Und dann kann man die Daten auf dem Schwarzmarkt verkaufen und sich mal eben einen Nachschlüssel aus Plastik drucken, den dann nicht mal der Metall-Detektor erkennt. Den bringt dann ein Anwalt rein, man packt sie in die Post von Angehörigen, oder mit der Wäscherei usw. und schon haben die passende Schlüssel. Ist ja alles rein mechanisch verschlossen.

In vielen Häusern, Behörden, Universitäten usw. hat man Schließanlagen, deren Sicherheit darauf beruht, dass man damit nicht einfach in den nächsten Schlüsselladen gehen und sich einen nachmachen lassen kann. Und bei denen man auch im Falle eines Verdachts nicht einfach mal so und preisgünstig den Schließzylinder austauschen kann. Gibt es aber 3D-Scanner (bei Schlüsseln geht das zur Not auch mit der Messlehre, wenn man das Schlüsselschema kennt), kann man ruckzuck die exakten (und nicht nur gemessenen) Daten für den Schlüssel errechnen, gegebenenfalls sogar daraus (oder mehreren Zimmerschlüsseln) den Generalschlüssel errechnen und sich die Dinger einfach ausdrucken.

Bei Büromöbeln gibt es bekanntlich nur eine Handvoll Serien, und auf den Schlössern der Schränke und Unterschränke steht meist sogar die Nummer gleich gut lesbar drauf, womit man sich im Handel direkt einen Schlüssel nachkaufen kann, man muss nur eben diese Nummer kennen und wissen, aus welcher Serie das Schloss stammt. Es ist eine Frage der Zeit, bis es Bibliotheken oder Software gibt, die direkt zu so einer Nummer den passenden Schlüssel ausdruckt.

Auch Tresorschlüssel müssten sich so einfach ausdrucken lassen, denn die sind meist nicht sonderlich komplex, sondern einfach nur lang, damit das Schloss tief und geschützt sitzt.

Was sicherlich auch ein Knaller ist, ist in Bibliotheken oder Wellnessbädern Schließfächer zu belegen, den Schlüssel zu kopieren und die Schlüssel wieder zurückzubringen. Falls man nicht ohnehin irgendwo die Datenbank findet, welcher Schlüssel in welcher Türnummer verbaut wurde. Und dann schließt man da eben mal die Tür auf, holt Geldbeutel, Handy und Notebook raus, wirft die Münze wieder ein und schließt wieder zu.

Im Zweifelsfall reicht vielleicht schon ein einfaches Foto von einem Schlüssel um ihn bei Kenntnis des Schlüsselschemas korrekt nachzubauen. Vielleicht mit dem Teleobjektiv aufgenommen oder mit dem Handy, wenn der Schlüssel mal irgendwo rumliegt.

Auch Autoschlüssel dürften sich so über kurz oder lang ausdrucken lassen, weil die Schlüsseldaten oft in Datenbanken liegen. Da rettet dann die Wegfahrsperre vor dem Diebstahl des Autos, aber nicht des (Tank-)Inhaltes.

Es gibt ja schon viele Daten, die im Netz in Foren, auf anonymisierten Fileservern, Wikileaks usw. abgelegt werden, die von irgendwelchen Insidern nach draußen gebracht werden. Da werden dann 3D-Scanner einen echten Technologieschub bringen und früher oder später werden massenhaft die 3D-Beschreibungsdaten für alle möglichen Schlüssel im Internet herumfliegen. Früher oder später der zum Bundeskanzleramt.

Kritisch ist das auch bei den vielen Behältnissen von der CD-Box über den Alukoffer bis zum Reisetrolley, die alle diese Primitivschlösser haben, die alle gleiche Schlüssel verwenden. So wie man bisher irgendwelche BIOS-Hacks und Reset-Passwörter in den Foren handelte, wird es irgendwann Verzeichnisse geben, die zu solchen Dingen des täglichen Lebens die mechanischen Schlüssel sammelt und zum Ausdruck bereithält.

Ich habe ein relativ gutes und teures Fahrradschloss und da damals eine Karte mit der Nummer ausgefüllt und eingesandt, um im Notfall Nachschlüssel bestellen zu können. Vielleicht wird man die nach der Dummer demnächst einfach runterladen können, so wie man heute Anleitungen als PDF laden kann statt sie nachbestellen zu müssen. Wäre natürlich dumm, wenn denen jemand die Datenbank hackt und unter den professionellen Fahrraddiebesbanden Adresslisten verkauft, unter welcher Adresse ein Fahrrad mit teurem Schloss und mit welchem Schlüssel abzuholen ist.

Auch die amerikanischen TSA-Schlüssel, mit denen man inzwischen jedes Kofferschloss spurlos auf und wieder zu bekommt, wird es zweifellos früher oder später geben. Ganz wunderbar für Drogenschmuggler, um Zeugs in fremde Koffer zu packen.

Lustig ist es auch, Touristen die Handtasche zu klauen und damit gleichzeitig an deren Ausweis mit der Adresse und deren Schlüssel zu kommen. Gleich rein in den 3D-Scanner und den kriminellen Kollegen vor Ort gemailt, die dann den passenden Schlüssel ausdrucken.

Lockpicking galt ja schon lange als Trendsport. Bisher allerdings nur mit mechanischen Werkzeugen und viel Geschick, es ging immer nur um das Überwinden des Schlosses, aber nicht um das Nachbilden des Schlüssels. Da wird mit Sicherheit eine neue Disziplin hinzukommen.

Auch für politischen Protest spielt das eine Rolle. Könnt Ihr Euch noch erinnern, als sie von irgendeinem Innenminister damals die Fingerabdrücke veröffentlichten, weil der Fingerabdrücke erfassen lassen wollte? Jetzt wollen sie ja mit den Auskunftsdaten auch Passwörter zu Mailboxen usw. abfragen können. Eine Frage der Zeit wann jemand den Wohnungsschlüssel zur Wohnung des Innenministers irgendwie scannt, den veröffentlicht und dann auf irgendeiner Demo jeder so einen Schlüssel um den Hals hängen hat. Wär sicher ein Scheiß-Gefühl, wenn man das Schloss noch nicht ausgetauscht hat.

Oder überhaupt Infrastruktur: Türen zu irgendwelchen Betriebsräumen, Umspannwerken, sonstigem Zeugs, was nicht bewacht wird. Oder die Waffenkammer in irgendeiner Kaserne, da muss nur irgendeiner mal die Nase voll vom Dienst gehabt haben.

Auch sehr schön um an irgendwem Rache zu nehmen, ehemalige Arbeitgeber oder der Ex, dem man eine reindrücken will und einfach mal den Schlüssel zu seiner Wohnung publiziert. Wird sich schon wer finden.

Oder man lässt sich da mal neue kreative Formen der Rache einfallen: Man druckt den Schlüssel einfach hundertmal aus, schreibt auf den Schlüssel gleich noch die Adresse mit drauf und wann derjenige bei der Arbeit ist, und verteilt die Dinger einfach in der kriminellen Szene, am Drogenstrich oder lässt sie einfach im Bus und der U-Bahn liegen.

Und dass diese Plastikschlüssel nicht viel aushalten, spielt ja keine Rolle. Bei den meisten verbotenen Anwendungen wird es genügen, wenn sie ein oder zweimal schließen. Und weil Plastikschlüssel in einem Metallschloss keine Kratzer hinterlassen, wird es sogar schwer sein, den Einbruck nachzuweisen. Wenn es nämlich gar keine Spuren gibt, geht die Polizei normalerweise von einem erfundenen Einbruch zum Versicherungsbetrug oder ähnlichem aus.

Auch andere Einbruchswerkzeuge wird es geben, etwa das passende Stück um aus irgendwelchen Automaten irgendwas rauszuziehen.

Und da regen die sich in den USA auf, weil die dort auf dem 3D-Drucker Pistolen ausdrucken, mit denen man einmal schießen kann. Ist doch Schlabberkram, was für Anfänger. Die viel größere kriminelle Bedrohung geht davon aus, dass das Prinzip mechanischer Schlösser obsolet wird und vieles offen stehen wird.

Sie werden dann elektronische Schlösser auf den Markt bringen und einen ähnlichen Umsatzschub machen wie beim Verbot von Glühbirnen, die durch teure elektronische Energiesparlampen und LEDs ersetzt werden mussten.

Das komische daran ist: Schlüssel kann man bisher schon kopieren. Aber es ist bisher teuer und aufwendig, kein Massenhobby. Und an die Rohlinge ist auch nicht leicht zu kommen. Die Möglichkeit, Schlüssel mit 3D-Scannern zu erfassen, die einfach, billig, ohne Zeugen und ohne irgendwelche Ausweise und Berechtigungsunterlagen auszudrucken, sie digitalisiert zu erfassen und zu verbreiten, und das ganze mit Software aufzupeppen, die die krummen Scan-Werte auf das Schlüsselschema sauber runterrechnet oder gleich ganz den Schlüssel synthetisiert, bringt da erst Schwung herein.

Ich kann mich noch erinnern, dass in einer der frühen Wetten-Dass!? -Sendungen einer auftrat, der fünfmal hintereinander innerhalb von kürzester Zeit aus Schlüsselrohlingen mit einer Dreikantfeile passende Schlüssel fertigte, nachdem man ihm die Schlüsselnummer sagte. Damit konnte man hinterher die Schlösser öffnen. Das hatte der aber jahrelang geübt und der hatte eben ein Augenmaß und eine Fingerfertigkeit, dass der damit bei Wetten Dass!? auftreten konnte. Geht das ganze in Software und mit dem 3D-Drucker, kann das jeder Depp.

Bin mal gespannt, wann ich Recht behalte.

26 Kommentare (RSS-Feed)

Aggel
8.5.2013 23:15
Kommentarlink

War auch Thema beim 29C3: http://youtu.be/3JK3TO_crc8
Da ging es u.A. um ausgedruckte Schlüssel für Handschellen …


Pjüsel
8.5.2013 23:22
Kommentarlink

Lustig 🙂 Oder wie einst dieser Prof mit seinem Autoschlüssel auf dem Overheadprojektor…


Hadmut
8.5.2013 23:38
Kommentarlink

Ja, an die Schote mit Beth hab ich beim Schreiben denken müssen, wollte den aber nicht schon wieder bringen.


Werner
8.5.2013 23:36
Kommentarlink

Hadmut, eine gewisse kriminelle Energie scheint bei Dir schon durch. Du bist sicher der, vor dem Dich Deine Eltern immer gewarnt haben, oder? 🙂


simon
8.5.2013 23:51
Kommentarlink

ich bin mir aber fast sicher das sich die industrie da wieder was einfallen lasst. Zumindest einen schutz der den DAU davon abhaelt. Schon mal mitn einen billigen 3in1 drucker 20€ gescannt oder gedruckt? Die brechen fast alle automatisch ab. Was ist mit cnc fraesen? Ich kenne genug leute die in der nachtschicht mal was nebenbei machen.


Heinz
9.5.2013 0:38
Kommentarlink

> Ich warte ja nur darauf, dass da mal irgendwelche Schlüssel als Vorlage für 3D-Drucker im Internet auftauchen.

> Im Zweifelsfall reicht vielleicht schon ein einfaches Foto von einem Schlüssel

Gab es doch schon alles auf dem 29c3

>Sie werden dann elektronische Schlösser auf den Markt bringen und einen ähnlichen Umsatzschub machen wie beim Verbot von Glühbirnen, die durch teure elektronische Energiesparlampen und LEDs ersetzt werden mussten.

Bei den elektronischen Schlössern wird übrigens auch vieles (unnötigerweise) falsch gemacht, also auch nicht DIE Alternative…


Eldoran
9.5.2013 2:48
Kommentarlink

Ein anderer Aspekt ist aber auch, dass das (ausgedruckte) Ergebnis ja noch entsprechend weiterbearbeitet werden könnte.
Etwa um eine Gussform herzustellen, oder nachfeilen etc.
Oder im Profibereich gibt es ja auch heute schon diverse Optionen haltbarere Produkte zu erzeugen (etwa in Metall oder stabilere Kunststoffe). Die Technik wird mit der Zeit auch billiger werden.
Nur weil es die heutigen Billiggeräte teilweise noch nicht können, ist das kaum eine Grenze für die Geräte von in 10 Jahren…
Ich vermute mit Geräten wie der Form 1 (kickstarter Projekt) sollte die Präzision üblicher Sicherheitsschlüssel erreichbar sein. Und objektiv betrachtet ist die mechanische Belastung oft nicht sonderlich groß, wenn man vorsichtig hantiert.


DavidXanatos
9.5.2013 8:00
Kommentarlink

Das mit dem auto abbruch kanst du cknicken,
die normalen drucker sind alle closed source, bei den 3d printern für zuhause geht aber die tendenz hin zu open source hardware sprich, selbst wen da ein abbruch code eingebatu wird.
Einfach eine firmware version ohne das zu kompilieren und hochzuladen wird trivial.

Ich denke man muss einfach alle mechanischen Schlösser mit digitalen ersetzen.

David X.


Thomas
9.5.2013 10:55
Kommentarlink

Ich sehe jetzt nicht die große Neuerung. Die Schlüssel der simplen Zylinderschlösser lassen sich doch jetzt schon für kleines Geld und ohne große Fragen beim kombinierten Schuh-Schlüssel-Dienstleister kopieren. Wer auf die Art durch eine Tür will, muss sich nur mal für eine Zeit lang den Schlüssel leihen. Mit etwas Ablenkungshilfe per Strohmann durchaus machbar. Abgesehn davon, dass man die gar nicht kopieren muss, ein elektrischer Dietrich öffnet sowas doch eher zügig.

Zumindest bei den “fused deposition modelling”-Plastikwurstdruckern stellt sich doch ernsthaft die Frage nach den Scherkräften, die das Zeug eben nicht abkann. Die Ebenen senkrecht zur z-Achse sind ein Schwachpunkt, der gerade bei schwergängigen Schlössern wohl das klügste Kettenglied ist.

Man müsste da schon bei Shapeways in Stahl oder vielleicht Keramik drucken und wahrscheinlich noch Nachbearbeiten. Die Allermeisten Einbrecher gehen da eher den Weg des geringsten Widerstandes:
http://xkcd.com/538/
Und sei es der Einbruch beim Nachbarn, weil das eigene Haus einen anständigen Zylinder in der Tür hat.


Hadmut
9.5.2013 10:59
Kommentarlink

> Die Schlüssel der simplen Zylinderschlösser lassen sich doch jetzt schon für kleines Geld und ohne große Fragen

Aber nicht die von Schließanlagen. Erstens kenne zumindest ich keinen Schlüsseldienst, der einem sowas nachmacht. Zweitens kenne ich keinen Schlüsseldienst, der die Längsfräsung herstellen kann, die brauchen immer die passenden Rohlinge. Und die haben sie für sowas nicht.

Wenn man in eine Wohnung einzieht, in der ein einfacher Zylinder steckt, kann man den auch preisgünstig austauschen. Gibt es im Haus aber eine Schließanlage, ist das nicht so einfach möglich oder sehr teuer.

Mir fallen auch keine Leute ein, die einfach mal so jemand anderem ihren Haustürschlüssel leihen.

Und mit einem Lockpicker fällt man zumindest an belebten Orten auch sofort auf.


Manolo
9.5.2013 11:07
Kommentarlink

http://www.thingiverse.com kennst Du? Da gibt es zumindest Vorlagen für die üblichen Handschellenschlüssel. Vgl. auch den Vortrag zum Thema auf dem 29C3…


Hadmut
9.5.2013 11:23
Kommentarlink

@Manolo: Ja, kenn ich, aber das mit den Handschellenschlüsseln ist doch eher ein Gimmick wie aus dem Yps-Heft.

Aber das geht schon in die Richtung, die ich meine:

http://www.thingiverse.com/thing:52761


sven
9.5.2013 12:48
Kommentarlink

Ich finde zur Zeit leider den Link nicht, aber das gab es schon. Ein Ehemaliger Angestellter von New York hat mal seine Schlüssel auf Ebay verkaufen wollen. Wurde gefasst und eine Zeitung, es war glaube ich die NY Times hat einen Artikel mit den Fotos der Schlüsseln gemacht. Aus diesen Bildern konnte man 3D Druckvorlagen erstellen und Schlüssel drucken.


Paul
9.5.2013 13:28
Kommentarlink

Etwas OT, aber: Da muss ich gerade an den Wellnessbereich im NH Hotel Hamburg denken… Dort waren alle Spindschlüssel identisch, abschließen damit komplett sinnlos. Da hätte jeder Depp einfach von einem unbenutzten Spind den Schlüssel genommen und damit sowohl Herren- als auch Damenbereich komplett ausgeräumt (und mit den eingeschlossenen Zimmerkarten die Zimmer gleich mit).

Die Rezeptionistin hat auf meinen Hinweis hin dann etwas blöd geguckt und meinte “Das kann gar nicht sein” und das wäre alles sicher.

Zum Thema: Da die meisten Schlösser anfällig für Lock Bumping sind, wäre es auch interessant gar nicht einen konkreten Schlüssel zu kopieren sondern einfach zu jeder Schlossserie Bump Keys zu veröffentlichen. Dafür sind die gedruckten Schlüssel aber sicher nicht stabil genug.


Michael Vogt
9.5.2013 14:41
Kommentarlink

“Und mit einem Lockpicker fällt man zumindest an belebten Orten auch sofort auf.”

Meinst Du? Dann solltest Du einmal den Versuch wagen. Das Gegenteil ist der Fall! Ich habe berufsbedingt schon diverse Schloesser knacken muessen und einige davon waren an ziemlich belebten Hausfluren oder Plaetzen. Sobald Du erkennbare Berufskleidung traegst, kuemmert sich kein Mensch um das, was Du da tust!

Und zu Deiner etwas gewagten These des Untergangs der mechanischen Schloesser. Schau doch bitte einmal etwas genauer hin, wo und wie Schloesser eingebaut sind. JEDEN Profilzylinder, der nur um ca. 2mm aus dem Tuerschild herausragt, knacke ich Dir in Sekunden mit einem Spezialwerkzeug, sind es um die 5mm genuegt eine Wasserpumpenzange…

Ist es ein gut gesicherter Zylinder mit gutem(!) Sicherheitsschild UND Kernbohrschutz, wuerde ich mir mal die Bandseite anschauen, in der Regel ungesichert. Oder wie sind die Schliessbleche gesichert? In fast allen Faellen nur mit 4.0x25er Schrauben in das Tuerfutter geschraubt, sprich ein Kuhfuss ist Dein bester Freund. Ich habe es fast nie erlebt, dass die Bleche mit langen Bolzen im Mauerwerk verankert wurden.

Am einfachsten sind Stahlzargen zu knacken, immer natuerlich vorausgesetzt, der angerichtete Schaden spielt keine Rolle. Wieder reicht ein guter Kuhfuss und in wenigen Sekunden reisse ich Dir die Schliessfalle aus der Schliessoeffnung. Holzzargen machen mehr Krach sind aber ebenso einfach zu ueberwinden.

Den Oberclou habe ich einmal erlebt, da habe ich eine wirklich extrem gesicherte Tuer einbauen muessen – in eine Rigipswand… Da reichen ein paar wenige gute Werkzeuge. Nicht durch die Tuer, durch die Wand. Ein paar Loecher an dem Staenderwerk gemacht (geht recht leise), mit einem guten Bolzenschneider das Staenderwerk durchtrennt und die Tuer in den Raum gekippt.
Und ueber die “Sicherheit” von, am besten zweifluegeligen, Altbautueren mag ich gar nicht reden…

Will sagen, Schloesser sind immer nur so gut, wie die Tueren und das sie umgebende Mauerwerk UND so gut, wie sie bewacht werden.

So, damit hier jetzt keine wilden Spekulationen losgehen, ich bin nicht Einbrecher, sondern Tischler von Beruf 🙂

Mick!


Hadmut
9.5.2013 14:46
Kommentarlink

Dafür brauchst Du aber viel Wissen, einiges an Kraft, Spezialwerkzeug und die Bereitschaft, Gewalt anzuwenden. Und hinterlässt eine nachweislich aufgebrochene Tür.

Und bekanntlich hat das auch nicht die bedrohliche Wirkung wie wenn es Schlüssel zum Download gibt.

Zudem würden wahrscheinlich mehr als hundertmal so viele Leute einen illegalen Nachschlüssel benutzen, als die Tür mit dem Kuhfuss aufzumachen.


Jörg J.
9.5.2013 14:48
Kommentarlink

@DavidXanatos:
Das Dumme an digitalen Schlössern ist dass sie mit Strom arbeiten, sprich da eine zusätzliche potentielle Fehlerquelle im Normalbetrieb haben (und damit auch noch eine weitere Möglichkeit der Manipulation).

Herkömmliche Schlösser sind mechanisch und funktionieren praktisch immer.


Hadmut
9.5.2013 14:50
Kommentarlink

Und elektronische Schlösser bieten neue Angriffswege. Siehe beispielsweise diese Hotelzimmerschlösser, die man über den Wartungsstecker öffnen konnte.


Michl
9.5.2013 18:33
Kommentarlink

> Den bringt dann ein Anwalt rein

Scheitert aber daran, dass die Umgebung der Schlösser so konstruiert ist, dass man rein kommt, aber nicht raus.

> deren Sicherheit darauf beruht, dass man damit nicht einfach in den nächsten Schlüsselladen gehen und sich einen nachmachen lassen kann.

Die weigern sich sogar meinen Schlüssel nachzumachen, obwohl das ein Schlüssel eines Herstellers ist, der gar keine Schließanlagen herstellt. Begründung: “Der ist von einer Schließanlage, das geht nicht.”

> Lockpicking galt ja schon lange als Trendsport. Bisher allerdings nur mit mechanischen Werkzeugen

Elektrischer Pick, leise, schnell, spurlos.

> Sie werden dann elektronische Schlösser auf den Markt bringen

Genau, mit eingebauter Hintertür für Polizei, Geheimdienst, und, und, und.


Hadmut
9.5.2013 21:14
Kommentarlink

@Michl:

> Elektrischer Pick, leise, schnell, spurlos.

Lockpicker hinterlassen Spuren. Geringfügige, kaum sichtbare, aber durchaus nachweisbare.

Die Frage wäre, ob mit dem 3D-Drucker gedruckte Schlüssel Rückstände im Schloss hinterlassen.


Hanz Moser
9.5.2013 19:18
Kommentarlink

Es gab da auch mal ein lustiges Modell, das man mit Magneten öffnen konnte. Ringmagnet um das Schlüsselloch ansetzen, langsam drehen bis es klick macht, wieder zurück und dann bis kurz den Punkt, wo es vorher klick gemacht hat. Voila, mit der anderen Hand lässt sich die Tür aufziehen.

Der Hersteller hat nach Kenntnis von dieser Methode wohl eine kleine Feinheit an der Konstruktion geändert…


yasar
9.5.2013 20:21
Kommentarlink

zumindest einfache Schlüssel konnte man bisher auch schon mit einfacher Knetmasse “kopieren”. Klar braucht man dann etwas Fachwissen, aber das war kein großes Hexenwerk.

Durch die 3D-Drucker wird as jedenfalls noch einmal eine Numemr einfacher werden.


Heinz
9.5.2013 21:02
Kommentarlink

> Meinst Du? Dann solltest Du einmal den Versuch wagen. Das Gegenteil ist der Fall! Ich habe berufsbedingt schon diverse Schloesser knacken muessen und einige davon waren an ziemlich belebten Hausfluren oder Plaetzen. Sobald Du erkennbare Berufskleidung traegst, kuemmert sich kein Mensch um das, was Du da tust!

Das Beste ist, du brauchst keine Berufskleidung.
Nem Kumpel ist mal der Schlüssel im Fahradschloss, in einer Fußgängerzone, abgebrochen und wir hatten das Schloss mit ner Eisensäge aufgesägt (dauert lange – wir hatten leider keinen Bolzenschneider) 2, 3 Leute sind kurz stehen geblieben und haben aus paar Metern Entfernung zugesehen, aber sonst hatte das keinen interessiert.
Unser ehemaliger Physiklehrer hatte das selbe mit einem signalroten Bolzenschneider – hatte auch keinen ernsthaft interessiert.


Knut
10.5.2013 11:04
Kommentarlink

Und sollte das Plastik nicht stabil genug sein, läßt sich davon eine gute Form für eine Keramik abnehmen bzw. direkt erzeugen.

Zwar sind die meisten Türen ohnehin nur Aufforderungen nicht unaufgefordert einzutreten, aber noch nie war es so einfach spurenarm einzubrechen. Mit dem Schlüsselschema war das bisher für staatliche Dienste mit guter Werkstatt auch kein Problem. Und da bei den Schloßproduzenten ja auch Personal kommt und geht, kann man davon ausgehen, das gut zahlende das bisher auch konnten. Der wesentliche Unterschied zu früher ist der Preis.

Falls sich elektronische Schlösser durchsetzen, wäre eine Versorgung des Schlosses durch den Schlüssel sicher denkbar. Man kann dadurch das Schloß natürlich auch zerstören, aber das geht ja bisher auch.


Heinz
10.5.2013 11:20
Kommentarlink

> Lockpicker hinterlassen Spuren. Geringfügige, kaum sichtbare, aber durchaus nachweisbare.

Naja es gibt die auch mit Kurstoffbeschichtung, die hinterlassen keine Kratzer/Spuren.


Michl
10.5.2013 17:35
Kommentarlink

> Lockpicker hinterlassen Spuren.

Schon, aber die haben mal gezeigt, dass das spurlos geht, zumindest mit den elektrischen, wenn man etwas Übung hat. Mir ist auch nicht ganz klar wie das gehen soll, aber ich könnte mir vorstellen, dass der normale Schlüssel schon Spuren hinterlässt. Solange der E-Pick ähnliche und so wenige macht dass sie darunter nicht auffallen….