Eine alte Unterhose in EU-Deutschland
Ich habe mal geprüft, wie ich mich einer alten Unterhose entledigen kann.
Die Sache ist die:
Ich habe noch eine alte Unterhose in Berlin liegen. Nicht, dass sie grundsätzlich in einem peinlichen Zustand wäre, aber die Gummizüge, die das Ding in Position halten, lassen im Lauf der Jahre nach. Und die Dinger schrumpfen ja auch. Deshalb bin ich im Besitz einer ausgemusterten Unterhose, die ich gerne – rechtskonform – irgendwann loswerden würde.
Ein Schicksalsschlag kommt selten allein, weshalb ich auch noch ein paar ausgemusterter Socken habe, bei denen einer ein Loch hat, weil sie im Laufe der Zeit doch sehr belastet und dünngelaufen waren, und einer der beiden den letzten Waschgang dann wohl nicht überlebt hat. Nicht mehr zu gebrauchen. Freilich könnte man den zweiten noch verwenden, aber das Muster ist so einmalig, dass ich bereit bin, auf die zweite Socke auch vor Ende ihrer Lebenszeit schon zu verzichten.
Nun habe ich da also – neben dem normalen Haus- und Wertstoffmüll, der so anfällt, und den ich normalerweise so ungefähr 15 Meter weit zum Müllverschlag mit den Tonnen für Restmüll, Wertstoffmüll, Papier/Pappe, Bio, Glas tragen muss, also eine Unterhose und ein paar Socken, derer ich mich zu entledigen habe.
Aber, ach.
Noch unlängst, das habe ich verschwitzt, das muss ich mir vorhalten lassen, hätte ich die einfach in den Restmüll gegeben.
Aber seit 1.1.2025 untersagt das das EU-Recht. Textilien jedweder Art, jedweden Zustands, jedweder Größe dürfen nicht mehr in den Müll. (Genau genommen nach der Formulierung wohl nicht mal ein kaputtes Carbonstativ und auch keine Einkaufstasche.) Sie müssen zum Textilrecycling oder in Textilsammelbehälter.
Nun wäre das vor 10 Jahren noch kein Problem gewesen, da stand die Gegend hier voll mit unseriösen Textilsammelbehältern. Da hätte man das EU-rechtskonform einwerfen können, damit die das dann auf den Müll, auf die Straße oder ins Gebüsch werfen. Aber die hat man vor vielen Jahren schon beseitigt. Störten, waren rechtswidrig und auch gefährlich, weil die Migranten versuchten, Kleidungsstücke zu klauen, Kopfüber in die Diebstahlschutzklappe rutschten und wenn sie Glück hatten, nur darin gefangen waren und von der Feuerwehr befreit wurden, wenn sie Pech hatten darin starben, weil man nicht lange kopfüber hängen oder auch ersticken kann. Deshalb hat man die Dinger aus der freien Wildbahn entfernt. Wir sind kein Land mehr, in dem man einfach so Altkleidersammelboxen aufstellen kann. Geht nicht mehr.
Laut Berliner Stadtreinigung bleibt nur die Abgabe auf den Recyclinghöfen.
Mit dem Auto wären das 7,5 km einfache Strecke, also 15 km Autofahrt, um eine Unterhose loszuwerden, ohne sich strafbar zu machen.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln 40 Minuten in einer Richtung, hin und zurück nahezu zwei Stunden. Eine Fahrt zu 3,80 Euro, also 7,60 Euro. Wobei insgesamt noch 2 km zu Fuß zurückzulegen wären. Was voraussetzt, dass man nicht behindert ist, und noch 2 km gehen kann, außerdem noch das Gewicht des Entsorgungsguts schleppen kann. Das dürfte bei einer Unterhose selbst in Begleitung eines Paars Socken noch überschaubar sein, aber wie eine gleichzeitig überalterte und entautote Gesellschaft noch ihren Müll korrekt entsorgen soll .. weiß man nicht.
Schwierigerweise kommen noch die Öffnungszeiten dazu. Denn besagter Recyclinghof hat meist von 7:00 bis 17:00 Uhr geöffnet. Donnerstags bis 19:30, Samstags bis 15:30. Für Berufstätige, insbesondere mit Kindern, kaum zu erreichen.
So also gestaltet es sich, in der EU unserer Zeit konform eine alte Unterhose loswerden zu wollen.
Billiger und einfacher wäre es freilich, sie in ein Kuvert zu stecken und einfach irgendwohin zu schicken. An die EU zum Beispiel.
Ich hatte auch schon überlegt, auf Frühling zu warten und sie einfach durch irgendein offenes Fenster zu schnipsen. Aber wie gesagt, der Gummi ist ausgeleiert, der zieht nicht mehr.