Vom Wert eines Tuches im Notebook und an der Wand
Leute, ich kann Euch nur dringend anraten: Legt ein Tuch in Eure Notebooks.
Nachdem mir gerade das große Politkotzen kommt, verspüre ich den Drang, etwas Unpolitisches zu äußern, etwas, worin Parteien und Ideologien nicht vorkommen. Also: Legt ein Tuch in Euer Notebook!
Die Sache ist die:
Ich besitze mehrere Macbooks. Alle “gebraucht” gekauft. Wobei man differenzieren muss.
Ich besitze zwei Macbook Pro, einen von 2012 und einen von 2018, die meine ehemaligen Dienstrechner sind, und die ich nach deren Ausmusterung günstig gebraucht erworben habe. Das heißt, ich habe zwar zwei uralte Rechner, von denen ich aber – obwohl „gebraucht gekauft“ – weiß, dass sie noch nie jemand anderes als ich selbst benutzt benutzt hat. Und ich weiß von denen, dass sie die allermeiste Zeit nur flach auf dem Schreibtisch standen oder in der Schublade lagen, nur selten in einer Tasche mitgenommen wurden, und dass ich es
- immer vermieden habe, die Bildschirme anzufassen,
- weil ich genau weiß, dass ich aggressives Hautfett habe (Plastik wie an Fahrradgriffen zersetzt sich bei mir recht schnell), vor dem Zuklappen normalerweise ein Tuch eingelegt habe.
Ich kann das nämlich – besonders bei glänzendem Bildschirm und schräger Beleuchtung – überhaupt nicht ausstehen, Fingerabdrücke auf dem Bildschirm zu haben. Das geht mir schon so optisch auf den Geist.
Wisst Ihr, was mich in den Wahnsinn treibt? Haptiker. Es gibt so Kollegen, die das gar nicht böse meinen und selbst auch gar nicht merken, die nicht anders können, als einem, wenn sie einem etwas zeigen oder erklären wollen, mit dem Finger auf den Bildschirm tippen müssen. Die können nicht anders, als haptisch zu kommunizieren. Die können nicht sagen „Diesen Button drücken“ oder „die fünfte Zeile“, „da diese Fehlermeldung“.
Treibt mich in den Wahnsinn.
Anfangs habe ich versucht, die Leute zu bitten, mir nicht auf den Bildschirm zu tatschen. Manche bestreiten dann, es getan zu haben, obwohl man die Abdrücke deutlich sieht. Andere wissen, dass sie es tun, verstehen aber grundsätzlich nicht, warum man es nicht tun sollte.
Weil ich die Diskussionen und die daraus entstehende schlechte Laune leid war, habe ich mir das früh abgewöhnt, da noch etwas zu sagen, und stattdessen immer einen sauberen Mikrofaserlappen und eine Flasche Scheibenreiniger (der billige von LIDL oder Aldi für etwa 1 Euro pro Flasche) parat gehabt, um nach dem Abgang der Kollegen den Bildschirm grundzureinigen und zu sanieren.
Wisst Ihr, warum man im Büro grundsätzlich Scheibenreiniger der billigsten Discounter-Sorte und reichlich billige Discounter-Mikrofaserputzlappen haben sollte?
Whiteboards.
Wir hatten überall Whiteboards an den Wänden. Und dazu Reinigungsmaterial der Hersteller, sündhaft teuer, und grottenschlecht. Da gibt es so kleine Spritzfläschchen, so 150 oder 200 ml, eigentlich müsste man sie nach Größe und Preis als Parfümflakon bezeichnen, nicht unter 8 Euro pro Flaschen, stinkt fürchterlich, taugt gar nichts. Und dazu ebenso teure Reinigungsgriffel, Plastikgriff, Schaumstoffpolster, Magnetstreifen, in die man sauteure Wechseltücher einlegen soll, um dann mit beidem Zusammen das Geschreibsel zu tilgen. Taugt gar nichts, und mit der Zeit sind die Tafeln so zugesifft, dass sie nicht mehr weiß aussehen, und die Geschäftsleitung regelmäßig neue kaufen wollte, weil man sie nicht mehr sauber bekam. Und dann kommt man sich mit dem teuren Zeug auch noch vor wie beim Eiskatzen am Auto: Man muss richtig rubbeln.
Mehrmals waren Kollegen zutiefst konsterniert, wenn sie bei mir im Zimmer was an die Tafel malen wollten und beim Reinigen vorher oder nachher mit meinem Zeugs dann völlig verblüfft feststellten: „Das geht ja ganz leicht…!?“
Spritzer Scheibenreiniger, 2 Sekunden weichen lassen, einmal mit dem Lappen drüber – blitzblank sauber, blütenweiß rein. Das Tuch so einmal im Monat am Waschbecken mit Seife waschen.
Was damit nicht abgeht, ist, wenn mal wieder irgendwer die Stifte verwechselt hat und mit dem Permanentmarker drauf schrieb. Dafür hat man dann vom Discounter noch ein Fläschchen Nagellackentferner mit Aceton. Paar Tropfen davon ins Tuch, und auch das geht wunderbar weg (gut Lüften! Das Tuch bekommt man aber nie wieder sauber.)
Zurück zum Notebook:
Wisst Ihr, was ich auch nicht abkann?
Wenn beim Notebook beim Schließen der Bildschirm die Tasten berührt, und man dann hinterher vom Fingerfett auf dem Bildschirm die quadrastischen Tastenabdrücke sieht, weil das Fett der Tasten auf dem Bildschirm haftet. Geht mir auf die Nüsse. Deshalb lege ich bei Notebooks – sofern nicht schon ab Werk eine Einlage dabei ist, die aber meist billig ist und nicht lange hält – ein hauchdünnes, glattes Mikrofasertuch vor dem Schließen ein. Die gibt es im Handel für verschiedene Bildschirmgrößen.
Aber Vorsicht: Nicht die frotteeartigen Reinigungslappen, mit denen ich die Tafeln säuberte, weil die zu dick sind und das Scharnier des Notebooks knacken können. Es gibt ganz dünne, glatte Mikrofasertücher, wie man sie von manchen Brillenreinigungstüchern her kennt. Apple legte zumindest früher so etwas etwas noch als kleines Reinigungstüchlein bei. Die bekommt man auch in den gängigen Notebookgrößen als Tastaturtuch, kosten so um die 3 Euro pro Stück (manchmal aber nur im Dreierpack zu haben).
Das Ergebnis meiner Pflege ist, dass sich beide Notebooks (von der alterungsbedingten Abnahme der Akkukapazität, der nicht mehr vorhandenen Softwareunterstützung bei Apple für das ältere Gerät – es gibt Tricks und Methoden – und einem Gehäusekratzer abgesehen) in tadellosem Zustand befinden.
Koninzidenz und Kausalität
Aber liegt das an der Pflege, wenn das Notebook hinterher in Ordnung ist?
Ich habe auch mal zwei kleinere Macbooks von 2015, ausgemusterte Dienstrechner anderer Kollegen, günstig gebraucht, von denen ich mir nie im Klaren war, ob sich der Kauf gelohnt hat, weil sie einerseits technisch voll funktionieren und sehr billig waren, oder rausgeworfenes Geld, weil von Apple nicht mehr mit neuer Software versorgt (es gibt Tricks und Methoden), aber bei beiden die Bildschirme aussehen wie das Schlachtfeld von Verdun.
Die Bildschirme an sich sind eigentlich voll in Ordnung, aber sehen völlig unansehnlich aus, weil bei beiden die Glasoberfläche völlig ruiniert ist. Da war wohl irgendeine Beschichtung oder Vergütung auf dem Glas, und das Fett von den Finger- und Tastenabdrücken hat diese Oberfläche über die Jahre regelrecht zerfressen. Wenn man nicht exakt senkrecht draufschaut, sieht das aus wie Bombenkrater – und wie Tastatur, denn man sieht über den ganzen Bildschirm die rechteckigen Tastenabdrücke.
Ich habe die Geräte zwar damals nach dem Gebrauchtkauf gereinigt, aber da war die Beschichtung schon kaputt (weshalb ich sie ja so billig bekommen habe). Sieht grauenhaft aus.
Gerade habe ich einen dieser Rechner nach längerer Zeit hervorgeholt, um ein Softwareupgrade zu fahren (es gibt keine neuere Software mehr für die, aber es gibt Tricks und Methoden), und den Akku mal wieder zu laden, da bin ich schier umgefallen:
Klappt man den Rechner auf, kommt einem trotz der damaligen Reinigung so ein ekliger Schweißgeruch entgegen. Von mir selbst kann es nicht sein, weil ich den Rechner noch kaum benutzt habe und die beiden eigenen Rechner, die ich jahrelang in Dauerbetrieb hatte, nicht riechen. Da ist nochmal eine Feuchtreinigung mit einer Ladung Scheibenreiniger und einem Tuch fällig. Das Gute an den Macbooks ist ja, dass die Gehäuse aus Metall sind und die Tastenbeschriftungen nicht aufgeklebt, sondern durchgehend, damit sie durchleuchtet werden können (weshalb ich Notebooks mit Tastenbeleuchtung bevorzuge, obwohl ich Tastenbeleuchtung gar nicht mag, sie aber den Vorteil hat, dass durchleuchtungsfähige Tasten durchgehend beschriftet und nicht beklebt sind, sich also nicht abnutzen können).
Was ich damit sagen will:
Leute! Legt Euch ein Tuch, ein ganz dünnes, ganz weiches, nicht fusselndes, nicht kratzendes Tuch, zwischen Tasten und Bildschirm, bevor Ihr das Notebook schließt.
Aber: Ein wirklich ganz dünnes. Wenn nämlich beim Schließen die Scharniere oder der Bildschirm brechen, dann war es zu dick. Stoffqualität Negligé-Tanga, nicht Frotteebuchse.