Ansichten eines Informatikers

„schwätz as schwätz can“

Hadmut
28.2.2025 11:20

Eine Erklärung.

Ich hatte gerade die Formulierung

Man merkt so richtig, dass die da schwätz as schwätz can spielen, und das Niveau überhaupt keine Rolle mehr spielt, die Moderatoren sich auch nicht vorbereiten, sie eigentlich allesamt nichts wissen, aber immer dieselben Adressbuchleute einladen, die sich gerne im Fernsehen sehen.

Dazu fragt ein Leser an:

??

Hallo Hadmut,

?? … Man merkt so richtig, dass die da schwätz as schwätz can spielen, … ??

Nun denn.

Ich will einräumen, dass ich die Bezeichung selbst schon lange nicht mehr gehört habe, denn ich beziehe mich auf die zumindest in meiner Jugend durchaus bekannte Bezeichnung „catch as catch can“. Wörtlich Catchen mit allem, was im Catchen geht. Die Google-Suche liefert als Angabe aus dem Oxford-Dictionary (ohne Quell-Link)

von Berufsringern ausgeübte Art des Freistilringens, bei der fast alle Griffe erlaubt sind “figurativ in der Hauptstadt herrschte ein kulturpolitisches Catch-as-catch-can – eine sehr ungeregelte, wüste Auseinandersetzung”

Wikipedia:

Catch Wrestling (englisch Catch = greifen und Wrestling = Ringen), auch als Catch-As-Catch-Can bezeichnet, ist eine klassische Kampfsportart aus dem Grappling-Bereich.[1] Sie gilt als historischer Vorläufer des populären Wrestling, wie es heute beispielsweise von der WWE organisiert wird. Mit dem Aufkommen von Mixed Martial Arts und Submission Wrestling gelangte jedoch auch die „Urform“ des Catch Wrestling wieder zu verstärkter Aufmerksamkeit.

Es bezeichnet eine sehr wüste Form des Catchens (Ringens), bei der nahezu alles erlaubt ist und nicht fair oder sportlich gekämpft wird, sondern brachial zur Belustigung des Publikums. Daraus ist dann „Wrestling“ und in gewisser Weise auch das „Ultimate Fighting“ geworden, weshalb der Begriff wohl im allgemeinen Sprachgebrauch untergegangen ist. Die Talkshows sind ja längst eine Verbalversion des amerikanischen Show-Wrestlings, und man hat ja auch immer dieselben Watschenhansel.

Umgangssprachlich war daraus so ein allgemeiner Begriff für eine wüste, niveaulose, aufgesetzte, inszenierte Schlammschlacht geworden. Und daran erinnern mich die Talkshows. Es ist im Prinzip nichts anderes als eine wüste, schlechte, unfaire Wrestling-Show mit den Guten und den Bösen, in der am Ende meist die Guten siegen, weil das Publikum es so will, und die übelsten und widerlichsten Angriffe gezeigt werden.

In Erinnerung geblieben ist mir diese Bezeichnung aber, obwohl ich mich als Kind dafür gar nicht interessiert habe, weil ich mal eine Überschrift verstehen wollte. Ich habe mal irgendwo einen wunderbaren Artikel gelesen, in dem sich jemand sehr derbe über irgendeinen grottenschlechten Kunst- und Zeitgeist-Krempel lustig machte, weil er so schrecklich und augenbeißend hässlich, geschmacklos, amateurhaft, misslungen, billig, völlig übertrieben und deformiert, aber auf Pseudokunst getrimmt war, eben kitschig. Und die Überschrift (oder irgendwas im Aufmacher) war die Verballhornung Kitsch as Kitsch can. Wüster Kitsch ohne Grenzen und Regeln. Ich kannte damals zwar den Begriff „catch as catch can“ vom Hören, wusste aber nicht so genau, was damit gemeint ist. Und weil ich die Überschrift verstehen wollte, habe ich herumgefragt, bis ich es wusste und verstanden habe. Deshalb sind mir diese beiden Formulierung im Kopf geblieben. Und „Kitsch as Kitsch can“ ist mir seither auch einige Male wieder begegnet.

Und beim Schreiben des Artikels ging mir die Assoziation mit Schlammcatchen durch den Kopf, und dazu ist mir erst catch as catch can eingefallen, und dann klingelte es „schwätz as schwätz can“.