Ansichten eines Informatikers

Windeln

Hadmut
18.4.2025 15:35

Update.

Ein Leser schrieb mir, dass mein Englisch wohl nicht so ganz rund läuft, weil ich geschrieben hatte, dass die englischen Zeitungsartikel auf mich wirken, als ginge es nicht einfach nur darum, dass die Kinder in der Schule noch nicht „trocken“ seien und deshalb Windeln bräuchten, sondern nie gelernt hätten, aufs Klo zu gehen. Ich hätte den Terminus „toilet trained“ falsch übersetzt, der bedeute, auch wenn er anders klinge, soviel wie „trocken“ (=braucht keine Windel mehr) und nicht den Umgang mit der Toilette an sich.

Das habe ich durchaus anders in Erinnerung, denn nach meiner Erinnerung – da gibt es aber sicherlich, wie bei fast jedem englischen Begriff, regionale Unterschiede – meint das soviel wie „kann alleine, im Wesentlichen ohne große Hilfe, aufs Klo“.

Wikipedia unterscheidet dabei sogar zwischen Töpfchentraining und Toilettentraining:

Als Sauberkeits- oder Reinlichkeitserziehung bzw. Töpfchenerziehung oder Töpfchentraining bezeichnet man den Versuch, Kleinkinder dabei zu fördern, den Kindertopf oder die Toilette für die Blasen- und die Darmentleerung zu verwenden. Dieser Phase geht oft die Benutzung von Windeln voraus. Als Blasen- oder Toilettentraining wird demgegenüber der Versuch bezeichnet, eine häufige, meist mit unwillkürlichem Harnabgang verbundene Blasenentleerung den Erfordernissen des Alltags erstmals bzw. im Alter wieder anzupassen.

Konventionell wird davon ausgegangen, dass die Voraussetzung für eine erfolgreiche Sauberkeitserziehung sei, dass das Kleinkind die Schließmuskeln der Harnblase und des Anus schon kontrollieren kann. Eine vollständige willentliche Kontrolle der Harnblase ist erst ab dem vierten Lebensjahr möglich. Man geht davon aus, dass im Rahmen der konventionellen Sauberkeitserziehung 80 % aller Kinder im fünften Lebensjahr schließlich auch nachts trocken sind.

Nun schickt mir ein Leser aber einen Hinweis auf die Schweizer 20 Minuten: «Lehrer sind nicht dafür da, die Windeln ihrer Schüler zu wechseln»

Bei Entwicklungspädagogin Rita Messmer sitzen immer häufiger Kinder in der Praxis, die nicht aus den Windeln kommen. Wie sie gegenüber der «SonntagsZeitung» erzählt, hatte sie kürzlich einen Elfjährigen betreut, der Windeln trug, weil er den Gang aufs WC nie gelernt habe. Wegen der «Windelthematik» organisiert der Aargauer Schulleiter Philipp Grolimund einen Infoanlass, bei dem die Eltern darauf hingewiesen werden, dass die Kinder trocken sein müssen, wenn sie nach den Sommerferien in die Schule kommen. Und die Schule Spreitenbach AG informiert bereits vor dem Kindergarteneintritt die Eltern mit einem Flyer, dass Lehrpersonen keine Windeln wechseln und die Eltern selber dafür verantwortlich sind.

Das hängt zwar auch damit zusammen, dass die da schon ab vier Jahren einschulen:

Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), weiss von dem Problem primär bei jüngeren Schülerinnen und Schülern. «Kinder werden heutzutage bereits mit vier Jahren eingeschult, da kann es tatsächlich vorkommen, dass einige noch Windeln tragen», sagt Rösler gegenüber 20 Minuten.

Je älter die Kindern werden, desto problematischer sei es jedoch sowohl für die Lehrpersonen als auch für die Kinder selbst: «Die Eltern sind in der Pflicht, sicherzustellen, dass ihre Kinder im Schulalter keine Windeln mehr tragen. Wenn Elfjährige mit Windeln in die Schule kommen, ist das eine bedenkliche Entwicklung. Lehrpersonen sind nicht dafür da, die Windeln ihrer Schülerinnen und Schüler zu wechseln. Das geht zu weit.»

Wichtig sei zu unterscheiden, ob es eine entwicklungspsychologische Störung ist oder ob es die Betroffenen nie gelernt haben: […]

Sie unterscheiden da im Artikel durchaus zwischen körperlichen Gründen, psychischen Gründen und nie erlernt.

Es gibt durchaus Fälle, in denen die Schließmuskelkontrolle noch nicht funktioniert, oder die Kinder sich in immer kaputteren Familien, in immer schlimmeren psychischen Lagen einnässen und einkoten.

Sie sagen aber auch, dass es eben Fälle gibt, in denen Kinder einfach nie gelernt haben, ein Klo zu benutzen. In denen es also nicht um Psycho oder Schließmuskel geht, sondern das Fehlen der Kulturfähigkeit „wie benutzt man ein Klo“.

Stichwort: