Das wirklich Gute und Schöne am Abhörskandal ist ja…
… dass einem – gerade vor der Bundestagswahl – mal so richtig vor Augen geführt wird, wie wenig Ahnung die Parteien und ihre Politiker vom Internet und von Telekommunikation haben. Die haben das Thema ja immer als Operettenthema aufgefasst, das nur dazu da ist, dass man mal drüber plaudert, so tut als ob und was twittert, um junge Wähler anzusprechen, und ansonsten als Auslaufplatz für profilierungssüchtige Universalschwätzer. Internet ist, wenn man ein aktuelles Handy, ne Facebookseite und einen Twitteraccount hat, und sich die Webseiten und die Wikipediaseite von Praktikantinnen frisieren lässt.
Und jetzt schlägt die harte Realität zu.
Und wenn man sich mal ansieht, wie die Politik reagiert: Laienhaft. Das übliche Schwätzer-Weibchen-Schema, einfach mal was zu fordern. Immer, wenn irgendwas ist, kommen sie aus den Löchern und »fordern«.
Leutheusser-Schnarrenberger von der FDP fordert Aufklärung von den USA. Klar, wenn man nichts weiß, fordert man Aufklärung. Die Grünen sagen dasselbe, was sie immer sagen. Weil sie immer dasselbe sagen, egal was passiert. Jede Menge Nachträglichbesserwisser. Deren von Notz fällt auch nichts ein, aber meckert mal über die „halbgaren IT-Projekte der Bundesregierung”. Hat zwar eigentlich nicht viel mit dem Thema zu tun, aber wenn einem so gar nichts einfällt, nimmt man eben, was rumliegt, zumal die Grünen ja immer dasselbe sagen, egal was passiert. Von Notz ist nämlich – Trommelwirbel – deren »Netzexperte«. Wenn das schon deren Netzexperte ist, dann erklärt das freilich, was der Rest der Grünen so daherredet, die keine »Netzexperten« sind.
Hans-Peter Uhl von CDU/CSU, sonst nie verlegen um harte Aktionsvorschläge, orakelt nebulös vom „Beginn einer tiefgreifenden Vertrauenskrise in die Kommunikation via Internet“. Es sei, so meint er, zu erahnen, dass es im Netz „ein ungeheures Dunkelfeld gibt an Ausforschung und Datenmissbrauch”. Wow. Zu erahnen, dass es ein Dunkelfeld an Ausforschung da draußen gäbe. Wahnsinn. Finstere Andeutungen, draußen könnte es nachts dunkel sein. So eine Bedrohungsrhetorik aus der Notfallschachtel, wenn einem zum Thema nicht nur nichts einfällt, sondern man das Thema nicht verstanden hat. Eine echte Kapazität der Mann. Und der gehört noch zum Besten, was sie haben.
(Das einzige, was auf der Niveauskala nach unten noch fehlt und was ich bisher echt vermisst habe, ist der Vorwurf, dass Abhören männliches Dominanzverhalten sei und das Netz weiblicher werden müsse und eine Frauenquote nötig wäre. Kommt aber garantiert irgendwann noch.)
Nur mal so zur Darstellung, von was für Leuten und »Netzexperten« wir regiert werden.
Viel Spaß bei der Bundestagswahl. Manch einer würde den Zettel wohl lieber fressen als irgendwas anzukreuzen. Es ist einfach zum verzweifeln wenn man schaut, was für Leute da in der Politik an die Macht kommen.
Nachtrag: Die ZEIT berichtet darüber, dass die deutschen Politiker nicht so recht wissen, was sie tun sollen. Außer sich bei US-Mutti zu beschweren, fällt denen nichts ein. Wie wär’s mal mit Absichern der Infrastruktur oder einem Ent-Microsoften, Ent-Applen oder Ent-Googlen unserer Software-Landschaft? Das wäre Politik machen, statt immer nur zu fordern. Aber damit sind sie überfordert.
41 Kommentare (RSS-Feed)
Die Grünen haben’s ja schon immer gewusst. Waren schon damals gegen die Einführung des Personal Computers.
Der Bundesverband IT-Mittelstand e.V. will die Chance ja nutzen und propagiert für seine 800 mittelständische IT-Unternehmen in Deutschland.
“Manch einer würde den Zettel wohl lieber fressen als irgendwas anzukreuzen.” Danisch
“Demokratie ist ein politisches System, bei dem das Volk eine wesentliche, mitbestimmende Funktion einnimmt.” Wikipedia
“Manch einer würde den Zettel wohl lieber fressen als irgendwas anzukreuzen.”
definitiv
vorallem, wenn man sieht, dass es egal ist, wen man wählt
heute habe ich z.B. erst gehört, wie sich die SPD über Friedrichs Haltung zu Prism aufgeregt hat,
aber wenn die an der Regierung sind treiben sie den Ausbau der Überwachung auch voran.
@Herrmann
Wenn dies wirklich die These der Grünen ist, steht es ihnen selbstverständlich frei, zu einer Neo-Ludditenpartei zu werden und insbesondere in ihrem kompletten Privat- und Berufsleben auf Computer zu verzichten.
Definitiv kein komfortables Leben (IMHO), aber eine Lebensentscheidung, vor der ich definitiv hohen Respekt habe.
Oder war das doch nicht so gemeint?
@Anon:
“Demokratie ist ein politisches System, bei dem das Volk eine wesentliche, mitbestimmende Funktion einnimmt.” Wikipedia
Janeeissklar.
🙂
Auch wenn du dem nicht zustimmst, Hadmut, aber die Piratenpartei hat (mit großem Abstand zu den etablierten Parteien) an ihrer Basis das Know-How und auch die Denkweisen, die hier und jetzt gebraucht werden.
Hingegen: dass bei den Piraten natürlich die ein oder andere Knalltüte dabei ist, unterscheidet sie nicht von anderen. Leider.
Damit steht für mich fest: der einzige aktuelle Lichtblick in puncto Internetkompetenz und vor allem BÜRGERRECHTE sind die Piraten.
Im übrigen haben sie Leute wie Vetter und Kompa an Bord. Das sind echte Lichtgestalten von der Persönlichkeit und fachlichen Kompetenz her.
Die kriegen also meine Stimme.
Und wenn sie von Genderisten verpestet sind, na dann werden sie das auch noch selbst begreifen und beheben.
VG, Fry
@Fry:
> aber die Piratenpartei hat (mit großem Abstand zu den etablierten Parteien) an ihrer Basis das Know-How und auch die Denkweisen, die hier und jetzt gebraucht werden.
Da, an der Basis, nutzt sie aber gar nichts, weil die Basis bei den Piraten nichts mehr zu melden hat. Da hat sich eine von Gender-Idioten durchzogene Führungsspitze gebildet, die von jeglicher Sachkunde meilenweit entfernt und strunzdumm ist.
Nur mal so ein Beispiel zum Thema Wissen an der Basis:
Die Piraten regen sich über Vorratsdatenspeicherung auf. Als ich mich da vor einem Jahr mal noch engagiert habe, war ich – nach übereinstimmender Ansicht vieler Piraten – der (zumindest damals) einzige in der Piratenpartei, der tatsächlich schon mal an der Vorratsdatenspeicherung mitgearbeitet hat und Wissen hatte, das sonst keiner hat. Ich konnte da Fehler, Probleme und Argumente aufzeigen, auf die die nie gekommen wären. Jemand hat vorgeschlagen, meinen Blog-Artikel dazu in der Flaschenpost zu drucken. Wurde verhindert, weil ich mal was kritisches zur Frauenquote und der Gender-Bewegung gesagt hatte. Wer die Einheitsideologie kritisiert, gilt als nicht mehr zitierfähig und wird komplett rauszensiert. Das interessiert die überhaupt nicht mehr, welches Know-How dort die Basis hat. Es wird auch nicht genutzt. Das ist nur noch Macht und Posten-Schacherei und eine Sekten-artige Organisation, die von Gender übernommen wurde. Die bestehen nur noch aus blanker Idiotie und Korruption.
Immer wieder lustig:
„Die weitere Einführung neuer Informations- und Kommunikationstechniken muß solange mit dem Ziel eines Einführungstopps bekämpft werden, bis ihr gesellschaftlicher Nutzen und ihre soziale Unschädlichkeit von den Befürwortern eindeutig nachgewiesen sind.“
(Die Grünen etwa anno 1986)
@Herrmann: Ja, das war halt noch vor der Einführung des iPhones. Das woll’n se nämlich auch bei den Grünen alle haben. Sogar die Frauen.
Wählen hilft nicht. In Gegenteil, wer zur Wahl geht, der stimmt dem Mehrheitsgedanken, dem Bolschewismus, zu. Die Wahl dient nur der Rechtfertigung der Unterdrückung einer Minderheit durch eine Mehrheit. Demagogie schlägt Demokratie. Kann man die Masse an der Nase herumführen, dann beherrscht man sie, dann beherrscht die Minderheit, die die Medien beherrscht, die Masse, und damit das Land.
Allein mit dem Gang zur Wahl stimmt man also für die Unterdrückung von Menschen, deren Meinung in der Gesellschaft nicht in der Mehrheit ist. Folglich ist dieser Gang ein Verbrechen an diesen Menschen. Nochmal, Klartext, das Wählen ist eine Verbrechen!
_ttp://ef-magazin.de/2013/06/24/4311-demokratie-nichtwaehlen
_ttp://thumulla.com/artikel/waehlen_oder_nicht.html
Und was die Ausschnüfflung anbelangt, das ist schon lange bekannt. Neu sind nur Einzelheiten. Aber wenn man nichts zur Sache sagen kann, dann läßt man die Krokodilstränen fließen oder gibt sich entrüstet. Da auch deutsche Dienste davon profitierten kann man die Politiker, die jetzt die ahnungslosen spielen getrost Lügner nennen.
Das Problem ist, daß selbst Leute, die es beherrschen, nicht zu verschlüsselter oder sichererer Kommunikation zu bewegen sind. Schlimmer noch, die unbedarfte Jugend liefert die Daten gleich an den richtigen Servern ab. Sie denkt nicht darüber nach, wo Daten gespeichert werden. Im universellen Bewußtsein vielleicht… — Esoblagen, das.
Carsten
—
‘Der ehrbare jüdische Kaufmann Schlomo Schmierenstein betet jeden Morgen: “Herr, mach, daß ich gewinn den großen Preis in der Lotterie!” Tagein, tagaus, jahrein, jahraus. Immer wieder: “Herr, mach, daß ich gewinn den großen Preis in der Lotterie!” Eines Tages wird es sogar Jahwe zu viel. Er antwortet: “Schlomo, gib mer a Chance, kauf a Los!”‘
Michael Winkler
OT @Fry:
Ich glaube mittlerweilen dass es für die Piratenpartei besser ist sie
nit zu wählen. Dann verlassen die (Karriere u. Gender-)Ratten das sinkende Schiff und die Piraten können wieder richtige Arbeit machen.
Es ist leider ein Trauerspiel
>Das ist nur noch Macht und Posten-Schacherei und eine Sekten-artige Organisation, die von Gender übernommen wurde. Die bestehen nur noch aus blanker Idiotie und Korruption.
Das merken viele Piraten nicht oder sie wissen das genau, wollen aber DIE PARTEI trotzdem verteidigen. Manche finden Gender sogar ganz doll toll.
Bei den anderen Parteien ist das auch so,daß die Leute garnicht wissen WEN sie da so unterstützen.
OT:http://schulte-frohlinde.de/node/10
(Auch ein “schönes” Beispiel vom Wirken von Ministerien, Politikern, Gerichten und anderen Idiologen.)
DIE PARTEI ist aber wieder eine andere Partei. Aber die werden auch noch gegendert. 😀
Hadmut, deinem Artikel nach könnte man glatt meinen, du willst dem Leser die Piraten schmackhaft machen.
Nur jemand, der deine früheren kritischen Artikel zur Piratenpartei kennt, weiß dass dem wohl nicht so ist.
Vielleicht wäre ein klärendes Statement von dir nicht schlecht.
@Carsten Schweige wird als Zustimmung gewertet.
Oder man kann es auch so formulieren: Wenn du nicht zur Wahl gehst, dann scheint es dir nicht wichtig genug zu sein, dass sich die politische Lage ändert. Kleine Partien gibt es doch genug und niemand sagt dass sie über die 5% Hürde kommen müssen.
Wenn die CPU statt 35% nur noch 25% der Stimmen hätte, wäre die Legitimation eine ganz andere.
@Pirat, dies ist vermutlich die einzige, zum Erfolg führende Strategie.
@Carsten:
“Allein mit dem Gang zur Wahl stimmt man also für die Unterdrückung von Menschen, deren Meinung in der Gesellschaft nicht in der Mehrheit ist. Folglich ist dieser Gang ein Verbrechen an diesen Menschen. Nochmal, Klartext, das Wählen ist eine Verbrechen!”
Und die Alternative ist?
P.S. Ich bin für die Demokratur: Ihr dürft abstimmen, aber was gemacht wird, bestimme ICH!
Was sagt eigentlich Internet”expertin” Joost dazu? Oder ist die immer noch damit beschaeftigt, Handys mit Glitzerfolie zu bekleben? 😉
Entsetzt sind sie,unserer sauberen Polit-Nasen,entsetzt sind sie,sie sind dermassen entsetzt über die Unverfrorenheit der beiden grossen Brüder,dass sie die Faust aus ihrem Mund gar nicht wieder herausbekommen.Oh mein Gott,wir werden die ganzen Jahre ausspioniert!!!! Furchtbar,oh wie furchtbar !!!
Ist das eigentlich ein Kranheitsbild?
In der neuesten Ausgabe des Irrenarzt-Kataloges wird neuerdings Wut als Krankheit klassifiziert.
Was haben dann unsere gestörten,bekloppten,schizophrenen Eliten für eins??
@Bernd Kraut: Siehe unter anderem hier: http://ml.spiegel.de/article.do?id=907042
Bisher habe ich von der Frau nicht viel zum Thema gehört, und das was sie gesagt hat, waren durchgehend Allgemeinplätze. Auch auf Twitter kam nichts (nichtmals eine Meinung!), außer dass sie sich jetzt offenbar im Anbrüllen gegen die Herren(!) von CSU und Polizeigewerkschaft übt. Das kann ihr sicherlich auch noch bei ihrer Gender-Karriere helfen, von daher gar keine schlechte Idee von ihr. Toi, toi, toi!
Wie Hadmut richtig feststellt, scheint das Thema von der Politik als Laberthema aufgefasst zu werden. Das scheint sich durch die gesamte “Netzpolitik” der Parteien zu ziehen (mit Ausnahme vielleicht noch von einigen Basispiraten, aber das bringt auch nichts, wenn die nicht die öffentliche Aufmerksamkeit kriegen, die ihnen gebührt). Da dann Leute aus dem Soziologen-Sektor hinzusetzen, zeigt Konsequenz, hilft der Sache aber nicht.
Maxwell
Das Überwachen der Telekommunikation der BRD ist weitgehend an die unvergleichlich besser ausgestattete NSA outgesourced worden. Die Spionage ist nichts was unwissend geschieht, sondern ist von den betreffenden Stellen hierzulande abgesegnet worden. Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich nichts daran geändert. Überrascht mit dem Finger diffus auf die USA zu zeigen ist von den Verantwortlichen hierzulande lediglich ein mediales Ablenkungsmanöver.
Wer schweigt, der stimmt zu, ja, leider wird das so ausgelegt. Aber noch ein paar weniger und die Sache fällt auf. Weniger als 50% Wähler tut schon schön weh.
Carsten
—
Terroristen schaffen Arbeitsplätze
Schaut nal, so viele Parteien haben sich zur Wahl angemeldet 😮 http://www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_13/presse/w13004_Zahl_der_Beteiligungsanzeigen.html
@Hadmut: die Voraussetzungen für eine kompetente Auseinandersetzung sind bei den Piraten am besten gegeben. Dass du dort leider nicht die Resonanz erzeugen konntest, die dir wegen deiner Fachkompetenz zu wünschen ist, ist bedauerlich. Dennoch: an der Basis der Piraten ist viel mehr BÜRGERRECHTSKOMPETENZ (meine Beispiele Kompa, Vetter) vorhanden als anderswo*.
Du lässt dich irreleiten, indem du deinen Eindruck aus dem Besuch einiger bestimmter Veranstaltungen gewinnst. Auch wenn ich deine Erfahrungsberichte mit den Piraten-Femnazis mit Amüsement gelesen habe und dir für die Berichts auch danke sowie inhaltlich meist Recht gebe, so ist es aber für mich auch klar, dass du diese Veranstaltungen bereits daraufhin ausgesucht hast, wo du sehr wahrscheinlich Ansatz zur Kritik sehen würdest. Anders ausgedrückt: ich hätte bei der Piratinnenkon mit Sicherheit meinen Mund nicht halten können und wäre bald rausgeflogen. Dennoch sehe ich die Piraten nicht als “übernommen” von den Femanzen, lediglich als “infiziert”. Und Infektionen sind zumeist heilbar. Gib ihnen doch mal etwas Zeit, andere Parteien haben ja auch Zeit gebraucht.
Sieh zum Beispiel mal http://pastebin.com/rQ0DSRLP oder http://www.antiprism.eu/de und zeige mir Vergleichbares in irgendeiner anderen Partei.
VG, Fry
* sieht man von Gerhart Baum bei der FDP ab – der Mann ist zwar absolut hervorragend, hat aber leider in der FDP kaum mehr was zu melden, auch wenn er früher mal Innenminister war und daher genau weiß wovon er redet. Leutheusser-Schnarrenberger sehe ich übrigens ähnlich. Aber die FDP ist leider nicht mehr wählbar, da offensichtlich reine Lobbypartei.
@hadmut
ich empfehle einen Blick zu den Thüringer Piraten, da ist logischerweise auch nicht alles perfekt.
Aber quote wird abgelehnt. Weil es eben verhindert das Fachwissen und kompetenz dahin kommt wo es gebraucht wird.
In Thüringen gibt es auch in der Basis PGP FGreunde, wer unterstützung will kriegt diese sofort, (übrigens nicht erst seit ein paar Wochen)
Woran das genau liegt weiß ich nicht, aber irgendwie scheint es so das der Femikram, Grünentreue usw sich eher auf Berlin konzentriert.
Ach ja in Thüringen sind sowohl bei den Direktkandidaten, als auch bei den Listenplätzen nur Männer zu finden. und das obwohl wir sehr gute und auch kompetente Frauen als Mitglieder haben.
Nichtwählen? Ja!
Die Antwort auf die Frage, warum wer nicht wählt und was er damit aussagen bzw. bewirken will, ist ohne valide Datenbasis reine Spekulation. Gesetzt den Fall einer will mit seinem Nichtwählen seine Ablehnung des “Systems” zum Ausdruck bringen, dann trifft er den Parteienklüngel empfindlich. Und das gleich dreifach.
1) Legitimation
Der jeweilige politische Gegner wird seinem Widersacher die niedrige Wahlbeteiligung als Legitimationsdefizit ankreiden, was im Kern genauso spekulativ ist, wie die Antwort auf obige Frage, aber Teil des Klapperns im politischen Handwerk ist. Wichtiger ist der Aspekt, dass in der übrigen Gesellschaft die Frage nach der Legitimation gestellt werden könnte, wenn es z.B. um einschneidende Gesetze geht, die die bürgelichen Freiheitsrechte weiter einschränken sollen. Diese Gefahr mutet eher theoretisch an, wird aber von den Parteien gesehen und durchaus ernst genommen.
2) Geld
Die Wahlkampfkostenerstattung wird für jede Stimme gezahlt, die eine Partei erhalten hat, sofern bei Europawahlen mehr als 0,5% aller abgegebenen Stimmen und bei Bundes-/Landtagswahlen mehr als 1% dieser erhalten hat. Beitrags- und Spendenaufkommen werden periodenbezogen gegengerechnet, d.h. von der Gesamtsumme der WKE abgezogen. Weniger Stimmen bedeuten also weniger Geld. Das tut weh. Ein gutes Argument für den dissidenten Nichtwähler.
3) Folgen für die Sitzverteilung im Parlament
Abgesehen von Überhangmandaten steht die Summe der zu vergebenden Sitze eines Parlamentes zum Wahltermin fest. Sie richtet sich nach der Anzahl der Wahlkreise, unterschieden nach Listen- und Direktwahl.
Die Sitzverteilung erfolgt nach mathematischen Verfahren (d’Hondt u.ä.). Allen diesen Verfahren ist gemeinsam, dass bei kleinerer Gesamtstimmenzahl, was ja nichts anderes als die Wahlbeteiligung minus ungültiger Stimmen ist, bereits geringe Stimmmengen heftige Auswirkungen auf die Sitzverteilung haben können. Also wesentlich weniger Stimmen pro Sitz darüber entscheiden, was mit diesem geschieht. Das kann das Parlament ganz schön durcheinander wirbeln und wirkt der Listenklüngelei entgegen. Denn machen wir uns nichts vor: 90% der künftigen Parlamentsmitglieder stehen bereits vor der Wahl fest. Bestimmt durch die Parteien über die Verteilung der Listenplätze und die Zuweisung der Direktwahlbezirke an ihre Mitglieder. Durchschnittliche Wahlbeteiligung vorausgesetzt, ergeben sich allenfalls Abweichung von 10% bis maximal 20% zur vorab Festlegung durch die Parteien, dabei sind Abweichungen von mehr als 10% selten. Die eigentliche Wahl findet also auf den Nominierungsparteitagen statt und nicht an der Wahlurne, wie die meisten der Bürger glauben.
Ich bin seit Jahren überzeugter Nichtwähler und werde es trotz AfD auch bleiben.
>BÜRGERRECHTSKOMPETENZ (meine Beispiele Kompa, Vetter)
Naja…
Ich denke bei Bürgerrechtskompetenz eher an Tauss – aber der wird ja aus fadenscheinigen, ständig wechselnden Gründen nicht in die Partei aufgenommen, da er einigen Linksextremen in der Partei nicht passt.
Wo wir gerade bei Zensur waren…
> Nur jemand, der deine früheren kritischen Artikel zur Piratenpartei kennt, weiß dass dem wohl nicht so ist.
Vielleicht wäre ein klärendes Statement von dir nicht schlecht.
Hadmut will doch nach einem Jahr Mitgliedschaft eine ausführliche Kritik zur PP schreiben.
@Carsten
“Das Problem ist, daß selbst Leute, die es beherrschen, nicht zu verschlüsselter oder sichererer Kommunikation zu bewegen sind. ”
also sobald man mails lokal unverschluesselt belassen kann und mails dauerhaft lokal entschluesselt werden, koennte sich das rasend schnell verbreiten. alle die ich kenne die das in ihrem umfeld sogar einrichten wollen, warten eigentlich seit jahrzehnten nur auf diese funktion. scheinbar wollen die programmierer aber garnicht dass jemand verschluesselung nutzt. zumindest mutt bietet dafuer ein fcc_clear mit hilfe dessen es gehen soll, nur wie bekommt man dies bei thunderbird mit enigmail hin? (wobei ich hier leider keine aktuelle version von enigmail nutzen kann, falls es damit nun endlich mal gehen sollte) das naechste ist, wie geht dies bei outlook 2010/2013? das kommerzielle plugin welches es gibt kann es schonmal bisher nicht.
wer anderer meinung ist, lese bitte die beitraege von “Shade Of Mine” in diesem thread, damit ist *alles* gesagt:
http://www.c-plusplus.de/forum/205100-full
*wink*
tichy
was wahlen angeht.. eines sollte jedem klar sein, der sich schon etwas laenger und tiefer mit politik beschaeftigt hat. jeder der auch nur irgend eine etablierte partei waehlt, waehlt damit auch unsere totalueberwachung. das problem liegt letztlich auch im system selbst, jede partei wird am ende gleich enden, bei den gruenen wars schon vor ueber 10 jahren vorbei, bei den piraten wirds halt noch etwas dauern.
die piraten moegen zwar ein planloser haufen sein, der zum einen vielleicht infiziert ist und zunehmend unterwandert wird, aber noch koennten sie alleine mit der tatsache in den bundestag gewaehlt worden zu sein ganz viel bewirken. wenn man sich dann noch vorstelle, sie haetten vielleicht sogar noch ein paar prozent mehr, DANN muessten sich alle anderen erstmalig gedanken machen und haetten ploetzlich wieder angst vor dem waehler! bisher ist aber schnurz egal… ein paar prozent hin- oder her ist doch den etablierten vollkommen geichgueltig, der ball wird ja eh nur gegenseitig hin- und her geschoben.
alternativ aber bitte zumindest ungueltig waehlen. man stelle sich mal vor ein richtig hoher prozentsatz wuerde dies tun, da waere auch schnell der teufel los.
am schlimmsten sind die leute, die immer nur das “kleinere oder geringste uebel” waehlen oder glauben dass stimmen an kleine parteien “verloren” waeren. auch ist es bloedsinn, dass eine partei “regierungsfaehig” sein muss. die meisten haben sich von den medien einlullen lassen, die bei jeder wahl gebetsmuehlenartig diese dinge den leuten versuchen einzutrichtern.
solange bei den wahlen nicht ein ganz klares schock-ergebnis kommt, wird sich rein garnichts aendern.
*wink*
tichy
@Fry
Baum, Hirsch und Hamm-Brücher gehörten einst zu dem sozial-liberalen Flügel der FDP der sich besonders stark für Bürgerrechte einsetzte. Mit dem Ende der sozial-liberalen Koalition 1982/1983 übernahm der wirtschaftsliberale Flügel unter Otto Graf Lambsdorff die Federführung, während der sozial-liberale Teil entweder zur SPD übertrat oder sich zurückzog. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Themen wie Freiheit und Bürgerrechte werden von Leuten wie Leutheusser-Schnarrenberger zwar nach wie vor hoch gehalten, spielen aber faktisch in der aktuellen FDP kaum noch eine Rolle – leider!
Das nun die Piraten die Partei mit der höchstmöglichen Kompetenz hinsichtlich Freiheit und Bürgerrechte im Internet wären vermag ich auch unabhängig von diesem Blog und dem ganzen Gendersumpf ebenso wenig erkennen wie ich so etwas wie “Intelligenz” im Verhalten von Schwärmen erkennen vermag.
Mein Eindruck des vergangen Jahres lässt mich daher eher daran zweifeln ob die überhaupt in irgendeinem Bereich so etwas wie Kompetenz vorweisen können. Der Auftritt der “Spitzenkandidaten” – immerhin die Leute mit denen die Piraten um Wählerstimmen werben wollen – bot bislang jedenfalls wenig Anlass zur Hoffnung.
@Cpt.Chilli (((“Diese Gefahr mutet eher theoretisch an, wird aber von den Parteien gesehen und durchaus ernst genommen.”)))
Wo und wie wird das ernst genommen?
@Cpt.Chilli (((“Weniger Stimmen bedeuten also weniger Geld. Das tut weh. Ein gutes Argument für den dissidenten Nichtwähler.”)))
Ist aber bei z.Z. 150.8 Millionen gedeckelt. Das heißt ein paar Stimmen mehr oder weniger spielen bei der Auszahlung keine Rolle. Stattdessen könnte man als Wähler einer Sonstigen Partei wenigstens der sonstigen Partei Mittel zur Verfügung stellen.
Allein mit dem Gang zur Wahl stimmt man also für die Unterdrückung von Menschen, deren Meinung in der Gesellschaft nicht in der Mehrheit ist. Folglich ist dieser Gang ein Verbrechen an diesen Menschen. Nochmal, Klartext, das Wählen ist eine Verbrechen!
Es spielt überhaupt keine Rolle, wer was wofür stimmt. Jede esoterische Sekte, auch die demokratische, bedient sich Ritualen zur Festigung von Glaubenssätzen. Das Ritual Zetteleinwerfen dient nur der Gehirnwäsche des Teilnehmenden. Deshalb wird es abgehalten.
Die einzige Sorge der herrschenden Kalfaktoren ist deshalb, daß irgendwer nicht hingeht. Irgendwelche Zählungen und Mehrheiten sind völlig egal, die kann man passend machen. Daß es irgendwo auf dem Planeten ungetürkte politische Abstimmungen gibt, ist übrigens auch so ein Glaubenssatz.
Offenbar ist bisher niemand auf die die Idee gekommen, was “das Ende der Privatsphäre” für unsere Wirtschaft bedeutet?
Meine Firma wär auf der Stelle pleite, wenn alle Kunden die Konditionen von $Großkunde wissen würden, sowie unsere Einkaufspreise.
Ich lade euch alle zu folgendem Gedankenexperiment ein:
Was passiert, wenn alle US-Unternehmen von der NSA mit weltweit sämtlichen Firmengeheimnissen beliefert werden würden?
Vielleicht passiert das ja schon?
Vielleicht können die US-Unternehmen bereits beliebige Informationen über ihre Konkurrenz bei der NSA “bestellen”?
@Cpt.Chilli
Ich schreibe seit vielen Jahren “System abgelehnt! Ich will nicht, dass meine Stimme für ungültig erklärt wird.” auf den Zettel.
@Tichy zu Verschlüsselung
Ich verstehe das Argument nicht. Die Emails, die ich abschicke, kann ich unverschlüsselt lokal speichern. Und die Emails, die ich empfange, kann ich entschlüsseln und speichern. Ich tue das allerdings nicht. Ich lese und schreibe meine Emails mit einem Email-Programm, und das kann GPG benutzen.
Einmal hat sich mein Chef beschwert, weil ich banales Zeug an ihn verschlüsselt habe. Seitdem unterlasse ich das. Schade.
Mit meinen Kollegen brauche ich über das Thema gar nicht zu sprechen. Die gehen lieber zu Fortbildungen, wo über das Thema nur gelabert wird. Für so etwas ist Geld da. Schließlich gibt es darüber Bescheinigungen.
Zur Zeit versuche ich etwa 50 Jugendlichen den Umgang mit OpenPGP beizubringen. Leider interessiert sich von denen auch kaum jemand dafür. Die haben sich sogar schon darüber beschwert, weil keiner ihrer Bekannten mit so etwas belästigt wird.
Vielleicht sind die Thüringer Piraten da eine Ausnahme. Aber die “Thüringer Piraten” werden nicht in den Bundestag gewählt.
Und Nichtwählen bringt genau garnichts, weil die an der Grundgesamtheit nichts ändern. Wenn wir es schaffen, dass 25% ihre Stimme ungültig machen, dann wäre das ein viel deutlicheres Zeichen…
@Svenska
mit welcher Begründung? wird in Thürtingen nicht für den Bundestag gewählt?
Oder was meinen sie?
“Manch einer würde den Zettel wohl lieber fressen als irgendwas anzukreuzen.”
Darf man Ketchup mit in die Wahlkabine nehmen ?
Eigentlich hat Kurt Tucholsky zu Wahlen schon alles gesagt: “Wenn Wahlen was ändern würden, wären sie verboten.”
Ja, den Zettel wegwerfen oder vor Frust auffressen könnte ich auch. Andererseits sitzen hier die Braunen im Landtag, und davon will ich nicht noch mehr haben. Deren Klientel marschiert vermutlich geschlossen zur Wahl, und jeder Nichtwähler ist ein Gewinn für die.
Ansonsten: Die Proteste zu S21 oder neulich in Frankfurt zeigen ja, dass es immer mehr Menschen gibt, die merken, dass nicht das Volk der Souverän ist, sondern die von der Indstrie gut geschmierte Politikmaschinerie, die sich dann noch schreibende Jubelperser leistet. Wahlen? Sind eine Farce geworden.
@Hadmut: Ich bin nicht der Meinung, dass du Frau Leutheusser-Schnarrenberger zusammen mit Herrn Uhl und Herrn von Notz in einen Topf schmeißen solltest!
Leutheusser-Schnarrenberger ist seit langem gegen die Vorratsdatenspeicherung, hat gegen selbige und den großen Lauschangriff erfolgreich Verfassungsbeschwerde eingelegt und bezieht auch im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche eine eindeutige, vernünftige Position. Im Übrigen war sie auch eine Gegnerin von van der Leyens Internetsperren, diese Thematik ist dir immerhin gut bekannt. 😉
Ihr technisches Hintergrundwissen kann ich ohne Weiteres nicht beurteilen, aber sie vertritt auf jeden Fall die “richtigen” Standpunkt – das auch gegen den Koalitionspartner CDU/CSU.
“Manch einer würde den Zettel wohl lieber fressen als irgendwas anzukreuzen.”
Kann ich so bestätigen.