Die neuesten Foto-Trends aus Singapur
Oh Schmerz!
Ich bin gerade (wieder/noch) auf Zwischenstation in Singapur. Dabei sind mir zwei neue Foto-Trends hier aufgefallen.
Wenn man hier mit einer Kamera rumrennt, wird man relativ häufig von Leuten angesprochen und gebeten, ob man nicht (mit deren Kamera) ein Foto von ihnen machen könnte, weil die ja so auf diese ich/wir-stehen-vor-irgendwas-Bilder stehen. Mache ich doch gerne. In zwei Tagen habe ich dabei allen Ernstes fünfmal von ganz verschiedenen Leuten die gleiche Kamera in die Hand gedrückt bekommen, die ich vorher noch nicht kannte. Sieht aus und fühlt sich an wie ein Kinderspielzeug, so wie dieses Fisher-Price-Zeugs, als hätte man sie bei Toys-R-Us gekauft. Der Sucher ist kaum zu finden, und wenn man ihn gefunden hat, bringt’s auch nicht viel, denn man hat qualitativ den Eindruck, das Ding war die Beilage im letzten Yps-Heft. Mehr so ein unscharfes Peil-Loch. Und insgesamt so eine richtig billige Plastik-Anmutung. Hat man aber erst mal gedrückt, geht der Motor an und oben (!) kommt – ich fass es nicht – ein altmodisches Polaroid-Bild heraus. Wie früher, nur kleiner. Da stehen die dann da, starren gebannt auf das Ding und warten ab, bis was zu sehen ist. Voll das 70er/80er-Jahre-Feeling. Nur dass die Polaroid-Kameras damals drastisch hochwertiger waren. (Habe aber nicht gesehen, welches Fabrikat das ist, ob da Polaroid draufsteht. Polaroid ist ja meines Wissens auch Pleite und der Firmenname geistert noch herum.)
Das verblüfft mich. Nicht dass die Leute einen Ausdruck wollen, sondern die Rückkehr zur Chemie. Denn mittlerweile gibt es ja billige kleine Digital-Drucker, das Zinc-Zeugs. Ich hab mir vor einiger Zeit mal für 30 Euro so einen gekauft, ist zwar schlecht, aber lustig. Die Fotos kommen einem dann vor wie die Panini-Fussball-Sammelbildchen. Ich hätte eigentlich gedacht, dass sich das durchsetzt, entweder getrennt oder eingebaut in die Kamera (hab ich schon mal irgendwo gesehen). Denn damit hätte man immerhin ein digitales Bild, das man prüfen, aussuchen, verändern, beliebig oft drucken usw. kann. Dass die da jetzt wieder mit irgendwelchen Chemie-Dingern anfangen, find ich erstaunlich.
Der andere Trend betrifft Action-Kameras vom Schlage der GoPro. (Was könnt ich mich ärgern, dass ich die GoPro nicht erfunden habe, das Ding ist der Brüller.) Da rennen jetzt nämlich auch in Freizeitparks, Schwimmbäder usw. eine ganze Menge Leute mit so einem Teleskop-Stock, etwa daumendick, etwa 80 bis 150 cm lang, herum und halten den in allen möglichen Richtungen von sich weg. Am Ende ne GoPro (oder was ähnliches von anderen Herstellern) montiert, um sich selbst aufzunehmen. Das kam mit den ganzen GoPro-Sport-Videos, in denen sich Leute beim Skifahren, Bungee, Sprung ins Wasser und sonstwas alles filmen. Solche Aufnahmen, bei denen sich die Welt dreht, aber der betrachtete Mensch so seltsam stabil im Bild steht. Sowas gibt’s mit Helmkameras, am Motorradlenker usw., aber wenn man von den Leuten nur den Arm sieht, dann halten die die Kamera selbst. Und das häufig mit so einem Stock. Tolle Sache, das. Macht geile Aufnahmen. Nur: Damit im gewöhnlichen Freibad herumzuhüpfen und sich selbst zu filmen, wie man die Wampe ins Chlorwasser trägt und dann dort herumsteht, das bringt’s nicht wirklich.
4 Kommentare (RSS-Feed)
Ja, genau, so ein hässliches Plastikding meinte ich. Und das soll einen Design-Preis bekommen haben? *schauder*
> ein Bild kostet gerade mal einen Euro…
Also ich kann mich erinnern, dass damals in den achtzigern ein Polaroid 2 DM gekostet hat. Und die waren größer.
Hmm, da sind die in Singapur dem Trend aber weit hinterher. Die Riege der Hipster hatte die Sofortbildkamera als total cool und trendig bereits vor Jahren wieder ausgegraben und mittlerweile auch wieder vergessen.
da bekommt der spruch, “ich geh am stock.”, eine ganz neue bedeutung. 😉 ja, die dinger sind schon klasse.
Die gibt es aber schon länger hier in Deutschland. Ich “musste” auch schon jemanden damit fotografieren.Die instax mini von Fuji z.B., ein Bild kostet gerade mal einen Euro…