Ansichten eines Informatikers

Eine Korrelation ist noch keine Kausalität

Hadmut
22.1.2014 21:16

Wieder mal der alte Wissenschaftsfehler.

Diesmal begangen von einem Neurowissenschaftler. Die Kausalität könnte auch umgekehrt verlaufen.

18 Kommentare (RSS-Feed)

oliver
22.1.2014 21:27
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Die Kausalität könnte auch umgekehrt verlaufen.

Wie meinen? Weil der Nachwuchs schwul ist, beginnt die Mutter [dank einer Zeitmaschine?] in der Schwangerschaft zu rauchen :D? ^^


Hadmut
22.1.2014 21:32
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Nein. Sondern dass andere Faktoren beides auslösen. Könnte ja auch genetische Ursachen haben, die auch Drogenabhängigkeit begünstigt.

Man könnte natürlich auch untersuchen, eine rauchende, nach Zigaretten stinkende, vergilbte Mutter ihre Söhne nicht dazu bringt, sich zu entscheiden „da werd ich lieber schwul”.

Im Ernst: Es gibt zwar inzwischen viele Hinweise darauf, dass Homosexualität angeboren ist, und es gilt als ziemlich untersucht, aber so richtig belegt und verstanden ist es meines Wissens noch nicht. Und die Annahme unterstellt ja, dass es angeboren ist. Statistiken sind immer der Anfang und nicht das Ende der Untersuchung.


david
23.1.2014 3:41
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Sorry fürs Klugscheißen,aber “lifestyle during pregnancy” ist unweigerlich zeitlich vor dem Endpunkt “sexual orientation” (ein Embryo hat höchstens Anlagen, aber noch keine sexual orientation) gelegen, insfoern scheidet eine reverse Kausalität dieser beiden Variablen aus!

Was du meinst ist eine Konfundierung.

Und dein zweiter wissenschaftlicher Fehler wäre, Herrn Swab auf Basis eines unsäglichen Pop-Science Artikels aus einer Zeitung falsche Schlussfolgerungen vorzuwerfen, ohne die Primärquelle zu Rate zu ziehen, bzw. überhaupt eine seriöse Quelle.

In dem Artikel werden ja etliche Dinge querzitiert, und für einiges gibt es durchaus mehr Anhalte als nur korrelative Zusammenhänge. Gerade zum Einfluss von Nikotin und Alkohol gibt es nämlich auch kontrollierte Tierstudien mit Ratten, in denen Konfundierungen ausgeschlossen sind.

Was meinst du eigentlich mit Statistiken sind nicht das Ende der Untersuchung? Warum sind sie der Anfang?

Übrigens hast du zwar recht dass in Sachen Homosexualität noch viele Fragen offen sind, aber man kann die Einflüsse ganz gut gruppieren und kann auch ihre Größe im Ansatz einschätzen. Friberg und Rice haben ein Modell vorgelegt, welches die wichtigsten Fragen wohl geklärt hat bzw mit weiteren Studien klären wird.
Und zwar handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen epigenetischen Mosaikeffekt, der evolutionär stabil ist und eine hohe Prädisposition liefert, die dann noch zu einem bestimmten Grad (ich schätze mal ganz grob ohne Zahlen zu haben ca. 20% Restvarianzaufklärung) in der psychosozialen Entwicklung modulierbar sind.


@Oliver (((“Wie meinen? Weil der Nachwuchs schwul ist, beginnt die Mutter [dank einer Zeitmaschine?] in der Schwangerschaft zu rauchen :D?”)))

Doch durchaus im Rahmen des Möglichen: Der Embryo/Fetus ist schwul, verursacht einen veränderten Hormonhaushalt und das hat Auswirkungen auf das Verhalten der Mutter.

Aber abgesehen davon. Die beste beste Erklärung für Homosexualität, die ich bislang gehört habe, ist die Chimärentheorie (“A.Sch.Warzer hat ihren Bruder gefressen”), weil sie alles erklärt: Warum Homosexualität mit der Anzahl der Brüder zunimmt, warum Homosexualität nicht ausstirbt, warum eineiige Zwillinge nicht beide schwul sind, aber die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, dass beide schwul sind, wenn einer davon schwul ist usw.


Barbie aus Berlin
23.1.2014 11:08
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Komisch. Die alten Griechen kannten keinen Tabak. Allgemein wird der Anteil der Homosexuellen auf ca 10% geschätzt. Egal, wie man sich in der Kultur ernährt, welche Götzen man anbetet oder wieviel Geld oder Bildung man hat.


Hadmut
23.1.2014 11:21
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> Allgemein wird der Anteil der Homosexuellen auf ca 10% geschätzt. Egal, wie man sich in der Kultur ernährt, welche Götzen man anbetet oder wieviel Geld oder Bildung man hat.

Und warum behaupten sie dann so intensiv, dass wäre alles nur kulturell erzeugt (Queer), wenn’s doch gar nicht stimmt und der Anteil interkulturell konstant sei?


david
23.1.2014 11:28
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Ein Embryo kann nicht schwul sein, aber du hast natürlich recht, der Zusammenhang ist möglich.
Nur muss man sich auch im Klaren sein, dass formallogische Beweise in komplexen Wirklichkeitsräumen so ziemlich ein Ding der Unmöglichkeit sind. Wir gehen also nach Occam’s Razor vor und stellen unplausible Theorien zurück, ohne sie falsifiziert zu haben.
Wir haben bisher keinen Grund anzunehmen, dass der Fötus durch Expression der DNA derart auf das Verhalten der Mutter wirken könnte,also verwerfen wir den Quatsch, so lange es für solche Mechanismen keine weiteren Hinweise gibt.
Zumal sich das Rauchverhalten ja nicht wesentlich geändert haben dürfte im Verlauf.
Die Daten sind schon so, dass man hier Kausalität annehmen darf. Alle wissenschaftliche Erkenntnis basiert auf Wahrscheinlichkeiten.
Es ist Statistik, nicht Mathematik.

Können Sie die Chimärentheorie mal ausführen oder ist das ein Witz?


david
23.1.2014 11:33
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Der Anteil Homosexueller liegt realistischerweise zwischen 1-3%. Das sind Werte die in der wissenschaftlichen Community in der Regel weiterzitiert werden.

Dieser Wert ist interkulturell wohl recht stabil, aber nicht konstant.
Es gibt eine kulturelle Varianz die schwer messbar ist, da der reporting bias interkulturell viel mehr variiert als die sexuelle Orientierung selbst.


@david (((“Ein Embryo kann nicht schwul sein”)))

Und es gibt auch kein Mondlicht, und die Sonne geht nicht auf.

@david (((“Können Sie die Chimärentheorie mal ausführen oder ist das ein Witz?”)))

Bitteschön:

http://www.welmer.org/2008/07/14/the-chimera-hypothesis-homosexuality-and-plural-pregnancy/

Beste Theorie, die das meiste erklärt.

Sehr grob zusammengefasst:

* Frauen, die problemlos schwanger werden können, sind evolutionär im Vorteil.
* Die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit wird durch das Vorhandensein mehrerer Eizellen pro Zyklus erhöht.
* Leider erniedrigen sich durch Zwillingsgeburten die Überlebenschancen des einzelnen Babys.
* Also gibt es einen Mechanismus, wodurch der Zwillingsembryo den anderen einverleibt (Chimerismus).
* Wurde ein weiblicher Zwilling von einem männlichen einverleibt (oder ein männlicher vom stärkeren weiblichen, A.Sch.Warzer) kann es zur Homosexualität kommen, falls Hirnregionen chimerisiert wurden.

Statistiken und weitere Erklärungen im Link.


Hadmut
23.1.2014 15:35
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@Frauenhaus: Hört sich gewagt an. Erinnert mich aber daran, dass ich irgendwo mal gelesen habe, dass Forscher in Gehirnen von Menschen durchaus nicht nur XX oder nur XY-Chromosomen, sondern manchmal auch Mischungen gefunden haben. Sie konnten sich aber zunächst nicht erklären, woher eine Frau XY oder ein Mann XX-Chromosomen herbekommen haben sollten. Diese Chimärentheorie könnte das womöglich erklären.


Johanna
23.1.2014 14:56
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@david: Themenfremder Einspruch! Occams Rasiermesser basiert nun wirklich nicht darauf, unplausible oder zu komplexe Theorien als “Quatsch” zu titulieren, bevor man sie verwirft oder hinten anstellt. Dinge als “Quatsch” zu bezeichnen oder sich einfach mal so drüber lustig zu machen, ist übliches Vorgehen in viele Instituten deutscher Hochschulen und Umfeld eines bestimmten “Forschungs-” Vereins.

Der davon unabhängige Wissenschaftler verwirft eine solche Theorie (oder stellt sie hinten an) einfach, ohne sie mit (ab-) wertenden Begriffen zu belegen. Könnte ja sein, dass man da doch noch mal daruf zurückgreifen muss.

Wäre es nämlich wirklich “Quatsch”, so bräuchte man gar nicht erst mit Occams Rasiermesser zu argumentieren, sondern könnte direkt zum Lachen übergehen.


david
23.1.2014 16:36
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@Johanna: ach wirklich? ich dachte Quatsch sei ein erkenntnistheoretischer Terminus.
Ich habe in Kürze dargestellt, dass die Alternativhypothese parsimonisch ausscheidet, da wir auf einer molekulareren Ebene ein großes Hilfsgerüst brauchen und nicht auf fundierte Annahmen zurückgreifen können, wie ein “schwul disponiertes” Embryogehirn solche Effekte auslösen könnte.
Ich schrieb klar und deutlich, dass eine solche Hypothese zurückgestellt wird “so lange es für solche Mechanismen keine weiteren Hinweise gibt.” Den aufmerksamen Leser wird es daher nicht verwirren, wenn ich salopp eine subjektive Referenz einfüge, die offensichtlich nicht Teil der Argumentation ist.


Tom
23.1.2014 18:06
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Die Erklärung ist einfach:
Sowohl Raucher als auch Schwule sind Menschen, die sich leicht verleiten lassen. Eine große Anzahl von ihnen läßt sich zu beidem verleiten.


Hadmut
23.1.2014 18:08
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Nein, das ist unlogisch. Eher müsste man argumentieren, dass die Leute sich leicht zum Rauchen und zum Schwulsein verleiten lassen, das glaube ich aber überhaupt nicht. Heteros sind genauso zu verleiten, daher trägt das meines Erachtens gar nicht.


Stuff
23.1.2014 19:14
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http://pflasterritzenflora.ppsk.de/

Da steht’s drin!

😉


Ron
23.1.2014 20:46
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Das mit dem Chimärismus kann man mit modernen DNA-Analysen leicht untersuchen (CGH, SNP, deep sequencing etc). Ist mir aber noch nie untergekommen. Auch der Käse im verlinkten Artikel, dass man embryonale Zellen in der Mutter finden würde… durch die Nabelschnur kommt noch nicht mal ein Virus! Deswegen HIV-negatives Kind bei HIV-positiver Mutter.

Und wenn man einfach annimmt, dass Homosexualität zu einem Großteil genetisch (ob jetzt allelspezifisch oder epigenetisch ist egal) bedingt ist, dann erklärt sich auch die hohe Konkordanz bei Zwillingen.


Gerd
24.1.2014 2:34
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Woher kommt eigentlich dieser Quatsch, 10% der Bevölkerung seien homosexuell? Wird derzeit dauernd verbreitet, gerne auch im Staatsfernsehen. Offenbar glaubt/hofft man, wenn man es nur oft genug behauptet, könne man die Zahlen steigern. Denn das Hauptproblem der Homosexuellen sind fehlende Sexualpartner.


Ron
24.1.2014 18:58
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@Gerd
Ich hatte dazu mal einen Blogeintrag eines Homosexuellen gelesen, der sich über diese Zahl auch lustig machte und selber meinte mit 1-3% wäre man wesentlich näher dran.
Bei maximal 900 Lizenzfußballern fällt einem dann auch auf warum sich da vor Hitzelsperger vielleicht auch noch keiner geoutet hat. Denn für nur 27 schwule Profifußballer müsste man die obere Grenze annehmen und Schwule das gleiche durchschnittliche Interesse an Fußball und dazu noch den Ehrgeiz und das Talent haben wie der Rest der männlichen Bevölkerung. Ob das so ist?