Dämliche Redewendung: Ein X ist ein X ist ein X
Weiß eigentlich jemand, woher der Blödsinn kommt?
Man liest wieder mal Formulierungen mit dem doppelten “ist ein”, wie “Ein Auto ist ein Auto ist ein Auto”, um irgendwie auszusagen, dass da was neu und doch wieder dasselbe ist. Finden manche Leute toll, ich find’s nur bescheuert.
Weiß jemand, wo das eigentlich herkommt?
(Nach “ist ein” zu googlen führt nicht zum gewünschten Ergebnis…)
23 Kommentare (RSS-Feed)
Kurzkommentar:
Gertrude Stein – http://en.wikipedia.org/wiki/Rose_is_a_rose_is_a_rose_is_a_rose
Kommt wahrscheinlich aus dem Zusammenhang – Ein X für ein U vormachen
http://de.wikipedia.org/wiki/Ein_X_f%C3%BCr_ein_U_vormachen
Der Zitierende macht deutlich das er den Betrugsversuch durchschaut hat bzw. sich nicht von seiner Meinung abbringenlassen will.
> Ein X für ein U vormachen
Nee, das kann nicht sein, denn mit X wird sie ja nie verwendet. Das habe ich nur als Platzhalter eingesetzt.
Wie schon geschrieben, Gertrude Stein.
Wobei aber m.E. der Sinn des Satzes nicht ist, auszusagen, das etwas neu, aber dasselbe sei.
Die Wiederholung soll “verstärkend” wirken, “poetisch” zum Ausdruck bringen, das die Identität des Dings eben das Ding ist. Das Wesen der Rose ist die Rose, so etwa.
“X” ist “modern” oder “fortschrittlich” oder politisch “links” oder “rechts” oder etc. ….
Alle diese Zuschreibungen sind nicht nur völliger Unsinn, sondern vor allem auch manipulativ: X ist X ist X – und weiter gar nichts, und
d a s soll damit betont werden; Beispiel:
http://frankfurter-erklaerung.de/2014/02/homophobie-toleranz-ist-kein-schulfach/
Der Ursprung ist in #1/#2 sicher richtig widergegeben. Für meine Begriffe erklärt das nur noch nicht, wie es seinen Weg in den Internet-Jargon finden konnte. Die Formulierung fiel mir gerade in Blogs, die sich selbst zur Internet-Avangarde zählten (Spreeblick anno 2004 etc.) damals auch auf. Ich komme nur nicht mehr drauf mit welchem Wort die Formulierung bekannt wurde. Weiß das jemand noch? War es ein blog ist ein blog ist ein blog? Ein buch ist ein buch ist ein buch?
Die direkte Übertragung könnte z.b. auch aus der Star Trek Nerdkultur stammen. Ferengi-Regel Nr. 17 (die Serienautoren wiederum zitieren natürlich Gertrude Stein): Ein Vertrag ist ein Vertrag ist ein Vertrag – aber nur unter Ferengis. http://de.memory-alpha.org/wiki/Erwerbsregeln_der_Ferengi
Helge Schneider hat
“Eine Roste ist eine Rose ist eine Rose”
vor einigen Jahren ebenfalls gebracht. Bei ihm hatte es allerdings eine “gewisse Spur” von Humor. 😉
Es gibt auch noch die Variation (beispielsweise) “Ein Stein ist eine Waffe ist ein Stein.”. Schlägt wohl auch in die Kerbe “Das ‘Wesen’ des Steines ist es Stein zu sein, auch wenn man ihn als Waffe ‘missbraucht’.” Kommt eigentlich “A rose by another name …” (Shakespeare) auch aus der Ecke?
“Ein Satz ist ein Satz.” ist ein Satz.
@anonym: “‘Ein Satz ist ein Satz.’ ist ein Satz.” ist auch ein Satz.
Ich kenne das zum Beispiel auch aus dem Film Dracula – Tot aber glücklich aus dem Jahre 1995, da kommt in einer Szene der Satz vor
“Das ist wie beim Hausbau: Eine gute Lage, ist eine gute Lage, ist eine gute Lage”
Oh mann Danisch, wieder voll in den Fettnapf gesprungen, wo haben sie denn ihr Abitur geschossen, auf der Kirmes?
“Das finde ich blöd” weil ich es nicht kenne. Kindischer geht es nicht mehr.
@Altphilologe:
> wo haben sie denn ihr Abitur geschossen, auf der Kirmes?
Nein, auf dem humanistischen altsprachlichen Gymnasium einschließlich Graecum und großem Latinum. Daher rührt auch mein Sprachgefühl, das mir sagt, dass das sprachlicher Quatsch ist.
@Hadmut: Ich würde mal vermuten, dass die Redewendung aus dem (amerikanischen) Englisch kommt.
Wie wärs den mit dieser Variante, welche die weite Verwendung in der Politik unterstützt:
Then-Prime Minister of the United Kingdom Margaret Thatcher stated in 1981 that “A crime is a crime is a crime” in reference to the actions of members of the IRA. The sentence has been used by other speakers as well, with the intended meaning of “no matter what you call it, criminal violence is criminal, and illegal.”
@Hadmut: Gerade das Lateinische lebt doch von solchen Stilmitteln. Anapher und Epipher, dann noch Tautologie dazu, da macht das vom Latinum entwickelte Sprachgefühl doch Luftsprünge.
Dichterische Freiheit erlaubt eben auch sprachlichen Quatsch.
@Karl: Ja, kommt aus dem Englischen, siehe erster Kommentar. Gertrude Stein, ‘Sacred Emily’.
@Altphilologe Wieso sollte man etwas nicht blöd finden, selbst wenn man es nicht kennt? Ich finde, auch ohne etwas zu kennen kann man etwas entweder blöd oder gut finden. Sonst dürfte man ja uberhaupt keine Meinungen mehr haben.
Es sagt ja niemand dass es gut oder blöd *ist*.
Gibts vielleicht ein äquivalentes Textbeispiel aus Griechisch oder Latein?
@Luc: Schon lange vor dem Internet ist der Spruch auf alles mögliche gemünzt worden. Ein Spruch ist ein Spruch ist ein Spruch. Und keine Pfeife. Epoche: Dada.
ich kenne es als Merksatz für den Journalismus:
Ein Eichhörnchen ist ein Eichhörnchen ist ein Eichhörnchen – und kein possierlicher Nager
Ich glaube nicht, dass die heutige Variante dieser Formulierung auf Gertrude Stein zurückgeht.
Eher auf den kanadischen Ex-Premierminister Jean Chrétien, der im Zusammenhang mit der Beweislage für die Existenz irakischer Massenvernichtungswaffen vor Journalisten ein nichtssagendes, tautologisches Gefasel zum Besten gab, das sich in der Youtube-Ära schnell zum “Meme” entwickelt hätte: “A proof is a proof. What kind of a proof? It’s a proof. A proof is a proof. And when you have a good proof, it’s because it’s proven.”
@Stefan W: Klar, die Konstruktion gab es auch schon vor dem Internet, aber wir sind uns doch einig, dass er gerade im deutschsprachigen Netz noch einmal stark an Präsenz gewonnen hat?
@Luc: Nein. Er kommt eher aus dem Feuilleton der Zeitungen. Wer aber keine Zeitung liest, der kann es natürlich nicht daher haben. Er kann es aber auch aus Radio und Fernsehen haben.
Alles ist eine Kopie einer Kopie einer Kopie
siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Gertrude_Stein#Sp.C3.A4tere_Werke
Steins bekanntester Satz „Rose is a rose is a rose is a rose“, eine Tautologie, geschrieben 1913 als Teil des Gedichts Sacred Emily, erschien in dem 1922 veröffentlichten Buch Geography and Plays….