Die Überakademisierung
Die WELT schreibt darüber, dass wir inzwischen Schaden daran nehmen, dass wir zuviele – weit über den Bedarf – Akademiker produzieren und dann in anderen Bereichen wie dem Handwerk keine Leute mehr haben. Könnte stimmen. Hier sieht man ein Beispiel, wie das läuft.
25 Kommentare (RSS-Feed)
“Frauen würden der Branche gut tun”.
Warum? Ich habe immer gedacht, fähige Leute würden einer Branche gut tun, egal ob Mann oder Frau, Hauptsache fähig.
Wieso folgt aus der Tatsache, dass jemand Frau ist, ein Gewinn für die Branche?
„Technik ist zu wichtig, um sie den Männern zu überlassen“
Hmm. Wer erfindet denn die ganze Technik?
> Hmm. Wer erfindet denn die ganze Technik?
Es ist doch immer das gleiche Prinzip: Männer erfinden es, Männer bauen es auf, Männer entwickeln es. Und wenn’s fertig ist, dann kommen sie und fordern Beteiligung.
@ Hadmut:
Exakt erkannt.
Und wenn’s dann läuft kommen die Feminstinnen, beklagen sich über den geringen Frauenanteil und fordern Quoten.
SELBER innovativ werden? Igitt…
“Arbeitgeber würden zunehmend berichten, wie schwierig es sei, geeignete IT-Fachkräfte zu finden. Die Kommission warnt, bald könnten der Branche in Europa bis zu 900.000 Fachkräfte fehlen.”
Die Mär vom Fachkräftemangel.
Deswegen diese ganze Frauen-gesucht-Show.
> wie schwierig es sei, geeignete IT-Fachkräfte zu finden.
Deshalb „enttechnisiert” man die Informatik, setzt die Anforderungen auf Null, um mehr Frauen reinzukriegen – die die Industrie dann als „geeignete IT-Fachkräfte” anzusehen hat.
Das feministische Wunderland Schweden ist so weit akademisiert, dass ein halbes Jahr auf einen Werkstattermin gewarten werden muss.
Die Unternehmen finden vor allem keine Fachkräfte (wenn es denn so ist), weil sie sich weigern, diese anständig zu bezahlen. Wer mit Bananen bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn nur Affen für ihn arbeiten. Der “Mangel” wird vor allem deswegen beschworen, weil man dann meint, billige ausländische Kräfte ins Land holen zu können – die gehen aber auch dahin, wo sie anständig bezahlt werden.
Und wenn man endlich mal aufhören würde, irgendwelche Quotenkasperei zu betreiben, könnte man Personal nach den Kriterien auswählen, die wichtig sind: Qualifikation und ggf. Erfahrung, soziale Kompetenz, um nur mal drei zu nennen, die mir spontan einfallen.
Mir tun die Frauen leid, die Anerkennung für tatsächlich vorhandene Leistung suchen und nicht auf der Gender-Welle reiten.
Klar, Fachkräftemangel ist ein Märchen.
Zeigt mir einen heutigen Abiturienten mit einem Schnitt schlechter als 2, der noch verletzungsfrei Lesen, Schreiben und Rechnen kann.
Eine allgemein verbreitete Fähigkeit ist dafür, eine anständige Bezahlung – was immer das sein soll – zu fordern.
Nö. Würde endlich automatisiert und beständiger gebaut, bräuchte es viel mehr $pezialisten. Das wollen die Imvestoren doch nicht.
Investoren [und Analysten] war gemeint. Entschuldigung.
“OECD wirbt seit Langem dafür, die Zahl der Studenten zu erhöhen. Das sei ein Gebot der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.”
Wie in dem WELT Artikel schon richtig angemerkt haben diese tollen OECD “Experten” bis heute noch nicht begriffen, dass es hierzulande ein duales System gibt, welches sich aus praktisch-betrieblicher und schulisch-akademischer Bildung zusammensetzt. Diese Vollpfeifen kennen und sehen einzig und allein nur das anglo-amerikanische System in dem der Bachelor der erste berufsqualifizierende Abschluss ist. Dementsprechend kann man in UK, Spanien und den USA die Strassen mit akademischen Eierköppen pflastern, während jeder, der auch nur unfallfrei einen Nagel in die Wand hämmern kann, Spitzenlöhne bekommt.
Da Bildungspolitik in diesem Land faktisch noch hinter Agrar, Verkehr und Verbraucherschutz auf der Prioritätenskala rangiert, tummeln sich in diesem Sektor seit jeher auch nur die allerletzten Deppen (Schavan, Schulze, Möllemann, etc) oder anderweitig gescheiterte Existenzen. Das Ganze setzt sich nahtlos fort auf die ganzen üppig dotierten Versorgungsposten für verdiente Parteikader – sprich bei den Staatssekretären.
Für diese “Bildungselite” ist die OECD natürlich die Verkünderin aller Weisheiten schlechthin. Wenn die so Buzzwords wie “Bildungsnotstand” oder “mangelnde Wettbewerbsfähigkeit” ins Spiel bringen – dann ist natürlich bei denen Alarmstufe tiefstdunkelrot angesagt!
Wenn diese “Bildungs”-politikerInnen alle zusammen auch nur für fünf Cent Verstand hätten, so wäre denen schon längst mal der Gedanke gekommen, warum Deutschland denn trotz seiner geringen Akademikerquote seit über 40 Jahren zur technischen und wirtschaftlichen Weltspitze zählt, während man im hochakademischen anglo-amerikanischen Raum nur noch vom gegenseitigen betrügen mittels “Finanzprodukte” lebt.
Was aber diese EU-Kommissarin da ablässt, schlägt in Sachen Dummheit noch alles was man bislang von deutschen Bildungspolitikern und deren Verwaltung kennt.
Mehr Häuptlinge als Indianer zu haben hat bislang noch in keiner Gesellschaft wirklich gut funktioniert.
@Fry
Mir auch.
Die Sache ist ganz einfach:
In den letzten Jahrzehnten wurde vom Handwerk ganz klar das Signal ausgegeben, dass es viel zu viele Jugendliche gibt, dass man keine Azubis braucht, dass man nicht ausbildet, dass man nicht in die Zukunft investieren will und wird.
Die Kinder dieser Generationen (Generation X, Generation Praktikum, Generation Babyboomer) haben gesehen, wo das hinführt. Ihre Eltern haben für miese Löhne irgendwo auf Montage geschuftet, sich als Fabrikarbeiter ausbeuten lassen… etc. Und als dann der große China-Boom anbrach, wurden ihre Eltern, Cousins, Geschwister einfach entlassen.
Ausbildungsstellen waren jahrzehntelang Mangelware.
Was macht der allgemein denkende Mensch, ohne “Pflichtbewusstsein”, ohne “Patriotismus”, der nur an sich, seine Zukunft und seine Familie und die Maximierung seiner Einkünfte denkt (also so, wie der durchschnittliche Unternehmer hier in D.)?
Der geht studieren, weil man mit einem Studium überall auf der Welt einen Job bekommt. Ganz einfach. Mit einer Klempnerlehre ist das fraglich. Wenn man aber einen international anerkannten Abschluss als Bachelor oder Master hat, kann man, wenn es hier endgültig den Bach runtergeht, irgendwo anders hin.
Das ist es doch, was die deutsche Industrie jahrzehntelang von den Leuten verlangt hat: Flexibilität. Okay, hier habt ihr sie.
Man kann auch mit einem Masterabschluss in USA als Klempner arbeiten, wenn man es denn kann, denn die Personaler dort sind mental viel flexibler als in D.
Mehr Häuptlinge als Indianer… ein Häuptling kann auch als Indianer arbeiten. Ein Indianer aber nicht als Häuptling. Und? Merkst du was, beeblebrox?
Wenn ich heute vor der Entscheidung stehen würde: Lehre oder Studium? Ich würde ebenfalls studieren. So wie ich es damals auch getan habe. Denn ich würde mich niemals in eine minderwertige Ausbildung pressen lassen, nur damit ich dann aufgrund meines fehlenden Maximal-Abschlusses als Spielball missbraucht werden kann, inkl. Ausbeutung und Hartz4-Damoklesschwert.
@ein anderer Stefan
If you pay peanuts, you get monkeys.
Andere Staaten kommen anscheinend damit klar:
http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1839/umfrage/studienanfaenger-an-hochschulen-und-fachhochschulen/
Da ist/war der Anteil der Studienänfänger teilweise um über 50% höher.
(Leider hat man ohne zu zahlen keinen Vollzugriff auf das statistische Material)
Passend zum Thema (Aus)Bildung in Deutschland ist dieser Artikel:
http://www.nachdenkseiten.de/?p=21015
@beeblebrox
Das ist doch nur ein Teil der Wahrheit…
Der andere ist, das eigentliche Wertschöpfung, also richtige Arbeit, kaum bis gar nicht in Industrieländern stattfindet. Wen wundert das denn auch, wenn rund zwei Drittel jeweils “Verwalter” sind, also im tertiären Sektor arbeiten? Mit Marketing, theoretischen Konzepten und Verwaltung lässt sich in der westlichen Welt deutlich mehr Geld verdienen als mit dem Erschaffen von Wert. Wieso sind wohl die Handwerkslöhne so gering, wenn man nicht gerade in der Position ist, eine eigene Werkstatt o.Ä. zu leiten?
Und das ist so das Grundproblem, der Wert der Arbeit. In Entwicklungsländern findet de facto deutlich mehr Wertschöpfung statt als hier, doch wie sieht es aus? Die Bezahlung für eigentliche Wertschöpfung, also handwerkliche Tätigkeiten, Bergbau, Agrarwirtschaft usw. ist deutlich geringer als die Bezahlung für den gesamten Rest des Unternehmens. In meiner Firma genauso: Die Leute, die wirklich die Arbeit schaffen, die überhaupt dafür sorgen, dass der Vertrieb, die Marketing-Leute, die ITler, die Service/Techniker-Abteilung, etc. pp ihre Bezahlung bekommen sind diejenigen, die selbst am wenigsten Geld bekommen am Ende des Monats.
Wen wundert es da?
Wer technisches Know-How und den richtigen Schulabschluss hat wird sicherlich kein KFZ-Mechaniker sondern Mechatronik-Ingenieur oder Maschinenbau-Ing.
Mal nen Vergleich:
System nach Marx: Arbeiter, Kapital, Ertrag usw.
System in Deutschland: Arbeiter, Psychologe, Soziologe, Marketing-Stratege, Subsubchef, Subchef, Verwalter, Vertrieb, und etliche andere “Nutznießer”, die mit der eigentlichen Wertschöpfung nichts mehr zu tun haben.
Jedem dürfte klar sein, dass ein solches System keinen Bestand haben kann, wenn die Anzahl der Nutznießer exponentiell wächst während die Zahl der Wertschöpfer stagniert oder zurück geht.
Ich kann jeden Menschen verstehen, der lieber studiert als eine Ausbildung zu machen…
Aus der Kategorie: “Was ich schon immer wissen wollte und nie zu fragen traute”:
Es war in diesem Blog schon häufiger das (geflügelte) Wort von:
“Korrelation ist/bedeute keine Kausalität.”
Nun ist die Frage, was ist überhaupt Kausalität?
Prof. Harald Lesch: Was ist Kausalität?
http://www.youtube.com/watch?v=lsTO3-OqdKw
Offenbar ist das nicht so einfach mit Ursache und Wirkung.
Da Wettbewerb des Teufels ist, musste man das Scheitern verbieten. Also gewinnt jeder (Vollidiot) in der akademischen Lotterie. Alle sind dann Doktoren und Nobelpreisträger. Sie müssen nur der Parteilinie folgen. Eine nachhaltige Gesellschaftsentwicklung sieht anders aus. Man könnte folgern, dass die Bildungsreformen den Morgenthau-Plan 2.0 für Deutschland darstellen.
Wie sagte es letztens ein Bekannter von mir: heutzutage braucht man für jeden halbwegs anspruchsvollen Entwicklerjob, der mehr als ein bischen PHP-Scripting umfasst schon nen Doktortitel.
Auch Friseurinnen sollen heutzutage schon Abi haben.
Ist ja irgendwo auch verrückt.
ST_T schrieb:
“Ich kann jeden Menschen verstehen, der lieber studiert als eine Ausbildung zu machen…”
Ich auch. Das Bildungssystem ist einfach viel zu undurchlässig. Berufliche Bildung hier, Akademische Bildung dort. Wechseln fast unmöglich. Der Staat geht mit schlechtem Beispiel voran: Höherer Dienst? Nur mit Master/Staatsexamen. Gehobener Dienst? Für Meister, Techniker oder Fachwirte nur im Ausnahmefall, wenn sich sonst kein geeigneter Bachelor meldet. Ansonsten: Bitte draußen bleiben, closed shop.
Es sei denn man heißt Joschka Fischer. Dann bekommt man selbst als Ungelernter noch mehrfache Ehrendoktortitel hinterhergeworfen.
Zudem hat man mit einem Studium noch den Vorteil sich einigermaßen von Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen, gerade im Handwerk sieht´s da schon ganz anders aus. Gratis drauf gibt´s sinkende Löhne.
Ich kann jeden Menschen verstehen, der lieber studiert als eine Ausbildung zu machen…
Allerdings dürfen sich diese Verwaltungs-Möchtegern-Häuptlinge in der künftigen Post-Dollar-Gesellschaftsordnung*) dann als “Ungelernte” auf dem Acker verdingen, einschließlich “Frauenbeauftragten”.
*) Der Trick, mit frisch gedruckten Dollars Rohstoffe, Vorprodukte und Konsumgüter aus Schwellenländern zu importieren, wird nicht mehr lange funktionieren. Gewinner werden Unternehmen sein, die die komplette Wertschöpfungskette selbst steuern können. Die Koreaner sind nicht ganz dumm, wenn sie sich so eine Art ACME namens Samsung leisten.
“Laut Kommission würde sich ein höherer Anteil an Frauen in technischen Berufen und die damit verbundene größere Vielfalt auch auf das europäische BIP auswirken. Etwa neun Milliarden Euro mehr pro Jahr wären möglich, wenn Frauen in der Branche genau so häufig anzutreffen wären wie Männer.”
Finde den Fehler in der Aussage.