Ansichten eines Informatikers

Raspberry Pi – Cubietruck – NUC: Die Überlegenheit des Schnöden?

Hadmut
23.3.2014 12:27

Ein Stoßseufzer.

Ich hab so seit ungefähr 2 Jahren (weiß nicht mehr genau, jedenfalls hatte ich einen der ersten, weil ich sofort bestellt hatte, als die rauskamen) einen Raspberry Pi als dauerlaufenden Home-Mini-Server, weil der nur ein paar Watt zieht und Ruhe gibt. So für den Fall, dass man sich von unterwegs mal schnell zu Hause einloggen muss, um mal irgendeinen Netzwerktest zu machen oder etwas runterzuladen, was zu groß für Mobilinternet und Hotelzugänge ist, aber nicht warten kann, bis man wieder zu Hause ist, weil’s dann nicht mehr verfügbar wäre.

Das Ding tut, was es soll, und hat sich bisher nur einmal aufgehängt, ansonsten lief’s stabil und klaglos durch. Hat aber auch nur 256 MB RAM (die neueren haben 512).

Nun hab ich aber für mein Heim-LAN noch ein paar Funktionen auf der Wunschliste, die man mit so einem langsamen Prozessor und so wenig RAM nicht mehr vernünftig umsetzen kann. Und weil’s für Raspberrys ja noch jede Menge andere Anwendungen gibt, sollte was anders her.

Ich hab mir ein Cubieboard 3 (auch als Cubietruck bekannt) gekauft.

Jo, ist schnuckelig.

War anfangs schwer zu bekommen, weil überall ausverkauft. Seit Anfang Januar hatte ich drauf gewartet, um dann endlich im Februar von einem deutschen Reseller die Wartelisten-Mail zu bekommen, dass sie jetzt ein paar haben. Leider saß ich gerade in einer Dauerbesprechung, die bis spätabends ging, und am nächsten Morgen, als ich eins bestellen wollte, waren die schon wieder ausverkauft.

Neulich hat’s dann aber geklappt und inzwischen scheinen die Dinger auch besser verfügbar zu sein, der Händler hat jedenfalls seither dauernd welche am Lager.

89 Euro hat das Ding gekostet, und dazu wird ein primitiv-„Gehäuse” aus drei Plexiglas-Scheiben mitgeliefert, in das man noch eine Festplatte einbauen kann, das aber seitlich offen ist. Deshalb habe ich mir für 11 Euro noch das neue schwarze geschlossene Gehäuse dazu gekauft und für 8 Euro ein USB-Netzteil, das mehr als 2 A liefert. Dazu kamen noch 27 Euro für eine schnelle 32GB Micro-USB-Karte und eine wertmäßig jetzt schlecht einzuordnende 2,5-Zoll-Festplatte, die beim letzten Notebook-Aufmotzen übrig geblieben ist. Also rund 135 Euro + Restfestplatte.

Dafür bekommt man einiges, was der Raspberry nicht hat. Einen A20-Prozessor, 2 GB RAM, dazu WLAN und Bluetooth schon onboard, außerdem digitale Sound-Schnittstelle, Akku-gepufferte Echtzeituhr (was beim Raspberry aufgrund NTP allerdings auch nie ein Problem war), 8G NAND-Speicher onboard, IR-Empfänger, Ein-/Ausschalter, Reset-Taste, GBit-Ethernet, drittes USB. Und eine SATA-Schnittstelle für Festplatten und SSDs (was bei meinem Raspberry ein 128GB-USB-Stick erledigte, zwar langsamer, aber auch effektiv). Ausgeliefert wird es mit einem Android im NAND. Und das schwarze Gehäuse ist auch schnuckelig und passt genau. (Allerdings mit Soft-Lack auf samtig gemacht, was ich seit den nicht so guten Erfahrungen im Kamerabereich nicht mehr so mag, aber vermutlich muss das Ding auch nicht mehr als 3-5 Jahre halten.)

Ich halte das gegenüber einem Raspberry – je nach Anwendung – für das bessere Angebot. Denn beim Raspberry ist man auch mit knapp 40 Euro dabei, dazu kommen ebenfalls noch Netzteil, Gehäuse, Speicherkarte. (Wobei beim Cubie ja ein Minimal-Pseudogehäuse schon dabei ist, was für Experimentalaufbauten auf alle Fälle reicht.) Außerdem dann eben WLAN-Sticks und Bluetooth-Sticks, die auch auf zusammen mindestens 25 Euro rauslaufen und dazu die USB-Ports belegen. Man kommt also fast in die gleiche Preisregion, hat aber weniger dafür.

Die Installation eines Raspbian (=Debian) für Raspberry ist trival, Image runterladen, auf Karte pumpen, los geht’s.

Für den Cubie gibt’s ebenfalls fertige Images, sogar Lubuntu (auf Raspberry läuft Ubuntu nicht, weil die für eine neuere Version der ARM-Architektur compilieren), aber so zu meiner Zufriedenheit läuft das noch nicht. Bootet zwar an, aber bleibt dann irgendwo mittendrin hängen und ich habe gestern noch nicht herausgefunden, wo und warum. Allerdings passt es mir auch nicht, mir fertige Images runterzuladen. Mir wäre es lieber, mir meine Boot-Medien (in diesem Fall SD-Karten) direkt selbst aus den Ubuntu-Repos zu generieren.

Und da ist die Wissens- und Documentationsbasis verdammt dünn. Zwar gibt es jede Menge Webseiten, die beschreiben, wie man Ubuntu auf Cubietruck bekommt, aber die schreiben alle das gleiche: Diese tar-Archive von da und da runterladen und auf der Karte auspacken. Wie die zustandekommen, wer die macht und wie man die dann aktualisiert (oder ob sie überhaupt aktualisiert werden) ist unklar.

Deutlich lieber wäre es mir, mit einem debootstrap ein Ubuntu-Grundsystem zu produzieren, was auch problemlos funktioniert, aber eben den Kernel, die Module dazu und den Bootcode noch nicht enthält. Für diese drei Teile bräuchte man einen klaren, nachvollziehbaren, aktualisierbaren Produktionsweg und nicht „Lade mal im Internet irgendwo das …tar.gz runter und packe es aus”.

Ubuntu unterstützt zwar von Hause ARM-Architekturen (auch nicht so ganz klar, ob die ARM-Variante wirklich von Ubuntu oder nur einigen Begleitadmins gemacht wurde, weil die nicht in den offiziellen Repos mit drin liegen, sondern unter „Ports” verwaltet werden) und sogar einige der kleinen Boards. Aber in den Repositories finden sich derzeit nur Kernel für Beagleboard, Pandaboard, Wandboard, aber eben nicht Cubieboard. Vielleicht wäre da mal eine Standardisierung nötig und nicht das 57. XXXBoard.

Natürlich ist mir klar, dass es auch kleine stromsparende Mini-PCs mit normaler 86-Architektur gibt. Ich habe sogar einen, aber dessen Lüfter nervt inzwischen auch. Das ist der springende Punkt: Lüfter. Und der braucht deutlich mehr Strom, müsste mal messen, aber so zwischen 10 und 20 Watt. 15 Watt sind bei Dauerbetrieb im Jahr auch 131 kwH also ungefähr 30 Euro, was nach 3 Jahren durchaus so ein Board amortisiert, von der fehlenden Geräuschkulisse mal abgesehen. Aber man ist ja auch Mann, Spielkind und Early Adopter. Außerdem gefällt es mir, mal was anderes als den Intel-Einheits-Kram zu haben, zumal mir die verkorkste x86-Architektur so auf den Wecker geht, dass ich mit deren Einführung das Assembler-Programmieren aufgegeben habe, das mir früher so viel Spaß machte. Ich habe drei Bücher über x86-Assembler, und bei manchen Befehlen können sie sich alle drei nicht einigen und schreiben verschiedene Bedeutungen. Außerdem erscheint mir das alles wie das große Gegenteil von orthogonal und erinnert mich zu sehr an 8080/8085/Z80. Oh, nichts gegen Z80, den habe ich geliebt, weit mehr als 6502. Aber irgendwie ist das 30 Jahre her. Und Sparc, Power, 68000, 56001 und T800 hatten in meinen Augen allesamt schöne, halbwegs orthogonale Befehlssätze, während mir x86 wie ein planloses Durcheinander von Kraut und Rüben vorkommt, bei dem man sich kaum merken kann, welcher Befehl denn nun welche Adressierungsarten unterstützt. Nee.

Allerdings ist mir nicht entgangen (ich hab ja schon mehrfach drüber gebloggt), dass manche Hersteller jetzt ganz kleine PCs bauen, etwa Intel NUC oder Gigabyte Brix, beide eher so im Nachlauf hinter Apples Mac Mini. Eigentlich finde ich den Mac Mini davon noch am besten (zumal der zwei Festplatten packen kann), aber generell bin ich von den großen Standard-PCs weitgehend abgekommen. Eigentlich will ich so ne Kiste nicht mehr haben, weder auf- noch unter dem Tisch. Platten in den zentralen Server, und kleine, leichte, platz- und stromsparende Mini-PCs zum Arbeiten. Gerne auch mit Notebook-Technik drinnen. Genau das machen ja diese neuen kleinen PCs.

Und mir ist auch aufgefallen, dass Intel neuerdings den billigsten NUC für um die 129 Euro anbietet, allerdings als Barebone, man muss also RAM und Speicher noch nachrüsten. Wobei das so ne Sache ist. Bei manchen der NUCs passen nur noch die neuen mSATA-SSDs, was ja wieder teuer ist. Dem Billig-NUC haben sie aber ein zwar weniger hübsches, aber dickeres Gehäuse spendiert, in das eine gewöhnliche 2,5-Zoll-SATA-Platte oder SATA-SSD passen.

In der aktuellen c’t haben sie das Ding getestet, und 190 Euro ausgegeben (125 für den NUC, 35 Euro für ne Festplatte, 20 Euro für RAM, ergibt bei mir eigentlich 180, aber sie schreiben „ab 125 Euro” und vielleicht kam noch Versand dazu). Leider schreiben sie nicht, wieviel RAM sie da haben, ich würde mal 4GB unterstellen. Also auch nicht viel teurer als der Cubietruck, dafür dann mit doppelt so viel RAM (und potentiell wohl auch mehr), ebenfalls WLAN, Bluetooth, Ethernet, IR, SATA, aber zusätzlich noch USB 3.0. Allerdings ist dieser Billig-NUC auch schnarchlangsam, sie sehen ihn auf dem Niveau eines E-350 (wobei ich mal einige Zeit mit einem E-350 gearbeitet habe, für normale Desktop-Anwendungen reicht’s eigentlich, auch wenn’s manchmal etwas zäh geht). Vermutlich aber auch mit einem A20 vergleichbar. Nur eben mit Potential zu mehr RAM.

Aber: Eben mit Lüfter. Sie schreiben zwar, dass sie nach einer Änderung im BIOS-Setup den Lüfter auf flüsterleise bekommen haben, aber Lüfter ist Lüfter.

Aber die Überraschung: Der NUC schluckt auch nur 6 Watt. Und ist eben ein Standard-PC.

Insofern müsste man sich schon überlegen, ob man statt der ARM-Boards nicht einen schnöden PC vom Schlage Billig-NUC einsetzt. Schnöde und mit Lüfter, aber dafür unproblematisch. Linux drauf und fertig.

34 Kommentare (RSS-Feed)

Name
23.3.2014 12:39
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“Bei manchen der NUCs passen nur noch die neuen mSATA-SSDs, was ja wieder teuer ist.”

Nicht nachvollziehbar. Die mSATA-Variante der Crucial m500 240GB ist ca. 3,-€ teurer als die SATA-Variante.
Und “wieder teuer” im Vergleich zu “ich nutze meine alte, gebrauchte, lahme und stromfressende HDD, anstatt mir eine neue SSD anzuschaffen” kann ja wohl kaum der Maßstab sein.


Hadmut
23.3.2014 12:45
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@Name: Lies mal meinen Text. Ich habe beschrieben, dass ich eine übriggebliebene 2,5-Zoll-Festplatte eingesetzt habe, die nur noch rumlag. mSATA-SSDs habe ich nicht einfach so rumliegen, die hätte ich kaufen müssen, und wäre damit deutlich über die 200 Euro hinausgeschossen. Was kostet meine SSD mit mindestens 320 GB wie jene Festplatte?

Da rentiert sich die Stromersparnis erst mal nicht so schnell.


Hadmut
23.3.2014 12:51
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2,5-Zoll-Festplatten liegen im Stromverbrauch je nach Zustand zwischen 1 und 3, die schlechteren auch mal bei 4 Watt.

SSDs brauchen zwischen 0,3 und 1,5 Watt. Bei 3 Watt Ersparnis macht das im Jahr 26 kWh oder etwa 7,60 Euro Stromersparnis pro Jahr.

Das ist es mir nicht wert, dafür jetzt zwischen 100 und 200 Euro rauszukloppen um eine 256 GB SSD zu kaufen.


HF
23.3.2014 13:15
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Ist der Lüfter bei 6 Watt wirklich technisch unverzichtbar, oder kann man mit einem anderen Kühlkörperdesign auskommen? Vielleicht ist der Zwang zum Lüfter eine Designtradition, hervorgerufen durch einen Haftungsausschliss des Herstellers?


Hadmut
23.3.2014 13:20
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> Ist der Lüfter bei 6 Watt wirklich technisch unverzichtbar

Kommt auf den Rest an. Die Leistung sagt zunächst mal nicht viel. Du könntest mit 6 Watt ein ganzes Haus heizen – wenn es gut genug isoliert wäre. Kann durchaus sein, dass das Problem in der Packungsdichte liegt. Oder im Gehäusedesign.

Generell würde ein ordentlicher Kühlkörper das auch wegkriegen, aber der würde wieder kosten und das Design ruinieren.

Der Cubie braucht ja auch so um die 5 Watt und kommt ohne Lüfter aus. Hat aber sehr viele Lüftungsschlitze.


_Josh
23.3.2014 13:21
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Wg. RAM: Doch, das schreiben sie, in der Ergebnis-/ Messbox auf Seite 62 hat es, blau unterlegt, folgenden Text: “Messwerte mit SSD K25ß11 und 4 GByte DDR3L.”
🙂


Hadmut
23.3.2014 13:31
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@Josh:

Ah, danke!


Juergen Sprenger
23.3.2014 13:24
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Ich verwende ein APU-Board mit einer 16GB mSATA SSD und schalte das was ich sonst noch brauche aus der Ferne per WoL ein und nach Gebrauch wieder aus.

Habe das jetzt nicht explizit nachgemessen, aber der Verbrauch mit aktiviertem WoL sollte weniger als 1 Watt sein, also wenn es nicht gerade gebraucht wird deutlich weniger als eine 2,5-Zoll-Festplatte.


_Josh
23.3.2014 13:49
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@Hadmut: Gerne, und das “ß” sollte natürlich ein “-” werden — spiele und lerne gerade mit dem Tastaturlayout Neo2 herum, deshalb.
😉


ice_wizard
23.3.2014 14:58
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Und Sparc, Power, 68000, 56001 und T800 hatten in meinen Augen allesamt schöne, halbwegs orthogonale Befehlssätze, während mir x86 wie ein planloses Durcheinander von Kraut und Rüben vorkommt, bei dem man sich kaum merken kann, welcher Befehl denn nun welche Adressierungsarten unterstützt.

Unter x86 ergibt alles plötzlich Sinn, wenn man die Befehle oktal statt hexadezimal darstellt (was man leider nicht in der Intel- oder AMD-Dokumentation findet). Wenn man dies beachtet, ist x86 eine durchaus schöne Architektur. Details hierzu siehe

> http://reocities.com/SiliconValley/heights/7052/opcode.txt
oder die korrigierte Fassung
> http://www.dabo.de/ccc99/www.camp.ccc.de/radio/help.txt

Der Hauptkritikpunkt, der dann noch gegen x86 bleibt, ist, dass x86 nur wenige Register (jetzt mal von den Registererweiterungen, wie FPU-/MMX-Register bzw. SSE-/AVX-Register abgesehen) besitzt, was Compilerbauer ziemlich auf die Nerven geht (deswegen war es besonders zu DOS-Zeiten – aber auch dannach – gerade unter x86 so gut möglich hochkompakten Assemblercode zu schreiben, der Tricks (vor allem geschickte Register-Wiederverwendung über Funktionsaufrufe hinweg) ausnutzt, die kein Compiler hinbekam). Ist ja wirklich ekelhaft, wenn die wunderschöne Theorie über Graphenfärbung zur Register Allocation, weil sich x86 nicht an das Schema hält, nicht angewandt werden kann. 😉

Es sei angemerkt, dass die Performance-Nachteile, die sich aus wenigen Registern ergeben, natürlich längst beseitigt sind (Stichwort: Register Renaming).

Dieser Nachteil wurde mit x86-64 beseitigt – hier hat man 8 zusätzliche General-Purpose-Register (durch Abschaffung der inc-/dec-Befehle; diese dienen nun als Präfix (REX.****) für die Nutzung der neuen Register; wenn man sich die Codierung anschaut, dann weiß man auch sofort, welche Registerkombination der neuen Register mit welchem Befehl genutzt werden kann (was einige x86-64-Neulinge anfangs irritiert)), was 8 zusätzliche General-Purpose-Register ergibt; das sollte für den Anfang reichen (ca. 16 General-Purpose-Register benutzt auch ARMv7 auch; mit ARMv8 wurde es auf ca. 32 erhöht) und Compilerbauer zufriedenstellen.

TLDR bis hierher: die x86-Befehle oktal darstellen – dann ergibt alles einen Sinn und x86 mag dann zwar keinen Schönheitspreis gewinnen, aber steht auch nicht als wirklich hässlich dar.

Außerdem gefällt es mir, mal was anderes als den Intel-Einheits-Kram zu haben, zumal mir die verkorkste x86-Architektur so auf den Wecker geht.
[…]
während mir x86 wie ein planloses Durcheinander von Kraut und Rüben vorkommt, bei dem man sich kaum merken kann, welcher Befehl denn nun welche Adressierungsarten unterstützt.

Die ARM-Architektur ist auf ihre eigene Weise ziemlich verkorks. Vieles, was klassisch als Negativmerkmal von x86 charakterisiert wird (vor allem Wildwuchs; außerdem nicht immer auf den ersten Blick ersichtliche Logik, welche Befehlskombinationen möglich sind) trifft ebenso auf ARM zu.

Beispiel: auf den ersten Blick unlogisch, welche Adressierungsarten unter x86 mit welchem Befehl benutzt werden können. Da ARM RISC ist, wäre es ein Kunststück, wenn dieses Problem auf ARM bestände. Dafür ist es unter ARM nicht auf den ersten Blick logisch, welche Konstanten immediate in ein Register geladen werden können (hier verwendet ARM im Instruction Set einen vorgeschalteten Barrel Shifter – man muss sich erst einmal klar machen, welche Immediate Values hierdurch codiert werden können).

Beispiel: x87 (FPU) vs. SSE (SIMD, FPU) unter x86 (Wildwuchs). Ein analoges Problem gibt es unter ARM – hier hat man die selbe Eigenschaft mit VFP vs. NEON.

Beispiel: x86 hat (unelegante) variable length encoding, während bei ARM jeder Befehl 32 Bit hat. Blöd nur, dass ARM zusätzlich einen komplett eigenen Befehlssatz namens Thumb/Thumb-2 mit variabler Befehlslänge ausführen kann, der komplett anders codiert ist. Außerdem können viele ältere ARM-Prozessoren (ein dritter, zu den beiden anderen Befehlssätzen inkompatibel) Javacode in großen Teilen direkt auf der CPU ausführen (Jazelle). Letzteres wird in aktuellen ARM-Prozessoren meist weggelassen, da sich herausstellte, dass es keine Performance-Vorteile brachte.

Beispiel: ARM mag bis ARMv7 eine riesige Menge Wildwuchs angesiedelt haben, aber mit ARMv8 wurde zum Glück ordentlich aufgeräumt. Wurde aber mit x86-64 ebenfalls gegenüber x86.

Daher möchte ich damit abschließen, dass ich es für einen genialen Schachzug des ARM-Marketings halte, eine Architektur, die in dieser Hinsicht nicht sooo viel besser ist als x86 als in diesem Punkt total überlegen zu vermarkten (werf mir ruhig im Gegenzug vor, voll aufs Intel/AMD-Marketing reingefallen zu sein 😉 ).


Hadmut
23.3.2014 15:16
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> Unter x86 ergibt alles plötzlich Sinn, wenn man die Befehle oktal statt hexadezimal darstellt

Soviel Ahnung kannst Du mir schon zutrauen, dass ich das in Bitfeldern und oktal lesen kann. Das ist mir schon klar. Ich hab mal einen x86-Disassembler geschrieben. Gerade dabei bin ich aber wegen der vielen Sonderfälle, Fallunterscheidungen und Inkonsequenzen fast wahnsinnig geworden.

Das Problem von x86 ist eben, dass das seit Jahrzehnten immer irgendwie erweitert und dazugemurkst wird, um rückwärtskompatibel zu sein. Im Prinzip steckt da ja immer noch 8080 drin.


CBA
23.3.2014 15:05
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Habe hier eine alte Spielekonsole aus den 70er Jahren die mir Ruthe etwas aufgemotzt hat.
Das Ergebniss kann sich sehen lassen ;D
https://www.youtube.com/watch?v=GWGurHvB5xw&autoplay=1


Robert Sander
23.3.2014 15:54
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Ich habe grade eine Crucial SSD mit 256GB für ca 90€ bestellt und in meinen Latitude 13 eingebaut.

Erfahrungswerte hab ich noch nicht, das ist erst gestern abend passiert.


ice_wizard
23.3.2014 16:27
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> Unter x86 ergibt alles plötzlich Sinn, wenn man die Befehle oktal statt hexadezimal darstellt

Soviel Ahnung kannst Du mir schon zutrauen, dass ich das in Bitfeldern und oktal lesen kann.

Die Intel- und AMD-Ingenieure bekommen es auf jeden Fall nicht hin, dies in der Dokumentation zu erwähnen. 🙂


Hanz Moser
23.3.2014 16:28
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Ich kann das Problem mit den Linuxboards sehr gut nachvollziehen. Vor allem im Hinblick auf den Stromverbrauch.

Letzten Endes bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es für die paar Watt, die man sparen kann, nicht wert ist sich mit irgendwelchem ARM-Krempel herumzuschlagen. Auf etwa 10W kam man schon vor rund einem Jahr mit manchen von Intels Thin Mini ITX Boards (mit 19V Eingang) und einer Core (oder Pentium) CPU aus Generation 3. Natürlich war das deutlich teurer als ein Raspberry Pi. Wirklich davon abgehalten hat mich aber vor allem das Gefühl von Verschwendung.
Lüfterlos wird natürlich entweder schwierig oder teuer, geht aber auch.

Richtig interessant sind die ARM-Bretter eigentlich nur dann, wenn man die dort vorhandenen Formen von IO braucht, die normale PCs nicht haben, Wie I2C und Co. Deshalb hängt in meinem Heizungskeller auch ein Raspberry Pi und keine NUC.


Dr. Azrael Tod
23.3.2014 17:10
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nach schlechten Erfahrungen mit viel Softwarespaß auf meinem Toshiba AC100 (Tegra2-Kiste, die sind relativ modern, können aber z.B. kein NEON, RAM könnten die 1GB, aber die Dreckskiste hat nur 512M, Speicheranbindung? USB2 ist die “schnellste” variante, überhaupt hat man keinen Speicher im System mit dem man was anfangen könnte), hab ich ja ARM-Zeugs für selber mit software-bespieltes erstmal ziemlich aufgegeben.

Klar haben die Dinger “Potential”, aber Treiber-Unterstützung ist meist nicht vorhanden oder man muss sich bestenfalls irgendwelche Binärblobs ins System werfen die nur auf maueralten Linux-Kerneln überhaupt tun, RAM/Netzwerk/Festspeicheranbindung ist meist auch mangelware und alles was man an Anschaffungskosten spart, steckt man dutzendfach in Arbeitsleistung an Rumgefrickel wieder rein.
Bei so blödsinn wie Raspberry hat man dann noch den spaß dass die für Mediacenter-Sachen total unbrauchbar sind, weil die nur 1-2 Codecs in Hardware tun können und für alles andere in brauchbarer Auflösung und Software zu langsam sind (wenn man überhaupt binärblobs hat/haben will)

Momentan such ich ja wirklich noch nach einem gescheiten Bay-Trail Thin-Mini-ITX-Brett (ziemlich ähnliche Hardware hab ich ja jetzt schon in meinem Asus T100, ich bin begeistert). Das wäre auch sparsam, kann mehr, kostet dann halt 50€ mehr und ich hätte ruhe. Vom Format her wäre das auch ideal, weil ich das einfach in mein bestehendes Shuttle X27D-Gehäuse werfen könnte, welches wirklich sehr hübsch und wohnzimmertauglich ist.
Ja nun… wenn mir jemand sowas verkaufen würde. Was momentan noch immer nicht passiert. :-/


Hadmut
23.3.2014 17:18
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> Momentan such ich ja wirklich noch nach einem gescheiten Bay-Trail Thin-Mini-ITX-Brett

War darüber nicht mal irgendwann in den letzten Wochen/Monaten ein Artikel in der c’t ?


Dr. Azrael Tod
23.3.2014 17:42
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> Momentan such ich ja wirklich noch nach einem gescheiten Bay-Trail Thin-Mini-ITX-Brett

War darüber nicht mal irgendwann in den letzten Wochen/Monaten ein Artikel in der c’t ?

keine Ahnung, ich lese so totes Holz kaum noch.
Es ist ja auch nicht so als gäbe es die Dinger nicht. Ich könnte auf Anhieb ein halbes Dutzend Produktnamen auflisten (nein, nicht aus dem Kopf, aus einem Stapel Bookmarks) die ziemlich genau das sind was ich will.

Problem: die Kisten sind entweder nur angekündigt, werden nicht in .de verkauft oder sind anderweitig nicht erhältlich.
Vermutlich wieder ein typischer Fall von “versuch es in einem halben Jahr nochmal!”. :-/


Martin
23.3.2014 20:21
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Ich hab auch einen Cubietruck, bin recht zufrieden damit.
Stimme dir aber zu die Dokumentation könnte besser sein…

Ich hab eine Bootbare SD-Karte per debootstrap nach dieser Anleitung gemacht:
http://linux-sunxi.org/Bootable_SD_card
das ist auch von hier verlinkt :
http://docs.cubieboard.org/tutorials/ct1/installation/install_lubuntu_desktop_server_to_sd_card.

Man muss halt immer noch mit dem bootloader und dem Kernel aus dem tgz-Image leben, aber zumindest das Filesystem ist dann ein echtes Debian/Ubuntu ohne das jemand dran rumgemacht hat.

Viele Grüße,

Martin


Michael
23.3.2014 21:29
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Ist das nun die neue Mode: 6 Watt und ich rette die Welt ? Jeder wie er es braucht. Auf meinem Intel D2700MUD (lüfterlos) mit 8 GB Ram laufen unter esxi 5.x 4 vms – parallel. Wie sich die Leute quälen – scheint zur Arm-Religion zu werden.


Hadmut
23.3.2014 21:56
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> Ist das nun die neue Mode: 6 Watt und ich rette die Welt ?

Quatsch.

Aber ich suche

  1. Erstens etwas, was in der Anschaffung meinen Geldbeutel schont
  2. Zweitens etwas, was im Betrieb meinen Geldbeutel schont
  3. Drittens etwas, was im Betrieb leise ist und meine Nerven schont
  4. Viertens etwas ohne bewegte Teile

Der Raspberry mit USB-Stick erfüllte auch viertens, die Festplatte jetzt nicht so ganz. Kommt aber nahe dran.


Joe
23.3.2014 22:50
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Die ARM-Bretter sind für die gebotene Leistung schlicht zu teuer und der Hauptgrund dafür ist, daß sie gerade ziemlich hip sind. Die Himbeere sollte ja ursprünglich auch mal 20 Dollar kosten, bevor sich Millionen da drauf gestürzt haben.

Das Problem mit den nicht kaufbaren ITX-Brettern liegt vor allem daran, daß der PC-Selbstbau-Bereich mittlerweile tot ist. Barebones sind aber günstig zu bekommen. Für knapp über 100 Euro gibt es schon welche mit Ivy-Bridge-Celeron 1007U, der Kreise um alle ARMs und Atoms rennt.

Das Lüfterlärmproblem behebe ich bei den Teilen, indem ich die CPU fest untertakte.


Hadmut
23.3.2014 22:53
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> Die Himbeere sollte ja ursprünglich auch mal 20 Dollar kosten, bevor sich Millionen da drauf gestürzt haben.

Das kleinere Modell liegt ja auch in dieser Größenordnung, für das galt die Ansage. Es kauft nur keiner. Es nimmt jeder das größere.


Andy
23.3.2014 23:03
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Beaglebone auch angeschaut gehabt? Läuft hier klaglos mit nem debian für nahezu denselben Anwendungszweck bei Dir (watchdog übers Heimnetzwerk remote login cactus für statistiken usw).

http://beagleboard.org/Products/BeagleBone%20Black


Hank
24.3.2014 0:47
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Hab hier gute Erfahrungen mit Zotac-Boards auf Atom-basis, kein Lüfter. Fit-PC stellt übrigens auch NUC-ähnliche Dinger her, passt für mich nicht weil ich aus Prinzip überall RAID-1 fahre und deswegen 2 SSD slots brauche. Deswegen Standard-Mini-ITX-Gehäuse.

Was “ARM aber mehr als Raspberry” war ich lange Zeit IONICS-Kunde (z.B. Stratus), die können aber immer noch kein aktuelles Debian liefern. Nun bin ich mit den neueren Miraboxen (v2.0) sehr zufrieden. Werden offiziell vom Linux-Kernel (mainline) unterstützt und kommen jetzt sogar mit Dual-Band (5GHz) WLAN daher. Das WLAN kann man auch austauschen weil PCIe-Slot — ich hab’s ausgetauscht um Dual-Band “aktiv” (als AP) zu bekommen, das eingebaute WLAN konnte nur passive (Client).


bassdart
24.3.2014 1:04
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@Dr. Azrael Tod
Zumindest ein aktuelles Bay-Trail Mini-ITX Board ist ja mittlerweile tatsaechlich in .de lieferbar:
http://geizhals.de/gigabyte-ga-j1900n-d3v-a1070252.html?t=alle&plz=&va=b&vl=de&v=k

OK, bei dem einen wird das wg. 2x GBit-Netz gut passen, beim anderem wg. fehlendem HDMI wieder nicht 😉


Dr. Azrael Tod
24.3.2014 10:01
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@Dr. Azrael Tod
Zumindest ein aktuelles Bay-Trail Mini-ITX Board ist ja mittlerweile tatsaechlich in .de lieferbar:
http://geizhals.de/gigabyte-ga-j1900n-d3v-a1070252.html?t=alle&plz=&va=b&vl=de&v=k

OK, bei dem einen wird das wg. 2x GBit-Netz gut passen, beim anderem wg. fehlendem HDMI wieder nicht 😉

Naja, ich bin auch kein großer Freund von Gigabyte und HDMI ist für mein Mediacenter in der Tat ein Muss.

Aber ich hab’ gestern auch nochmal meine Wunschliste abgeklappert und eins gefunden welches man jetzt doch endlich kaufen kann.
http://www.amazon.de/dp/B006RKQRUE

…da werd’ ich demnäxt wohl doch nochmal Geld ausgeben. 🙂


euchrid eucrow
24.3.2014 14:44
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Michael
24.3.2014 15:54
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>Zweitens etwas, was im Betrieb meinen Geldbeutel schont
Ich sehe den Zweck des RaspIs eher in seinen GPIO Anschlüssen. Das hat ein normaler x86 nicht. Da läßt sich viel ansteuern, messen, experimentieren. Als reinen Server – naja.

> Drittens etwas, was im Betrieb leise ist und meine Nerven schont
Das ist ein Muß-Kriterium. Zur Not alles in einen recht dichten 19″ etc. Schrank rein oder eben örtlich in die Ferne verlagern. Spätestens mit einer NAS und Sommer ist es mit der Ruhe relativ vorbei.

So ein NUC ist aber ein interessantes Teil. Mit bischen Bastelei kann man wohl auch vmware esxi darauf betreiben. Datenspeicher läßt sich wohl auch von der NAS einbinden und von USB wird gebootet. Hier teilt sich dann der Stromverbrauch auf die Anzahl der VM auf. Statt vieler ARM-Dinger sehe ich den Sinn eher in Richtung Virtualisierung. Da lassen sich auch Regeln zum Resourcenverbrauch einstellen, vms einfach weg sichern, snapshots erstellen – zurück spielen usw. Und man hat x86 und kann jedes OS wie gewohnt installieren. Mit einer einigermaßen schnellen NUC und 8 GB Ram können da bestimmt 10 vms parallel arbeiten – also für den Hausgebrauch.


Striesen
24.3.2014 16:29
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OT: Politikerin und Vollblutwissenschaftlerin

Die WELT bringt sie uns näher:
http://www.welt.de/print/welt_kompakt/webwelt/article126110045/Expertin-fuer-Mensch-und-Maschine.html

Es beginnt mit der “speisenden Quelle”:
“Frau Joost, wo sehen Sie die Schnittstelle Ihrer Arbeit als Designforscherin und “Digital Champion” der Bundesregierung für die digitale Agenda?
Gesche Joost:
Das ist das Spannende für mich. Ich bin ja nicht allein Politikerin, sondern Vollblutwissenschaftlerin. Was ich als Wissenschaftlerin erforsche, ist die Quelle, aus der ich Strategien für die vernetzte Gesellschaft speise.”
und endet mit ihren Heizdecken:
“Eine Gruppe junger Frauen konzipiert in unserem Lab interaktive Textilien. Sie entwickeln ihre Ideen gemeinsam mit Demenzkranken und Schlaganfallpatienten. Die Frauen können programmieren, entwerfen die Schaltkreise und ein Design – und davon bin ich begeistert.”

Unglaublich.


Hanz Moser
24.3.2014 19:04
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@ Michael
Die GPIOs sind für mich die Enttäuschung am Pi. Nur sehr wenige und gar keine Analogen. Da ist ein BeagleBone die deutlich bessere Wahl.

Und ESXi läuft auf einer Menge von Rechnern. Bei der NUC könnte es nur sein, dass man einen inoffiziellen Treiber für den LAN Anschluss braucht. Ansonsten kann ich aber bestätigen, dass das grundsätzlich so funktioniert. Mein ESXI ist zwar noch ein miniATX Brett mit mehr RAM, aber bootet von USB und bekommt allen Speicher per NFS.

Nur das mit 10VMs auf 8GB halte ich für sehr optimistisch. 16GB dürfen es da schon sein.
Je nach dem wie stark die ausgelastet sind wird die NUC auch laut. Da ist evtl. eine größere Maschine besser – und nicht mehr teurer, wenn man bspw. eines der lüfterlosen Gehäuse für die NUC mit einrechnet.


Mishi
25.3.2014 16:28
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Habe mir zu Woche einen neueren NUC(V2) und dazu noch ein Passiv-Gehäuse von Akasa bestellt. Bin mit 350€ alles in allem dabei, geht eigentlich. Stromverbrauch sollte nicht über 7-9 Watt liegen im Schnitt, kommt halt drauf an, was drauf laufen soll.

Mein Kriterium war eben, dass es wegen Software eine Windows-Büchse sein musste -.- aber gut, dafür liege ich mit einem lüfterlosen Rechner mit akzeptabler Desktop-Leistung für Surfen und Office, Mini-Design usw. doch ganz gut…


Mishi
25.3.2014 16:29
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Nachtrag: bei dem passiven NUC-Gehäuse sind die Kühlwerte übrigens besser als mit der Lüfter-Variante von Intel.


Marvin
9.5.2014 19:22
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Ich finde die NUCs auch sehr spannend – gerade als Streaming-Client wären sie ideal, nachdem unter Windows alle Streaming-Dienste funktionieren. Als Zuspieler verwende ich einen Cubietruck, da der DVB-C-Anschluss unglücklich in der Wohnung liegt:
https://www.kadder.de/2014/01/cubietruck-tvheadend-bittorrent-sync/