Bundeswehr
Gut möglich, dass die derzeitige Politik die Bundeswehr dauerhaft verhunzt. [Nachtrag]
Vor ein paar Tagen ging ja durch die Presse, dass Ursula von der Leyen die Fitnessanforderungen für die Tauglichkeit bei der Bundeswehr herabsetzen will. Die bekommen nicht genug Zulauf, seit man nicht mehr hingehen muss. Die Formulierungen dazu waren freilich verräterisch, siehe Telepolis und SPIEGEL:
Um nun für mehr Personal zu sorgen, sollen die Voraussetzungen für die Tauglichkeit überprüft und ggf. verändert werden. Der moderne Soldatenberuf erfordert, so die Begründung, nicht mehr von allen bei der Bundeswehr beschäftigten Soldaten die gleiche körperliche Fitness. Vielmehr seien andere Aspekte wichtig, z.B. “die Fähigkeit zum vernetzten Arbeiten, soziale Kompetenzen, eine moderne Unternehmenskultur und ein ausgeprägtes Technikverständnis”.
Wichtiger als die reine körperliche Belastbarkeit könnten schon bald andere Fähigkeiten werden. “Da müssen wir eher danach gehen, was eigentlich eine moderne, hochtechnisierte Armee braucht”, so die Ministerin. Fitness sei immer gut, eine moderne Armee brauche aber ebenso die Fähigkeit zum vernetzten Arbeiten, soziale Kompetenzen, eine moderne Unternehmenskultur und ein ausgeprägtes Technikverständnis. “Für Menschen, die das bei der Bundeswehr einbringen wollen, dürfen wir nicht unnötige Hürden aufbauen.”
Was ja kaum verholen der feministischen Rhetorik von den weiblichen Stärken entspricht, vom „ausgeprägten Technikverständnis” mal abgesehen. (Es ist schon absurd, dass der Feminismus durch Informatikprofessorinnen fordert, sogar die Informatik zu enttechnisisieren, von dem ganzen technischen Computerkram zu befreien und sie auf Sozialgefasel zu reduzieren, damit auch Frauen Informatik studieren können, während bei der Bundeswehr angeblich ein „ausgeprägtes Technikverständnis” wichtig sei, weil/obwohl/während man den Frauenanteil erhöhen will. Die behaupten auch immer gerade das, was im Moment opportun erscheint.)
Hört sich danach an, dass man zweierlei Anforderungen stellen will. Hohe Fitnessanforderungen für die kämpfende männliche Truppe, und niedrige für Frauen, die die Bundeswehr als Versorgungsgeber und Sozialevent auffassen. Warum sollte es da anders als an den Universitäten sein?
Der interessante Punkt ist aber ein anderer. Der Umbau der Bundeswehr zum Karriere- und Geldgeber beruht auf der Annahme, dass wir hier keine Landesverteidigung mehr brauchen und nur noch aus politischen Gründen und zur Unterhaltung in andere Länder gehen, dort plakativ mit Tarnfleckenklamotten, Kampfstiefeln, Plastikhelm und einer Leichtknarre, die eh nicht so weit und so genau schießt, bisschen rumpspazieren, Deutschland hilft, und hie und da mal ne Vergewaltigung verhindern. Morgenmagazin-Kompatibel. Nebenbei kann ZDF-Mona Lisa noch über das Lagerleben berichten.
In der ZEIT ist ein Artikel erschienen, in dem genau das in Frage gestellt und die Vermutung geäußert wird, dass wir doch irgendwann wieder eine Landesverteidigungsarmee brauchen, wenn sich der Ost-West-Konflikt wieder aufschaukelt. Wäre das der Fall, ständen wir völlig auf verlorenem Posten mit dieser Alimentierten-Armee.
Wobei sich durchaus die Frage stellt, welche Fitnessanforderungen tatsächlich gebraucht werden. Als ich bei der Bundeswehr war (1985/1986), orientierte sich die Bundeswehr bei Organisation und Ausrüstung noch verblüffend eng an der Wehrmacht. Inzwischen hat sich viel geändert.
Vermutlich braucht man heute tatsächlich nicht mehr nur die topfitten Soldaten, denn wenn man sich anschaut, wo derzeit die Kriege stattfinden, sind das alles keine Rambos. Und die tragen ihren Krempel auch nicht mehr ewig weit (wobei ich mir das in den Bergen Afghanistans allerdings durchaus noch vorstellen könnte). Aber was halt fehlt, ist doch der Wille, „Kampfsau” zu sein und nicht nur Turnbeutelvergesser. Gerade wenn man sich die Übernahme der Krim durch die Russen anschaut, wird das deutlich. Richtig gekämpft wurde da nicht und kaum geschossen. Die sind da halt einfach martialisch aufgetreten und die anderen haben sich überlegt, ob sie oder ob sie nicht. Und das können wir mit der Bundeswehr gar nicht mehr. Welche Chance hätte eine Armee nach diesem neuen deutschen Strickmuster gegen die russischen Besatzer gehabt?
Nachtrag: Die WELT schreibt gerade, dass sie meint, dass von der Leyen mit ihrem »Management by Terror« und ihrer Beratung durch Fachfremde gerade vor die Wand fährt.
14 Kommentare (RSS-Feed)
Einige Vorraussetzungen sind aber auch Blödsinn. Z.B. kann man noch so fit und trainiert sein, solange man nicht mindestens einen zu 100% funktionsfähigen Hoden hat ist man untauglich.
Bei meiner damaligen Musterung sorgte meine Kurzsichtigkeit dazu, dass ich laut Formular keine Bildschirmarbeiten durchführen darf.
Und bei den Geschichten den meine damaligen Mitschüler nach dem Wehrdienst erzählt haben, da sollte man definitiv die geistigen Fähigkeiten etwas höher als die körperlichen Bewerten.
> Der interessante Punkt ist aber ein anderer. Der Umbau der
> Bundeswehr zum Karriere- und Geldgeber beruht auf der Annahme,
> dass wir hier keine Landesverteidigung mehr brauchen und nur
> noch aus politischen Gründen und zur Unterhaltung in andere
> Länder gehen, […]
Das dürfte auch der Fall bleiben, zumindest wenn man die klassische Landesverteidigung meint. Seit der Auflösung des Warschauer Paktes hat sich die NATO mangels Verteidigungsaufgaben in eine Söldnerbande transformiert. Es ist nur konsequent, dass auch die Bundeswehr keine Wehrdienstarmee mehr ist, denn Wehrpflichtige in fernen Ländern verheizen kommt in der Heimat bekanntlich nicht gut an, wohingegen die Mittel- und Oberschicht bei Berufssoldaten nicht so empfindlich ist, weil die eigenen Kinder meist nicht betroffen sind. Aus dem gleichen Grund kann sich eine Berufsarmee auch mehr Spezialisierung leisten, weil sich dann niemand über Soldaten verschiedener Klassen aufregt. Den Rest erledigt die Technik. Ob der am Simulator ausreichend geschulte Drohnenpilot Übergewicht hat, ist dann nicht weiter wichtig.
Allerdings hatte ich bei meiner Musterung in 1984 auch nicht den Eindruck, dass man bei Wehrpflichtigen besondere Ansprüche hat. Ich hatte Hepatitis und (mehrfache) Malaria im Angebot, habe bei den Kniebeugen darauf geachtet, beinahe umzukippen und habe beim Hörtest rechts gewartet, bis es unangenehm laut wurde. Ergebnis: T2 wegen Brille.
Ich hoffe aber, dass es bei Berufssoldaten anders gehandhabt wird. Zumindest konnte ich damals beim Fußballspielen feststellen, dass die bei britischer Berufssoldaten noch etwas besser war als bei deutschen Abiturienten.
Korrektur:
Zumindest konnte ich damals beim Fußballspielen feststellen, dass die Fitness bei britischer Berufssoldaten noch etwas besser war als bei deutschen Abiturienten.
Ich bin dringend dafür die Wehrpflicht, bzw die Dienstpflicht wieder einzusetzen. Aber diesmal gerecht.
Will heissen: Alle jungen Deutschen (nicht nur die Männer) werden gemustert und an alle möglichen sozialen Dienststellen (wie Zivis früher), die Feuerwehren, THW, Katastrophenschutz usw verteilt. Alle die zum Bund wollen bewerben sich schriftlich und die besten werden rausgepickt (geistige/körperliche Eignung). Also quasi OptIn statt wie früher OptOut über die KDV Schiene.
Das wäre eine gerechte und sinnvolle Nutzung. Im sozialen Bereich brennts seit die Zivis weg sind, es werden wirklich sinnvolle Dinge getan, es werden alle ungeachtet von Geschlecht usw gleich behandelt, es gibt niemanden mehr der mangels Bedarf nicht gezogen wird (Wehrgerechtigkeit)…
Was meint ihr wie die Femen wohl geifern würden, wenn man sie mal wirklich emanzipiert… Oder gleichstellt…
Welche Chance hätte eine Armee nach diesem neuen deutschen Strickmuster gegen die russischen Besatzer gehabt?
Mein Spiess so um die 1973 meinte:”Die Russen erschlagen euch mit der Arbeitsmütze.”
[…] Zensursula hält die Klappe nicht. Ich aber auch nicht. Hadmut Danisch auch nicht. […]
Ich glaube bei den Marines war es so, dass jemand der körperlich nicht leistungsfähig genug ist vor der Allgemeinen Grundausbildung erstmal in ein Ertüchtigungsprogramm kommt, bei Bedarf mehrere Monate, bis er fit genug ist. Das ist der richtige Weg.
Aus dem Artikel:
“[…]die Absicht der Verteidigungsministerin, durch externe Spezialisten einer Unternehmensberatung Risikoanalysen von Großprojektmanagement und die Durchleuchtung von Strukturen und Prozessen in der Beschaffung erarbeiten zu lassen[…]”
Ob diese Spezialisten vielleicht herausfinden, dass einfach mehr Frauen in dem Bereich das Sagen haben sollten? Wer weiß schon, was diese Spezialisten da tatsächlich “untersuchen” sollen. Sicher ist doch nur, dass sie auf jeden Fall die Ergebnisse bekommen werden, die Ursel ihnen vorgibt.
Also 1985/85, war das nicht die Zeit, ab der Befehle mit dem Wort ‘Bitte’ einzuleiten waren? 😉
Ich habe mir kürzlich die digitalisierte Version einer Reportage über eine Übung besorgt an der ich 1977 selbst teilgenommen habe. Das war damals eine der Einheiten in der das spätere Heeresmodell IV erprobt wurde.
Und ich muss sagen, wenn man sich die Reportage ansieht ist das ein ziemlich harter Realitätscheck im Vergleich zu dem was man noch zu erinnern vermeint. So wirklich topfit waren auch nicht alle und das lief noch unter dem Motto ‘Staatsbürger in Uniform’.
Und schon damals ging es weiter oben mehr darum für den Karriereerfolg gut auszusehen als um tatsächliche Leistung und dass das Material funktioniert. Das war da eher zweitrangig, und bisweilen wurden die Kisten auch schon mal mit dem Bergeleo in die Stellung geschleppt damit die Statistik stimmt.
Eingeweihte wissen sicher noch was die Begriffe Prüfstufe C und Paragraph 78 bedeuten.
Wenn die jetzt tatsächlich wieder Wehrpflicht einführen und auf Landesverteidigung machen wollten würde das mehrere Jahre dauern und enorme Kosten mit sich bringen. Ausbilder, Unterkünfte, Material, Logistik. Das kann man zwar über Jahrzehnte recht einfach zusammenstreichen und sparen. Um das aber zum Beispiel wieder auf den Personalbestand von 1977 zu bringen ist da schon einiges an Aufwand erforderlich.
Ganz abgesehen davon, dass es beim heutigen Zustand der Bananenrepublik schwierig werden dürfte Wehrpflichtige zu irgendetwas zu motivieren. Also für Muttis und Flintenursels neuen Dienstwagen würde ich jedenfalls keinen Finger krumm machen.
> Also 1985/85, war das nicht die Zeit, ab der Befehle mit dem Wort ‘Bitte’ einzuleiten waren?
Also da bin ich mir *ganz* sicher, dass »Bitte« damals nicht zum regulären Vokabular zählte. Da sind mir ganz andere Sprüche in Erinnerung.
“…und auf Landesverteidigung machen wollten…”
Das will niemand.
Die Bundeswehr soll für Auslandseinsätze reif gemacht werden.
Dafür braucht man eine Luftwaffe, (leichte) Marinestreitkräfte und “irgendwelche” Heeressoldaten: Letztere dürften sowieso nur noch gegen DrittWelt-Länder eingesetzt werden.
Selbst der BW-Einsatz im Inland scheitert:
https://de.tv.yahoo.com/blogs/tv-kritik/schlag-den-raab-soldatin-im-show-gefecht-blamiert-061828845.html
Das betrifft doch alle, nicht nur die nicht-kämpfenden, sonst wärs kein Problem. Obwohl, die nicht-kämpfenden sind bei der Bundeswehr eh alle, 10.000 sollen einsatzfähig sein (Zielvorgabe), Rest nicht. Die Bundeswehr ist eh schon dauerhaft verhunzt, war sie von Anfang an, das macht den Kohl nicht mehr fett.
Gestern bei Schlag den Raab: Raab (Kriegsdienstverweigerer, 100 kg+, Kondition ist seine schwache Seite) hat noch nie gegen einen Bundeswehrsoldaten verloren. Gestern Kombination aus Frau und Bundeswehrsoldat. Sie hatte Angst vor einem Ball, die will ich nicht sehen wenn der Feind anrückt. Wissen hatte sie nur, wo es um Schauspieler aus amerikanischen Frauenserien und sowas ging. Beim Schießen hat Raab sie geschlagen, nicht mal das lernt man mehr bei der Bundeswehr, und die ganze Sendung hat er so früh gewonnen, dass er sogar vor der normalerweise zu knappen Zeitvorgabe fertig war und sie eine halbe Stunde Konserve senden mussten, bis die nächste Sendung anfing.
Hadmut, das ist ja nicht neu. Schau dir mal die Einstellungsvoraussetzungen bei der Joint Cyber Reserve der Briten an. Da wird auch nur eingeschränkte Tauglichkeit (verglichen mit den echten Fightern) gefordert: https://www.gov.uk/government/organisations/joint-forces-command/about/recruitment
Der Faulheit halber quote ich aus einem eigenen Artikel:
Ein weiteres interessantes Beispiel ist Großbritannien, das seit September 2013 rund 600 Millionen Euro in seine “Joint Cyber Reserve” investiert. Hunderte von Computerexperten werden angeheuert, um wichtige Computernetzwerke zu schützen und lebenswichtige Daten zu sichern, aber auch Angriffszenarios zu entwickeln. Die Einstellwilligen müssen dabei nicht den Fitness-Kriterien entsprechen, die für kämpfende Truppen gelten; das Angebot richtet sich auch an ausscheidende Soldaten und Reservisten mit sehr guten IT-Kenntnissen. Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond erklärte, die Aufstellung der “Joint Cyber Reserve” sei genauso bedeutsam wie der Wechsel von der Kavallerie zu Panzern im Ersten Weltkrieg.