Ansichten eines Informatikers

Man merkt, dass man alt wird…

Hadmut
21.4.2014 16:56

…wenn man beim Aufräumen in seiner Werkzeugkiste Werkzeug findet, das heute schon lange nicht mehr verwendet wird.

Gerade gefunden: Abstimmschlüssel.

Im Prinzip nichts anderes als lange dünne Schraubendreher aus Kunststoff, meist Nylon. Vorne mit 6- oder 4-Kant Inbus oder wie ein flacher Schraubenzieher.

Hat man früher verwendet, um die Abstimmkreise in Empfängern und Sendern einzustellen. Das waren so kleine Spulen, entweder als Spulen sichtbar, oder in kleinen Blechgehäusen versteckt, in denen man Ferritkerne rauf- und runterschrauben konnte, um deren Impedanz einzustellen. Die Ferritkerne hatten dazu oben einen Kopf wie eine Schraube, also Schlitz oder Inbus. Mit normalem Metallwerkzeug konnte man die nicht einstellen, weil das Metall den Stimmkreis beeinflusst hat, sich also wieder alles änderte, wenn man den Schraubenzieher wegnahm.

Gab’s aber auch als Kondensator, der wie ein Zylinder aufgebaut war, dessen Platten alle nur einen Halbkreis darstellten. Die Platten waren abwechselnd fest oder an einer zentralen drehbaren Achse montiert. Je nachdem, wie man die Achse drehte, überlappten die sich mehr oder weniger, was die Kapazität änderte. Da konnte man auch nicht mit Metallschraubenziehern dran, weil die ebenfalls das Ergebnis beeinflussten.

Ich hab schon ewig keine Kreise mehr abgestimmt. Kann also weg. Gibt praktisch keine analog und diskret aufgebauten Geräte mehr.

Nachtrag 1: Ich hab noch was gefunden. Einen sogenannten „Anreibelöffel”. Na, ratet mal, was das ist.

Hat man verwendet, um Letraset-Buchstaben auf Papier oder Platinensymbole auf Platinen zu reiben, um sie zu ätzen. Hat man früher so gemacht. Entweder auf abenteuerliche Weise optisch auf fotobeschichtete Platinen oder eben indem man Letraset-Symbole und hauchdünnes Klebeband für die Leiterbahnen direkt auf Platinen geklebt und die ins Ätzbad gelegt hat. Ich hab mal mit Eisen-III-Chlorid so einen Braun-Gelb-Durchfall-farbenen Fleck in den Teppich gemacht, der nie wieder rausging.

24 Kommentare (RSS-Feed)

Kaiser
21.4.2014 17:03
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Inbus, nicht Imbus. 🙂


Kaiser
21.4.2014 17:04
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Inbus, nicht Imbus.


Hadmut
21.4.2014 17:14
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> Inbus, nicht Imbus.

Das hab ich mir noch nie merken können.


Hadmut
21.4.2014 17:16
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Werner
21.4.2014 17:44
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Wer Imbusschlüssel sagt, muss auch Regipsplatte sagen. 😉


energist
21.4.2014 18:07
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Äh!

Bitte nicht wegwerfen! Auch wenn Du das nicht mehr brauchst, Hadmut, es gibt viele Menschen, die noch mit analogem Equipment arbeiten und/oder selbiges reparieren. Funkamateure wie mich zum Beispiel. Und für ein paar dutzend Jahre auch noch Feuerwehrrn, DRK und DLRG. Und wirklich gute Abstimmbestecke gibt es heute (bezahlbar) nicht mehr, nur noch so nen schlechten Plastikkrempel.

Wenn Du also niemanden kennst, der das braucht, ich nehm’s gerne 😉

energist


Hadmut
21.4.2014 18:51
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@energist: Es ist schlechter, billiger Plastikkrempel, zudem verbogen und wenig stabil, gibt beim Drehen nach. Ich habe nur einen einzigen kleinen Abstimmschraubendreher, der aus irgendeinem Kunstharz und ganz hart ist, aber uralt und vergilbt ist, den behalte ich aber.


Hadmut
21.4.2014 18:52
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> Wenn Du also niemanden kennst, der das braucht, ich nehm’s gerne

*Seufz*

Ich hab’s aus der Mülltüte wieder rausgefischt… Wo soll’s hin?


Joe
21.4.2014 18:47
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Gibt praktisch keine analog und diskret aufgebauten Geräte mehr.

Leute, die Analogtechnik verstehen, werden in den USA inzwischen mit Gold aufgewogen. Und natürlich gibt es auch analoge Schaltungen noch, nur halt nicht mehr im alltäglichen Consumerschrott.


Radio Eriwan
21.4.2014 18:49
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ach warn das noch Zeiten….
Der Amtsschimmel würde wiehern -> Schraubendreher, Innensechskant, x mm, nichtleitend

PS: ist doch schon erstaunlich, wie so ein Fleck Eisen-III-Chlorid sich jeglichen Versuchen entzieht selbigen zu entfernen.

so long and thanks for all the fish


yasar
21.4.2014 19:06
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Wenn ich mal meine vielen Kisten aufräumen würde, würde ich sicher auch solche Teile “wiederfinden”. Ich habe früher (als Jugendlicher) auch gerne mal kaputte Radios und Fernseher auseinandergenommen und (oft funktioniernd) wieder zusammengesetzt. War sehr lehrreich.


Celos
21.4.2014 19:39
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Habe erst gestern einen “Abstimmschluessel” (genauer -schraubendreher) benutzt um meinen Oszilloskop-Tastkopf einzustellen Und das it sowohl ein neues Oszilloskop, als auch ein neuer Tastkopf.


michael
21.4.2014 20:06
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> Gibt praktisch keine analog und diskret aufgebauten Geräte mehr.

Na, eins langt ja, um das Werkzeug noch zu rechtfertigen…

Womit stellt man denn heute Oszi-Tastköpfe nach?


quarc
21.4.2014 22:59
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Warte ab bis Dir ein Jugendlicher im Bus oder in der Straßenbahn seinen Sitzplatz anbietet. Erst dann ist das Ende nah.


Ebelyn
21.4.2014 23:02
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Das m ist wie das b ein ‘Verschlusslaut’, d.h. bei der Bildung beider kommen die Lippen zusammen. Deshalb spricht sich Imbus einfach besser aus… Da kaum jemand die Herkunft kennt, wird sich das wahrscheinlich durchsetzen. Bei Amazon findet sich das schon knapp 5000 mal darunter; für Inbus gibt es knapp 10000 Treffer. Bei duden.de ist es als ‘Inbus’ schon in der ‘Liste der rechtschreiblich schwierigen Wörter’.


Hadmut
21.4.2014 23:07
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> Das m ist wie das b ein ‘Verschlusslaut’,

Jetzt, wo Du’s sagst…


Hanz Moser
22.4.2014 0:11
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Als ich es gebraucht haette konnte ich mir ordentliches Werkzeug nicht leisten. Aber einen Roehrenmonitor kann man bspw. auch sehr gut mit guenstigem Grapefruitbesteck aus Plastik einstellen 😀
Bei den letzten brauchte man das aber auch nur noch fuer den Kontrast. Alles andere ging ueber einen seriellen Port, an den ein alter Floppy-Stromstecker passte und qua Software.

Und mal ehrlich, kennen juengere Bastler keine Trimmer mehr? Kann doch kaum sein.


Hadmut
22.4.2014 7:59
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Für Trimmer reicht jeder normale kleine Schraubendreher.


Wima
22.4.2014 9:20
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Was ist den ein Schraubendreher? Ich besitze nur Schraubenzieher;-)


Hadmut
22.4.2014 9:39
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> Was ist den ein Schraubendreher? Ich besitze nur Schraubenzieher;-)

Früher, vor 20, 30 Jahren hatte ich auch nur Schraubenzieher. Die hab ich dann irgendwann mal alle weggeworfen und mir Schraubendreher gekauft. Weil mir irgendwer sagte, dass man mit Schraubenziehern Schrauben nicht rein, und genaugenommen auch gar nicht rausschrauben könnte.


dustbunny
22.4.2014 12:03
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@Hans Moser:

Und mal ehrlich, kennen juengere Bastler keine Trimmer mehr? Kann doch kaum sein.

Falls du mit Trimmer einstellbare Kondensatoren geringer Kapazität meintest: Die ließen sich u.A. durch Schaltungen mit Kapazitätsdioden ersetzen. Letztere sind keine Erfindungen aus jüngerer Zeit und daher heutzutage in einigen Teilen der Welt schon wieder fast ausgestorben oder für Bastler zu teuer, so dass man sich manchmal mit Notlösungen behelfen muss.

@Hadmut:

Früher, vor 20, 30 Jahren hatte ich auch nur Schraubenzieher. Die hab ich dann irgendwann mal alle weggeworfen und mir Schraubendreher gekauft. Weil mir irgendwer sagte, dass man mit Schraubenziehern Schrauben nicht rein, und genaugenommen auch gar nicht rausschrauben könnte.

Die Bezeichnung Schraubendreher ist zwar unter interessierten Laien weit verbreitet, aber dem wirklichen Fachmann viel zu unspezifisch: Du beziehst dich vermutlich auf Axial- oder Vertikalschraubendreher (in Abgrenzung zu Radial- oder Horizontalschraubendrehern). 😉


Hadmut
22.4.2014 12:06
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@dustbunny: Rechtsgewinde. Ich habe mir kürzlich aber noch einen sauteuren Satz für Linksgewinde gekauft.


Gast$FF
22.4.2014 23:35
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> Ich hab mal mit Eisen-III-Chlorid so einen Braun-Gelb-Durchfall-farbenen Fleck in den Teppich gemacht, der nie wieder rausging.

Falls der Teppich noch in Gebrauch ist: Behandlung mit wässriger Lösung von Ascorbinsäure (Vitamin C) oder einfach Zitronensaft versuchen. Mehrmals einwirken lassen.


energist
24.4.2014 10:36
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> *Seufz*

> Ich hab’s aus der Mülltüte wieder rausgefischt… Wo soll’s hin?

Oh, danke. Weiteres per Mail?