Die Wurst-Verschwörung
Also ich hätte das ja nicht … wenn da nicht neulich …
Leser wiesen mich auf Presseartikel über die Wurst-Verschwörung. Conchita Wurst vom Eurovision Song Contest. Der Schwindel höchstpersönlich, weil sie uns einen Mann in Frauenkleidern als Frau mit Vollbart verkaufen wollen.
Dazu äußert sich nun die „Junge SVP Kanton Solothurn”. Eieiei. Ich halte ja schon von Parteien nichts. Aber das Allerschlimmste im Parteienspektrum sind immer die Jugend-Organisationen, die drehen dann immer komplett hohl. Egal ob Grüne, Piraten, SPD, CSU, CDU, Linke, völlig egal. Die Jugendorganisationen spinnen immer besonders schräg.
Die nun meinen, dass der Eurovision Song Contest mit der Wurst als Sieger Schwindel gewesen sei. Siehe etwa Solothurner Zeitung oder 20 Minuten. Sie sagen, sie hätten Beweise und seien sich ganz, ganz sicher, legten die Beweise aber nicht vor. Und die Wortwahl ist – naja – irgendwie überdreht. Sie sind der Auffassung, dass man den Song Contest manipuliert habe, um da das Geschlechter- und Familienbild zu zerstören.
Nun gut. Ambivalent. Grundsätzlich ist das nicht abwegig, denn es ist ja erklärtes Ziel des Genderismus, genau das zu tun. Das leugnen sie ja gar nicht. Andererseits hört es sich doch nach Verschwörungstheorie und Propaganda an. Denn auch wenn der Vorwurf im Allgemeinen zutreffend ist, könnte es trotzdem sein, dass sie sich im Einzelfall nur wichtig tun wollen.
Ich hätte das soweit nicht weiter beachtet und im Rundordner abgelegt. Wenn nicht, ja, wenn nicht…
Wenn ich nicht neulich in Leipzig auf dem Feministinnen-Podium gesessen hätte, und rechts neben mir (haha, Wortwitz) Ingrid Deltenre gesessen hätte, Direktorin der EBU (European Broadcasting Union). Und ratet mal, wer die EBU ist: Genau! Das ist die Organisation, die den ESC veranstaltet. Die ist die Chefin von det janze.
Wenn es also so eine Verschwörung und Manipulation gäbe, dann müsste die ganz tief mit drinstecken.
Und da fällt mir noch ein Teil des Podiumsgespräches ein. Ich hatte gesagt, dass Frauenquoten in sich widersprüchlich sind, weil sie einerseits die Geschlechterrollen, feste Geschlechtszuweisungen, binäre Gesellschaftseinteilungen und „Stereotypen” abschaffen wollten, andererseits aber Bewerber und Angestellte einer Firma in genau zwei Hälften teilen wollten, nämlich die, die auf die Quote angerechnet werden, und die, die nicht. Damit gäben sie letztlich nur Mann/Frau andere Bezeichnungen, nämlich nicht-quotentauglich/quotentauglich. Außerdem sollten sie mir mal erklären, woran sie an einem Bewerber überhaupt feststellen wollten, ob’s a quotenuntaugliches Männle, oder ein quotentaugliches Weible sein solle. Hosen runter, Schwanzlänge messen? Wussten sie nicht. Sie forderten eine Frauenquote und konnten selbst nicht sagen, wie das dann konkret laufen können sollte.
In ihrer Not, auf meinen (durchaus auf das Publikum wirsamen) Vorhalt keine Antwort zu wissen, gaben sie das Wort an Deltenre. Und die versuchte, sich aus der Situation herauszureden, indem sie sagte, dass sie an der EBU ja gar nicht auf Mann-Frau hinauswollten, sondern ihr Ziel „Diversität” sei, sie Leute suchten, die von diesem Schema abweichten. Und dass sie das mit großem Nachdruck durchsetzen würden.
Aha.
Die Direktorin der EBU (und damit des Song Contests) sagte mir nur vier Tage vor dem Song Contest direkt so, dass sie dort diese Diversität als Abweichung vom Mann-Frau-Schema bewusst, absichtlich und rigoros durchsetzen.
Tja. Und plötzlich sieht die Verschwörungstheorie ganz anders aus. Na, sowas.
15 Kommentare (RSS-Feed)
Das mit der Förderung der Diversität stimmt schon. Wenn man heute nicht mindestens einen Asiaten oder Afrikaner unter seinen Vorfahren hat, darf man im deutschen Fernsehen keine Musiksendung mehr moderieren. Vom Mutantenstadl jetzt mal abgesehen.
Neben bei konnte man, mit der Bestimmung dieses Siegers beim ESC, es den homophoben Russen so richtig zeigen, wie liberal Europa doch ist. Der Manipulationsverdacht paßt da schon ins Bild.
> Außerdem sollten sie mir mal erklären, woran sie an einem Bewerber überhaupt feststellen wollten, ob’s a quotenuntaugliches Männle, oder ein quotentaugliches Weible sein solle.
Tjaaa… Und wie soll das dann erst bei einer “Asiatenquote” funktionieren? Müssen wir zum Zwecke der Kategorisierung dann etwa die Rassenlehre wiederbeleben? Andererseits, “Asiat” ist doch ohnehin nur ein soziales Konstrukt. Denn: Man kommt nicht als Asiat zur Welt, man wird es.
Wer Quoten sät, wird Rassismus ernten.
@Emil: Tscha, da verrate ich Dir mal ein echt krasses Geheimnis, Emil, wir alle haben afrikanische Vorfahren, ausnahmslos, sogar die Mutantenstadlzombies.
(etwas OT)
Susan Rice (aktuell: national security advisor to obama adm.) war vor ein Paar Wochen bei einem ihrer Stammtische (CFR) geladen, und sie hat ein wenig über ihren Lebenslauf, Diversitätsagenda usw. geplaudert. (Sie ist eine der Hauptdarstellerinen (mit anderen Powerfrauen wie Hitlary und Powers) im Libyenabenteuer und im Benghazi-Stunt.)
https://www.youtube.com/watch?v=uUbBjosXEr4 (30min)
In meinen Augen gibt sie ein Paradebeispiel für eine “unterpriviligierte” Strohfrau ab, die dank ihrer begrenzten intellektuellen Fähigkeiten beliebig steuerbar und ersetzbar ist.
In Russland ist es homophob, in Deutschland Kinderschutz …
Ich verstehe das Problem nicht, wie man entscheidet, ob eine Person unter eine geschlechtsspezifische Quotenregelung fällt. Geschlecht bezieht sich in solchen Zusammenhängen stets auf das juristische Geschlecht, also das, was als Geschlecht in der Geburtsurkunde eingetragen ist. Und das ist nicht notwendigerweise das genetische sondern schon eher das phänotypische Geschlecht (s. Transsexuellengesetz).
@ Karl Marx:
Ja, aber genau von dieser Zuweisung bei Geburt wollen sie doch unbedingt weg. Sie würden sich ja die eigene Argumentation schachmatt setzen, wenn sie die Geburtsurkunde heranzögen.
Transsexuelle bekommen neue Geburtsurkunden. Stand hier: https://www.lawblog.de/index.php/archives/2014/05/27/handelsregister-immer-wahr-immer-klar/
> Geschlecht bezieht sich in solchen Zusammenhängen stets auf das juristische Geschlecht, also das, was als Geschlecht in der Geburtsurkunde eingetragen ist. Und das ist nicht notwendigerweise das genetische sondern schon eher das phänotypische Geschlecht
Wie jetzt? Das Geschlecht am /Phänotyp/ festmachen? Das wäre ja komplett diskriminierend. Stereotype und so. Bei den sog. positiven Maßnahmen zur Herstellung der Geschlechtergerechtigkeit geht es doch nicht um einen Biologismus, sondern um Gender. Und Gender ist nach Stand der gleichnamigen Wissenschaft doch gerade /unabhängig/ von solchen Merkmalen wie Phänotyp oder Chromosomensatz. Oder habe ich das falsch verstanden? Muss man jetzt beispielsweise bei einer Bewerbung auf eine quotierte Stelle etwa eine Kopie der Geburtsurkunde beilegen?
@Hadmut: Die Forderung, komplett auf den Eintrag in der Geburtsurkunde zu verzichten, ist eine Minderheitenmeinung [1] eines Intersexuellenverbandes zu sein, die aber nicht umgesetzt wurde. Es besteht also auch weiterhin die Möglichkeit, Merkmale getrennt nach dem juristischen Geschlechtern zu erfassen ohne dazu eine Schau des Intimbereits vornehmen zu müssen.
@Gast$FF: Affirmative Action basiert auf dem juristischen Geschlecht. Die Antwort auf deine letzte Frage lautet: Ja, bei begründetem Zweifel. Aber Hadmut hat schon recht. Wenn man dem Intersexuellenverband auf Streichung des Geschlechtseintrags recht gäbe, verschwände das juristische Geschlecht. Dann würde es sich erübrigen, mühsam mit Lebenspartnerschaften die Ehe nachzubilden. Um also die Politik und das BVerfG nicht arbeitslos zu machen, sollte man den Geschlechtseintrag im Personenstand erst dann einführen, wenn sich die Ehe von der Lebenspartnerschaft nur noch im Namen unterscheidet. 😉
[1] http://www.juwiss.de/111-2013/ mit Link auf http://www.intersexualite.de/index.php/forderungen/
Geschlecht (sex) = biologisches Geschlecht
Gender = soziales Geschlecht
Feminismus/Gender leugnet glaube nicht, dass es ein biologisches Geschlecht gibt – sie kritisieren jedoch die gesellschaftliche Behandlung des Geschlechts (Einschränkung am Ende des Textes).
Ganz logisch werd ichs sicher auch nicht zusammenkriegen aber ich versuch es mal – hier also meine Gedanken zu Gender nach zugegebenermaßen eher wenig Lektüre:
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Kritisiert wird damit
1. Sachen wie biologisch weiblich [männlich]
=> soll sich auch annährend dem aktuellen Idealtypus Frau [Mann verhalten]
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also dass gesellschaftlich verlangt wird, dass soziales Verhalten (gender) mit dem biologischen sein zusammenpassen – über Abweichung wird sich mockiert/die Nase gerümpft
Bsp Mann wird Kindergärtner
-wieso hat er nicht einen richtigen Beruf erlernt
-wie will er mit dem Gehalt eine Familie ernähren
-Männer verstehen doch nichts von Erziehung
Mann kommt gut mit Kindern klar -> ist nicht normal (denn Kindererziehung ist das Feld der Idealtypischen Frau) der kann ja nur nen Pädophiler sein
Die Antwort von Gender heißt: biologisches Geschlecht (sex) muss nicht mit dem sozialen Handeln in bestimmten Geschlechterrollen (gender) zusammenpassen. Es gibt ein gesellschaftliches Idealbild vom Verhalten einer Frau [eines Mannes] aber die wenigsten verhalten sich in jeder Situation immer entsprechend dieser gesellschaftlichen Idealbilder (dh vielleicht noch nicht mal die Norm sondern nur ein Ideal) – sondern es gibt mehr oder minder große Abweichungen.
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Kritisiert wird damit aber auch (ähnlich aber nicht gleich wie 1.)
2. dass biologischer Körper (in Bezug auf Geschlecht) gleichgesetzt wird mit gesellschaftlichen Erwartungen an das Geschlecht
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es ist richtig: das biologische Geschlecht bestimmt einige Dinge
zB dass nur Frauen Kinder gebähren und selbst säugen können (= Milch produzieren)
heißt das aber auch dass die Frau Hausfrau und Mutter sein muss bis das Kind aus dem elterlichen Haus mit 18+Jahren auszieht – obwohl wohl die wenigsten noch mit 18J gesäugt werden?
heißt dieser biologische Besonderheit, dass vor allem die Frau sich um die Erziehung der Kinder bis zum Erwachsenenalter kümmern muss – ist die Frau automatisch die bessere Erzieherin
können Frauen von Natur aus besser mit Kindern umgehen und sind sie deswegen überproportional in Erzieher/Lehrerberufen vertreten?
Die Antwort von Gender: nein! Man wird vielleicht männlich [weiblich] geboren. Aber die Frage “wann ist ein Mann ein Mann” ist eine Frage die die Gesellschaft (mit-)beantwortet [Wortspielerei meinerseits aber vielleicht versteht der eine oder andere wie ich es meine]. Du wirst von der Natur männlich geboren (sex) aber die Gesellschaft sagt dir, dass Mann nicht weint – ein Indianer kennt keinen Schmerz.
Die Gesellschaft sagt nicht du hast einen Busen also bist du weiblich. Die Gesellschaft sagt du bist eine Frau also solltest du schon kochen können sonst findest du mal nie einen Partner.
Dass Frauen kochen lernen können ist keine biologische Errungenschaft und weibliche Besonderheit. Männer hingegen können biologisch genauso Freude oder Trauer empfinden wie Frauen und in solchen Situationen haben sie die biologische Fähigkeit zu weinen. Dass Frau kochen können sollte und Mann nicht weint ist Kultur.*
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*Butler geht dann noch einen Schritt weiter
Butler: Die Macht der Geschlechternormen und die Grenzen des Menschlichen, 2009, S.299
im Original engl S.186
http://selforganizedseminar.files.wordpress.com/2011/07/butler-undoing_gender.pdf
Geschlechterdifferenz ist weder gänzlich gegeben noch gänzlich konstruiert, sondern beides zu Teilen. Diese Vorstellung eines ‘teilweise’ entzieht sich jeder klaren Bestimmung als ‘Teilung’; Geschlechtsdifferenz funktioniert so als Kluft, aber die Begriffe, die überlappen und ineinander übergehen, sind vielleicht gar nicht so sehr männlich oder weiblich als vielmehr die Problematik der Konstruktion selber; das, was konstruiert wird, geht notwendig der Konstruktion voraus, auch wenn es keinen Zugang zu diesem vorausliegenden Moment gibt als durch Konstruktion.
Das was konstruiert wird (=kulturelles / gender) geht der Konstruktion voraus ist also schon mit der Geburt da (=2 große Gruppen Geschlecht / sex) auch wenn es keinen weiteren Zugang dazu gibt als die Konstruktion selbst (=Geburt -> “es ist ein JUNGE!” inkl abladen aller Erwartungen an das was ein Junge zu sein hat)
also nochmal: das was konstruiert wird (gender) ergibt sich aus dem biologischen (sex) aber scheint ebenfalls auf dieses zurück (=Verwobenheit von beidem) ->keine klare Trennung von Henne und Ei
man wird eben nicht als biologisch männliches/weibliches Etwas geboren …als das Ding mit und das ding ohne Rüssel zwischen den Beinen… sondern es gibt bestimmte konstruierte Vorstellungen bzgl dieser biologischen Gruppen (Kultur), welche auf die biologischen Kategorien einwirken (das ist MEIN JUNGE! schaut nur was für kräftige Arme -vs- och süß dieses kleine Prinzesschen und diese Rehaugen wie die Mama)
= Verwobenheit wie es dann auch später im Text nochmal kommt
So wie ich sie verstehe, ist die Geschlechterdifferenz ein Ort, an dem wieder und wieder eine Frage in Bezug auf das Verhältnis des Biologischen zum Kulturellen gestellt wird, an dem sie gestellt werden muss und kann, aber wo sie, streng genommen, nicht beantwortet werden kann. Wenn wir sie als eine Grenzvorstellung verstehen, so hat die Geschlechterdifferenz psychische, somatische und soziale Dimensionen, die aber deshalb nicht entgültig voneinander abgegrenzt sind.
mit dieser Verwobenheit des Ganzen lehnt Butler (im Gegensatz zu anderen feministischen strömungen) dann auch glaube das biologische Geschlecht (sex) an sich -aber auch das soziale Geschlecht (gender) an sich- ab, da beide miteinander untrennbar vermengt sind.
Es gibt keine Leugnung des somatisch/körperlichen und psychischem (=biologischem) und auch die soziale Komponente wird anerkannt. Allerdings ist eben die biologische Betitelung als Geschlecht Mann und Frau/männlich und weiblich nicht rein biologisch sondern sozial verseucht/vermengt. So kann man dann behaupten -wie sie glaube auch tut- dass man eben nicht rein biologisch als Mann/Frau geboren wird sondern diese Einordnung/Schubladen selbst schon kulturell gefärbt sind und es somit keine wertfreie rein biologische Zuordnung gibt/geben kann.
Groß Infrage gestellt wurde/wird die angeblich klare 2Teilung Biologie vs Kultur im Normalfall sicher nicht – erst wenn dann mal was nicht klar zuzuordnen ist (männlich: es ist ein Junge//weiblich: es ist ein Mädchen) wird hinterfragt. Dann will man schnell Klarheit schaffen, damit man weiß welchen Koffer an Erwartungen man aufmachen muss, weil man sich sonst verloren fühlt. Das zeigt vielleicht dass das biologische eben nicht frei vom kulturellen ist sondern es vermengt ist. Man muss biologische Klarheiten schaffen denn es gibt nur einen Kulturkoffer für “männlich” und einen für “weiblich”… für “anders” (Zwitter oder was auch immer) ist kein Koffer da
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Einschränkung
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einige Fanatiker/Extremisten (ob Minderheit oder Mehrheit sei erstmal dahingestellt) verkürzen das dann
von
“die Biologie diktiert nicht allein das Sein und die sozialen Erwartungen sondern es gibt da auch noch sowas wie menschliche Kultur”
auf
“was ein/e Mann/Frau ist bestimmt nicht das Geschlecht sondern die Kultur” oder gar “es gibt kein Geschlecht [Butler hats gesagt] dh alles ist Kultur”
einige von den Extremisten lernen das dann nur so wie in der letzten kurz-Fassung und glauben das dann ohne die dahinterstehenden Gedanken/näheren Ausführungen zu kennen
dann kommt es zu so Wahnideen, dass man jeden so erziehen kann wie man ihn gern haben will etc pp
einige Beobachter lesen das dann in dieser verkürzten Version und denken, dass alle die Gender machen so denken und nehmen die Version so wie sie dasteht als des Gendermainstreams Leitsatz ebenfalls ohne die dahinterliegenden Ausführungen zu kennen
dann kommt es zu so Ausagen wie “nach Gender gibt es ja keine biologischen Geschlechter”
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[hoffe das ist wenigstens halbwegs richtig und ergibt in Teilen für einige Sinn, ggf sollen mich Experten berichtigen]
@Karl Marx: Danke für die Klarstellung. Ich nehme also mit:
– Gesetzliche Regelungen zur Herbeiführung von Geschlechtergerechtigkeit (z. B. Frauenquote) orientieren sich am “juristischen Geschlecht”.
– Letzteres wird durch eine einfache visuelle Inspektion des Genitalbereichs unmittelbar nach der Geburt festgelegt (vermutlich nach bestem Wissen und Gewissen, durch Arzt oder Hebamme – und hoffentlich immer einstimmig). Stichwort “Phänotyp”.
Damit stehen o.a. gesetzliche Regelungen nach meinem Verständnis allerdings im deutlichem Widerspruch zur akademischen Lehre von Gender, schon alleine weil sie das Konzept der Geschlechtsidentität vollständig ignorieren – und das Dogma der Zweigeschlechtlichkeit zementieren. [vielleicht kann Kommentator “kokko” hier helfen, diesen Widerspruch aufzulösen?!]
Ich habe auch so einige Bedenken, wie das in einem Bewerbungsverfahren praktisch funktionieren soll, “bei begründetem Zweifel” die Beibringung der Geburtsurkunde einzufordern. Man stelle sich einmal gedanklich diese Situation im Vorstellungsgespräch vor, oder den Text eines entsprechenden Antwortschreibens auf eine schriftliche Bewerbung: “… haben wir aufgrund Ihrer äußeren Erscheinung allerdings erhebliche Zweifel, dass es sich bei Ihnen tatsächlich um eine Frau handelt. Bitte legen Sie uns zum Nachweis Ihres Geschlechts Ihre Geburtsurkunde vor.” Geht ja gar nicht. Also lieber gleich bei verdächtigem Phänotyp präemptive Ablehnung unter falschem Vorwand, und darauf hoffen, dass es nicht zu einem Gerichtsverfahren kommt (in dem man die peinliche Klärung des juristischen Geschlechts dann dem Gericht überlassen kann)? Gibt es dafür schon Präzedenzfälle?
@Gast$FF
ja das juristische geschlecht orientiert sich soweit ich weiß am biologischen geschlecht (sex).
problematisch wird das glaube nur wenn
-es vom biologischen gesichtspunkt keine eindeutige zuordnung zu den biologischen geschlechtern männlich / weiblich gibt
oder
-wenn es sich um transsexuelle handelt die dann versuchen einen pass entsprechend ihres “gefühlten” geschlechts zu bekommen
Wo wir gerade wieder bei Quote sind, ich fand den Artikel interessant, welche Lisa Ortgies @lisaortgies von FrauTV gestern gepostet hatte:
http://www.abendblatt.de/kultur-live/article128406709/Verein-ProQuote-befragt-Krisen-Reporterinnen.html