Bürger-Schikane: Warum billige Handys kleine Speicher haben
Au weia. Wieder mal so deutsch.
Der angebliche Grund ist, dass die GEMA von Smartphone-Herstellern Gebühren verlangt. Und zwar 36 Euro ab 8 Gigabyte, und 12 Euro bei weniger Speicher. Bei billigen Handys ist die höhere Gebühr dann einfach nicht drin oder würde zu unverhältnismäßigen Preissteigerungen führen. Deshalb gibt’s die bei uns dann eben nur mit weniger Speicher.
Erinnert mich an so manche andere Dämlichkeit.
Als es noch die alten analogen Videokameras gab, hatten die in Asien auch Video-Eingangsbuchsen, von denen man aus aufnehmen konnte. In Deutschland fehlten die Buchsen, weil das Gerät sonst ein Videorekorder war, auf den höhere Zölle erhoben wurden.
Eine ganze Menge Digitalkameras, die auch Video aufnehmen können, können dies nur bis 29:59 Minuten. Weil ab 30:00 Minuten das Ding als Videokamera gilt und höhere Abgaben fällig werden.
Ein Kamerahersteller hat bei einer seiner sauteuren Profikameras die Serienbildgeschwindigkeit künstlich auf unter 10 (oder waren’s 12?) Bilder pro Sekunde begrenzt, obwohl es schneller ginge. Warum? Weil ab 10 (oder 12, weiß nicht mehr genau) für Fotografen die wesentlich teurere Film-Lizenz fällig würde, und so eben nur die Foto-Lizenz.
Ich glaube mich auch so dumpf erinnern zu können, dass irgendein Hersteller die Geschwindigkeit seiner Flachbettscanner für den deutschen Markt künstlich drosselte, weil irgendwelche Abgaben oder Gebühren von der Geschwindigkeit abhingen. Kaufte man das gleiche Modell im Ausland, war das viel schneller.
23 Kommentare (RSS-Feed)
Mein Galaxy Ace 3 hat 99 Euro gekostet und 8,00 GB. Ich nehme daher an, die Zahlen sind älter.
Zudem kosten die Geräte im Ausland doch fast genau das gleiche?!
Trotzdem unverschämt.
Ich glaube mich auch so dumpf erinnern zu können, dass irgendein Hersteller die Geschwindigkeit seiner Flachbettscanner für den deutschen Markt künstlich drosselte, weil irgendwelche Abgaben oder Gebühren von der Geschwindigkeit abhingen. Kaufte man das gleiche Modell im Ausland, war das viel schneller.
Das machten alle Hersteller billiger Scanner. Hardwareseitig waren die Geräte identisch, man durfte nur den deutschsprachigen Treiber nicht installieren, dann ging der Scan plötzlich doppelt so schnell.
Und wenn die Hersteller als Alternative zum internen Speicher einen Kartenslot einbauen, dann dürfen sie Lizenzgebühren an Microsoft für das FAT Dateisystem abdrücken. Sie haben also die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Soweit ich weiß, steckt die ZPÜ (Zentralstelle für private Überspielungsrechte) dahinter, zu der nicht nur die GEMA gehört sondern beispielsweise auch diverse Verwerter von Bild- und Filmrechten.
Wenn ich mich recht erinnere, hatten die im Rahmen einer Studie ein paar hundert Nutzer befragt, wobei sich herausstelllte, dass sich auf Handys und Speicherkarten häufig Medien-Dateien befinden, darunter auch viele Fotos und Videos. Deshalb wollten die mehr Kohle haben. Der Witz ist, dass es sich dabei oft um selbstaufgenommene Fotos und Videos handelt, da die Handys immer mehr als Kamera eingesetzt werden.
Ich erinnere mich, dass man mir früher unter Windows (95, 98) immer empfohlen hat die englischen Treiber für meinen Scanner zu installieren. Dann war er auch gemessen doppelt so schnell. Können wir nicht den Verein einfach schließen? Der verhindert Fortschritt und ärgert nur die kleinen Leute…
Noch was vergessen: die Gebührenfestsetzung an sich ist auch ziemlich skurril. Die Verwerter legen selbst fest, welches Stüch vom Kuchen sie gerne hätten und ein Beamter beim Patentamt, der dafür zuständig ist, muss das nur noch absegnen. Ab dann müssen alle Produzenten sofort die Abgaben entrichten. Sie können zwar dagegen klagen, aber eine gerichtliche Entscheidung kann Jahre dauern.
@Magnus
> Und wenn die Hersteller als Alternative zum internen Speicher einen Kartenslot einbauen …
Auf Speicherkarten werden ebenfalls ZPÜ-Gebühren fällig, nur nicht so hohe wie auf internen Speicher.
Hier eine Liste von 2012:
http://www.informationskreis.com/?p=234
Ich weiß allerdings nicht, ob die noch aktuell ist.
Mit Druckern gab es zumindest frueher das selbe Spiel. Dort waren die Bremsen aber nicht so extrem, da auch der Unterschied in den Abgaben nicht so gewaltig war/ist.
Zumindest frueher halfen da bereits englischsprachige Treiber.
Interessante Kommentare. Ich suche eigentlich einen schnelleren Scanner. Welche Geschwindigkeitsgrenzen gibt es denn, wieviel muss man für ein ungedrosseltes Modell hinlegen?
Danke für die Info.
Das erklärt einiges.
Bin mal gespannt, wann eine Abgabe auf Brillen und Zeichenblöcke kommt.
Ich habe so einen billigst Scanner, der scannt ausreichend gut, ist aber ar…langsam.
Und bei meinem Fotoapparat, eine Nikon J1, bricht die Videoaufnahme nach 20 min ab, obwohl die 4GB Filelängenlimit (FAT) nicht erreicht sind.
Weiss jemand, warum man bei der SD Karte auf FAT angewiesen ist?
Es gibt doch z.B. die Linuxfilesysteme, die mehr können.
Und zum Kopieren der Bilder ist ja ein USB Anschluss vorhanden.
Weiß jmd. wie das mit Scannern unter Linux aussieht? Ich meine, der Treiber ist ja hier nicht deutsch, aber vielleicht das Scanprogramm. Wenn alles Open-Source ist, müsste aber, wenn es eine softwareseitige Drossel ist, sich diese im Quellcode auskommentieren lassen.
Mit dem Zoll, das erinnert mich an Kaffee. Da habe ich vor ca. 1 Jahr eine Packung in der Hand gehabt, da stand was drauf wie “über 99% Kaffee” worauf ich erst dachte WZT (was zum Teufel!) – wie kann es sein dass seit > 40 Jahren nur reiner Kaffee verkauft wird, und jetzt kommt ein Hersteller und schafft es nicht alle Rückstände wie Blätter oder Äste zu entfernen? Er war billiger als ähnliche Produkte, aber da dämmerte mir auch, dass es eine Zollfrage sein muss. Auf Kaffeehaltige Getränke ist die Steuer niedriger, als auf 100% Kaffee, aber die Grenze ist eben 100% Kaffee – ja oder nein, nicht ab 90% oder 75%.
Allerdings ist der Unterschied, dass ich nicht schon beim Kauf eines Wasserkochers Kaffeesteuer zahlen muss oder beim Kaffeetassenkauf, selbst wenn ich nur Kakao trinke. Und dass ich Kaffee auch wirklich trinken darf.
Naja, Skurrilitäten gab es in dieser Parallelwelt vulgo früher aber auch genug. Ich hatte eine längere Auseinandersetzung mit dem Zoll (in Österreich), da Stereoanlagen dazumals mit einer Luxus-MWSt. (33%!) bedacht waren: Ein Zweikanal-Oszilloskop hielt der Zoll für so ein Luxus-Stereo-Gerät…
Bei den Speicher-Abgaben wäre vielleich auszujudizieren, ob denn das Kopierte überhaupt innert Lebenszeit kommensurabel sei, so 56 Wochen Musik beispielsweise (ohne eine einzige Wiederholung!) ist ja vielleicht auf einer Tankstellenmusikberiesekungsanlage vorstellbar – aber die zahlen ohnehin noch extra für die Musifirewall…
Unglaublich dieser Scheißbürokratieen-Mob. Parasitäre Nichtsnutze – aber demokratisch legitimiert. Selbst schuld, wer so was wählt.
Da fällt mir gleich Fact #10151 wieder ein:
Urheberrechtsabgabe auf Netzwerkfestplatten?
HDD kleiner 1TB 7€
HDD größer 1TB 9€
Netzwerk-HDD kleiner 1TB 5€
Netzwerk-HDD größer 1TB 17€
sprich:
SMB/FTP-Server und CPU machen eine Festplatte
– kleiner 1TB um 2€ billiger
– größer 1TB machen sie sie 8€ teuerer
(Quellen auf der Fact-Seite verlinkt)
@rleo
> Weiss jemand, warum man bei der SD Karte auf FAT angewiesen ist?
Ganz einfach: Weil das inzwischen jedes System lesen kann und weil es so einfach zu implementieren ist.
Andere filesyseme würden einen großen Teil der potentiellen Kundschaft von der einfachen benutzung abhalten udn mehr fehlerquellen einbauen und damit den Supportaufwand erhöhen.
@Michael: Ich wusste gar nicht, dass die GEMA gewählt wird.
Nun schmeißt Ihr hier aber fröhlich zwei grundveschiedene Dinge durcheinander.
Das eine sind die Abgaben für die Verwertungsgesellschaften. Das finde ich auch absolut daneben, da kann man nur kotzen.
Das andere aber sind die Zollgebühren. Darüber kann man zwar auch meckern, aber dann eigentlich nur grundsätzlich: Importzölle verteuern importierte Waren, das ist schließlich der Sinn davon, und das müssen wir beim Einkauf bezahlen. Wenn die Hersteller dann verkrüppelte Geräte exportieren, um weniger Zoll zahlen zu müssen, dann ist das praktisch die gleiche Auswirkung; sie könnten die Geräte ja auch original exportieren, nur wären sie dann hier noch teurer.
Natürlich ist das ärgerlich, aber das liegt nun mal in der Natur von Importbeschränkungen. Entweder setzt man sich für freien Welthandel ohne Einfuhrbeschränkungen ein, oder man lebt mit den Beschränkungen und jammert nicht rum.
Ein freuer Welthandel hätte schon was, man muss aber bedenken, dass erstens der Staat auf eine Menge Zolleinnahmen verzichten würde, die er über andere Steuern wieder rein holen müsste, dass zweitens die deutsche Industrie geschädigt würde, wenn die Gegenseite nicht ebenso nachzieht, und dass wir drittens ein Druckmittel gegenüber anderen Nationen aus der Hand geben würden, die sicher weiter Zölle erheben würden.
Interessante Kommentare.
Wie die Geschichten, wenn Opa vom Krieg erzählte und vermutlich ist auch der Wahrheitsgehalt ähnlich hoch. 😉 Jeder erzählt eine andere interessante Story, nur belegen kann sie keiner. Es müsste sich doch irgendein Testbericht einer halbwegs seriösen Computerzeitschrift finden lassen, wo die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen solcherart modifizierten Treiberversionen dokumentiert wurden.
Ich suche eigentlich einen schnelleren Scanner. Welche Geschwindigkeitsgrenzen gibt es denn, wieviel muss man für ein ungedrosseltes Modell hinlegen?
Du kannst jeden nehmen. Die Einschränkung der Scan-Geschwindigkeit bezog sich lediglich auf das Scannen im Schwarz-Weiß- oder Graustufenmodus (da unterstellte man das Erzeugen einer Fotokopie). Falls ein Sanity-Check tatsächlich einen künstlich gedrosselten Schwarz-Weiß-Modus ergab, scannte der normale Anwender dann halt in Farbe und rechnete sich die Bitmap-Daten anschließend per Software in Graustufen um.
Spätestens eit 2008 gibts durch die Pauschalabgabe auf alle Scanmodi für die Hersteller keinen Grund mehr, Unterschiede zu machen.
@Michael:
[…] aber demokratisch legitimiert.
Ich lachte. Demos-Sachen gibt es genau zweieinhalb Mal auf der Welt, eines beim direkten Nachbarn unten links, ein anderes in Island und das halbe in einigen wenigen counties der USA.
Was Du wohl meinst ist lobbyverseuchter Vertretermurks von stellvertretenden Stellvertretern, dem keinerlei wie auch immer geartete direkte, persönliche Konsequenz für Fehlverhalten dieser Clowns innewohnt.
Genau diese Farce einer Demokratiesimulation namens “repräsentative parlamentarische Demokratie” verhindert, die sattsam bekannten & hier von Hadmut regelmäßig geschilderten Perversitäten loszuwerden — sei es Baer, seien es die Genderirren an Universitäten und Instituten, sei es die vom Totalitarismus infizierte EU-Verarsche, das rückgratlose Gewese in Sachen GCHQ/ BND/ NSA/ Verfassungs”schutz”, you name it.
Wo immer der Demos nicht mitentscheiden kann/ darf, wo der Demos unmittelbar in seinem Sein betroffen ist — national und international –, da gibt es keine Demokratie, die diesen Namen auch verdient.
Geht ja bei uns schon los mit der Verarsche hinsichtlich Artikel 146 GG, nach Wiederverinigung gäben sich Michel und Michaela eine von allen Anwesenden (neue) abstimmbare Verfassung.
Weiss jemand, warum man bei der SD Karte auf FAT angewiesen ist?
Ist man nicht – die Kameras machen das wohl, weil so der 0-8-15-Windowsuser nicht gezwungen wird einen Treiber für andere Dateisysteme anzuschaffen. Und mehrere Dateisysteme optional in der Kamera, die diese ja formatieren können muss, anzubieten inklusive einer Erklärung für die Doofen, welches sie jetzt nehmen sollenm, wäre mehr Aufwand.
SD- und Micro-SD-Karten oder auch USB-Sticks u.ä. kann man aber wie andere Datenträger auch auch mit ReiserFS oder ext3 usw. formatieren. Die Kamera kann es dann halt nicht mehr lesen. Man kann auch partitionieren, und mehrere Systeme anlegen – für das Hobbysystem Windows ist es aber nötig, dass das erste System VFat ist, sonst scheitert es, wiesooft: Microsoft.
@Josh_
Wo sind dann größere Proteste dagegen ? Wenn der deutsche Michl seinen Hintern nicht hoch bekommt, ist es doch kein Wunder, daß immer mehr solche Auswüchse aufkommen. Insofern sind sie legitimiert, weil es keinen nennenswerten Protest dagegen gibt.
@Michael: Selbst wenn irgendwelche Ärsche ihre selbigen hochbekommen würden blieben Struktur und Konstruktionsmerkmale dieses Landes unverändert.
Das Fundament selbst, auf dem dieses Land aufbaut, wurde ja — aus seinerzeit nachvollziehbaren, bekannten Gründen — dergestalt angelegt, daß der Souverän nur in bescheidenem Maße mitgestalten kann. Und obwohl es in geringem Umfang plebiszitäre Elemente gibt sind diese doch so angelegt, die bekannten und auftretenden Fehler nicht korrigieren zu können, das ist ja die Krux.
Wie in der ersten Antwort an Dich bereits erwähnt haben die Schwarzen, Gelben und Roten auf genau das wesentliche Element des GG geschissen, das die Väter und Mütter mit Bedacht, Sinn und voller Intention in unsere “Verfassung” aufgenommen haben — nach Vollendung der Einheit geben “wir” uns alle eine endgültige Version, über die “wir” abstimmen.
Das Ergebnis davon kennst Du. Wir haben heute eine Justiz und eine Legislative, deren Mitspieler nicht nur das Peter-Prinzip zu hoher Meisterschaft gebracht haben, auch jede persönliche, konkrete Verantwortung für das eigene Tun ist von allen Protagonisten praktisch und ausnahmslos abgekoppelt.
Sicher, da gibt es den einen oder anderen Fall, in dem die Systemschmierer auch mal eine Sau durch’s Dorf treiben, dem Bild-Leser und/ oder den PC-Hetzern auf’s Maul schauen — Edathy, Wulff, Tauss, etc. –, allerdings sind solche “Events” schlicht und einfach das, was bereits im alten Rom praktiziert wurde: kocht die Volks”seele”, bastel’ einen schönen Buhmann und räder, flechte und hänge ihn öffentlich; das hält dann wieder für ‘ne Weile.
Alle billigen Scanner in D. sind künstlich gedrosselt. Eine Weile konnte man das mit englischen Treibern beheben, aber das geht auch schon seit 2000 nicht mehr. Grund natürlich VG Wort: ab einer bestimmten Scangeschwindigkeit gelten die Geräte als Kopierer, also höhrere Abgabe.
Meine Sony DV-Kamera kann laut Bedienungsanleitung vom Computer aufnehmen. In der Praxis aber eben nicht, weil … s.o.
Und es ist überall dieselbe beschissene Konstruktion: die Abgaben sollen die erlaubten Privatkopien entgelten, aber obwohl sie bezahlt werden, ist das private Kopieren mit Consumergeräten auf irgendeine Art unmöglich. Ich kann nicht einmal eigene Werke beliebig kopieren, obwohl mir das überall erlaubt ist – technisch ist es unmöglich, das darfst du erst wieder, wenn du Profi-Equipment kaufst, was mindestens das Zehnfache kostet.