Hadmut Danisch
Prüfungsrecht

Leistungsanforderungen und Bewertung

Leistungsanforderungen

  • Vorschriften, die für die Aufnahme des Berufs eine bestimmte Vor- und Ausbildung sowie den Nachweis erworbener Fähigkeiten in Form einer Prüfung verlangen, greifen in die Freiheit der Berufswahl ein und müssen deshalb den Anforderungen des Art. 12 I GG genügen.

    Die Leistungsanforderungen in einer solchen Prüfung und die Maßstäbe, nach denen die erbrachten Leistungen zu bewerten sind, bedürfen einer gesetzlichen Grundlage; die Prüfungsschranke darf nach Art und Höhe nicht ungeeignet, unnötig oder unzumutbar sein.

  • Universitätsgesetz Baden-Württemberg:

    § 50 Abs. 8
    Zum Nachweis von Studien- und Prüfungsleistungen ist von den Universitäten in geeigneten Studiengängen ein in der Regel auch international kompatibles Leistungspunktesystem zu schaffen, das auch die Übertragung erbrachter Leistungen auf andere Studiengänge derselben oder einer anderen Hochschule ermöglicht.
    § 51 Abs. 2
    Hochschulprüfungsordnungen müssen insbesondere regeln
    • 3. die Anforderungen in der Prüfung
    • 4. Art, Zahl und Umfang der Prüfungsleistungen
    • 11. die Grundsätze für die Bewertung der einzelnen Prüfungsleistungen und die Ermittlung des Prüfungsgesamtergebnisses durch eine differenzierte Benotung
  • Insbesondere müssen in einer solchen Prüfung die Leistungsanforderungen und die Maßstäbe, nach denen die erbrachten Leistungen zu bewerten sind, gesetzlich geregelt sein (BVerfG, 1 BvR 419/81, 213/83 ). [...] Allein auf diese Weise kann in einer Demokratie das vom Volk gewählte Parlament als Gesetzgeber seiner Verwantwortung für das Gesamtwohl unter Beachtung der Grundrechte, Art. 1 III GG, gerecht werden. [...] Danach muß auch das Verfahren des "Überdenkens" von Prüfungsentscheidungen, soweit dies für einen effektiven Schutz des Grundrechts der Berufsfreiheit erforderlich ist, in seinen wesentlichen Merkmalen vom Gesetzgeber festgelegt werden.
  • Das das gesamte Prüfungsrecht beherrschende Gebot der Gleichbehandlung verlangt, daß die Prüflinge bei der Bewertung mit den gleichen Maßstäben gemessen werden. Dieses Gebot der Gleichbehandlung ist jedoch auf die Prüflinge ein und derselben Prüfung im Rechtssinne beschränkt. Bei unterschiedlichen Laufbahnprüfungen können wegen unterschiedlicher Leistungsanforderungen an die Bewertung selbst gleichlautender Arbeiten unterschiedliche Maßstäbe angelegt werden.

    (Es wird ausgeführt, daß die Prüfung für den gehobenen Dienst in der Versorgungsverwaltung und die für den gehobenen Verwaltungsdienst auf Grundlage der Verordnugn des Innenministeriums unterschiedliche Prüfungen sind)
  • Die Lehrfreiheit des Hochschullehrers umfaßt zwar die inhaltliche und methodische Gestaltung der Lehrveranstaltungen, nicht aber ohne weiteres auch die Bestimmung der Voraussetzungen, unter denen ein Leistungsnachweis erteilt wird. Diese Frage kann vielmehr, soweit sich dies unter Ausbildungsgesichtspunkten als nötig erweist, von der Universität in der für den jeweiligen Studiengang erlassenen Studienordnung geregelt werden. [...]

    Ein durch seine Lehrfreiheit geschütztes Interesse des Antragstellers (Prüfers), die Voraussetzungen für die Erteilung des Leistungsnachweises ausschließlich nach eigenem Gutdünken festzulegen, besteht offensichtlich nicht. Denn die Frage nach diesen Voraussetzungen betrifft thematisch den Studienerfolg der Studenten und kann darum, soweit sich das unter Ausbildungsgesichtspunkten als nötig erweist, in der für den jeweiligen STudengang erlassenen Studienordnung geregelt werden. In Anbetracht ihres Inhalts und ihrer Zielrichtung ist eine solche Regelung [...] in erster Linie an dem Grundrecht der Studenten auf Berufsfreiheit (Art. 12 I GG) zu messen.

Chancengleichheit und Vergleich mit anderen Prüflingen

  • Nach dem Grundsatz der Chancengleichheit, der das Prüfungsrecht beherrscht, müssen für vergleichbare Prüflinge so weit wie möglich vergleichbare Prüfungsbedingungen und Bewertungskriterien gelten.

    Quelle: BVerfG, 1 BvR 419/81, 213/83 ; BVerfGE_37_242; BVerfGE_79_212

  • ... Davon gehen auch die angegriffenen Entscheidungen aus, die zur Begründung auf eine langjährige und gefestigte Rechtsprechung des BVerwG verweisen. Schon in seinem ersten grundlegenden Urteil zum Beurteilungsspielraum im Prüfungsrecht (Verweis auf BVerwGE 8, 272 [273] = NJW 1959, 1842) begründete das BVerwG seine Auffassung mit den prinzipiellen Voraussetzungen jeder Benotung: Prüfungsnoten könnten nicht isoliert für jeden Einzelfall gefunden werden, sondern ergäben sich aus dem fachkundigen Vergleich mit den Leistungen anderer, vergleichbarer Prüflinge; sie seien das Ergebnis von Erfahrungswerten auf der Grundlage von Leistungsvergleichen. Auch in späteren Entscheidungen hat das BVerfG hervorgehoben, daß die Notengebung eine "vernünftige und gerechte Relation" zur Bewertung der Arbeiten anderer Prüflinge herstellen muß.
  • Die Prüfer und Prüfungsausschüsse sind durch Art. 3 Abs. 1 GG gehalten, gleiche Leistungen gleich zu bewerten.

    Quelle: Niehues, Rn. 355