Urteilsübersicht
In der Literatur, in den Aufsätzen, in der Rechtsprechung werden ständig die verschiedenen Urteile zitiert. Unglücklicherweise geht es in der juristischen Zitierweise kreuz und quer durcheinander. Urteile werden oft an verschiedenen Stellen veröffentlicht und der Zitierende gibt - je nach Interessenlage und persönlicher Literaturausstattung - nicht Datum und Aktenzeichen, sondern nur die Fundstelle an. Jemand anderes gibt an anderer Stelle vielleicht eine andere Fundstelle an. Man sucht dann mühsam danach, ohne zu merken, daß beide das gleiche Urteil meinen, das man vielleicht schon hat oder an anderer Stelle leichter gefunden hätte. Deshalb stelle ich hier einmal die m. E. wichtigsten Urteile mit Fundstellen zusammen. Vielleicht gibt es irgendwann einmal sogar den Volltext dazu.
Achtung, die Tabelle ist gerade im Aufbau! Sie ist außerdem nicht vollständig und wird es auch nie sein, sondern deckt nur einen Teil der Rechtsprechung ab, den ich in Bezug auf die Prüfungsrechtsprobleme, mit denen ich mich bisher beschäftigt habe, für interessant halte.
Momentan habe ich auch noch nicht alle Urteile im Volltext gesammelt, weshalb ich leider noch nicht zu allen die genauen Daten (Aktenzeichen, Datum, Fundstelle...) angeben kann. Dies wird aber mit der Zeit vervollständigt.
Ach ja: Einige Professoren wollten mir nicht glauben, daß es überhaupt Gerichtsurteile über Prüfungen geben könnte, schon gar nicht des Bundesverfassungsgerichts. Na dann...
Az./Datum | Fundstellen | Anmerkungen |
---|---|---|
Bundesverfassungsgericht | ||
1 BvR 419/81, 213/83 Beschl. v. 17.4.1991 |
BVerfGE 84, 34; NJW 1991, 2005; DVBl 1991, 801; NVwZ 1991, 689 (oder 869); DÖV 1991, 794; JZ 1991, 1077; | Die wichtigste Entscheidung im Prüfungsrecht. Das BVerfG hat verboten, eine richtige und begründete Lösung als falsch zu bewerten. Leistungsanforderungen und Maßstäbe bedürfen der rechtlichen Grundlage. Das "Verfahren des Überdenkens" wird eingeführt. |
1 BvR 1529/84, 138/87 Beschl. v. 17.4.1991 |
BVerfGE 84, 59; NJW 1991, 2008; DVBl 1991, 805; NVwZ 1991, 870; DÖV 1991, 807; JZ 1991, 1081 | Gesetzliche Grundlage; Antwortenspielraum |
1 BvR 1033/82 Beschl. v. 14.3.1989 |
BVerfGE 80, 1; NVwZ 1989, 850 | - |
1 BvR 640/80 Beschl. v. 20.10.1981 |
BVerfGE 58, 257 | - |
1 BvR 1505/94 Beschl. v. 16.1.1995 |
NVwZ 1995, 469 | Verschiedene Ausführungen zum Grundrechtsschutz bei Prüfungsentscheidungen |
1 BvR 1315/97 Beschl. v. 3.5.1999 |
NVwZ 1999, 1102 | Verfassungsrechtliche Anforderungen an die Dauer von Prüfungsverfahren |
1 BvR 991/91 Beschl. v. 10.10.1991 |
NVwZ 1992,657 | Zutreffende Antworten und brauchbare Lösungen dürfen im Prinzip nicht als falsch bewertet werden und zum Nichtbestehen führen. |
BVerfGE 52, 380 ? v. ? |
BVerfGE 52, 380 = NJW 1980, 1153 | - |
BVerfGE 73,280 Beschl. v. ? |
BVerfGE 73, 280; NJW 1987,887 | - |
BVerfGE 37, 342 ? v. ? |
BVerfGE 37, 342 | - |
BVerfGE 79, 212 ? v. ? |
BVerfGE 79, 212 | - |
BVerfGE 60, 253 ? v. ? |
BVerfGE 60, 253 | - |
1 BvR 316/60 Beschl. v. 16.1.1963 |
BVerfGE 15, 256 | Zur Frage der Freiheit von Wissenschaft, Forschung und Lehre |
1 BvR 424/71 u. 325/72 Urt. v. 29.5.1973 |
BVerfGE 35, 79 = DÖV 1973, 560 | Zur Wissenschaftsfreiheit |
1 BvR 333/75 u. 174, 178, 191/71 Beschl. v. 1.3.1978 |
BVerfGE 47, 327 | Zur Wissenschaftsfreiheit |
1 BvR 900/88 Beschl. v. 30.11.1988 |
unveröffentlicht | Nichtannahme der Verfassungsbeschwerde zu BVerwG, 7 B 8/88. Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhaß nicht von Wissenschafts- und Kunstfreiheit gedeckt. |
BVerfGE 55,37 ? v. ? |
BVerfGE 55,37 | Studenten können sich auf die Wissenschaftsfreiheit berufen, wenn sie wissenschaftlich tätig sind. |
Bundesverwaltungsgericht | ||
6 C 3/92 Urt. v. 9.12.1992 |
NVwZ 1993, 677; BVerwGE 91, 262; Bucholz 421.0 Nr. 307 | Anforderungen an die Begründung der Prüfungsbewertung; Pflicht der Prüfer zur Begründung; Recht der Prüfungsbehörde neueBewertungen nachzuschieben. |
6 C 35/92 Beschl. v. 24.2.1993 |
NVwZ 1993, 681; BVerwGE 92, 132 | Folgeurteil zum Beschl. des BVerfG v. 17.4.1991; Details zum Verfahren des Überdenkens |
6 C 38/92 Urt. v. 24.2.1993 |
NVwZ 1993, 686 | Wann sind die ursprünglichen Prüfer, wann sind andere Prüfer für die Neubewertung heranzuziehen? Pflicht des Gesetzgebers, das Verfahren auszugestalten. |
6 C 4.93 Urt. v. 30.6.1994 |
DVBl 1994, 1362 | Einige Ausführungen zum Verfahren des Überdenkens und zum verwaltungsinternen Kontrollverfahren. ... Stellt der Prüfling einzelne Wertungen substantiiert in Frage, so ist die Prüfungsbehörde verpflichtet, die Einwendungen den beteiligten Prüfern zuzuleiten. |
7 B 58/80 Beschl. v. 16.4.1980 |
NJW 1980, 2208 | Beruht eine Prüfungsentscheidung auf einem das Leistungsbild beeinflussenden Verfahrensfehler, so kann das grundsätzlich nur zur erneuten Prüfung und nicht zur Neubewertung der erbrachten Prüfungsleistung führen. |
6 C 1/92 Urt. v. 30.1.1995 |
NVwZ 1995, 788 | Zum Verfahren bei im Rechtsstreit nachgeholter Bewertung. |
6 B 55/97 Beschl. v. 17.12.1997 |
NVwZ 1998, 738 | Volle gerichtliche Überprüfung von Fachfragen |
6 C 32/92 Urt. v. 24.2.1993 |
NVwZ 1993, 689 | Anspruch auf effektiven Grundrechtsschutz, Akteneinsicht. |
6 C 5/93 Urt. v. 16.3.1994 |
NVwZ-RR 1994, 582; DVBl. 94, 1356 | Verschiedene Feststellungen zur gerichtlichen Nachprüfung von Prüfungsentscheidungen |
7 C 57.83 Urt. v. 20.9.1984 |
BVerwGE 70, 143; NVwZ 1985, 187; DÖV 1985, 488; DVBl 1985, 61 | Verschiedene Pflichten des Prüfers, Beweislast für Bewertungsfehler |
6 C 18.93 Urt. v. 6.9.1995 |
DVBl 1996, 436 | Verschiedene Ausführungen zur Begründungspflicht |
7 C 6.66 Urt. v. 26.1.1968 |
BVerwGE ??, 70 | Im Rechtsstaat ist es nicht erforderlich, die Vorschriften des Gerichtsverfahrens über die Ablehnung eines Richters entsprechend im Prüfungsverfahren anzuwenden. (Weil Prüfungsentscheidungen im Gegensatz zu Gerichtsurteilen durch nachträgliche Befangenheitskontrolle aufgehoben werden können.) |
6 B 45.92 Beschl. v. 15.1.1993 |
Buchholz 421.0 Prüfungswesen Nr. 310 | Der Grundsatz der Chancengleichheit verlangt, daß die Prüflinge ihre Prüfungsleistungen möglichst unter gleichen äußeren Prüfungsbedingungen erbringen können. |
2 CB 54.86 Beschl. v. 14.9.1989 |
Buchholz 421.0 Prüfungswesen Nr. 270 | Das das gesamte Prüfungsrecht beherrschende Gebot der Gleichbehandlung verlangt, daß die Prüflinge bei der Bewertung mit den gleichen Maßstäben gemessen werden. [...] |
BVerwGE 8, 272 ? v. ? |
BVerwGE 8, 272 | - |
6 B 31/91 Beschl. v. 25.8.1992 |
NVwZ 1992, 1201 | Entziehung eines Doktorgrades wegen Unwürdigkeit nach Tötungsdelikt |
7 B 8/88 Beschl. v. 5.5.1988 |
NJW 1988, 2911 | Entziehung eines Doktorgrades wegen Unwürdigkeit nach Mißbrauch des Doktortitels für Volksverhetzung (§ 130 StGB) und Aufstachelung zum Rassenhaß (§ 131 StGB) |
6 C 1/93 Urt. v. 16.3.1994 |
NVwZ 1994, 1209 | Bewertungen von Habilitationsleistungen, Akteneinsicht |
7 B 233 u. 234/84 Beschl. v. 16.12.1985 |
NVwZ 1986, 376 | Das Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit gibt nicht das Recht, gegen eine bindende Anordnung der Rechtsaufsichtsbehörde zu verstoßen. |
7 NB 5/90 Beschl. v. 24.5.1991 |
NVwZ 1991, 1082 | Grenzen der Lehrfreiheit des Hochschullehrers |
6 B 81/95 Beschl. v. 10.6.1996 |
NVwZ-RR 1997, 101 | Rechtsschutz bei "überholender" Wiederholungsprüfung |
BVerwGE 85, 163 ? v. ? |
BVerwGE 85, 163; NJW-RR 1990, 1351 | - |
NVwZ-RR 1998, 177 ? v. ? |
NVwZ-RR 1998, 177 | - |
DVBl. 1987, 1223 ? v. ? |
DVBl. 1987, 1223 | - |
7 B 231, 232.84 Beschl. v. 3.1.1985 |
DVBl. 1985, 1082 | Prüfungsentscheidung rechtsfehlerhaft, wenn Prüfer nur diagonal liest oder von falscher Aufgabenstellung ausgeht. |
6 B 87.93 Beschl. v. 8.8.1994 |
DÖV 1995, 79 | Kein Abbruch der Bewertung nach falscher Weichenstellung |
7 B 24/75 Beschl. v. 19.8.1975 |
SPE III E I, S. 51 | Überbewertung äußerer Formen |
9.12.83 Urt. v. 9.12.1983 |
NJW 1984, 2650 | Eine Bewertung ist auch dann willkürlich, wenn der Prüfer Lösungen und Antworten vermißt, die nach der Aufgabenstellung nicht verlangt bzw. nicht erfragt worden sind. |
7 C 54/78 Urt. v. 28.11.1980 |
BVerwGE 61, 211 | Schreibversehen des Prüflings |
21.10.1993 Urt. v. 21.10.1993 |
BayVBl 1994, 443 | Antwortenspielraum des Prüflings |
BVerwGE 70, 144 Urt. v. ? |
BVerwGE 70, 144 | Befangenheit des Prüfers |
7 C 9.71 Urt. v. 22.2.1974 |
DÖV 1974, 493 | Prüfungsleistungen bei Promotionen und Habilitationen dürfen nur von Personen bewertet werden, die selbst mindestens die Qualifikation, die durch die Prüfung festgestellt werden soll, oder eine vergleichbare Qualifikation besitzen. - Eine Fakultät ist keine juristische Person und deshalb nach § 61 Nr. 1 VwGO nicht beteiligungsfähig. |
VGH Baden-Württemberg (Mannheim) | ||
9 S 105/90 Urt. v. 15.2.1991 |
NVwZ 1991, 1205 | Unterbleibt die Begründung der Bewertung, so hat der Prüfling einen Anspruch auf Neubewertung durch neue Prüfer. Ein "Nachschieben" der Begründung scheidet aus. (Nicht rechtskräftig, aber in wesentlichen Punkten vom BVerwG, 6 C 3/92, bestätigt. Die Behörde kann zwar keine Begründung, aber eine neue Bewertung nachschieben.) |
9 S 2341/93 Urt. v. 9.5.1995 |
? | Ob eine Prüfungsfrage über den zulässigen Prüfungsstoff hinausgeht, unterliegt uneingeschränkter gerichtlicher Kontrolle. |
16.1.1990 Urt. v. 16.1.1990 |
? | Der Bewertungsvorgang darf nicht ungeordnet sein oder bloßen Intuitionen nachgehen, sondern muß den Prinzipien der Sachbezogenheit und Systemgerechtigkeit folgen. |
9 S 207/89 Urt. v. 8.3.1989 |
VBlBW 89, 390 | Kein Abbruch der Bewertung nach falscher Weichenstellung |
9 S 3227/89 Urt. v. 24.4.1990 |
SPE 528 Nr. 7 | Unsachlichkeit des Prüfers |
KMK-HSchR 1978, 592 ff. ? v. ? |
KMK-HSchR 1978, 592 ff. | Dauer eines Prüfungsverfahrens |
NVwZ 1989, 891 ? v. ? |
NVwZ 1989, 891 | Dauer eines Prüfungsverfahrens |
OVG Nordrhein-Westfalen (Münster) | ||
22 A 2549/91 Urt. v. 16.7.1992 |
NVwZ 1993, 95 | Richtige Klageart für eine prüfungsrechtliche Verbesserungsklage ist regelmäßig die auf eine Neubescheinigung gerichtete Verpflichtungsklage.[...] (nicht rechtskräftig) |
22A 194/98 Urt. v. 6.7.1998 |
NJW 1999, 305 | Anforderungen an Diplomprüfung, Wer darf Prüfer in einer Diplomarbeit sein |
22 A 205/91 Urt. v. 14.10.1992 |
NWVBl. 1993, 256 | Die Teilnahme einer Person an der Beratung, die dem Prüfungsausschuß nicht angehört oder die dabei zu berücksichtigen Leistungen des Prüflings nicht oder nur teilweise kennt, ist ein schwerer Verfahrensfehler. |
XV A 47/74 Urt. v. 18.10.1974 |
OVGE 30, 123 | Prüfer muß Leistung voll erfassen |
DÖV 1994, 392 Urt. v. 17.9.1993 |
DÖV 1994, 392 | Neubewertung durch andere Prüfer |
DVBl. 1996, 436 ? v. ? |
DVBl. 1996, 436 | Wernen Einwendungen im Verfahren des Überdenkens übergangen, ist die Prüfungsentscheidung aufzuheben. |
Bayrischer VGH | ||
Nr. 235 III 77 Beschl. v. 4.1.1978 |
BayVBl. 1978, 309 | Prüfungsakten sind nicht im Sinne von § 99 Abs. 1 Satz 2 VwGO ihrem Wesen nach geheim zu halten. |
7 B 91.875 Urt. v. 4.12.1991 |
? | - |
18.10.1988 Beschl. v. 18.10.1988 |
DVBl. 1989,110; BayVBl. 1989,114 | Von einem Prüfling darf nicht verlangt werden, daß er sich mit unmöglichen Inhalten auseinandersetzt. |
OVG Schleswig-Holstein (Schleswig) | ||
3 L 79/95 Urt. v. 9.2.1996 |
NVwZ-RR 1996, 443 | Bei Abstimmungen im Rahmen des Habilitationsverfahrens ist eine Stimmenthaltung unzulässig. |
NVwZ-RR 1993, 30 ? v. ? |
NVwZ-RR 1993, 30 | Dauer von Prüfungsverfahren |
VGH Hessen (Kassel) | ||
KMK-HSchR 1982, 352 ? v. ? |
KMK-HSchR 1982, 352 | Dauer von Prüfungsverfahren |
NVwZ-RR 1995, 398 ? v. ? |
NVwZ-RR 1995, 398 | Dauer von Prüfungsverfahren |
OVG Saarlouis | ||
8 R 23/95 Urt. v. 9.1.1997 |
? | Prüfungsentscheidung rechtswidrig, wenn Verfahren des Überdenkens trotz substantiierter Einwendungen nicht durchgeführt wurde. |
VG Dresden | ||
5 K 817/96 Beschl. v. 14.3.1996 |
NVwZ-RR 1997, 105 | Ein Prüfer hat kein subjektiv-öffentliches Recht darauf, als Prüfer in einem bestimmten Prüfungsverfahren eingesetzt zu werden. |
VG Frankfurt | ||
V/3 E 3290/87 Urt. v. 28.6.1989 |
NVwZ-RR 90, 32 | Unsachliche und willkürliche Bewertung |
VG Sigmaringen | ||
3 K 883/87 Urt. v. 27.1.1988 |
? | Prüfung rechtswidrig bei Teilnahme von Nichtmitgliedern des Prüfungsausschußes an der Beratung |